- Sorraia
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Sorraia Wichtige Daten Ursprung: Iberien Hauptzuchtgebiet: Portugal Verbreitung: sehr gering Stockmaß: um 140 cm Farben: Gelb/Braunfalbe und Graufalbe, (selten) Dunkelbraune Haupteinsatzgebiet: Reiten, wildlebend Als Sorraia bezeichnet man die Nachkommen einer kleinen Population wildlebender Pferde aus Portugal, die erst im Jahre 1920 entdeckt wurde. Die Mehrheit der Fachautoren behandelt den Sorraia als Hauspferderasse, obwohl er möglicherweise die iberische Unterart des Tarpan ist.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrundinformationen zur Pferdebewertung und -zucht finden sich unter: Exterieur, Interieur und Pferdezucht.
Exterieur
Sorraias sind kleine oder mittelgroße Pferde. Sie haben einen schmalen Ramskopf, einen schlanken Hals, der bei gutgenährten Hengsten kräftig ist und an Andalusier und Lusitanos erinnert. Ihr Körper ist schlank, mit schmaler Brust, gutem Widerrist, manchmal Neigung zum Karpfenrücken, guter Gurttiefe, dachförmiger Kruppe, flacher Bemuskelung, verhältnismäßig langen Beinen mit langen Röhren und mittelgroßen Hufen. Der schlanke Körperbau ähnelt dem von Vollblütern.
Sorraias sind fast immer falbfarben, entweder graufalb oder gelbfalb (braunfalb), und haben eine dunkle Maul- und Gesichtspartie. Selten kommen Dunkelbraune vor; diese werden, ebenso wie solche mit deutlichen weißen Abzeichen, aus der Zucht ausgeschlossen, da hier Fremdbluteinfluss (eventuell vom Garrano oder Asturcon) vermutet wird. Mähne und Schweif sind typischerweise zweifarbig, der dunkle Mittelstreifen, die Verlängerung des Aalstrichs, ist von hellen, oft fast weißen Haaren beidseitig flankiert. Wie alle echten Falben haben sie einen Aalstrich. Viele haben Zebrastreifen an den Beinen, nicht selten auch Schulter- und Halsstreifen. Fohlen zeigen oft deutlich sichtbare Zebrastreifen auf dem Hinterleib. Angeblich trat die Zebrierung auch bei ausgewachsenen Pferden zum Zeitpunkt der Entdeckung des Sorraiapferds noch deutlicher auf als bei den heutigen Sorraias[1], dies belegende Fotos sind jedoch nicht bekannt.
Geschichte
Das Sorraiapferd hat keine Historie als Pferderasse, sondern wurde vom portugiesischen Zoologen und Hippologen Dr. Ruy d’Andrade für einen Überrest des iberischen Wildpferdes gehalten und als solcher erhalten. Ruy d’Andrade hatte sie 1920 auf einem Jagdausflug am Fluss Sorraia entdeckt, nach dem sie später benannt wurden. Das Wildpferd Iberiens wurde in Portugal bis ins Mittelalter als Zebro oder Zebra bezeichnet, in Spanien als Encebro, was noch heute in vielen Orts- und Flurnamen zu finden ist. Es wird angenommen, dass es sich beim Sorraia um letzte Überreste dieses wilden Equiden handelt, was bedeutet, dass es in erster Linie eine Subspezies darstellt, auch wenn es heute vielfach wie eine Pferderasse gehalten und gezüchtet wird. Dasselbe trifft auch auf das Mongolische Wildpferd zu, das jahrzehntelang ausschließlich in Menschenhand gezüchtet wurde und von dem erst in jüngerer Zeit wieder einige Tiere ausgewildert wurden. Sorraias haben im Gegensatz dazu sogar Jahrzehnte länger naturnah und halbwild gelebt.
Ruy d'Andrade hielt diese Pferde für Vorfahren der Andalusier und Lusitanos, was durch genetische Untersuchungen untermauert werden konnte[2] und begann 1937 ein Erhaltungszuchtprogramm mit einem Bestand von 3 Hengsten und 7 Stuten, davon 1 tragend von einem unbekannten Hengst. 1948 wurde als letztes Fremdblut ein grauer, stark zebrierter, aus Argentinien importierter Criollo hinzugefügt. 1976 wurden 3 Stuten (1 davon von einem Sorraiahengst tragend) und 3 Hengste nach Deutschland importiert. 2004 wurde ein Zuchtbuch mit insgesamt 564 gelisteten Individuen veröffentlicht, die vollständig auf die Gründerpferde zurückgeführt werden können [3]
Die heutigen Sorraias leben mehrheitlich in Robusthaltung. Der Fortbestand der Subspezies gilt als stark gefährdet durch die geringe Zahl, die zerstreuten Bestände, die enge Verwandtschaft und daraus resultierende Mängel an Vitalität, und den in jüngster Zeit erfolgten Exporten von Zuchttieren nach Amerika zur Weiterzucht von Spanish Mustangs. In Deutschland gibt es einen für den Fortbestand der Spezies bedeutenden Bestand von ungefähr 60 Tieren, hauptsächlich aus der Zucht des im Jahr 2001 verstorbenen Münchner Hippologen und Tierarztes Michael Schäfer, der sie seit 1975 auch in seinen Büchern beschrieb, und die bis heute durch seine Witwe, ebenfalls Tierärztin, fortgeführt wird. Der portugiesische Pferdezuchtverband betreut die Sorraias wie eine Pferderasse und nicht im Sinne ihres Entdeckers und Erhalters Ruy d’Andrade. Es gibt derzeit nur ein Projekt, in dem Sorraias in einem Reservat wild und sich selbst überlassen leben, das Vale de Zebro Refuge in Portugal, welches sich in Privathand befindet. Das sogenannte Portugiesische Reservat zur Erhaltung der Sorraia-Pferde besteht nur aus einer kleinen Gruppe von Tieren in normaler und für portugiesische Verhältnisse enger Weidehaltung. Die meisten Sorraias sind im Besitz der Familie d'Andrade und leben zum Teil halbwild.
Weblinks
Commons: Sorraia – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ OELKE,H. http://www.sorraia.org/folheto.htm
- ↑ Genetic diversity and relationships of Portuguese and other horse breeds based on protein and microsatellite loci variation
- ↑ Luís, Christina, E. Gus Cothran, and Maria do Mar Oom: Inbreeding and Genetic Structure in the Endangered Sorraia Horse Breed: Implications for its Conservation and Management. In: Journal of Heredity. 98, Nr. 3, 2007. doi:10.1093/jhered/esm009. PMID 17404326. Abgerufen am 19. Dezember 2008.
Literatur
- Schäfer, Michael: Andalusische Pferde. Die Pferde Spaniens und Portugals. Nymphenburger, 1984
- Schäfer, Michael: Das Jahr des Pferdes. Kynos, 1987
- Schäfer, Michael: Die Sprache des Pferdes. Lebensweise, Verhalten, Ausdrucksformen. Franckh-Kosmos, 1993
- Schäfer, Michael: Handbuch Pferdebeurteilung. Franckh-Kosmos, 2007
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