Spieltechnik des Violoncellos

Spieltechnik des Violoncellos
Cellist

Das Violoncello wird im Sitzen gespielt. Während die Rechte den Bogen streicht, greift die linke Hand einen oder mehrere Töne auf den Saiten.

Inhaltsverzeichnis

Die Haltung des Instruments

Das Violoncello ruht, mit dem Stachel auf dem Boden stehend, am Oberkörper in der Nähe des Brustbeins und wird zusätzlich von linkem und rechtem Knie in seiner Neigung stabilisiert. Der Cellohals befindet sich dabei vom Spieler aus gesehen links von seinem Kopf. Die Beine stützen lose das Instrument, ohne es einzuklemmen, da dies den Klang des Instruments nachteilig verändern könnte.

Der Spielers hält das Cello so, dass er mit dem rechten Arm bzw. mit dem Bogen „bequem“ alle vier Saiten vom Frosch bis zur Bogenspitze streichen kann und zugleich mit der linken Hand alle Töne der 4 Saiten auf dem Griffbrett greifen kann. Um eine stabile Haltung hinter dem Instrument zu erreichen, neigt der Spieler den Oberkörper etwas nach vorne, was die Kraft und das Moment des Cellos gegen den Oberkörper ausgleicht.

Die Aufgaben der beiden Hände beim Spiel eines Streichinstrumentes sind sehr unterschiedlich. Das Cellospiel erfordert daher ein gutes Verständnis der unterschiedlichen Aufgaben von linkem und rechtem Arm bzw. der Hände sowie eine gute Koordination. So muss bei einer Forte-Passage mit der rechten Hand mit großer Kraft der Bogen geführt werden, eine simultane Kraftentfaltung der linken Hand jedoch ist nicht notwendig und kann zu Schwierigkeiten führen.

Die Aufgaben des rechten Arms

Bogenführung

Die rechte Hand greift den Bogen am Frosch und streicht damit eine oder mehrere Saiten gleichzeitig. Der Bogen streicht dabei im Saitenbereich zwischen Griffbrettende und Steg. Die Kunst besteht zum einen darin, die Saite mit dem Bogen zu einem schönen Ton anzuregen und zum anderen darin, die verschiedenen Klangfarben zwischen Griffbrettende und Steg für den musikalischen Ausdruck zu nutzen. Dazu muss der Bogen die Saite ungefähr im rechten Winkel streichen und die Position der Kontaktstelle so wählen, dass entweder ein schärferer Ton in Richtung Steg oder ein weicherer Ton in Richtung Griffbrett erzeugt wird. Die Wahl der Kontaktstelle ermöglicht ein breites Spektrum von Klangcharakteren.

Der Bogen wird am oder in der Nähe des Frosches gehalten. Zur Barockzeit wurde der Bogen noch eher in der Nähe seines Schwerpunkts gehalten. Die Haltung am Frosch ist unbalanciert, was wichtige technische Möglichkeiten wie spiccato, detache und ricochet erlaubt. Die Bogenführung erfordert eine entspannte Muskulatur in Schulter, Arm und Hand. Das Handgelenk folgt der Bewegung des Arms, und der Bogen wiederum dem Handgelenk.

Die „Flexibilität“ der Bogenhand erkannte Steinhausen bereits 1902, angewandt wurde bis in die 1930er Jahre aber ausschließlich nur das „Starre Handgelenk”. Heute verwendet man das „Künstliche Griffgelenk“ oder das auch so genannte „Spielgelenk“, das heißt das Handgelenk ist flexibel in der Pronation und lässt so einen „Gemischten Ausgleich“ zu. Die Bogeneinteilung selbst gelingt dem menschlichen Gehirn am exaktesten in arithmetischen Takten.

Stricharten

Siehe auch: Strichart

  • Legato - Unter Legato versteht man die Bindung mehrerer Töne auf einen Bogen. Das Legato ist in seiner Kontinuität besonders durch einen Saitenwechsel bedroht. Um Unterbrechungen zu vermeiden bereitet man den Saitenwechsel so vor, dass der Bogen nur noch sehr geringfügig angehoben oder abgesenkt werden muss, um die neue Saite zu erreichen.
  • Gestauter Strich - Beim gestauten Strich wird die Strichgeschwindigkeit verlangsamt und der Druck erhöht. Dies ergibt neben einem Anstieg der Lautstärke einen geschlosseneren und intensiveren Ton des Cellos.
  • Abrupter Strich - Der abrupte Strich ist mit einer starken Geschwindigkeitsänderung verbunden, welche am Anfang des Striches besonders groß ist. Wichtig ist in der Anwendung der prägnante und exakte Charakter dieses Striches.
  • Spiccato - Beim Spiccato nutzt man die Elastizität des Bogens. Der Bogen wird so von der rechten Hand/dem rechtem Arm zum Springen angeregt, dass er immer wieder kurzzeitig die Saite verlässt. Der dabei entstehende flüchtige Saitenkontakt lässt extrem kurze, exakte und luftige Töne auf dem Cello entstehen. Oft wird es bei sehr schnellen, auf gleicher Tonhöhe stehenden Tonreihen angewendet. Zwischen einem normal gestrichenen Bogen und Spiccato existieren viele Nuancen.
  • Akzente - Mit dem Bogen kann man weitere Effekte erzeugen. Ein Beispiel sei der Akzent, welcher durch einen unverhältnismäßig hohen Druck am Anfang des Striches erzeugt wird.
  • Pizzicato - Unter Pizzicato versteht man das Zupfen der Saite mit einem Finger meist der rechten Hand. Das Pizzicato wird vom Komponisten gern als zusätzlicher Klangeffekt eingebaut. In den Noten wird für ein Pizzicato pizz eingetragen. Je größer die Fläche der Fingerkuppe ist, die beim Zupfen beteiligt wird und umso näher am Steg gezupft wird, umso voller und klarer klingt der Ton. Ein weiches Pizzicato wird mit dem Daumen in aufsteigender Richtung erzeugt. In gleicher Weise werden auch Akkorde als Pizzicato meist in aufsteigender Richtung erzeugt. Als eine Besonderheit des Pizzicatos gibt es das „Bartók-Pizzicato“, bei welchem man die Saite von unten über das Griffbrett hebt und sie vertikal von oben aufschlagen lässt.

Die Aufgaben des linken Arms

Tonhöhe

Auf den 4 Saiten (gestimmt C,G,d,a) greift die linke Hand die Töne des Cellos. Dabei greifen in den unteren Lagen nur die 4 Finger die Töne, während der Daumen auf der Unterseite des Cellohalses liegt und durch seinen Gegendruck den Spielfinger auf die Saite drückt (Klammergriff). Das Cello verfügt weder über Bünde noch über sonstige Markierungen für die Fingerpositionen, so dass die richtige Tonhöhe nur mit Hilfe der Tonvorstellung, der Positionsvorstellung auf dem Griffbrett und des (kontrollierenden) Gehörs getroffen werden kann.

Zur Bändigung der vielen Töne auf den 4 Saiten greift die linke Hand in "Lagen". Eine Lage fasst die Töne zusammen, die die Hand ohne Lagenwechsel erreichen kann. Tiefster Ton einer Lage ist ein natürlicher Ton auf der Saite (also kein Halbton wie gis oder b). Die nächsthöhere Lage beginnt mit dem nächsten natürlichen Ton, der damit auch nur einen Halbton über der tieferen Lage liegen kann. Innerhalb der Lage werden weitere Lagen unterschieden: Grundposition, halbe Lage und weite Lage.

In den höheren Lagen kann der Daumen nicht die Unterseite des Halses erreichen. Deshalb gibt dann der Daumen seine Opposition zu den Fingern auf (und damit auch den vorteilhaften Klammergriff) und fungiert forthin entweder als Stütze für die Spieltätigkeit der Finger oder wird zum fast gleichwertigen Spielfinger. Diese Haltung bezeichnet man als die Daumenlage. Der für einen klaren Ton erhebliche Druck des Spielfingers auf die Saite wird hier allein durch den Druck der Hand auf das Griffbrett und nicht mehr durch den Klammergriff erzeugt.

Wie bei allen Streichinstrumenten nimmt in höheren Lagen der Abstand zwischen den einzelnen Tönen ab. Kann die linke Hand in der 1. Lage maximal eine große Terz greifen, überspannt sie in der Daumenlage am oberen Griffbrettende mehr als eine Oktave (mit Daumen). Das mindert naturgemäß die Bedeutung der Lagen im hohen Bereich der Saiten.

Lagenwechsel

Der Tonumfang einer Cellosaite umfasst ein Interval von 2 Oktaven und einer Quinte bis Griffbrettende. Den gewünschten Ton erreicht man, indem man mit der linken Hand in die benötigte Lage wechselt, wobei immer mehrere Lagen zur Auswahl stehen, da der Ton grundsätzlich von jedem einzelnen Finger gegriffen werden kann, in der Daumenlage auch vom Daumen.

Intonation

Fingersätze

Unter dem Fingersatz versteht man die Abfolge der Finger der linken Hand (einschließlich des Daumens), die zur Bewältigung eines Abschnitts in einer Cellostimme (Phrase) benutzt werden. Der Fingersatz umschließt auch die Lagenwechsel, denn nur mit ihnen kann der gewählte Fingersatz auch gespielt werden, sie werden aber nicht explizit erwähnt.

Da sich die Töne auf den 4 Saiten des Cellos großenteils überlappen, kann eine Melodie in vielen Fällen mit mehreren Fingersätzen gespielt werden. Häufig ist es schwer zu sagen, wie viele verschiedene Fingersätze für eine Phrase überhaupt möglich sind, da fast jeder Ton 2-4fach auf dem Instrument vorkommt und über vielleicht auch sehr unpassend erscheinende Lagenwechsel eingebunden werden kann.

Werden die Töne der Phrase auf den tieferen Saiten des Cellos gespielt, liegt sie grifftechnisch in einer höheren Lage, als auf den höher gestimmten Saiten. Der Schwierigkeitsgrad des Fingersatzes erhöht sich dabei meist beträchtlich. Gleichzeitig ändert sich die Klangfarbe der Phrase. Auf den tiefen Saiten klingt sie dunkler und drängender, auf den hohen Saiten strahlender und leichter.

Das Kriterium des Schwierigkeitsgrades eines Fingersatzes darf aber bei fortgeschrittenem Spielvermögen nicht den Ausschlag für gewählten Fingersatz geben. W. Pleeth schlägt deshalb vor, vor der Festlegung eines Fingersatzes zuerst alle möglichen Fingersätze durchzuprobieren. Nur ein Fingersatz, der auf dem Hintergrund des musikalischen Ausdrucks der Komposition gewählt wurde, kann die Komposition angemessen wiedergeben.

Fingersätze sind etwas sehr Individuelles. Nicht selten sind deshalb die Fingersätze berühmter Herausgeber z. B. in Noten von Sonaten und Konzerten ziemlich uninteressant. Der passendste Fingersatz entwickelt sich offensichtlich mit dem Spieler, seinen Fähigkeiten und Erfahrungen mit, verändert sich also im Laufe der Zeit. Auf der anderen Seite sind z. B. Orchesterstimmen, deren Fingersätze einem langjährigen Ringen der Orchestermusiker um musikalische und spieltechnische Güte entstammen, für den Spieler eine spürbare Hilfe.

Vibrato

Als Vibrato bezeichnet man die periodische Veränderung der Tonhöhe oder Lautstärke des Cellotones. Das heute übliche Tonhöhenvibrato wird durch eine leichte Auf- und Abbewegung des den Ton greifenden Fingers der linken Hand erreicht, ohne dass dieser seine Position tatsächlich verlässt. Ein Lautstärkenvibrato wird hingegen mit dem Bogen erzielt und daher auch Bogenvibrato genannt.

Das Vibrato kann sowohl in Amplitude als auch in Frequenz stark variieren und dadurch als vielfältiges Ausdrucksmittel angewandt werden.

Als solches und als Verzierung wurde es wohl schon früher benützt, wohingegen das heute übliche permanente Vibrato vermutlich erst im 19. Jahrhundert eingeführt wurde.

Percussion

Einige Celloschulen legen großen Wert auf eine Percussion genannte Technik, bei der die Finger der linken Hand deutlich (eventuell sogar hörbar) auf die Saiten aufprallen, was eine bessere Ansprache der Töne und eine präzisere Rhythmisierung ermöglichen soll.

Literatur

  • William Pleeth: Cello. London 1982
  • G. Mantel: Einfach Üben. Mainz 2001

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