Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur

Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur
Dieser Artikel behandelt das Kloster Dalheim bei Lichtenau, für das gleichnamige Kloster bei Mainz, siehe Kloster Dalheim (Mainz).
Kloster Dalheim, Apsis und Nebengebäude von Nordosten

Das Kloster Dalheim ist ein ehemaliges Kloster der Augustiner-Chorherren im ostwestfälischen Lichtenau im Bürener Land im ehemaligen Fürstbistum Paderborn. Es wurde 1803 säkularisiert. Heute beheimatet es die "Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur" und ist mit seinen Gärten in das European Garden Heritage Network eingebunden.

Das Kloster und die kleine benachbarte Siedlung Dalheim liegen südwestlich von Lichtenau in einem Seitental der Altenau am Westhang des Eggegebirges. Das Kloster liegt im Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge. Seine Umgebung ist bis heute sehr naturnah und besteht im Westen aus Feldern, im Osten aus Wald.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Landadelssitze im Fürstbistum Paderborn um 1665:

Boke, Bökendorf, Borgentreich, Borgholz, Borlinghausen, Breitenhaupt, Brenken, Bühne, Dalheim, Daseburg, Dedinghausen, Desenberg, Dinkelburg, Eichholz, Eißen, Engar, Erpentrup, Essentho, Fürstenberg, Grevenburg, Hainholz, Helmern, Herbram, Herstelle, Himmighausen, Hinnenburg, Husen, Lichtenau, Liebenau, Lippspringe, Löwendorf, Lügde, Menne, Merlsheim, Natzungen, Niesen, Nordborchen, Peckelsheim, Pömbsen, Rheder, Riepen, Ringelstein, Salzkotten, Schweckhausen, Steinheim, Sudheim, Thienhausen, Thüle, Verne, Vinsebeck, Volbrexen, Wandschicht, Welda, Wehrden, Westheim, Wewer, Wintrup, Würgassen.

1429 schenkte Gottschalk von Padberg vom Neuen Haus 50 km² seiner Besitzungen um Dalheim dem Kloster Böddeken (bei Wewelsburg im heutigen Kreis Paderborn). Den Mönchen aus dem vom heiligen Meinolf gegründeten Kloster brachte das viel Arbeit ein, waren doch die Siedlungen nach Fehden und Missernten verlassen und die Felder auf der Paderborner Hochfläche vertrocknet. Sie setzten die Dalheimer Pfarrkirche sowie das benachbarte frühere Nonnenkloster des Augustinerinnen-Konvents instand.

1452 wurde die Mönchsgemeinschaft in Dalheim zum selbstständigen Augustiner-Chorherrenkloster. Es wurde beschlossen, eine vollständig neue Klosteranlage aufzubauen, was in den folgenden drei Jahrzehnten auch geschah. Um 1500 lebten im Kloster Dalheim 24 Mönche und 100 Laienbrüder. Von da ab bis zur Säkularisation galt Dalheim als das geistliche, aber auch wirtschaftliche Zentrum des südlichen Paderborner Landes.

Die Reformation blieb für das Kloster in der weiterhin katholisch geprägten Region ohne Folgen. Anders dagegen der Dreißigjährige Krieg 1618 bis 1648: Marodierende und plündernde Soldaten richteten große Schäden im Kloster und seiner Umgebung an und stürzten den Konvent kurzzeitig in eine schwere wirtschaftliche Krise.

Ab 1700 folgte eine neue Blütezeit, die in einer regen Bautätigkeit Ausdruck fand. Unter Prior Barthold Schonlau wurde das Kloster zwischen 1711 und 1737 um zwei Flügel erweitert, der Wirtschaftshof erneuert und eine großzügige Gartenanlage angelegt. Die damals errichtete Klosteranlage ist weitestgehend bis heute erhalten.

Um 1800 gehörten zum Kloster Dalheim fast 21.000 Morgen Land, die Dörfer Oesdorf und Meerhof (heute zur Stadt Marsberg im Hochsauerlandkreis gehörend) samt Einwohner sowie anstelle der Laienbrüder ca. 200 angestellte Landarbeiter, die 1.250 Morgen Land bestellten.

Mit der Säkularisation wurde das Kloster aufgehoben und die Anlage zur landwirtschaftlichen Domäne, d.h. einem staatlichen Gutshof, der dem preußischen König unterstellt war. Einige Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen oder zu Stallungen umgebaut, andere dafür neu errichtet. 1838 brannte der spätmittelalterlich-barocke Kern der Anlage aus. Er wurde in vereinfachter Form neu errichtet.

Gebäude

  • Klosterkirche: 56 Meter langer Saalbau mit im Langhaus eingezogenen Strebepfeilern, 1805 durch eine Zwischendecke zu einem Pferdestall umgebaut, in den 1960er Jahren zurückgebaut
  • Alte Kirche: ehemalige Pfarrkirche des Ortes Dalheims, 1429 von den Mönchen übernommen, verfiel mit dem Neubau des Klosters, 1724 abgerissen
  • Klausur: drei Kreuzgänge, Kapitelsaal mit Windkanälen für eine Heizung, Sakristei, Refektorien (Speisesäle), Einzelräume für die Mönche, Krankenhaus (abgebrochen nach 1803)
  • Konventsgarten: 1737 angelegt, Zier- und Landschaftsgarten, im 19. Jahrhundert Obstbaumhof
  • Prälatur: Wohnhaus des Klostervorstehers von 1711
  • Produktionsstätten: im selben Komplex wie die Prälatur, Gästehaus mit Bäckerei, Brauerei, Kartoffelwaschhaus und Klosterküche, ab 1816 Räucherei, ab 1838 Branntweinbrennerei
  • Pforthaus: als Stallung und Remise genutzt, 1868 abgerissen
  • Ackerbergscheune: 1713/14 aus Bruchstein gebaut, 1983/84 restauriert
  • Zehntscheune: Lagerstätte für die Naturalabgaben an das Kloster, auch als Dreschtenne genutzt, 1737 errichtet, 1989/90 restauriert
  • Meiereischeune: errichtet um 1720 als Viehstall
  • Sassenhaus: Molkenstube zur Weiterarbeitung von Milch und Wohnstube des Verwalters und des Schäfermeisters
  • Alter Schafstall: 1737 als größte Scheune der Anlage erbaut (die Schafzucht war eine Haupterwerbsquelle Dalheims), abgebrannt und wieder aufgebaut 1942
  • Neuer Schafstall: ursprünglich Standort der Bleiche, nach Ausweitung der Schafzucht nach der Säkularisierung Neubau 1829, Renovierung 1981/82
  • Geflügelhaus: Stallungen für Enten und Puten
  • Großes und kleines Schweinehaus: das große Haus war beheizbar, im kleinen wurde zeitweise eine Rossmühle betrieben, in deren Inneren Zugpferde liefen
  • Wassermühle: im 17./18. Jahrhundert erbaut, 1861 umgebaut und zum Antrieb einer Drechselbank und Bandsäge in der Schreinerei nutzbar
  • Schmiede: erbaut im 17. Jahrhundert, ältestes Gebäude des Wirtschaftshofs
  • Kartoffelkeller: 1842 erbaut, wurde für die Branntweinbrennerei benötigt
  • Gemüsegarten
  • Sekretariat: Schankgastraum für die Klosterbediensteten
  • Großes Gartenhaus: Orangerie, mit offenem Kamin beheizbar, Wohnung des Gärtners, Brieftaubenschlag im Obergeschoss, ab 1857 als Grundschule für Dalheim und Blankenrode genutzt, seit 1986 Gaststätte
  • Kleines Gartenhaus: vor 1737 im Prälatengarten errichtet, diente evtl. auch zu astronomischen Beobachtungen, seit 1846 Standort der Schlaguhr der Domäne
  • Aposteltor: 1737 errichtet
  • Eichhof: "Eichenplantage" für Brennholz sowie Eicheln für die Schweinemast

Heutige Nutzung

Seit den 1960er Jahren wurde das Kloster kontinuierlich restauriert. 1979 erwarb der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Anlage, die sich zuvor in privatem Besitz befunden hatte. Seitdem wurde der Komplex zu einem Museum und Kulturzentrum umgestaltet.

Zum Jahreswechsel 2006/07 änderte sich der offizielle Name des Museums von "Westfälisches Museum für Klosterkultur - Landesmuseum" in "Stiftung Kloster Dalheim - LWL-Landesmuseum für Klosterkultur". Nach intensiven Bauarbeiten entstanden im Westflügel und im barocken Gästetrakt der Anlage neue Ausstellungsräume, die Gastronomie und eine eigene Klosterbrauerei. 2006 wurde der barocke Konventgarten des ehemaligen Augustiner Chorherrenstifts nach historischem Vorbild rekonstruiert.

Im Klosterkeller, in dem bis 1830 die Augustiner-Chorherren Bier brauten, betreibt die Gräflich zu Stolberg´sche Brauerei Westheim eine Klosterbrauerei. Der ehemalige Gästetrakt wird heute als Klosterwirtshaus genutzt.

Der ehemalige Schankgastraum für die Bediensteten ist heute Dalheims Försterei.

Lage

  • ÖPNV-Verbindung: Bahnhof Lichtenau, Westfalen, Buslinie 482 bis Haltestelle "Dalheim, Lichtenau"
  • Abfahrt über die A44: Abfahrt Lichtenau (Westf.), Richtung Lichtenau. Über die A33: Abfahrt Borchen-Etteln, Richtung Lichtenau. Über die B68: Ortsmitte Lichtenau, Richtung Dalheim.

Literatur

  • Pieper, Roland: Dalheim. Pfarrort - Kloster - Staatsdomäne. Münster: Ardey 2000. 288 S., ISBN 3-87023-115-7.
  • Pieper, Roland: Kloster Dalheim : Eine kurze Geschichte. Münster : Ardey 2000 (2. Aufl. 2003).
  • Wemhoff, Matthias (Hrsg.): Barocke Blütezeit. Die Kultur der Klöster in Westfalen. Reihe: Dalheimer Kataloge, Band 1. Regensburg: Schnell + Steiner, 1. Auflage 2007, ca. 496 Seiten, ca. 210 meist farbige Abbildungen, zahlreiche Karten und Pläne. ISBN 978-3-7954-1962-2
  • Wemhoff, Matthias (Hrsg.): Säkularisation und Neubeginn. Die Kultur der Klöster in Westfalen. Reihe: Dalheimer Kataloge, Band 2. Regensburg: Schnell + Steiner, 1. Auflage 2007, ca. 340 Seiten, ca. 80 meist farbige Abbildungen. ISBN 978-3-7954-1963-9

Weblinks

51.5652777777788.84138888888897Koordinaten: 51° 33′ 55″ N, 8° 50′ 29″ O


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