- Staretschwil
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Oberrohrdorf Basisdaten Kanton: Aargau Bezirk: Baden BFS-Nr.: 4037 PLZ: 5452 UN/LOCODE: CH ORD Koordinaten: (666254 / 252750)47.422228.316669493Koordinaten: 47° 25′ 20″ N, 8° 19′ 0″ O; CH1903: (666254 / 252750) Höhe: 493 m ü. M. Fläche: 4.30 km² Einwohner: 3704
(31. Dezember 2008)[1]Website: www.oberrohrdorf.ch Karte Oberrohrdorf ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Baden im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt zwischen dem Bezirkshauptort Baden und dem Mutschellenpass.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Gemeinde liegt etwa drei Kilometer östlich der Reuss am gleichmässig abfallenden Südwesthang des Rohrdorferbergs, einem Teil des Heitersberg-Hügelzugs. Rund einen Kilometer nördlich des Dorfzentrums liegt der Ortsteil Staretschwil auf einer Höhe von 550 Metern. Sowohl Oberrohrdorf als auch Staretschwil sind vollständig mit Niederrohrdorf zusammengewachsen; die Grenzen zwischen den einst getrennten Dörfern sind kaum mehr auszumachen.
Die Fläche der Gemeinde beträgt 430 Hektaren, davon sind 170 Hektaren bewaldet und 89 Hektaren überbaut. Die höchste Stelle liegt auf dem Kamm des Heitersbergs auf einer Höhe von 702 Metern, die tiefste Stelle liegt auf 455 Metern.
Nachbargemeinden sind Neuenhof im Nordosten, Killwangen im Osten, Remetschwil im Süden, Niederrohrdorf im Westen und Fislisbach im Nordwesten.
Geschichte
Durch verschiedene Funde konnte nachgewiesen werden, dass die Gegend am Rohrdorferberg bereits während der Jungsteinzeit vor rund 4500 Jahren besiedelt war. Die Römer betrieben am Westhang des Heitersbergs Weinbau. Die Alamannen besiedelten die Gegend im 7. oder 8. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Rohrdorf im Jahr 1040, als die Mönche des Klosters Einsiedeln ein Grundstück in Bartenheim im Elsass gegen ein näher gelegenes am Rohrdorferberg tauschten. Die Gegend um Rohrdorf kam im 11. Jahrhundert durch Heirat unter die Kontrolle der Grafen von Lenzburg. Als dieses Adelsgeschlecht 1173 ausstarb, erbten die Kyburger die Ländereien. Die Kyburger starben 1264 ihrerseits aus und wurden durch die Habsburger abgelöst.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und das Amt Rohrdorf, zu dem Niederrohrdorf, Oberrohrdorf, Staretschwil, Busslingen und Remetschwil gehörten, wurde ein Teil der Grafschaft Baden, einer gemeinen Herrschaft. Von 1413 bis 1872 besass das Agnesspital in Baden das Recht, den Pfarrer von Rohrdorf zu wählen. 1529 erfolgte die Einführung der Reformation, was allerdings nach dem Zweiten Kappelerkrieg von 1531 wieder rückgängig gemacht wurde.
Im Bauernkrieg von 1653 war der Rohrdorferberg Aufmarschgebiet der Zürcher Truppen auf dem Weg zur Entscheidungsschlacht bei Wohlenschwil; die Siedlungen wurden dabei geplündert. Im Vorfeld des Zweiten Villmergerkrieges von 1712 kam es oft zu Auseinandersetzungen zwischen den katholischen Rohrdorfern und ihren reformierten Nachbarn in Spreitenbach und Bergdietikon. Nach der Zerstörung der Mühle in Spreitenbach plünderten Zürcher Truppen auf dem Weg zur Schlacht bei Villmergen als Vergeltung das Rohrdorfer Pfarrhaus. Dorfbrände am 6. März 1720 und am 9. Oktober 1758 zerstörten mehrere Häuser.
Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Oberrohrdorf wurde eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden; seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau. 1805 wurden die fünf Dörfer Busslingen, Niederrohrdorf, Oberrohrdorf, Remetschwil und Staretschwil zur Gemeinde Rohrdorf vereinigt; jede der ehemaligen Gemeinden entsandte einen Vertreter in den Gemeinderat. Mehrmals gab es Versuche, den Gemeindeverband wieder zu trennen, da die Zusammenarbeit vor allem in finanziellen Fragen nicht reibungslos funktionierte. 1854 wurde Rohrdorf in die drei Gemeinden Niederrohrdorf, Oberrohrdorf und Remetschwil getrennt. Staretschwil kam zu Oberrohrdorf, Busslingen zu Remetschwil.
Im 20. Jahrhundert wuchs die Einwohnerzahl um beinahe das Sechsfache. Den grössten Wachstumsschub gab es in den 1960er Jahren, als sich die Bevölkerung mehr als verdoppelte. 2005 lehnte das Volk an der Urne eine Gemeindefusion von Ober- und Niederrohrdorf ab.
Sehenswürdigkeiten
Die Pfarrkirche St. Martin geht bis auf das 9. Jahrhundert zurück. 1639 entstand ein barocker Neubau, wobei man den mittelalterlichen Kirchturm beibehielt. Die Kirche erwies sich drei Jahrhunderte später als zu klein, weshalb die Kirchgemeinde sie 1939 abbrechen und durch eine weitaus grössere Anlage ersetzen liess. Im Originalzustand erhalten blieb wiederum der spätmittelalterliche Kirchturm, dessen Erdgeschoss aus dem 14. Jahrhundert stammt. Neben der Kirche steht das 1751/53 errichtete Pfarrhaus. Ältestes Gebäude der Gemeinde ist die im Kern spätmittelalterliche Zehntenscheune des Badener Agnesspitals, die heute als Kulturzentrum genutzt wird.[2]
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot auf grünem Dreiberg gelber Reichsapfel mit Doppelkreuz, überhöht von sechsstrahligem weissem Stern, beseitet von zwei schwarzen Rohrkolben auf grünen beblätterten Stängeln.» Die Abbildung geht auf das amtliche Gemeindesiegel des Jahres 1811 zurück.[3]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung:[4]
Jahr 1780 1803 1860 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Einwohner 267 185 594 625 772 815 921 1880 2863 3303 3364 Am 31. Dezember 2008 lebten 3704 Menschen in Oberrohrdorf, der Ausländeranteil betrug 15,0 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 46,6 % römisch-katholisch, 33,0 % reformiert; 1,4 % christlich-orthodox und 4,0 % muslimisch; 1,8 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 91,0 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 1,2 % Italienisch, je 1,1 % Albanisch und Türkisch, 1,0 % Französisch. 0,8 % Italienisch.[5]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006–2009 ist Hano Schaerer (FDP).
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Baden zuständig. Oberrohrdorf gehört zum Friedensrichterkreis Rohrdorf.
Wirtschaft
In Oberrohrdorf gibt es knapp 500 Arbeitsplätze, davon 9 % in der Landwirtschaft, 16 % im Kleingewerbe und 75 % im Dienstleistungssektor.[6] Die meisten der Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in der Agglomeration Baden.
Verkehr
Oberrohrdorf liegt an der Hauptstrasse zwischen Baden und der Mutschellen-Passhöhe, etwa fünf Kilometer südlich des Autobahnanschlusses Baden-West der A1.
Durch Oberrohrdorf verkehren zwei Postautolinien zwischen Baden und Berikon-Widen (Haltestelle der Bremgarten-Dietikon-Bahn), eine fährt dabei von Dättwil direkt nach Oberrohrdorf, während die andere einen kleinen Umweg über Fislisbach und Niederrohrdorf macht. Diese Linien werden in den Stosszeiten durch Zusatzkurse verdichtet, so dass alle fünf bis zehn Minuten ein Bus von und nach Baden fährt. Zwei weitere Linien verkehren vom Bahnhof Mellingen-Heitersberg (Anschluss an die Linie S3 der S-Bahn Zürich) über Oberrohrdorf nach Dättwil bzw. Widen.
Bildung
In Oberrohrdorf gibt es fünf Kindergärten und ein Schulhaus, in dem die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule untergebracht sind. Die Bezirksschule kann in Baden oder Mellingen besucht werden. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Oberrohrdorf
- Artikel Oberrohrdorf im Historischen Lexikon der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Peter Hoegger: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band VI, Bezirk Baden I. Birkhäuser Verlag, Basel 1976, ISBN 3-7643-0782-X. S. 436–439.
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
- ↑ Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Baden - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
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