- Bahnstrecke Hamm-Warburg
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Die Bahnstrecke Hamm–Warburg ist eine 131 km lange Eisenbahnhauptstrecke in Westfalen. Sie ist Bestandteil der Mitte-Deutschland-Verbindung und wird u. a. von Intercity-Zügen aus dem Ruhrgebiet Richtung Kassel, Erfurt und Berlin bedient. Daneben herrscht dichter Güter- und Regionalverkehr.
Die wichtigsten Zwischenhalte sind in Soest, Lippstadt und Paderborn. Der Bahnhof Altenbeken ist zudem ein wichtiger Umsteigeknoten. In Warburg schließt die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn nach Kassel an.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
Von Hamm bis Paderborn verläuft die Verbindung relativ flach und kurvenarm durch die südliche Westfälische Bucht in Richtung Osten. Sie verläuft in etwa parallel zum Fluss Lippe und zum historischen Hellweg, dem Vorläufer der Bundesstraße 1. In Soest wird die Seitenlinie aus Hagen aufgenommen. Von dort geht es weiter über Bad Sassendorf, Lippstadt, Geseke und Salzkotten nach Paderborn.
Ab hier nimmt die Strecke den Charakter einer Mittelgebirgsbahn an. Mit einer langen Steigung und über die Viadukte bei Neuenbeken und bei Altenbeken wird der Bahnknoten Altenbeken im Nordwesten des Eggegebirges erreicht. Mit einem Gleisdreieck sind die Strecken nach Hannover und nach Kreiensen angeschlossen.
Ab Altenbeken wendet sich die Strecke nach Südosten. Durch den neuen Eggetunnel wird Willebadessen erreicht. Im ehemaligen Bahnhof Nörde führte die ebenfalls ehemalige Bahnstrecke Holzminden–Scherfede unter dieser Verbindung hindurch. Kurz vor Warburg trifft die Obere Ruhrtalbahn (hier im Tal der Diemel) auf sie. Ab Warburg schließt sich die Friedrich-Wilhelms Nordbahn nach Kassel an.
Geschichte
Der Bau dieser Strecke war zwischen den Staaten Preußen, zu dem Westfalen damals gehörte, und Kurhessen, das zwischen Westfalen und dem preußischen Kernland lag, beschlossen worden. Zwischen Paderborn und Willebadessen war eine direktere Trasse über Lichtenau vorgesehen. Jedoch hatte Preußen die Konzession an die private „Köln-Minden-Thüringischen-Verbindungs-Eisenbahn-Gesellschaft (KMTVEG)“ vergeben. Diese zeigte sich mit der Querung des Eggegebirges und dem damals geplanten Tunnel („Alte Eisenbahn“) überfordert und musste 1848 Insolvenz anmelden. Die staatliche Königlich-Westfälische Eisenbahn-Gesellschaft übernahm das Projekt, ersetzte den Tunnel durch eine oberirdische Führung über Altenbeken und eröffnete die Verbindung etappenweise von 1850 bis 1853:
- Hamm–Paderborn am 1. Oktober 1850
- Warburg–Landesgrenze 28. März 1851
- Paderborn–Warburg 22. Juli 1853
Zusammen mit der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn und der Thüringer Bahn bestand damit ein durchgehender Weg zwischen Westfalen und Halle/Leipzig über Erfurt, der unabhängig vom Königreich Hannover war. Im folgenden Vierteljahrhundert wurde er durch die Halle-Kasseler Eisenbahn (über Nordhausen, bis 1872) und die Sollingbahn (über Northeim, bis 1878) weiter verkürzt.
Die Strecke ist seitdem eine wichtige Ost-West-Verbindung. Der Güterverkehr lief allerdings bis 1945 ab Altenbeken zu einem großen Teil über Northeim und Nordhausen nach Halle und Leipzig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Nord-Süd-Verkehr so stark zu, dass die Hannöversche Südbahn Hannover–Göttingen–Kassel chronisch überlastet war. Zur Entlastung wurde 1958 eine Verbindungskurve („Altenbekener Kurve“) in Altenbeken eingerichtet, die Fahrten Hannover–Kassel ohne Fahrtrichtungswechsel ermöglichte.
Im Dezember 1970 wurde die Elektrifizierung der Strecke von Hamm über Warburg bis Kassel vollendet, die Fahrzeit der D-Züge verkürzte sich von 156 auf 140 Minuten. Da nicht genügend schwere E-Loks zur Verfügung standen, wurden Güterzüge bis 1973 mit Dampfloks der Baureihe 44 bespannt.
Wegen eines Hangrutsches zwischen Willebadessen und Neuenheerse im Frühjahr 1988 wurde der Streckenabschnitt zwischen Altenbeken und Warburg wochenlang gesperrt, die Fernzüge wurden über die Bahnstrecke Göttingen–Bodenfelde umgeleitet. Nach Beseitigung der Schäden war die Passage dieses Streckenabschnittes nur noch mit stark verminderter Geschwindigkeit möglich, der rutschgefährdete Hang wurde vom Stellwerk Willebadessen aus per Videokamera überwacht.
Dabei war geplant, die Verbindung aus Hamm zu einer Intercitystrecke Ruhrgebiet–Kassel(–München) auszubauen.
Die Strecke war auch im Bundesverkehrswegeplan 1985 enthalten. Dies bedeutete westlich von Paderborn hauptsächlich den Ausbau auf bestehender Trasse. Im Abschnitt Hamm–Paderborn begannen Anfang der 1990er Jahre erste Baumaßnahmen. Dabei wurden insbesondere Bahnübergänge beseitigt.[1] 1993/1994 wurde Soest–Paderborn komplett gesperrt, um die Strecke auf 200 km/h auszubauen. Die Fernzüge wurden in dieser Zeit über die Senne-Bahn umgeleitet, zwischen Soest und Paderborn verkehrten mehrere Direktbuslinien als Schienenersatzverkehr. Bis 2007 sind aber immer noch nicht alle Bahnübergänge ersetzt worden, so dass diese Geschwindigkeit nur auf kurzen Stücken gefahren werden darf. Zwischen Paderborn und Warburg sowie auf der anschließenden Strecke nach Kassel sind umfangreiche Neutrassierungen nötig. Mit dem neuen Eggetunnel bei Willebadessen wurde hier 2003 eine wichtige Etappe geschafft. Im Dezember 2003 wurde auch der Bahnhof Willebadessen wieder reaktiviert.
Da das Ruhrgebiet mittlerweile auch durch die Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main mit Süddeutschland verbunden ist und sich der Fernverkehr auf der „Mitte-Deutschland-Verbindung“ aus verschiedenen Gründen schlecht entwickelt, ist der weitere Ausbau nicht abzusehen.
Bedienungsangebot
Sehr lange prägten Eil- und D-Züge in individuellen Fahrplanlagen den Fernverkehr auf der Strecke. In den Zügen waren häufig Kurswagen eingestellt, die vor allem in Soest und Altenbeken in andere Fernzüge eingereiht wurden, um den Fahrgästen das Erreichen möglichst vieler Reiseziele umsteigefrei zu ermöglichen. Über die Strecke fuhren auch Interzonenzug-Paare, so auch der D 197/198 Mönchengladbach–Leipzig und der D 1452/1453 Düsseldorf–Karl-Marx-Stadt.
Ab 1973 versuchte die DB das erfolgreiche IC-Netz mit Nebenlinien zu ergänzen. Zwischen dem Ruhrgebiet und Bebra verkehrten ab Sommerfahrplan drei DC-Zugpaare des „Intercity-Ergänzungssystems“. Sie erhielten die Namen „Diemelland“, „Eggeland“ und „Lippeland“. Doch da diese Züge nicht die erhoffte Nachfrage auslösten, wurde der IC-Zubringerverkehr zum Sommer 1976 eingestellt.
Ab 1990 setzte die Bundesbahn das neue Produkt Interregio ein, um neue Kunden anzusprechen, die schnelle Züge im Taktverkehr mit kurzen Reisezeiten und gehobenen Komfort erwarteten. Die Interregio-Züge rollten zunächst im Zwei-Stunden-Takt von Duisburg über Hamm und Warburg nach Bebra. Durch die deutsche Einheit konnte wenig später die IR-Linie 20 nach Osten über Thüringen bis Chemnitz verlängert werden. Durch den Einsatz von Steuerwagen der Bauart Bimdzf konnte ab 1996 der zeitintensive Lokwechsel in Hamm entfallen.
Mit Abschaffung des Produktes Interregio wurden ab 2002 die IR-Züge auf der Mitte-Deutschland-Verbindung als farblich umgewandelte Intercity-Garnituren eingesetzt, wobei in der Zeit von 2002 bis 2007 bis zu drei Paare als ICE T mit Neigetechnik fuhren. Bis 2009 wurden mit jedem Fahrplanwechsel einzelne IC-Zugpaare gestrichen, sodass ein Taktverkehr auf der IC-Linie 51 von Düsseldorf nach Stralsund nicht mehr erkennbar ist und große Lücken im Fernverkehrsangebot entstanden sind.
Der Regionalverkehr auf der Strecke wird von der Ems-Börde-Bahn RB 89 bedient. Die RB 89 fährt zwischen Paderborn und Hamm halbstündlich. Diese fährt stündlich mit einem Zugteil aus Bielefeld weiter nach Münster. Alle zwei Stunden fährt die RB 89 von Paderborn weiter nach Warburg. Dieser zweistündliche Zug bedient am Wochenende nicht die Zwischenhalte Borgeln, Dedinghausen, Ehringhausen und Scharmede.
Als Fahrzeug setzte die DB Regio NRW (bis Dezember 2008) Triebwagen der Baureihe 425 mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h (zwischenzeitlich vom EBA herabgesetzt auf 140 km/h) ein. Seit Dezember 2008 bedient die Eurobahn nach gewonnener Ausschreibung die Strecke mit vierteiligen Triebwagen vom Typ Stadler FLIRT.
Auf der Strecke verkehrt auch der Rhein-Hellweg-Express von Düsseldorf über Hamm nach Paderborn mit der Linienbezeichnung RE 11. Der Regional-Express fährt von montags bis freitags im Zweistundentakt in der Zeitlage der Intercity-Züge. Zwischen Hamm und Paderborn hält die RE 11 wie der IC nur noch in Soest und Lippstadt.
Am Anfang fuhren auf der Linie Züge aus n-Wagen als Wendezug mit der Baureihe 110 oder mit je einer Lok der Baureihe 112 an beiden Zugenden, später nur noch Wendezüge mit der Baureihen 110 später dann 111. Heute werden Lokomotiven der Baureihe 112 (z.T. auch Baureihe 146.0 und 111) mit vier Doppelstockwagen eingesetzt. Die Linie wird von der DB Regio NRW GmbH nach einem besonderen Vertrag mit den nordrhein-westfälischen Aufgabenträgern bis zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 betrieben.
Tarif
Für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr gilt im Streckenabschnitt von Hamm bis Geseke der "Ruhr-Lippe-Tarif" der Verkehrsgemeinschaft Ruhr-Lippe. Im Abschnitt Salzkotten - Warburg hat der "Hochstift-Tarif" (Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter) Gültigkeit. Für die Grenzzonen Geseke, Salzkotten und Paderborn gibt es in beiden Gebieten Übergangstarife. Tarifraumüberschreitend gilt der NRW-Tarif.
Literatur
- Werner Menninghaus, Günter Krause: Die Königlich Westfälische Eisenbahn. Geschichte der Strecke Warburg - Hamm - Emden. Uhle & Kleimann, Lübbecke 1985
- Wolfgang Klee: Eisenbahn-Landschaft Westfalen-Lippe, Eigenverlag, Paderborn 1989
- Wolfgang Klee: Eisenbahnen in Westfalen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Aschendorff, Münster 2001
- Ulrich Rockelmann (Hrsg.) (2004): Das große Archiv der Eisenbahnstrecken in Deutschland. Loseblattsammlung. Strecke 430 (1760) Altenbeken - Hamm; 430 (2970) Altenbeken - Kassel.
- Joachim Kluge: Die Ausbaustrecke Hamm - Paderborn - Altenbeken - Kassel (KBS 430); in Jahrbuch Bundesverband Deutscher Eisenbahn-Freunde e. V. BDEF S. 181–191; Verlag Uhle & Kleimann, Lübbecke 1994
Weblinks
NRWbahnarchiv von André Joost:
- Beschreibung der Strecke 2930: Hamm ↔ Soest
- Beschreibung der Strecke 1760: Soest ↔ Altenbeken
- Beschreibung der Strecke 2970: Altenbeken ↔ Warburg
Weitere Belege:
- Altenbekener Eisenbahnfreunde
- Bilder von den Portalen des Eggetunnels und der Eggegalerie
- Bilder von Zügen im Raum Paderborn/Altenbeken
Einzelnachweise
- ↑ Rüdiger Block: ICE-Rennbahn: Die Neubaustrecken. In: Eisenbahn-Kurier Special: Hochgeschwindigkeitsverkehr. Nr. 21, 1991, ohne ISSN, S. 36–45.
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