Bahmaniden

Bahmaniden
Das Bahmani-Sultanat um 1470.

Das Bahmani-Sultanat war ein islamischer Staat in Zentralindien und existierte von seiner Gründung 1345/47 bis zu seinem Zerfall nach 1490.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entstehung

Das Sultanat entstand, nachdem der Delhi-Sultan Muhammed Tughluk (reg. 1325-51) nach einer Reihe von Fehlentscheidungen seine Machtpositionen in Zentralindien bzw. dem Dekhan aufgegeben hatte. Konkret hatte er alle Steuerbeamten in Gujarat hinrichten lassen, woraufhin unter denen im Dekhan der Aufstand ausbrach. Muhammed Tughluk besiegte sie zwar schnell, konnte aber nicht alle Aufstände in seinem Reich gleichzeitig unterdrücken und musste so den Dekhan aufgeben.

Hasan Gangu Zafar Khan, ein türk. oder afghan. Offizier eroberte 1345 Deogir bzw. Daulatabad und erklärte sich unter dem Titel „Bahman-Schah“ zum Sultan. Er ließ sich vom Kalifen in Kairo, al-Mu'tazid im Amt bestätigen und wurde so zum Begründer des Bahmani-Sultanats. Die Hauptstadt des Sultanats wurde 1347 Gulbarga.

Bahman-Schah übernahm oder besiegte die restlichen Truppen des Delhi-Sultans im Süden und kämpfte gegen seine hinduistischen Nachbarn. Unter seinem Nachfolger Muhammad Schah (reg. 1358-1375) setzten sich diese Kämpfe mit größerer Härte und ohne bleibenden Erfolg fort. Um 1400 verzeichnete man folgende Nachbarn: die Gajapatis im Nordosten in Orissa, ebenso Gondwana, die Nayakas in Warangal im Osten, die Rajas von Vijayanagar im Süden, dazu die Sultane von Malwa und Gujarat im Norden bzw. Nordwesten.

Machthöhepunkt

Mohammed Schah II. (reg. 1378-1397) galt als relativ „aufgeklärt“, gründete Waisenschulen und lud den persischen Dichter Hafiz zu sich ein, der aber wegen eines Sturms umkehren musste. Sein Nachfolger Firuz Schah (reg. 1397-1422) führte das Bahmani-Reich zum Machthöhepunkt, brachte Vijayanagar zwei schwere Niederlagen bei, wobei dieses schließlich eine hohe Kriegsentschädigung zahlen und einer Heirat zustimmen musste (sog. „Krieg um des Goldschmiedes Tochter“). Firuz Schah galt als Gelehrter mit einem großen Harem, entzweite sich aber mit seinem Bruder Ahmed und wurde von diesem ermordet. Ahmed (reg. 1422-1436) führte dann den Krieg gegen Vijayanagar fort, kämpfte auch gegen Malwa und verlegte die Hauptstadt 1425 ins besser zu verteidigende Bidar.

Die Kriegsführung und die Rechtsprechung des Sultans war in der Regel grausam, die Hauptstädte und Paläste waren prachtvoll und die hinduistischen Bauern lebten in größerer Armut als im damaligen Russland, wie es ein Reisender namens Athanasius Nikitin um 1470 beschrieb. Wegen der zahlenmäßigen Überlegenheit der Hindus und der ständigen Kriege war das Sultanat auf eine Zuwanderung von Abenteurern aus sämtlichen Ländern der islamischen Welt angewiesen.

Zerfall durch innere Konflikte

Unter Sultan Humayun (reg. 1458-1461) kam es zu blutigen Parteikämpfen zwischen den indischen und den eingewanderten Moslems (Araber, Türken, Perser), bei denen der fähige Wesir Khalaf Hassan (Malik-ut-Tujjar) ermordet wurde und der ursprünglich milde Sultan sich zu einer grausamen Bestie wandelte. Nach Humayuns Ermordung schien das Bahmani-Sultanat auseinanderzubrechen, konnte aber von dem Reform-Minister Mahmud Gawan (reg. 1461-81, hingerichtet) noch einmal gerettet werden.

Mahmud Gawan unterstellte viele Steuerbezirke, Festungen und einen Teil der Truppen direkt der Krone. Dazu kontrollierte er die Postenvergabe bis in die untersten Verwaltungsebenen hinein, um eine ausgewogene Postenverteilung zwischen den indischen und den eingewanderten Moslems herzustellen. Er führte die Regierung und wurde schließlich mittels eines gefälschten Briefes gestürzt, während der junge Sultan Muhammed III. (reg. 1463-1482) vom Wein abhängig war. Vier Jahre nach Mahmud Gawans Hinrichtung flammten dann die Parteikämpfe zwischen den indischen und den eingewanderten Moslems wieder auf, so dass die Gouverneure in den Provinzen schließlich nacheinander ihre Unabhängigkeit erklärten (1490).

Das Bahmani-Sultanat löste sich unter dem letzten Sultan Mahmud Schah IV. (reg. 1482-1518) auf, der nur noch ein Spielball in den Händen seiner Minister und des Königs von Vijayanagar war. Es entstanden fünf unabhängige Nachfolgesultanate, die sogenannten Dekkan-Sultanate, darunter Bijapur (1490) und Golkonda (1512), die erst vom Großmogul Aurangzeb beseitigt wurden.

Liste der Bahmani Sultane

Literatur

  • Hermann Kulke, Dietmar Rothermund: Geschichte Indiens, C. H. Beck, München 1998, ISBN 3406433383
  • H. Goetz: Geschichte Indiens, Stuttgart 1962

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