Staatliches Wilhelmsgymnasium

Staatliches Wilhelmsgymnasium
Staatliches Wilhelmsgymnasium
Bild:Wilhelmsgymmuenchenlogo.jpg
Schultyp Humanistisches Gymnasium
Gründung 1559
Ort München
Bundesland Bayern
Koordinaten 48° 8′ 17″ N, 11° 35′ 19″ O48.13805555555611.5886111111117Koordinaten: 48° 8′ 17″ N, 11° 35′ 19″ O
Träger staatlich
Website www.wilhelmsgymnasium.de

Das Staatliche Wilhelmsgymnasium ist ein Gymnasium in München und ist das älteste Gymnasium Oberbayerns. Das humanistische Gymnasium zählt ca. 600 Schülerinnen und Schüler. Nach den Jahrgangsstufentests 2005 des bayerischen Kultusministeriums (Quelle (unter anderem): Jahresbericht 2005/2006) gehört das Gymnasium zu den besten in Bezug auf Lernerfolg, Umfeld und Leistung in Bayern.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Wilhelmsgymnasium liegt im Münchner Stadtteil Lehel, Thierschstraße 46, Ecke Maximilianstraße, direkt am Maxmonument. Die Regierung von Oberbayern, der Bayerische Landtag und die Komödie am Max II Denkmal befinden sich in unmittelbarer Nähe des Gymnasiums.

Geschichte

Historische Ansicht um 1880
heutige Ansicht

Das Wilhelmsgymnasium, 1559 von Albrecht V. als „Paedagogium“ gegründet, wurde von 1824 an als „Altes Gymnasium“ bezeichnet und schließlich 1849 nach Albrechts Nachfolger Wilhelm V. benannt. Bis 1773 wurde das Gymnasium vom Jesuitenorden geleitet, der immer noch mit der Schule in Kontakt steht.

Ursprünglich war die Schule im Jesuitenkloster an der Neuhauser Straße untergebracht, musste dann aber eine Notunterkunft im Alten Hof beziehen, als das Jesuitenkolleg für die von Ingolstadt nach München verlegte Universität benötigt wurde. Erst 1830 konnte das Gymnasium in das umgebaute barocke Wohnhaus Herzogspitalstraße 18 umziehen.

Nachdem die Räume in der Herzogspitalstraße 18 zu klein wurden, wurde ein Neubau erforderlich. Die Kritik an den unzumutbaren Bedingungen der provisorischen Unterkünfte und die Anforderungen eines umfassenderen Bildungsbegriffs beschleunigten Mitte des 19. Jahrhunderts das Projekt. Mit finanzieller Unterstützung König Ludwigs II. wurde nach den Plänen Carl von Leimbachs 1875–1877 der Neubau im Stil der Neorenaissancefassade im Münchner Lehel errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde das Wilhelmsgymnasium 1952–1958 stark verändert wiederaufgebaut. Seit Ende der 1970er-Jahre werden Mädchen aufgenommen (Koedukation). Ende der 1980er-Jahre wurde das Treppenhaus in Form und Farbgestaltung rekonstruiert. Der Schulhof wurde außerdem in den letzten Jahren umgestaltet und im Jahr 2006 ein neuer Aufenthaltsraum für die G8-Schüler geschaffen.

Das Wilhelmsgymnasium war zudem von 1799 bis 1826 und von 1877 bis 1918 Pagenerziehungsanstalt des Hauses Wittelsbach.

Das Gebäude

Für das in den Jahren 1875–1877 errichtete Gebäude versuchte der Architekt Carl von Leimbach Funktion und Form zu einer harmonischen Einheit zu bringen. Wesentlich für eine Erziehungsanstalt erschienen ihm „Ruhe, Raum, Luft, Licht“. Um den humanistischen Bildungsgedanken bayerischer Ausprägung zur Geltung zu bringen, hielt der Architekt gleichzeitig den Rückgriff auf mittelalterliche Stile für unpassend; daher entschied er sich gegen den auf gotischen Elementen aufbauenden so genannten Maximilian-Stil und für den Stil der Neorenaissance. Dieser Bruch mit der Architekturkonzeption der Maximilianstraße wurde möglich, da König Ludwig II. andere Interessen als sein Vater König Maximilian II. hatte. Das Gebäude besitzt die Form eines L’s, es hat einen Nord-Süd- und daran im Süden angeschlossen einen West-Ost-Flügel. Es besteht aus Keller, Erdgeschoss und drei Stockwerken mit je etwa zehn Klassenzimmern. Im Südflügel befinden sich ein Physiksaal (Erdgeschoss), die Bibliothek (I. Stock), und der Musiksaal (II. Stock). Am Ende des Ostflügels befinden sich der Fahrradkeller, zwei Sporthallen (Erdgeschoss und II. Stock), das Lehrerzimmer (mit Verwaltungstrakt, Direktorat usw., I. Stock) und der Kunstsaal (III. Stock).

Die Bibliothek des Wilhelmsgymnasiums

Seit der Gründung des Jesuitenkollegs im Jahr 1559 wurde die Bibliothek für den Lehrbetrieb durch Schenkungen und Zuerwerb reich ausgestattet. Sie enthält noch zahlreiche Werke aus der Frühzeit des Buchdrucks, vor allem auch Erstausgaben klassischer Autoren. Bis zur Säkularisation wurden die Bestände auf vielen Wissensgebieten kontinuierlich ergänzt und aktualisiert. Ein Schwerpunkt blieb die antike Literatur, hinzu kamen zahlreiche Werke der neulateinischen Dichtung, zumal zwei von deren Hauptvertretern, Jakob Bidermann (1578–1639) und Jakob Balde (1603–1669), die an der Schule als Lehrer tätig waren.

Sehr gut vertreten ist auch die deutsche Literatur vom Barock bis zur Romantik, desgleichen Geographie, Naturwissenschaften, bayerische und europäische Geschichte sowie Reiseliteratur aus drei Jahrhunderten.

Die Bibliothek umfasst etwa 11.000 Bände, von denen allerdings 20 bis 30 Prozent nach Maßnahmen zur Konservierung oder Restaurierung verlangen: Auslagerung in den letzten Kriegsmonaten und unsachgemäße Unterbringung auch nach Kriegsende führten zu vielfältigen Formen mechanischer oder chemischer Schädigung: Feuchtigkeit, Pilz- und Milbenbefall und sonstige ungünstige Einflüsse taten an wertvollsten Bänden teils verheerende Wirkung.

Seit März 2000 unternimmt das Gymnasium in Eigeninitiative erste Schritte zu einer umfassenden Sanierung. Durch großzügige Spenden des Fördervereins und die Hilfe des Elternbeirats werden die Werke laufend restauriert und versorgt. Beispielsweise über Buchpflegschaften konnten inzwischen auch eine Reihe mechanisch beschädigter Bücher wiederhergestellt oder neu gebunden werden.

Über die Maßnahmen zum Erhalt der Bestände wurde von Werner Wiedling das Video Die alte Bibliothek des Wilhelmsgymnasiums und ihre Rettung gedreht, das über die Schule zu beziehen ist.

Eingang zum Gymnasium

Bildungsprogramm

Das Wilhelmsgymnasium wurde 1559 von Herzog Albrecht V. „nit allein“ als „ain gemaine Kinderschuel“, sondern als „Paedagogium“ gegründet. Nach ihrem vermeintlichen Stifter, Herzog Wilhelm V., erhielt sie 1849 ihren heutigen Namen. Geprägt von der pädagogischen Sensibilität, dem weltoffenen Humanismus und der tiefen Religiosität der Jesuiten, die bis zur Aufhebung des Ordens 1773 die Schule leiteten, gingen von dieser Bildungsstätte durch die Jahrhunderte starke literarische (zum Beispiel Zentrum der neulateinischen Literatur: J. Bidermann, J. Balde) und bildungsreformerische (F. W. Thiersch: „Praeceptor Bavariae“) Impulse aus. Von dieser Tradition zeugt noch heute der kostbare Bücherbestand der alten Bibliothek.

Sprachen

Seit seiner Gründung im Jahre 1559 hält das Wilhelmsgymnasium durch den Wandel der Zeiten hindurch an der humanistischen Bildungstradition fest. Heute bedeutet dies: In der 5. Klasse wird mit Latein als erster Fremdsprache begonnen, in der 6. folgt Englisch, in der 9. (G8: 8.) Griechisch und in der 11. (G8: 10.) wird eine romanische Sprache (derzeit Italienisch) angeboten. Mit knapp 100 neuen Schülern in den fünften Klassen starteten im Schuljahr 2006/2007 so viele Schüler wie schon lange nicht mehr ihre „Reise durch die alten Sprachen“, was wiederum den Erfolg des humanistischen Konzepts auch in unserer heutigen Zeit beweist.

Bekannte Schüler oder Absolventen

Literatur

  • Paul Joachimsen: Aus der Vergangenheit des Münchner Wilhelmsgymnasiums zur dreihundertfünfzigsten Wiederkehr des Gründungsjahres. Mit einem Beitrag „Das letzte halbe Jahrhundert“ von Eduard von Welz. R. Oldenbourg, München o.J. [1959]. 
  • Andreas Kraus: Das Gymnasium der Jesuiten zu München und die Bayerische Akademie der Wissenschaften. In: Wolf D. Gruner (Hrsg.): Region - Territorium - Nationalstaat - Europa. Beiträge zu einer europäischen Geschichtslandschaft. Festschrift für Ludwig Hammermayer zum 70. Geburtstag am 7. Oktober 1998. Institut für Geschichtswissenschaften «Rostock», Rostock 1998, S. 176-198 (Rostocker Beiträge zur deutschen und europäischen Geschichte; 4). 
  • Andreas Kraus: Das Gymnasium der Jesuiten zu München (1559–1773). Staatspolitische, sozialgeschichtliche, behördengeschichtliche und kulturgeschichtliche Bedeutung. C.H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-10714-1 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte, 133). 
  • Andreas Kraus: Das Gymnasium der Jesuiten zu München. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. 68, 2005, S. 731-744. 
  • Max Leitschuh (Hrsg.): Die Matrikeln der Oberklassen des Wilhelmsgymnasiums in München. Vier Bände. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1970–1976 (Schriften des Wilhelmsgymnasiums in München). 
  • Rolf Selbmann: 430 Jahre Wilhelmsgymnasium. Ein Stück bayerischer Kulturgeschichte. Hrsg. von der Bayerischen Versicherungskammer anlässlich der Ausstellung „430 Jahre Wilhelmsgymnasium“ von 14. April bis 13. Mai 1989. Selbstverlag, München 1989. 
  • Rolf Selbmann: Vom Jesuitenkolleg zum humanistischen Gymnasium. Zur Geschichte des Deutschunterrichts in Bayern zwischen Gegenreformation und Gegenwart am Wilhelmsgymnasium München. Peter Lang, Frankfurt am Main; Berlin; Bern etc. 1996, ISBN 3-631-48379-1 (Beiträge zur Geschichte des Deutschunterrichts; 26). 

Quellenangaben

  1. Gesammelte Pressequellen des ehem. schulinternen AK Humanistisches Gymnasium

Weblinks


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