St. Nikolai (Burg auf Fehmarn)

St. Nikolai (Burg auf Fehmarn)
St. Nikolai

St. Nikolai ist eine evangelisch-lutherische dreischiffige Hallenkirche in Burg auf Fehmarn, heute Stadt Fehmarn, im Kreis Ostholstein (Schleswig-Holstein).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Malerei (vor 1846) am nordwestlichen Pfeiler

Die St.-Nikolai-Kirche in Burg und die Petrikirche in Landkirchen sind die ältesten Kirchen auf der Ostseeinsel Fehmarn. Ein Datum der Grundsteinlegung ist bei beiden Kirchen nicht bekannt. Das erste Gotteshaus auf der Insel war die Peter-Pauls-Kapelle in der Gemarkung Puttgarden, die 1198 urkundlich genannt wurde. Der Bau von St. Nikolai wurde vermutlich um 1230 begonnen.

Der älteste Teil der Kirche stammt aus dem Übergang von der Romanik zur Gotik. Die romanischen Bauelemente sind außen zu erkennen am Rundbogenfries unter dem Dachfirst, der Nordbogenblende an der Nordseite und Rundbogenfenstern, die später in gotische Spitzbogenfenster umgebaut wurden, wobei die Spitzbögen den Rundbogenfries durchbrechen. Romanisch sind drei Joche des Mittelschiffs und die beiden Seitenschiffe. Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche im spätgotischen Stil vergrößert.

Der dritte Bauabschnitt wurde 1505 begonnen. Die Kirche erhielt dabei das sechste Joch. 1506 wurde an der Nordseite das Likhus, das Leichenhaus angebaut, das jetzt als Sakristei genutzt wird, außerdem auf der Südseite die 1842 abgebrochene Garwekammer, in der liturgische Geräte und die Gewänder der Priester aufbewahrt wurden. Sie wurde zeitweilig als Grabkammer genutzt. Aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammt auch die Wendeltreppe an der Südseite, die heute keine Funktion mehr hat. Auch der Glockenturm stammt aus dem dritten Bauabschnitt; er wurde 1513 fertiggestellt. Er war zunächst mit einem Spitzdach versehen, das am 3. November 1760 durch einen schweren Nordweststurm zerstört wurde. 1763 war die spätbarocke Turmhaube fertiggestellt.

Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche zweimal saniert, ab 1817 und ab 1846. Von 1846 stammt eine Zeichnung, die noch Renaissance-Ausmalungen des Gewölbes mit Apostel- und Tierfiguren zeigen. Die Malereien wurden weiß übertüncht und später teilweise freigelegt, ebenso wurde die gemalte Quaderung der Wände und Pfeiler rekonstruiert. In den 1930er Jahren wurden Kirchenschiff und Turm erneut umfassend saniert und ein Anbau am Turm, der als Kalkkammer oder Knakenkammer (Knochenkammer) bezeichnet wurde, entfernt. 1936 wurde die Röhren- und Warmwasserheizung durch eine Warmluftheizung ersetzt. Die Wangen des neuen Kirchengestühls aus brasilianischer Kiefer versah 1939 der Bildhauer Georg Matthiesen (1873-1952) mit Fehmarnschen Wappen und Hausmarken.

Die Kirche ist ohne Turmhalle 51 Meter lang und rund 18 Meter breit – 16 Meter am Westende und 20 Meter am Ostende. Die Gewölbe haben eine Höhe von neun bis elf Meter.

Inventar

Bronzetaufe von 1391

Bronzetaufe von 1391

Das älteste Inventar der Kirche ist die Bronzetaufe mit der lateinischen Inschrift anno milleno tricenteno nonageno primo non pleno fontem dedit hunc michi beno korp episcopus arosiensis. Frei übersetzt Im Jahre 1391 (nicht voll) gab mir diese Taufe Beno Korp, Bischof von Arosia. Das sechseckige gotische Bronzetaufbecken in Kelchform ist von lübscher Herkunft und wird dem Apengeter-Kreis zugerechnet. Sein Fassungsvermögen beträgt etwa 195 Liter, was 3 Ohm (Lübeck Sachsen-Meiningen) entspricht. Durch welche Umstände das Taufbecken nach Fehmarn kam, ist bis heute nicht ganz geklärt. Bei dem Bischof von Arosia handelte es sich wahrscheinlich um Bono Korp, der um 1391 Bischof von Västerås war. Der Ort wurde in der Wikingerzeit als Handelsplatz unter dem Namen Aros gegründet. Die Taufschale aus Silber wurde von dem Lübecker Silberschmied Kolmann angefertigt.

Steintaufe

Steintaufe

Die zweite Taufe der Kirche, eine Steintaufe aus Gotländer Sandstein aus dem Übergang von der Romanik zur Gotik, war verschollen, wurde bei Ausschachtungsarbeiten in der Süderstraße entdeckt und 1928 wieder aufgestellt. Der Fuß wurde ersetzt.

Kanzel

Die Kanzel im holländischen Barock aus dem Jahr 1667 stiftete der Burger Pastor Matthias Lobetanz zum Gedächtnis seiner im selben Jahr im Alter von 34 Jahren gestorbenen Frau Ingeborg Fabricius.

Holzplastiken

Vier Holzplastiken aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert – 50 bis 80 cm hoch – stellen Maria ohne Kind, Maria Magdalena mit Salbgefäß, St. Antonius mit dem Schwein und Johannes mit dem Kelch dar.

Strafen Gottes

An einem Pfeiler nahe der Stehkanzel aus dem 20. Jahrhundert erinnert eine Tafel mit der Überschrift „Gedechtnis der Strafen Gottes“ und der Unterschrift „Peter Krumfues, der Kirchenvorsteher“ mit dem Datum „Anno 1632, 4. Febr.“ an die Unbilden, die den Einwohnern Burgs in den 20er und 30er Jahren des Jahrhunderts widerfahren waren. Genannt werden eine „große Wasserflut“ vom 10. Februar 1625 mit hohem Verlust an Menschenleben und Tieren, Hagelschlag, der am 18. Juni 1626 das Getreide vernichtete, die Pestepidemie, die zwischen dem 28. Mai und 11. Oktober 1629 in Burg und Umgebung 752 Menschenleben kostete, darunter auch die der drei Prediger der Gemeinde. An den Geistlichen Hinrich Maes (*12. Juli 1584), der dieser Epidemie am 3. September 1629 zum Opfer fiel, erinnert ein Renaissance-Epitaph.

Epitaphien

Ein Epitaph, ebenfalls im Stil der Renaissance, ist dem Burger Bürgermeister Claus Pries (†1666) gewidmet. Aus der Barockzeit stammt das Epitaph für den Bauern Carsten Raloff (†1651) aus Ostermarkelsdorf und seine Frau Gerdrut. Auch das Epitaph für Bürgermeister David Gloxin (1567-1646), der zusammen mit Pries amtierte, ist im Stil des Barock gehalten. Es ist wahrscheinlich eine Lübecker Arbeit. Weitere Epitaphe erinnern an Benjamin Gloxin, den Sohn des Bürgermeisters David Gloxin, Frentz Rauert (†1709) und seine Catharine Beyers (†1708) sowie Johannes Conrad Oporinus (†1684), der Kantor in Bannesdorf gewesen war. Ein Bildnis zeigt Friedrich W. Schumacher (*1863 in Burg), der als „Freund und Gönner der Burger Kirche“ genannt wird, ein weiteres Propst Conrad Diedrich Stresow.

Hauptaltar

Altar der St. Nikolai Kirche
Blasiusaltar (offen)

Der gotische dreiflügelige Hauptaltar stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der Künstler ist unbekannt. Die neue Kleuker-Orgel wurde am 8. Juni 1975 geweiht. Die älteste Orgel, auf der 1685 Dietrich Buxtehude spielte, stand bis 1732.

Blasius-Altar

Der St-Blasiusaltar ist der einzige (von wohl acht) erhaltene Seitenaltar in der Nikolaikirche. Er überstand den "Bildersturm" des Conrad Friedrich Stresow (1705-1788), der in den Jahren 1761 bis 1788 in Burg als Propst und Consistorialrat tätig war. 1698 hatte nämlich der Kapitän G. F. Giebel für 80 Mark einen Platz für seinen Kirchenstuhl erworben, den damals an dem Pfeiler befindlichen Altar einfach umbaut, die Bilder mit grauer Farbe übergestrichen und weitere "Integrationsmaßnahmen" ergriffen. Als im Jahr 1882 die Kirchenstühle abgebaut wurden (der vom Kapitän Giebel ist zum Windfang der kleinen jetzt nicht mehr benutzen Südertür geworden), kam auch der Blasiusaltar wieder zum Vorschein. Die Löcher darin wurden provisorisch abgedichtet und es wurde versucht, die überstrichenene Malerei wieder sichtbar zu machen. Aber erst 1952/53 ist man an eine gründliche Restauration gegangen und kam zu der Erkenntnis, dass das Bild des Jacobus und der Baldachin jünger sind, als Predella und Schrein. Ende des 20. Jahrhunderts wurde der Blasius-Altar fachmännisch grundüberholt, so dass der 1513 errichtete spätgotische dem Meister des Schlutuper Altars zugeschrieben Flügelaltar heute wieder in altem Glanz erstrahlen kann.

Die Darstellungen: Die gemalte Predella zeigt Jesus als Weltenrichter, flankiert von Maria und Johannes; links ein Engel mit der Friedelspalme, rechts ein Engel mit blutrotem Schwert. Auf dem Baldachin: Petrus, Madonna mit Kind und Paulus. Seitentafel links: Gefangennahme, darunter die Enthauptung des hl. Blasius Seitentafel rechts: der hl. Blasius im Kerker, darunter in der Folter Mittelfeld: unter gotischen Baldachinen von links nach rechts: der hl. Blasius, der Erzengel Michael, der Evangelist Matthäus. Der geschlossene Altar zeigt auf den Tafeln von links nach rechts die Darstellung einer Anna Selbdritt, der hl. Antonius (mit Schwein und dem T-Kreuz) und den hl. Jacobus d. Ä. (mit Pilgerstab, Pilgerstab und Pilgertasche); die linke Tafel ist nicht mehr vorhanden.

Von dem Altar verdeckt ist ein Fresco, das offensichtlich auf die Gefahren des Alkohols hinweisen soll: Auf einem großen Bierfass sitzt eine schwarze Tiergestalt, offensichtlich der "Saufteufel".

Mondsichelmadonna

Maria als Ecclesia

Zu einem Altar, der 1846 zerstört wurde, gehört die Mondsichelmadonna. Das spätgotische Werk (Anfang 16. Jh.) aus Holz erhielt 1939–49 durch den Bildhauer Georg Matthiesen einen neuen Schrein mit Maßwerk und Strahlenkranz. Als Zeichen für die „Neue Kirche“ tritt Maria als Ecclesia auf den Mond als Symbol des Alten Testaments. Abweichend von vielen Darstellungen tritt diese Madonna auf einen von ihr abgekehrten Kopf.

Literatur

  • Hans Wentzel: Das Taufbecken des Beno Korp und einige verwandte Skulpturen in Schweden und Norddeutschland. In: Fornvännen 1938, S. 129-153. pdf mit diversen Abbildungen
  • Pastor (Richard) Trede: Die St. Nikolai-Kirche zu Burg auf Fehmarn: Ihre Geschichte – ihr Inventarium – ihre Häuser und Kapellen – ihre Diener. Kirchengemeinde Burg auf Fehmarn, Burg auf Fehmarn 1985, 4. Neuauflage 2009

Weblinks

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