Spielschrank

Spielschrank
Schematischer Aufbau eines Spieltisches

Der Spieltisch ist der Teil der Orgel, von dem aus alle Mechanismen des Instruments zentral gesteuert werden. Er beinhaltet je nach Ausstattung der Orgel vor allem die Klaviaturen (Manuale und Pedal), die Registerzüge (bzw. Hebel oder Knöpfe) und ein Notenpult (meist mit Beleuchtung). Weiterhin findet man hier die Bedienelemente der Spielhilfen wie Koppeln, Jalousieschweller und Walze oder Schalter für die Kombinationen. Gelegentlich finden sich auch Winddruckanzeigen und Voltmeter im Spieltisch.

Inhaltsverzeichnis

Technische Anlage

Bei mechanischen Orgeln wird der Spieltisch gewöhnlicherweise direkt an die Orgel gebaut (oft auch als verschließbarer Spielschrank in der Unterwand des Orgelprospekts), um das Spielgewicht und die Fehleranfälligkeit der Orgel möglichst gering zu halten. Das führt in den meisten Fällen dazu, dass der Organist ungünstigerweise mit dem Rücken oder mit der Seite zum Kirchenraum spielt; man spricht in diesem Fällen von vorderspielig und seitenspielig. Letzteres ist eher bei kleineren, einmanualigen Orgeln mit beengten Platzverhältnissen verbreitet. In seltenen Fällen sind auch „hinterspielige“ Spielanlagen zu finden, d. h. der Spieltisch befindet sich hinter der Orgel. Die Sicht auf den Kirchenraum wird dann häufig über Spiegel gewährleistet.

Erst seit der Einführung der pneumatischen Spieltraktur im 19. Jahrhundert wurden freistehende Spieltische mit Blickrichtung in den Raum häufiger gebaut. Bei Verwendung einer elektronischen, elektrischen oder elektropneumatischen Traktur sind sogar fahrbare Spieltische möglich, die flexibel nach Bedarf im Kirchenraum positioniert werden können. Bei Orgeln außerhalb von Kirchen wurde durch den elektrisch betriebenen, beweglichen Spieltisch der Organist dem Dirigenten im Orchester sichtbar gemacht. Hierzu war jedoch in den Konzertsälen elektrischer Strom nötig. Elektrisch betriebene Konzertorgeln setzten sich von den USA über England nach Deutschland durch. Der erste elektrische Spieltisch in Deutschland wurde 1903 von der Firma Voit für die neue Stadthalle in Heidelberg gebaut (mit drei Manualen und Pedal). 1993 wurde diese Orgel restauriert. Große Orgeln können durchaus auch zwei Spieltische (mechanischer Spieltisch direkt am Instrument und elektrischer Spieltisch im Kirchenraum) haben, die je nach Einsatzzweck (Gottesdienst oder Konzert) genutzt werden. In Kirchen mit mehreren Orgeln gibt es manchmal einen Hauptspieltisch, von dem aus alle Orgeln zentral gespielt werden können.

Am Spieltisch können auch weitere Anlagen angebracht sein, die nicht direkt dem Orgelspiel dienen. So sind viele Orgeln mit Spiegeln oder einem Monitor in Verbindung mit einer Videokamera ausgerüstet, um dem Organisten den Kontakt zum liturgischen Geschehen zu ermöglichen. Lämpchen und Schalter oder seltener Telefone dienen der Kommunikation mit anderen am Gottesdienst Beteiligten. In katholischen Kirchen befindet sich außerdem oft ein Gerät zur Steuerung des Liedanzeigers in Orgelnähe.

Bilder

Normen

Die Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands und der Bund Deutscher Orgelbaumeister haben im Juni 2000 ein neues Normenwerk für Orgelspieltische vorgestellt. Die VOD/BDO-Norm 2000 soll die technologischen Entwicklungen in diesem Bereich erstmals mit ergonomischen Anforderungen und Erkenntnissen verknüpfen.

Literatur

  • Spieltischnormen 2000, Orgelbau-Fachverlag Rensch, ISBN 3-921848-10-5

Weblinks


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