Soziale Netzwerkanalyse

Soziale Netzwerkanalyse

Die soziale Netzwerkanalyse ist eine Methode der empirischen Sozialforschung zur Erfassung und Analyse sozialer Beziehungen und sozialer Netzwerke.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die soziale Netzwerkanalyse wurde in ihren frühen Formen in den 1930er Jahren eingesetzt.[1] Ihren Durchbruch erzielte sie mit der Etablierung der Blockmodellanalyse durch den Harvard-Strukturalismus, welcher in der Begründung einer eigenen Forschungsrichtung mündete.[2] Mit dem Aufkommen moderner Softwareapplikationen zu Beginn der 1990er Jahre hat diese Methode in der Wissenschaft stark an Bedeutung gewonnen und erfreut sich seitdem zunehmender Beliebtheit.[3]

Methoden

Die Netzwerkanalyse hat mehrere Verfahren entwickelt, mit denen sich soziale Netzwerke analysieren lassen, u.a[4]:

  • Verfahren zur Zentralitätsberechnung: Diese zielen darauf ab, die wichtigsten, aktivsten und prominentesten Akteure in einem Netzwerk zu identifizieren. Dabei wird gemeinhin zwischen Gradzentralität, Nähezentralität und Zwischenzentralität von Akteuren unterschieden.
  • Berechnung von Dichte: Ein Maß zur Charakterisierung von Netzwerken oder Netzwerkteilen ist die Dichte. Sie ist ein Indikator für die gesamte Aktivität eines Netzwerkes. Dichte ist definiert als das Verhältnis der vorhandenen Beziehungen zur Anzahl maximal möglicher Beziehungen. Sie kann einen Wert zwischen 0% (= es liegen keine Beziehungen vor) und 100% (= es liegt die maximal mögliche Anzahl Beziehungen vor) annehmen. Die Anzahl maximal möglicher Beziehungen ergibt sich dabei aus der Anzahl Akteure in einem Netzwerk.
  • Cliquenanalyse: Solche Verfahren zielen darauf ab, ein Netzwerk in verschiedene Teilgruppen zu zerlegen. Der Begriff der Clique wird dabei ähnlich verwendet wie in der Umgangssprache: Eine Clique ist eine Gruppe von mindestens drei Personen, die vollständig miteinander verbunden sind.

Untersuchungsgegenstand

Mit der sozialen Netzwerkanalyse lassen sich eine Vielzahl verschiedener Netzwerktypen untersuchen, bspw[5]:

  • Kommunikationsnetzwerke umfassen den Informations- oder Wissensaustausch zwischen sozialen Akteuren.
  • Evaluations- und Gefühlsnetzwerke umfassen Freundschaften, Vertrauensbeziehungen, aber auch Antipathie zwischen Akteuren.
  • Transaktionsnetzwerke beschreiben den Transfer von Ressourcen (beispielsweise Arbeitsflussnetzwerk).

Einzelnachweise

  1. Moreno, J. 1934: Who shall survive? New York.
  2. Jansen, D. 2006: Einführung in die Netzwerkanalyse: Grundlagen, Methoden, Forschungsbeispiele. Wiesbaden. Seite 47
  3. Borgatti, S. / Mehra, A. / Brass, D. / Labianca, G. 2009: Network Analysis in the Social Sciences. In: Science 323: 892-895.
  4. Ricken, B. / Seidl, D. 2010: Unsichtbare Netzwerke. Wie sich die soziale Netzwerkanalyse für Unternehmen nutzen lässt. Wiesbaden: Seiten 61-90
  5. Knoke, D. / Kublinski, J. 1982: Network Analysis. London. Seite 18

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