St. Marien (Göttingen)

St. Marien (Göttingen)
Die St. Marienkirche mit der Kommende im Vordergrund
Blick von der Johanniskirche auf die Marienkirche

Die ev. luth. Pfarrkirche St. Marien in Göttingen ist eine von sieben Kirchen in der Göttinger Innenstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte der Marienkirche ist eng mit der Niederlassung des Deutschen Ordens in Göttingen verbunden. Sie wurde als Pfarrkirche der seit etwa 1280 bestehenden Göttinger Neustadt, einer längeren Häuserzeile westlich der Mauern, errichtet und war zunächst nur ein bescheidenes einschiffiges Gotteshaus. Im Jahre 1295 wurde die Kirche erstmals als „kleines Jerusalem vor Göttingen“ erwähnt und es wurden Ablassbriefe für den Besuch der Kirche ausgegeben. Im Jahre 1318 wurde die Kirche mitsamt den angrenzenden Höfen dem Deutschen Ritterorden übertragen. Fortan diente die Kirche zugleich als Ordens- und Pfarrkirche. Das Gebäude der Ordensniederlassung, die Kommende, entstand 1318 westlich der Kirche. Zwischen der Kirche und der Kommende befindet sich der Torturm der Neustadt, der schon seit 1319 als Glockenturm genutzt wurde. Von der Kommende aus wurde der umfangreiche Grundbesitz des Ordens in der Gegend um Göttingen verwaltet. Aufgrund des späteren Wachstums der Neustadt, die 1319 von Göttingen angekauft wurde, wurde die Kirche später öfters umgebaut. Sie erhielt in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die heutigen Seitenschiffe und den Chor, der zu Anfang des 16. Jahrhunderts nochmals umgebaut wurde. Die heute dreischiffige, dreijochige Hallenkirche in Bruchstein ist wegen der mannigfachen Umbauten von architektonisch geringerer Einheitlichkeit. Im Zuge der Reformation wurde 1531 der erste evangelische Prediger vom Rat der Stadt an der Kirche angestellt. Der katholische Deutsche Orden verweigerte jedoch seine Leistungen zur Besoldung und Nutzung der Pfarrwohnung. Nach verschiedenen Zwischenlösungen konnten die Kastenherren von St. Marien erst 1558 ein Haus auf dem Anger (heutige Angerstraße) erwerben und als Pfarrwohnung einrichten. Das Gebäude der Deutschordenskommende ging 1810 in Privatbesitz und befindet sich heute im Eigentum der ev. luth. Kirche.

In der Kirche befinden sich Reste des Marienaltars der Göttinger Künstler Bartold Kastrop und Heinrich Heisen aus dem Jahre 1524, die heute in einem neugotischen Retabel von 1869 gefasst sind. Seit 1926 befindet sich eine Mahrenholz-Furtwängler-Orgel in dem Gotteshaus.

Kirchengemeinde

Aus der St.-Marien-Kirchengemeinde wurden zum 1. Oktober 1951 die Bewohner des dritten Seelsorgebezirks ausgepfarrt und für sie eine eigene Kirchengemeinde unter dem Namen Friedenskirchengemeinde gebildet.

Literatur

  • Dietrich Denecke und Helga-Maria Kühn: Göttingen, Geschichte einer Universitätsstadt, Band 1, hrsg. von Dietrich Denecke und Helga-Maria Kühn, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, Seiten 469 f., 515, 537 f.
  • Wulf Schadendorf: Göttinger Kirchen (Kleine Kunstführer für Niedersachsen, Heft 2), Göttingen 1953
  • Dieter Unckenbold und Karl-Heinz Bielefeld: Die Gotischen Pfarrkirchen in Göttingen, Heinz Reise-Verlag, Göttingen 1953

Weblinks

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