Solvatochromie

Solvatochromie
Lösungen des solvatochromen Farbstoffs Betain 30 in verschiedenen Lösungsmitteln zeigen unterschiedliche Farben

Allgemein versteht man unter der Solvatochromie die Beeinflussung der Farbe eines Farbstoffes durch Lösungsmittel (Solvens). Die erkennbare Farbe der Lösung beruht auf Wechselwirkungen des Farbstoffes einerseits mit den Solvensmolekülen und auf den gegenseitigen Wechselwirkungen der Solvensmoleküle andererseits. Man unterscheidet zwischen der negativen Solvatochromie, die eine hypsochrome (farbaufhellende) Verschiebung bewirkt, und der positiven Solvatochromie, die eine bathochrome (farbvertiefende) Wirkung nach sich zieht. Meist (gewohnheitsmäßig) spricht man von der „Polarität“ einer Flüssigkeit, wobei man zu wissen glaubt, was Polarität ist. Wenn die Wechselwirkungen der Solvensmoleküle untereinander beträchtlich sind, dann werden sie auch beträchtliche Auswirkungen auf die gelösten Moleküle ausüben. Es gibt verschiedene Indikatoren für die zwischenmolekularen Wechselwirkungen in Flüssigkeiten: Bei vergleichbaren Substanzen werden die Wechselwirkungen mit steigender molarer Masse größer und das erhöht die Siedetemperatur. Mit der Molmasse nimmt auch die „Oberfläche“ von Teilchen zu und an der Oberfläche greifen die zwischenmolekularen Wechselwirkungen an. Dabei sind neben elektromagnetischen Kräften auch „unpolare“ Massen wirksam. Bei Isomeren geben Messwerte für Dichte, Viskosität und Oberflächchenspannung Hinweise auf unterschiedlich stark ausgeprägte strukturabhängige Wechselwirkungen. Mit zunehmender Temperatur nehmen die vorhandenen Wechselwirkungen zwischen Solvensmolekülen ab. Dadurch verringern sich auch die Wechselwirkungen mit gelösten Teilchen. Einige Farbstoffe interagieren in Lösung mit ihrer Umgebung und fungieren dabei als Indikator für zwischenmolekulare Wechselwirkungen. Lösungen dieser solvatochromen Farbstoffe ändern ihre Farbe mit der Temperatur , das heißt, sie sind auch thermochrom.

Negative Solvatochromie

Bei der negativen Solvatochromie überwiegt im Grundzustand des Farbmoleküls ein polarer mesomerer Zustand (Grenzformeln mit Partialladungen). Deshalb wird das Energieniveau des Stoffes umso stärker abgesenkt, je polarer das Lösungsmittel ist. Das Niveau des angeregten Zustandes des Moleküls bleibt annähernd gleich. Somit werden die Wellenlängen des Absorptionsmaximums umso kleiner (und damit energiereicher), je polarer das Lösungsmittel ist. Es wird also mehr Energie für die Absorption notwendig, eine hypsochrome Verschiebung findet statt. Das Absorptionsmaximum des gelösten Farbstoffes verschiebt sich mit zunehmender Wechselwirkung des verwendeten Solvens vom roten Bereich des sichtbaren Spektrums in Richtung zum violetten Teil zum Beispiel rot → orange → gelb → grün → blau → violett – deshalb sind Lösungen in weniger wechselwirksamen Solventien zum Beispiel grün; während die Farbe in stärker wechselwirkenden Solventien über türkis, blau, purpur, rot und orange bis gelb reichen kann). Substanzen mit negativer Solvatochromie lösen sich besser in stark wechselwirksamen Lösungsmittel (Wasser / Alkohole) als in Alkanen, die als schwach wechselwirkend gelten.

Positive Solvatochromie

Bei der positiven Solvatochromie überwiegt im Grundzustand des Farbmoleküls hingegen eine unpolare Grenzstruktur. Durch zunehmend polare Lösungsmittel wird der Grundzustand destabilisiert, das Energieniveau erhöht und die Wellenlänge des Absorptionsmaximums immer länger. Es wird weniger Energie für die Absorption benötigt, eine bathochrome Verschiebung findet statt (die Farbe des Farbstoffes verschiebt sich vom violetten Teil des sichtbaren Spektrums in Richtung zum roten Teil zum Beispiel rot ← orange ← gelb ← grün ← blau ← violett).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Solvatochromie — Sol|va|to|chro|mie [↑ Solvat u. ↑ chromie], die; , …mi|en: Bez. für die Verschiebung der Lichtabsorption eines gelösten Stoffes nach größeren (↑ bathochrom) bzw. kleineren Wellenlängen hin (↑ hypsochrom) in Abhängigkeit von der Polarität des… …   Universal-Lexikon

  • Charge-Transfer-Komplex — Charge Transfer Komplexe sind Komplexe, die durch die Wechselwirkung eines Elektronendonor mit einem Akzeptor gebildet werden. Häufig werden diese Komplexe auch als Elektronen Donor Akzeptor Komplexe bezeichnet, diese Begriffe sind jedoch nicht… …   Deutsch Wikipedia

  • Charge-Transfer-Komplexe — Das Permanganation ist das typische Beispiel einer Verbindung, deren intensive Farbe durch einen Charge Transfer Übergang hervorgerufen wird Charge Transfer Komplexe (kurz: CT Komplexe) sind Komplexe, die durch die Wechselwirkung eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Charge-Transfer-Übergang — Charge Transfer Komplexe sind Komplexe, die durch die Wechselwirkung eines Elektronendonor mit einem Akzeptor gebildet werden. Häufig werden diese Komplexe auch als Elektronen Donor Akzeptor Komplexe bezeichnet, diese Begriffe sind jedoch nicht… …   Deutsch Wikipedia

  • Elektronen-Donator-Akzeptor-Komplex — Charge Transfer Komplexe sind Komplexe, die durch die Wechselwirkung eines Elektronendonor mit einem Akzeptor gebildet werden. Häufig werden diese Komplexe auch als Elektronen Donor Akzeptor Komplexe bezeichnet, diese Begriffe sind jedoch nicht… …   Deutsch Wikipedia

  • Farbstoffe — Als Farbstoff werden chemische Verbindungen bezeichnet, die die Eigenschaft haben, andere Materialien zu färben. Nach DIN 55934 sind es solche Farbmittel, die in ihrem Anwendungsmedium löslich sind. Unlösliche Farbmittel heißen Pigmente.… …   Deutsch Wikipedia

  • 3,5,5-Trimethyl-2-cyclohexen-1-on — Strukturformel Allgemeines Name Isophoron Andere Namen 3,5,5 Trimethyl 2 cyclohexen 1 on 3,5,5 Trimet …   Deutsch Wikipedia

  • 3,5,5-Trimethylcyclohex-2-enon — Strukturformel Allgemeines Name Isophoron Andere Namen 3,5,5 Trimethyl 2 cyclohexen 1 on 3,5,5 Trimet …   Deutsch Wikipedia

  • Farbstoff — Als Farbstoff werden chemische Verbindungen bezeichnet, die die Eigenschaft haben, andere Materialien zu färben. Sammelbezeichnung für alle farbgebenden Stoffe gemäß DIN 55934 dagegen ist der Begriff Farbmittel, wobei Farbstoffe als solche nun… …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand Bohlmann — (* 28. August 1921 in Oldenburg; † 23. September 1991) war ein deutscher Naturstoff Chemiker. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”