Spieltechnik des Violoncello

Spieltechnik des Violoncello

Hauptartikel: Violoncello

Inhaltsverzeichnis

Haltung des Instruments

Das Violoncello wird mit dem Stachel auf dem Boden stehend zwischen beide Beine geklemmt. Der Cellohals befindet sich über unserer linken Schulter, die linke Hand greift die Tonhöhen auf den Seiten, die Rechte streicht den Bogen. In fast allen anderen Punkten gibt es von Mensch zu Mensch, von Celloschule zu Celloschule, von einer Zeit auf die Andere zumindest graduelle Unterschiede. In zwei Punkten stimmen aber alle Schulen und Ansichten überein. Der Spieler sollte alle vier Saiten vom Frosch bis zur Bogenspitze rechtwinklig zur Saite „bequem“ streichen und mit der linken Hand von der 1. Lage bis zum Griffbrettende greifen können. Ein wichtiges Kriterium ist auch die freie Atmung, welche unter keinen Umständen durch den Druck der oberen Kante des Cellos beeinträchtigt werden darf. Der Cellohals sollte ebenso nicht an den Hals oder Kopf des Cellospielers gepresst werden. Die Beine haben eine Mittelstellung zwischen zu sehr angewinkelt bis zu sehr ausgestreckt. Die korrekte Stellung findet der Spieler aber in jedem Falle selbst.

Bogenführung

Die Bogenführung spielt auf den Streichinstrumenten eine wesentliche Rolle. Auch wenn meistens angenommen wird, dass die Schwierigkeit des Streichinstrumentenspiels ausschließlich in der linken Hand liege, so ist das weit gefehlt. Eine Grundschwierigkeit besteht schon darin, dass die rechte und linke Hand völlig verschiedenartige Aufgaben haben. Dabei hat die rechte Hand die horizontalen, die linke Hand die vertikalen Bewegungen.

Die rechte Hand ist entscheidend für den Facettenreichtum des Klanges. Nicht nur Lautstärke und Klangfarbe werden von ihr bestimmt, sondern auch die Tonhöhe wird von der Bogenführung beeinflusst.

„Die linke Hand ist der Handwerker, die rechte Hand ist der Künstler.“

Die „Flexibilität“ der Bogenhand erkannte Steinhausen bereits 1902, angewandt wurde bis in die 1930er Jahre aber ausschließlich nur das “Starre Handgelenk”. Heute verwendet man das „Künstliche Griffgelenk“ oder das auch so genannte „Spielgelenk“, d.h. das Handgelenk ist flexibel in der Pronation und lässt so einen „Gemischten Ausgleich“ zu. Die Bogeneinteilung selbst ist von unserem Gehirn am besten in arithmetischen Takten sehr exakt machbar.

Stricharten

Siehe auch: Strichart

Abrupter Strich

Der abrupte Strich ist mit einer starken Strichgeschwindigkeit verbunden, welche am Anfang des Striches besonders schnell ist. Wichtig ist in der Anwendung der prägnante und exakte Charakter dieses Striches.

Staccato

Beim Staccato wird der Bogen kontrolliert „gesprungen“, d.h. er verlässt kurzzeitig die Saite. Dadurch bekommt man extrem kurze, exakte und luftige Klänge. Oft wird er bei sehr schnellen, auf gleicher Tonhöhe stehenden Tonreihen angewendet.

Gestauter Strich

Der gestaute Strich gibt dem Cello seiner charakteristischen Tonqualität den besten Boden. Es wird hierbei die Strichgeschwindigkeit verlangsamt und der Druck erhöht.

Legato

Unter Legato versteht man die Bindung mehrerer Töne auf einen Bogen. Oft viel zu wenig beachtet ist der Zusammenhang von der Bogenkontaktstelle, Druck und Strichgeschwindigkeit, denn gerade diese Zusammenhänge sind enorm wichtig für einen guten Klang und machen einen nicht unwesentlichen Teil der Stricharten aus. Besonders aber Lautstärke, und Tonqualität bekommen damit sehr differenzierte Möglichkeiten. So wird man auch mit der zuweilen schwierigen Bogeneinteilung besser fertig, wenn man weiß, wann man bei wieviel Druck wieviel Bogen mit welcher Geschwindigkeit sparen kann.

Bogenwechsel

Weitere Klangeffekte kann man mit dem Bogenwechsel erzeugen. Ein Beispiel sei der Akzent, welcher durch einen unverhältnismäßig hohem Druck am Anfang des Striches erzeugt wird. Sonst immer ist man allerdings fast immer darum bemüht, den Bogenwechsel unhörbar zu gestalten.

Saitenwechsel

Der Oberarm hat beim Saitenwechsel die führende Rolle und Aufgabe der Abduktion und Adduktion. Die Hand dagegen hat nur kleine, ausgleichende Bewegungen zu machen. Die Hand wird so gewissermaßen passiv auf und ab geschwungen. Weiter kann man auch zwischen aktiven und passiven Saitenwechseln im Allgemeinen unterscheiden. Eine große Rolle spielt dabei das Undulieren des Armes, welches schnell in eine Unart geraten kann (besonders beim Sprung über mehr als eine Saite in schnellen Formen). Beim Saitenwechsel wird immer die Parallelität von Spielachse zur Saite verschoben, was durch das aktive Beugen und Strecken des Handgelenkes verursacht wird. Zum Ausgleich müssen immer entsprechend große ab- und adduzierende Bewegungen des Oberarmes hinzutreten.

Pizzicato

Das Pizzicato ermöglicht dem Komponisten wie dem Virtuosen eine breite Klangfarbenfläche und wird so gern als zusätzlicher Klangeffekt eingebaut. Je mehr von der Fingerkuppe beim Zupfen beteiligt ist, bzw. umso näher der „Abriss“ am Steg geschieht, umso voller, bzw klarer klingt der Ton. Ein weiches Pizz wird mit dem Daumen in aufstreichender Richtung erzeugt. In gleicher Weise werden auch Akkorde als Pizzicato meist in aufstreichender Richtung erzeugt.

Als eine Besonderheit des Pizzicatos gibt es das „Bartók-Pizzicato“, bei welchem man die Saite von unten über das Griffbrett hebt und sie vertikal von oben aufschlagen lässt.

In den Noten steht für das Pizzicato meist ein pizz.

Systematische Ordnung der linken Hand

Fingerkonstellationen

Als wichtigste Grundlage für eine perfekte saubere Intonation innerhalb der Lagen ist das Bewusstsein der Tonabstände. Da es nur zwei Möglichkeiten gibt, ist es theoretisch sehr einfach; entweder ein Ganz- oder ein Halbtonabstand. D.h., die ganze Fingerkonstellation in der gesamten Hand für die jeweilige Lage muss immer stimmen, auch, wenn die restlichen Finger gerade nichts zu tun haben, da man sonst bei schnellen Passagen innerhalb der Lagen nicht so schnell den Finger wieder an die jeweilige Position bringen kann und außerdem wäre es unnütze Anstrengung, den Finger innerhalb Bruchteile von Sekunden den Platz zu verlassen um dann sofort an demselben wieder zu erscheinen.

Generell gilt, dass der Daumen spätestens ab der 7. Lage immer auf dem Griffbrett liegt (Daumenlage). Zum einen als Unterstützung der anderen Finger um die Seite herunterzudrücken, zum anderen bekommt man nur durch eine solche Handstellung ein Lagen- und Tonabstandsgefühl. Hängt der Daumen in der Luft, so kann sich unser Gehirn kein Erinnerungsraster zusammenstellen, mit welchem wir beim nächsten mal die Lage schon kennen, egal in welchem Zusammenhang oder Musikstück.

Das Wichtigste scheint also, dass klar ist, was für ein Tonabstand zwischen jedem Finger ist, Ganz- oder Halbtonabstand. Die Fingerstellung muss immer schon vorher im Bewusstsein sein.

Nach dem gleichen Schema behandeln wir auch die Oktav- und Quartzange in der Daumenlage, wobei hier am deutlichsten die Fingerabstände auffallen. Der Grund muss klar sein, je höher die Lage, umso enger müssen die Finger stehen. Daumen/erster Finger ist immer große Sekunde!

Percussion

Die Percussion ist eine der wichtigsten Grundvorraussetzungen für eine gute Perfektion der linken Hand.

Die Technik ist theoretisch einfach. Bei einer aufwärtslaufenden Tonfolge wird bsw. bei Beginn jeden Tones der entsprechende Finger laut aufgeprallt. Das hat zur Folge, dass der Ton sofort gut anspricht, im Gegensatz, wenn man den Finger nur langsam auflege.

Die Finger müssen für diesen Vorgang nur fallengelassen werden, danach aber genauso wieder nach oben gefedert werden, d.h. so hoch wie möglich, damit beim Fallenlassen ein möglichst großer Anlaufweg ist. Das bedeutet, dass für jeden Ton nur zwei Impulse vom Gehirn abgegeben werden müssen: Einen für die Abduktion und Einen für die Adduktion, im Gegensatz,wenn ich den Finger langsam zielend auflege, wo das Gehirn etliche Impulse abgeben muss. Das ist vergleichbar mit dem 1/0- oder an /aus-Prinzip beim Computer, sprich Relais.

Die Percussion der linken Finger auf den Streichinstrumenten ist auch sehr wichtig für einen guten Rhythmus.

Für Übzwecke kann es nie laut genug krachen. Bei Konzerten wird das starke, anfangs gewöhnungsbedürftige Geräusch allerdings von selbst in den Hintergrund treten, die Intensität wird aber bleiben und einen Großteil der Perfektion der linken Hand ausmachen.

Ganz unumstritten ist die Percussion allerdings nicht, doch zeigt die Erfahrung, dass die Gegner sie unbewusst auch benutzen. Das Anspannen, Fallenlassen und reaktive Abfedern haben auch Casals und du Pré/Plith in sehr eindrucksvoller Weise praktiziert.

Vibrato

Das Vibrato setzt sich im Wesentlichen aus Amplitude und Frequenz zusammen. Zu diesen beiden kommt noch die Strichgeschwindigkeit dazu. Aus diesen drei Faktoren kann man sich das für das entsprechende Thema das ganz spezielle Vibrato kreieren. D.h., dass die Zusammenhänge von der Größe der Amplitude, der Schnelligkeit der Frequenz und der Schnelligkeit der Bogengeschwindigkeit das Vibrato in sehr viele Möglichkeiten aufsplittet.

Lagenwechsel

Die Lagenwechsel sind unausweichliche Aktionen der linken Hand, um bei der beschränkten Saitenanzahl von vier Saiten den größtmöglichen Tonumfang zu erreichen. Der Arm bewegt sich dabei wie ein „Fahrstuhl“, welchem die Hand folgt, nie ist die Hand dem Lagenwechsel zuvor. Die Saiten kann man als „Schienen“ charakterisieren, welche die Hand nie verlässt. Um einen guten Klang zu erreichen (und einer guten Intonation wegen) gleitet man meistens hörbar. Die Fingerstellung bleibt in der Konstellation im Prinzip in allen Lagen gleich, jedoch kommt ab der 7. Lage der Daumen noch dazu. In jedem Falle gilt, dass in fast allen Situationen und Lagen alle Finger das Griffbrett, zumindest theoretisch, erreichen können. Die Finger werden beim Lagenwechsel angezogen und verdrängt.

Die Lagenwechsel werden aber nicht nur aus reinem Tonhöhenzwang verwendet, sondern lassen sich auch zur guten Klanggestaltung des Stücke verwenden. So lassen sich gewisse Fingersätze besser realisieren, Tonqualitäten verbessern und musikalische Bögen besser gestalten. Es gilt generell, dass der Ton umso grundtöniger und rauer wird, je tiefere Saiten man für dieselbe Tonhöhe wählt. So hat man eine sehr große Bandbreite für Klangcharaktere.

Als eine Regel des Lagewechsels sollte man die rhythmische Einteilung sehen. Bei dieser wird darauf geachtet, dass nicht an falschen Schwerpunkten gewechselt wird sondern ein gerades System eingehalten wird.

Schwierigkeit

Beim Spiel liegt die Schwierigkeit meist bei der richtigen Tonerzeugung mit dem Bogen, bzw. quietschende Geräusche zu vermeiden. Diese Geräusche entstehen beim versehentlichen Mitstreichen einer Nachbarsaite, an der meist die Finger der linken Hand anliegen. Dies ist eines der schwierigsten Anfangsprobleme. Zu geringer Druck der linken Finger verursacht zudem einen stumpfen, matten Klang ohne Kern. Je näher am Steg man streicht, umso schärfer wird der Klang (starke Obertonlastigkeit), der sich bei zu schnellem Strich dann überschlägt. Umgekehrt verliert der Klang seine Obertöne weitgehend beim Streichen am oder über dem Griffbrettende. Bei zu langsamem Strich wird der Klang flach und beginnt wackelnd abzureißen.


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