Sprachvarietät

Sprachvarietät

Eine Varietät (auch: Lekt, Sprachvarietät) ist in der Linguistik eine Teilmenge einer Einzelsprache, die eine Einzelsprache ergänzt oder modifiziert, jedoch nicht unabhängig von dieser existieren kann. Von Varietät spricht man jedoch nur, wenn die Sprachform einer untersuchten Gruppe eindeutige sprachliche Gemeinsamkeiten aufweist.

Auch die Standardsprache beziehungsweise Hochsprache ist eine Varietät: jene, die sich durch den Gebrauch als Schriftsprache und hinsichtlich Grammatik und Aussprache als Sprachnorm definiert. Man unterscheidet standardisierte Varietäten (Standardsprachen einer Einzelsprache) und nicht standardisierte Varietäten (Dialekt, Mundart, Regionalsprache, Soziolekt, Umgangssprache).

Im Modell des Varietätenraumes (Eugenio Coseriu) manifestiert sich eine einzelsprachliche Norm in der

  • diatopischen (geografischer Bezug: Dialekte, Regiolekte)
  • diastratischen (in Bezug auf die Gesellschaftsschicht)
  • diaphasischen (in Bezug auf den kommunikativen Kontext, Intention, "Wie möchte der Sprecher beim Gegenüber erscheinen.")
  • diasituativen (situationsabhängig)

Dimension. Für diastratische Varietäten sind dabei Identität der Sprecher (beispielsweise Jugendsprache, Idiolekt, Frauensprache, Männersprache) und Zugehörigkeit zu einer Schicht oder Gruppe (Soziolekt, Gruppensprache) ausschlaggebend. Diaphasische Varietäten sind durch funktionelle und situative Orientierung gekennzeichnet (z. B. Fachsprachen, Umgangssprache).

Die spezifische Varietätenstruktur einer Einzelsprache bezeichnet Eugenio Coseriu als Architektur der Sprache.

Im deutschen Sprachraum zum Beispiel existiert das Standarddeutsch in mehreren nationalen Varietäten, die von drei gleichwertigen Vollzentren mit eigenen Kodizes – Schweiz (Schweizer Hochdeutsch mit Helvetismen), Österreich (Österreichisches Deutsch mit Austriazismen) und Deutschland (Bundesdeutsches Hochdeutsch mit Teutonismen) – sowie in vier Halbzentren in Belgien, Italien (Südtirol), Liechtenstein und Luxemburg bestimmt werden.[1]

Einzelnachweise

  1. Vgl. Ammon 1995.

Literatur

  • Ulrich Ammon, Hans Bickel, Jakob Ebner, et al.: Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Walter de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-016575-9 (Gebunden, ISBN 3-11-016574-0 Broschur). 
  • Ulrich Ammon: Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Problem der nationalen Varietäten. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1995, ISBN 3-11-014753-X. 
  • Alexandra N. Lenz, Klaus J. Mattheier: Varietäten - Theorie und Empirie. Peter Lang, Frankfurt/M. 2005, ISBN 3631538677 (VarioLingua 23). 

Weblinks


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