Sozialen Feld

Sozialen Feld

Den Begriff soziales Feld hat der französische Soziologe Pierre Bourdieu als wichtige Komponente seines umfassenden theoretischen Rüstzeugs geprägt. Der Terminus Feld bildet das Pendant zu Bourdieus Konzept des Habitus, wonach das Feld verdinglichte Geschichte und der Habitus leibliche Geschichte ist (cf. Fuchs-Heinritz 2005: 139; Schwingel 2003: 76).

Bourdieu verwendet das Wort champ (Feld) systematisch-theoretisch, aber teilweise auch alltagssprachlich als Synonym für Bereich oder Gebiet. Diese Bedeutung wird hier nicht beschrieben.

Das soziale Feld umfasst

Bourdieu grenzt die Anzahl der Felder nicht ein. Am wichtigsten sind für ihn das ökonomische, das kulturelle und das politische Feld.

Das soziale Feld ist zwischen den Arrivierten als Inhabern der jeweiligen Definitionsmacht des Feldes und den Häretikern als Herausforderern und Neulingen des Feldes umstritten und durch den Kampf um Position und Ansehen, um symbolisches Kapital, charakterisiert. In den unterschiedlichen sozialen Feldern sind jeweils spezifische Konstellationen der Kapitalsorten ökonomisches Kapital, soziales Kapital, symbolisches Kapital und kulturelles Kapital relevant. Die jeweils Etablierten haben gute Chancen, ihre Hegemonie zu schützen. Insbesondere, wenn die Grenzen des sozialen Feldes institutionalisiert sind und das Feld somit geschlossen ist, wird es für Aufstrebende oder Abweichler schwerer sein, Zugang zum Feld zu erhalten. Je offener das Feld, desto eher können Neulinge die Herrschaft im Feld übernehmen. Generell sind die Felder immer geprägt von erheblicher Dynamik, da immer Kämpfe um die Herrschaft stattfinden. Deshalb bezeichnet Bourdieu die sozialen Felder auch als „Kampffelder“ oder „Spielräume“ innerhalb des sozialen Raumes. Dabei grenzt sich Bourdieu explizit von der Theorie der rationalen Entscheidungswahl ab, die er aufgrund ihrer ökonomistischen Verkürzung kritisiert. Zwar spricht auch er von handlungsleitenden Strategien der Akteure in den Feldern, doch führt er diese nicht auf bewusst kalkulierte Entscheidungen, sondern auf den unbewusst wirkenden Habitus der Handelnden zurück.

Das ökonomische Feld ist durch die Herausbildung der Marktökonomien entstanden und gehorcht wie die anderen Felder auch seinen eigenen Gesetzen, denen des Profitkalküls, der Konkurrenz und der Ausbeutung.

Das kulturelle Feld ist durch die Verbreitung der Schriftlichkeit und der Etablierung von Bildungssystemen entstanden. Entgegen dem Grundgesetz im ökonomischen Feld gehorcht das kulturelle Feld nicht dem ökonomischen Kalkül, sondern eigenen Gesetzen. Der Zweck der Kunst ist die Kunst und nur die Kunst. Die Entstehung des Sub-Feldes, z.B. des künstlerischen Feldes, liegt in der Zeit des Impressionismus, als Künstler sich von den Farbvorschriften und den Figurenvorschriften der Auftraggeber lossagten. Es sei deshalb problematisch, in der Zeit vor dem Impressionismus (1880) den Begriff des Künstlers zu verwenden.

Das politisch-staatliche Feld ist in seiner Entstehung an die Geschichte der Bürokratien gebunden. Das feldspezifische Grundgesetz gebietet den Dienst an der Öffentlichkeit, in dem die Feld-Akteure ihre eigenen Interessen der Öffentlichkeit, dem öffentlichen Dienst und der Allgemeinheit opfern.

Weitere Felder sind das wissenschaftliche Feld, das bürokratische Feld etc.

„Reife Felder“ haben ein hohes Maß an Autonomie, in jedem Feld gelten andere Spielregeln, die entsprechend innerhalb des Kampfes oder Spiels selbst zur Disposition stehen. Es gibt Grenzen zwischen Feldern und Spieler in einem Feld können die Sinnhaftigkeit des Spiels in Frage stellen und dadurch das Feld in Gefahr bringen. Konflikte zwischen Feldern können entstehen, wenn z.B. die Politik in das Feld der Wissenschaft versucht einzugreifen und deren Autonomie dadurch gefährdet wird.

Siehe auch

Literatur

  • Pierre Bourdieu: Homo Academicus. Suhrkamp Verlag 1988. ISBN 3518286021
  • Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1979/2003. ISBN 3518067435.
  • Pierre Bourdieu: Der Tote packt den Lebenden. Schriften zu Kultur und Politik 2. VSA Verlag Hamburg 1997. ISBN 3879756228;
    dort insbesondere die Abschnitte Zur Genese der Begriffe Habitus und Feld sowie Für einen anderen Begriff von Ökonomie.
  • Pierre Bourdieu: Das politische Feld: Zur Kritik der politischen Vernunft. 2001. ISBN 3896699849.
  • Pierre Bourdieu: Das religiöse Feld: Texte zur Ökonomie des Heilsgeschehens. UVK, 2000.

Sekundärliteratur

  • Werner Fuchs-Heinritz / Alexandra König: Pierre Bourdieu. Eine Einführung. UVK, Konstanz 2005. ISBN 3825226492.
  • Markus Schwingel: Pierre Bourdieu zur Einführung. Junius, Hamburg 2003. ISBN 3885063808.

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