Spiritualistisch

Spiritualistisch

In der christlichen Theologiegeschichte wird mit Spiritualismus eine Haltung bezeichnet, die in Glaubensangelegenheiten alles Äußerliche zumindest für unwesentlich hält, oder sogar ganz ablehnt: von der kirchlichen Institution über die Sakramente und Dogmen bis hin zum schriftlich fixierten Bibelwort. Spiritualisten glauben an das freie Wirken des Heiligen Geistes (lat. Spiritus sanctus) in jedem Menschen, der in einer Geisteshaltung unkonditionaler Liebe und Wahrhaftigkeit gottverbunden lebt.

Spiritualismus wurde vielen als Ketzerei gebrandmarkten Gruppierungen vorgeworfen. Gnostische Strömungen blieben in ihm durch die Jahrhunderte wirksam. Martin Luther nannte die Spiritualisten "Schwärmer" oder "Schwarmgeister" und stand in der zweiten Phase der Reformation in heftiger Auseinandersetzung mit ihnen. Bedeutende deutschsprachige Spiritualisten der Reformationszeit waren beispielsweise Hans Denck, Sebastian Franck, Kaspar von Schwenckfeld und Thomas Müntzer. Spiritualistisches Gedankengut hat eine große Variationsbreite von organisierten Bewegungen (z. B. die Quäker und andere freichristlich-liberale Gruppierungen), aber beispielsweise auch die teilweise eher diffus strukturierte (und sich nicht mehr unbedingt als christlich verstehende) New-Age-Bewegung mitgeprägt. Vom christlichen Kontext der Begriffsentstehung abgesehen, handelt es sich beim Spiritualismus um das Kernelement jeglicher Mystik.


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