- Snus
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Als Snus [snʉːs] (in Österreich und in der Schweiz häufig auch: Snüs) wird eine in Norwegen und Schweden verbreitete Form von Oraltabak bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsstoffe
Snus ist ein mit Salzen versetzter Tabak, der unter die Ober- oder Unterlippe gesteckt wird. Hierbei wird auf die Anwendungsdauer gesehen mehr Nikotin resorbiert als dies bei einer Zigarette der Fall ist. Das Salz dient dazu, den pH-Wert im Mund aufrechtzuerhalten, was die Resorption von Nikotin begünstigt.
Die weit verbreitete Meinung, dass Snus mit feinen Glassplittern angereichert wird, damit das Nikotin schneller in die Blutbahn gelangt, ist eine Fehlinformation, die zustande kam, weil das im Snus enthaltene Salz nach zu langer und trockener Lagerung auskristallisiert und dann bei entsprechendem Lichteinfall reflektiert.
Lös und Portion
Lös
Der Snus ist hier als feuchtes Pulver in Dosen à 50 oder 45 Gramm verpackt und muss vor dem Gebrauch portioniert werden. Die Dosen für Lössnus sind meist aus Karton (Swedish Match), Plastik oder Metall.
Portion
Von Portionsnus spricht man, wenn der Snus in kleine Beutelchen aus Zellulose verpackt ist. Portionsnus gibt es in vier verschiedenen Größen: mini, normal, large und extra. Man unterscheidet bei Portionsnus auch zwischen „vit“ (weiß) und „original“. Bei weißen Portionen ist das Beutelchen trocken (der Snus jedoch nicht) und soll somit ein Durchsaften verhindern und ermöglichen, dass der Snus auch außerhalb des Kühlschranks gelagert werden kann. Bei Original-Portionen ist auch das Beutelchen feucht. Den in Päckchen verpackten Snus gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Lakritze, Pfefferminze und Wintergreen. Snusdosen für Portionsnus werden aus Plastik oder Metall hergestellt. Viele Plastikdosen haben ein so genanntes Combi-Lid bzw. Double-Lid im Deckel, in dem man die gebrauchten Päckchen entsorgen kann.
Anwendung und Lagerung
Ein Portionsnus-Beutelchen wird der Dose entnommen und hinter der Oberlippe oder Unterlippe platziert, wo es dann verbleibt, bis die Wirkung vorüber ist.
Um den Lössnus gut zu portionieren, gibt es verschiedene Methoden
- Man nimmt mit den Fingern ein Häufchen heraus und knetet es zu einer Art kugelförmigem Ballen, anschließend klemmt man ihn unter die Oberlippe.
- Man verwendet einen Prismaster (aus Plastik) oder Icetool (aus Stahl oder Aluminium). Beides sind Hilfsmittel zum Formen einer Prise Snus.
Benutzt man ihn richtig, kann man ihn nach ungefähr 15 bis 60 Minuten problemlos entfernen, indem man die Oberlippe hebt. Bei falschem Gebrauch von Lössnus rutscht ein Teil der Masse auf die Zähne und in den Mund, was sehr unangenehm ist und schlecht vertragen wird. Es kann auch sein, dass bei ungeübtem Gebrauch der Snus zu „rinnen“ beginnt, d. h. der Saft sich im Mund verteilt. Das Schlucken dieses Saftes kann zu Übelkeit führen. Nach einer Studie des schwedischen Karolinska-Institutes kann der geschluckte Tabaksaft unter anderem das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs verdoppeln.[1]
Snus soll laut Hersteller bei maximal sieben bis acht Grad Celsius im Kühlschrank gelagert werden.
Gesundheitsrisiken
Ettan-Snus gibt es schon seit 1822. Da man beim Konsum den Tabak nicht raucht, wird das Snusen als gesundheitlich weniger bedenklich angesehen. Zudem ist der Nitrosamingehalt bedeutend geringer. Wegen der restriktiven Vorschriften zu Zigaretten ist Snus besonders in Skandinavien beliebt, vor allem in Norwegen und Schweden.[2]
Snus erhöht das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs. Nach Untersuchungen des Karolinska Institutet liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, dass 1 von 20.000 Snus-Nutzern dadurch an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt.[3] Weiterhin legen Studien nahe, dass der Snus-Konsum sich wie das Rauchen negativ auf das Herz-Kreislaufsystem auswirkt. Alle allgemeinen Folgen des Konsums von Nikotin gelten auch für Snus. Durch das enthaltene Nikotin macht es zudem in ähnlichem Maße abhängig wie Zigarettenkonsum.
Als Vorteil von Snus wird angebracht, dass es hierbei, anders als beispielsweise beim Zigarettenrauchen, keinen Passivkonsum gibt.
Vertriebsverbot in der EU
Aufgrund der europäischen „Tabakrecht-Richtlinie“[4] ist das gewerbliche In-Umlauf-Bringen von Snus in der gesamten Europäischen Union mit Ausnahme von Schweden verboten. Für Deutschland ist das Verbot in § 5a der „Tabakverordnung“[5] zum „Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz“[6] umgesetzt. Dort heißt es: „Es ist verboten, Tabakerzeugnisse, die zu einem anderweitigen oralen Gebrauch als Rauchen oder Kauen bestimmt sind, gewerbsmäßig in den Verkehr zu bringen.“ Der Konsum von Snus ist ab einem Mindestalter von 18 Jahren legal.
Eine Klage eines Herstellers und eines deutschen Tabakwarenvertriebs vor dem Europäischen Gerichtshof auf Aufhebung des Verbotes hatte keinen Erfolg[7].
Die Schwedische EU-Ratspräsidentschaft 2009 wollte nach Medienberichten versuchen, den Vertrieb von Snus in der EU zu legalisieren.[8]
Sorten & Marken
Die älteste schwedische Snussorte Ettan wird seit 1822 von der Firma Ljunglöf hergestellt. Der führende Hersteller ist „Swedish Match“, gefolgt von Gallaher.
Siehe auch
Literatur
- Luo et al.: Oral use of Swedish moist snuff (snus) and risk for cancer of the mouth, lung, and pancreas in male construction workers: a retrospective cohort study. The Lancet. 2007 Jun 16;369(9578):2015-20.
Weblinks
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Commons: Snus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
- Informationsblatt zu Snus von kontakt+co (PDF-Datei, 34 kB; zuletzt eingesehen: 27. Mai 2010)
- Ein kleineres Übel – Der Tabak unter der Lippe entzweit die EU, Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (letzter Abruf: 17. Januar 2009)
- Kampf um den Lutschtabak, Artikel bei sueddeutsche.de (letzter Aufruf am 4. Mai 2009)
Einzelnachweise
- ↑ Pressemitteilung des Karolinska-Institutes bezüglich Krebsrisiken bei Snuskonsum auf der Seite des idw - Informationsdienst Wissenschaft
- ↑ Coral Gartner: Assessment of Swedish snus for tobacco harm reduction: an epidemiological modelling study. In: Lancet, 2007, S. 2010–2014. ISSN 0140-6736 (online; zuletzt eingesehen: 17. Jan. 2009).
- ↑ Pressemitteilung des Karolinska-Institutes bezüglich Krebsrisiken bei Snuskonsum auf der Seite des idw - Informationsdienst Wissenschaft
- ↑ Richtlinie 2001/37/EG des europäischen Parlamentes und des Rates (PDF-Datei, 224 kB); letzter Abruf: 17. Jan. 2009
- ↑ Verordnung über Tabakerzeugnisse (Tabakverordnung) (online); zuletzt eingesehen: 17. Jan. 2009
- ↑ Vorläufiges Tabakgesetz; hier online; letzter Abruf: 19. Nov. 2008
- ↑ curia.europa.eu: Urteile C-210/03 und C-434/02 (online); zuletzt eingesehen: 17. Jan. 2009
- ↑ Deutschlandfunk-Sendung vom 1. Juli 2009: Aufhebung des Snus-Verbotes in der EU?; letzter Abruf: 1. Juli 2009
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