- Stagionesystem
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Das Stagionesystem (italienisch stagione: „Saison, Jahreszeit“) ist eine Theater-Betriebsform. Es wird nahezu ausschließlich für Opernhäuser verwendet. Im Schauspiel spricht man in diesem Zusammenhang eher von En-suite-Spielbetrieb oder Serientheater.
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Im Stagionesystem produzieren Häuser, die kein Repertoiresystem aufweisen. Vielmehr nehmen sie pro Saison nur eine begrenzte Zahl von Opern in ihre Spielpläne auf, davon eine große Zahl an Neuinszenierungen. Diese Inszenierungen werden im Anschluss an die Probezeit, während der das Theater oft geschlossen bleibt, in längeren Serien (rund 10 Aufführungen) gezeigt und danach wieder abgesetzt. Wiederaufnahmen älterer Inszenierungen sind eher die Ausnahme. Deswegen tauchen die meisten Repertoirewerke über Jahre hinweg nicht im Spielplan auf, bis eine Neuinszenierung erfolgt.
Vorteile
Der Stagione-Betrieb stützt sich oft auf eine große Zahl an Koproduktionen, die an verschiedenen Häusern gezeigt werden, oder Produktionen, die von anderen Häusern angekauft wurden. So reduzieren sich die Kosten für die Herstellung von Dekorationen und Kostümen, auch die Regisseure betreuen die Wiederaufnahmen an anderen Häusern nicht immer persönlich. Die Probenzeiten reduzieren sich durch diese Methode ebenfalls auf wenige Wochen.
Kennzeichnend für die meisten Häuser mit Stagionesystem ist, dass sie kein eigenes Orchester und keinen eigenen Chor besitzen. Die Ensembles werden für jede Produktion eigens engagiert. Dadurch ist es auch möglich, Barockopern aufzuführen und dafür spezialisierte Alte Musik-Ensembles zu beschäftigen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Zahl der Beschäftigten hinter der Bühne wesentlich geringer ist als bei Repertoire-Häusern. Somit sind Stagione-Häuser finanziell günstiger.
Als künstlerischer Vorteil des Stagionesystems wird die Tatsache gesehen, dass Inszenierungen nicht über Jahre hinweg im Spielplan verbleiben. Somit wäre eine aktuelle Ästhetik gewährleistet. Durch gleichbleibende Besetzungen wird ferner garantiert, dass die Sänger mit den Inszenierungen gut vertraut sind und persönlich mit dem Regisseur gearbeitet haben. Zudem stützt sich jede Aufführung auf szenische wie musikalische Proben, die nicht lange zurückliegen. Dass wie beim Repertoiresystem nur wenig geprobte Aufführungen auf dem Spielplan stehen, ist nicht üblich.
Italien
Der Ausdruck Stagione verweist auf Italien, wo diese Art Spielplangestaltung zur Tradition der Opernhäuser gehört. Dort gibt es eine kürzere Theatersaison als anderswo in Europa. Die günstigeren Betriebskosten ermöglichen es auch kleineren Städten, Opern mit zum Teil prominenten Sängern, Dirigenten und Regisseuren zu zeigen.
Das bekannteste italienische Opernhaus mit Stagionesystem, die Mailänder Scala, hat sich jedoch seit einigen Jahren einer modifizierten Variante zugewandt. Die bisher auf die Zeit von Dezember bis Juli beschränkte Spielzeit wurde um die Monate September, Oktober und November ausgeweitet und entspricht damit in der Länge jener der Repertoirehäuser. Außerdem wurde die Zahl der Aufführungen erhöht, und ältere Inszenierungen werden teilweise über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg gespielt.
Umgekehrt haben einige Opernhäuser mit Repertoiresystem zahlreiche Elemente der Stagione-Häuser übernommen (Semi-Stagione), darunter die Metropolitan Opera oder die Wiener Staatsoper. Sie haben die Zahl der gespielten Stücke verringert, die meisten Opern werden in einer Aufführungsserie pro Saison gezeigt.
Bekannte Opernhäuser mit Stagionesystem
- Mailänder Scala (Stagione mit starkem Repertoire-Anteil)
- Pariser Oper (Stagione mit starkem Repertoire-Anteil)
- Theater an der Wien
- Teatro Regio in Parma
- Teatro Comunale di Bologna
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