- Sozialistische Arbeiterinternationale
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Die Sozialistische Arbeiterinternationale (SAI) war von 1923 bis 1940 eine Folgeorganisation der Zweiten Internationale und gilt als Vorläuferorganisation der Sozialistischen Internationale. Sie stand aufgrund der demokratisch-reformistischen Orientierung ihrer Mitglieder im Gegensatz zur Dritten- oder Kommunistischen Internationale, die 1919 in Moskau gegründet worden war.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Die pazifistische Zweite Internationale hatte durch ihre Mitglieder, welche fast ausschließlich die Kriegspolitik ihrer Länder unterstützten, einen schweren Schlag erlitten. Am geheimen Sozialistenkongress in Zimmerwald bei Bern (5. bis 8. September 1915) forderte deshalb Lenin die Gründung einer neuen, revolutionären Internationale, konnte allerdings nur ein Manifest erfolgreich zur Abstimmung bringen, das den Konflikt als „Krieg der Kapitalisten“ bezeichnete und die Sozialisten aufforderte für den Frieden zu kämpfen und Kriegskredite zu verweigern.(Zimmerwalder Manifest). Die Abkehr von der Zweiten Internationale vollzog Lenin mit der Gründung der Dritten- oder Kommunistischen Internationale in Moskau.
Die Mitglieder der Zweiten Internationale trafen sich erstmals wieder im Februar 1919 in Bern. Die Vorbereitung der Gründung einer neuen Internationale wurde einem Aktionskomitee überantwortet. Nicht zuletzt aufgrund der laufenden Versuche der österreichischen Sozialdemokraten (Hauptexponenten: Otto Bauer, Friedrich Adler) gemeinsam mit anderen Ländervertretern die beiden sozialistischen Bewegungen wieder im Sinne ihres Integralen Sozialismus zusammenzufassen,[1] unterblieb die offizielle Neugründung am Sozialistenkongress in Genf (Beginn 31. Juli 1920).
Gründung
Nachdem die Vermittlungsversuche gescheitert waren, wurde die Sozialistische Arbeiterinternationale am Sozialistenkongress in Hamburg gegründet, der am 21. Mai 1923 begann.
Geschichte
Die Internationale entwickelte sich positiv und erlebte ihren Höhepunkt beim Sozialistenkongress 1931 im sozialistisch dominierten Wien. An diesem Kongress nahmen 753 Delegierte aus 36 Ländern teil.[2] Diesem Höhepunkt folgte allerdings ein ständiger Niedergang, der von Hitlers Machtübernahme eingeleitet wurde. 1940 kam mit der deutschen Besetzung Frankreichs ein Ende.
Organisation
Die Sozialistische Arbeiterinternationale hatte eine überaus schlanke Struktur. Das Sekretariat wurde 1926 von London nach Zürich und 1935 nach Brüssel verlegt. Erst in Zürich war Geld für die Einrichtung eines wenige Schreibkräfte umfassenden Sekretariats vorhanden.[3] In London waren als Sekretäre Tom Shaw und Friedrich Adler gemeinsam tätig, noch in London übernahm Friedrich Adler diese Funktion allein. Als Vorsitzende der Internationale fungierten Arthur Henderson, Émile Vandervelde und Louis de Brouckère. Da es sich beim Vorsitzenden der Internationale um eine ehrenamtliche Funktion handelte, lastete die Arbeit in hohem Grade auf dem Sekretär. Er hatte Kongresse vorzubereiten, unzählige Kommissionssitzungen vorzubereiten und zu leiten, Vortragende auszuwählen, die umfangreiche Korrespondenz zu führen und war überdies für die Finanzen verantwortlich. Den Kurs der Internationale konnte er mit seinen Memoranden, mit denen Themen angesprochen und definiert wurden mitbestimmen.
Kurs der Sozialistischen Arbeiterinternationale
Unter dem Einfluss von Friedrich Adler lehnte die Internationale alle Versuche, das Sowjetsystem zu beseitigen oder zu destabilisieren, in der Befürchtung ab, dass ein nichtsozialistisches, repressives System in Russland noch nachteiliger für die Entwicklung des internationalen Sozialismus sei als der Sowjetkommunismus. Im Gegenzug machte Adler aus der Ablehnung der undemokratischen Machtstrukturen und dem nicht akzeptablem Umgang mit den Menschenrechten kein Hehl und trat allen Versuchen energisch entgegen, diesem System Vorbildcharakter zu verleihen.[4]
Literatur
- Julius Braunthal: Victor und Friedrich Adler. Zwei Generationen Arbeiterbewegung. Wien 1965.
- Günther Nollau: Die Internationale. Wurzeln und Erscheinungsformen des proletarischen Internationalismus. Köln 1959.
Einzelnachweise
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