Landschaftsverband Westfalen-Lippe

Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Wappen Deutschlandkarte
Wappen Lage in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Verwaltungssitz: Münster
Fläche: 21.427 km²[1]
Einwohner: 8.317.167 (31. Dez. 2009)[2]
Bevölkerungsdichte: 395,5 Einwohner je km²
Gliederung: 18 Kreise,
9 Kreisfreie Städte
Adresse der Verwaltung: Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48133 Münster
Website: www.lwl.org
Direktor Dr. Wolfgang Kirsch (CDU)
Lage des Landschaftsverbandes in Nordrhein-Westfalen
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Über dieses Bild
Das Hauptgebäude des LWL in Münster
Logo des LWL
Die weiß-rot längsgestreifte Flagge des LWL ist mit dem steigenden weißen Westfalenpferd in rotem Schild belegt (siehe auch Westfalenflagge)

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ist eine 1953 gebildete öffentlich-rechtliche Körperschaft ohne Gebietshoheit in Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Münster. Er folgt dem Provinzialverband der Provinz Westfalen nach und ist mit 13.000 Beschäftigten für ein Gebiet mit 8,3 Millionen Menschen zuständig.

Der Zuständigkeitsbereich dieses Landschaftsverbandes umfasst die Landesteile Westfalen und Lippe. Die Kreise und kreisfreien Städte in diesem Gebiet sind die Mitglieder des LWL, der im Rahmen der Kommunalen Selbstverwaltung regionale Aufgaben wahrnimmt. Mit seinen 35 Förderschulen, 19 Krankenhäusern, 17 Museen und als einer der größten deutschen Hilfezahler für behinderte Menschen erfüllt der LWL Aufgaben in den Bereichen Soziales, Jugend und Schule, Psychiatrie, Maßregelvollzug und Kultur.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe ist aus struktur-, standort- und regionalpolitischen Gründen an verschiedenen Unternehmen der Versorgungs- und Verkehrswirtschaft, an einer öffentlich-rechtlichen Bank, einer Versicherung sowie an verschiedenen anderen Gesellschaften beteiligt. Die Kommunalwirtschaft des LWL umfasst beispielsweise die Beteiligung an der NRW.BANK mit 17,6 % sowie in geringem Umfang an der WestLB AG.

Die Mitgliedskörperschaften des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe sind die 18 Kreise und neun kreisfreien Städte in Westfalen-Lippe. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband und wählen die ca. 100 Mitglieder der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, das so genannte Westfalenparlament.

Zu den Aufgaben der Landschaftsversammlung gehören unter anderem die Wahl des LWL-Direktors und der Landesrätinnen und Landesräte, der Erlass der Haushaltssatzung sowie die Festlegung strategischer Ziele unter Berücksichtigung der Ressourcen.

Seit Juli 2006 ist Hauptverwaltungsbeamter des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe der Direktor des Landschaftsverbandes Wolfgang Kirsch (CDU). Vorsitzender der LWL-Landschaftsversammlung in der Wahlperiode 2009-2014 ist Dieter Gebhard (SPD).

In der Landschaftsversammlung 2009-2014 sind folgende Parteien vertreten (insgesamt 101 Sitze):
CDU 41, SPD 33, Grüne 11, FDP 9, Die Linke 5, Freie Wähler 2.
Die beiden Vertreter der Freien Wähler haben sich der FDP-Fraktion angeschlossen.
Die Fraktionen von SPD, Grünen und FDP einigten sich auf eine Gestaltungsmehrheit in der Wahlperiode 2009 - 2014, nachdem vorher lange Zeit eine große Koalition aus CDU und SPD die Geschicke im Landeshaus bestimmte. Die Fraktionsvorsitzenden sind Eva Irrgang (CDU), Holm Sternbacher (SPD), Martina Müller und Gisela Holtz (Grüne), Stephen Paul (FDP) sowie Barbara Schmidt und Rolf Kohn (Die Linke).

Aufgaben

Der LWL nimmt Aufgaben in den Bereichen Soziales, Jugend und Schule, Kultur, Psychiatrie und Maßregelvollzug wahr. Die Tätigkeitsschwerpunkte des LWL sind Aufgaben, die aus finanziellen Gründen oder wegen ihrer Beschaffenheit nicht von jeder Stadt und jedem Kreis einzeln erfüllt werden können. Bestimmte Aufgaben sind großflächig wirksamer und wirtschaftlicher zu lösen, beispielsweise die Errichtung von psychiatrischen Kliniken oder Blinden- und Gehörlosenschulen. Eine Schule für durchschnittlich zwölf gehörlose Kinder pro Stadt wäre pädagogisch und wirtschaftlich nicht sinnvoll. Der LWL ist auch im Auftrag von Bund und Land tätig. Hierzu zählen zum Beispiel die Sicherung und Therapie psychisch kranker Straftäterinnen und Straftäter.

Soziales

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe engagiert sich im Bereich Soziales für die zahlreichen behinderten Menschen in Westfalen-Lippe. Ein Schwerpunkt ist dabei die optimale Gestaltung der Lebensverhältnisse im Allgemeinen (LWL-Behindertenhilfe Westfalen). Ein weiterer Schwerpunkt ist die Sicherung und behinderungsgerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt (LWL-Integrationsamt Westfalen). Es werden darüber hinaus Kriegs-, Wehrdienst- und Zivilbeschädigte sowie Impfgeschädigte und Opfer von Gewalttaten durch individuelle Leistungen unterstützt (LWL-Hauptfürsorgestelle Westfalen).

Leistungen der LWL-Behindertenhilfe Westfalen

Der LWL engagiert sich besonders für die Integration alter, kranker und behinderter Menschen in die Gesellschaft. Als einer der größten Sozialhilfeträger Deutschlands unterstützt er mit 1,5 Milliarden Euro jährlich 55.000 körperlich sowie geistig und seelisch behinderte Menschen in Westfalen-Lippe. Die Betreuung und Förderung der Behindertenhilfe erfolgt unter anderem über stationäre Einrichtungen, das ambulant betreute Wohnen, Werkstätten für behinderte Menschen sowie Tagesstätten für psychisch behinderte Menschen.

Leistungen des Integrationsamts Westfalen und der LWL-Hauptfürsorgestelle Westfalen

Das Integrationsamt Westfalen erhebt die Schwerbehinderten-Ausgleichsabgabe bei Betrieben und unterstützt mit diesen Beträgen schwerbehinderte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei allen Fragen rund um den Arbeitsplatz. Es ist Servicebetrieb für 80.000 schwerbehinderte Menschen in 13.000 Betrieben in Westfalen-Lippe. Es berät zum Beispiel schwerbehinderte Menschen und ihre Arbeitgeber bei der Einrichtung und Umgestaltung behindertengerechter Arbeitsplätze, die zudem vom LWL finanziert werden. Darüber hinaus ist das Integrationsamt Westfalen für den besonderen Kündigungsschutz schwerbehinderter Menschen zuständig. Nach Möglichkeit werden Maßnahmen ergriffen, um einen Arbeitsplatz zu erhalten.

Im Rahmen der Kriegsopferfürsorge unterstützt die LWL-Hauptfürsorgestelle Westfalen 42.000 Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene, die insbesondere Hilfen zur Pflege erhalten. Daneben werden Leistungen für Menschen erbracht, die zum Beispiel als Wehr- oder Zivildienstleistende einen dauerhaften gesundheitlichen Schaden erlitten haben, die Opfer einer Gewalttat wurden oder die aufgrund eines Impfschadens auf Hilfen angewiesen sind.

Leistungen des LWL-Versorgungsamts Westfalen

Das LWL-Versorgungsamt Westfalen unterstützt 42.000 Kriegsopfer und ihre Hinterbliebenen, Opfer von Gewalttaten, Impfgeschädigte, Soldatinnen/Soldaten und Zivildienstleistende. Es hilft diesen Menschen bei allen Fragen rund um die Leistungen des Sozialen Entschädigungsrechts. Hierbei geht es um Heil- und Krankenbehandlung, Kuren, Versorgung mit orthopädischen Hilfsmitteln bis hin zu Rentenzahlungen (Grundrente, Ausgleichsrente, Berufsschadensausgleich, Schwerstbeschädigten- und Pflegezulage).

Psychiatrie

LWL-Klinik Dortmund, Verwaltungsgebäude

Der LWL ist außerdem Träger des LWL-PsychiatrieVerbundes Westfalen. Mit dem LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen bietet der LWL für Menschen mit psychischer Erkrankung, psychischer Behinderung oder geistiger Behinderung vielfältige Leistungen zur Behandlung, Rehabilitation, Eingliederung und Pflege an. Mit rund 6.500 Betten und Plätzen bildet der LWL-Psychiatrieverbund Westfalen als Gesundheitsdienstleister einen wesentlichen Grundpfeiler der psychiatrischen Versorgung der 8,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in Westfalen-Lippe.

Der Landschaftsverband unterhält folgende Kliniken:

Elf Kliniken für Erwachsenenpsychiatrie:

sowie vier Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie:

Hinzu kommen zehn LWL-Wohnverbünde, sieben LWL-Pflegezentren sowie sieben LWL-Rehabilitationszentren und LWL-Institute für Rehabilitation. Der LWL ist an weiteren Einrichtungen beteiligt. Den Kliniken angeschlossen sind Tageskliniken und Institutsambulanzen. Ein Forschungsinstitut, vier Akademien, zwei Tagesstätten und drei Schulen ergänzen das Spektrum des LWL-PsychiatrieVerbunds Westfalen.

Maßregelvollzug

Der LWL betreibt fünf Maßregelvollzugskliniken, in denen der für das Land Nordrhein-Westfalen psychisch kranke und suchtkranke Straftäter behandelt und sichert.

  • LWL-Zentrum für Forensische Psychiatrie Lippstadt
  • LWL-Maßregelvollzugsklinik Schloss Haldem
  • LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Marsberg
  • LWL-Klinik für Forensische Psychiatrie Dortmund
  • LWL-Maßregelvollzugsklinik Rheine
  • LWL-Maßregelvollzugsklinik Herne

Jugend und Schule

In Westfalen-Lippe leben 1,6 Millionen junge Menschen. Ihre Lebensbedingungen zu verbessern und sie zu fördern ist Aufgabe der LWL-Jugendhilfe.

Landesjugendamt Westfalen

Das Landesjugendamt des LWL unterstützt und beaufsichtigt die Jugendämter der Gemeinden, Städte und Kreise sowie die freien Träger der Jugendhilfe in ihrer Arbeit für Kinder, Jugendliche und Familien. Hierzu zählen die Beratung und Fortbildung der Fachleute sowie die Förderung von Einrichtungen und Projekten. Zur Erläuterung: Die freien Träger verkörpern all das, was nicht zur kommunalen Jugendhilfe zählt. Dazu gehören zum Beispiel die Elterninitiative, die einen Kindergarten trägt, oder die Kirche, die Jugendheime und Familienbildungsstätten betreibt, oder Verbände wie die Caritas mit ihren Ehe- und Lebensberatungsstellen.

LWL-Koordinationsstelle Sucht

Die Koordinationsstelle Sucht des LWL bietet Fachberatung, Qualifizierung und Modellprojekte für etwa 900 Einrichtungen der Suchthilfe in Westfalen-Lippe. Sie organisiert Fachtagungen sowie berufliche Weiterbildungsangebote und erprobt neue Wege in der Suchthilfe und -prävention. Darüber hinaus unterhält der LWL fünf eigene Einrichtungen für junge Menschen, die in Wohngruppen als Familienersatz leben sowie für Erzieherinnen und Sozialpädagogen in der Aus- und Fortbildung.

LWL-Förderschulen

Der LWL betreibt 35 Förderschulen mit den Förderschwerpunkten Sehen, Hören und Kommunikation, Sprache sowie körperliche und motorische Entwicklung. 7.100 behinderte Kinder und Jugendliche werden in den Schulen des LWL entsprechend ihrer Fähigkeiten gefördert. Dafür stellt der LWL den notwendigen Schulraum und die erforderliche Sachausstattung zur Verfügung. Die meisten LWL-Schulen unterrichten im Bereich der Grund- und Hauptschule. Einige Förderschwerpunkte ermöglichen zudem einen Realschulabschluss. Darüber hinaus ist der LWL Träger von einem Berufsbildungswerk in Soest zur Förderung blinder und sehbehinderter Menschen, von vier Internaten und von einem Berufskolleg in Hamm, das sich auf Motopädie, Heilpädagogik, Sozialpädagogik und Heilerziehungspflege spezialisiert hat.

Weitere Einrichtungen

Der LWL ist Träger des Jugendhofes Vlotho, einer Bildungseinrichtung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, des Jugendhilfezentrums in Marl, eines Heilpädagogischen Kinderheims in Hamm sowie eines Jugendheims in Tecklenburg.

Kultur

Der Verband fördert die Kultur in der Region durch finanzielle Unterstützung von Landestheatern und -orchestern sowie von Projekten und Publikationen. Bis heute ist der Landschaftsverband auch im Besitz des von der preußischen Provinz Westfalen erbauten Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica. Der LWL nimmt eine wichtige Rolle im Bereich Kulturförderungen und Kulturpartnerschaften ein. Auf der Internetseite lwl.org findet sich ein Kulturkalender mit allen Veranstaltungen der Kultureinrichtungen für den Zeitraum der jeweils folgenden 30 Tage. Der LWL gibt auch die sechsmal im Jahr erscheinende Zeitschrift Westfalenspiegel heraus. Diese wird von einer verbandseigenen Tochter, dem Ardey-Verlag, herausgegeben. Der LWL kürt seit 1999 das Denkmal des Monats in Westfalen-Lippe.

Siehe auch: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen

LWL-Museen

Der LWL ist Träger von insgesamt 17 Museen:

LWL-Kulturdienste

Fünf Kulturdienste stehen Bürgerinnen und Bürgern sowie Kreisen, Städten und Gemeinden zur Seite:

Landeskundliche Forschung

Forschungsinstitute und wissenschaftliche Kommissionen des LWL:

Auszeichnungspreise

Außerdem vergibt der LWL Auszeichnungspreise an Künstler und Wissenschaftler, die herausragende Leistungen erbracht haben in den Bereichen

Haushalt

Der LWL-Etat für das Haushaltsjahr 2009 bzw. 2010 beläuft sich jeweils über 2,4 Milliarden Euro.[3] Die Einnahmen werden zu zwei Dritteln in Form einer Umlage von den 27 Mitgliedsstädten und -kreisen erhoben. Diese Beiträge richten sich nach dem Steueraufkommen der Kommunen. Das Land NRW weist zudem dem LWL für das Jahr 2009 390 Mio. Euro und für das Jahr 2010 360 Mio. Euro zu. Etwa 83% (ca. 1.9 Mrd. Euro) des Haushaltsbudgets werden für Sozialleistungen ausgegeben. Für das Jahr 2010 fehlen dem LWL voraussichtlich etwa 100 Mio Euro[4] und für das Jahr 2011 300 Mio. Euro. Diese Lücken müssen durch Kreditaufnahmen gedeckt werden. Die Gründe für dieses Defizit sind die geringeren kommunalen Steuereinnahmen und Landeszuweisungen sowie die steigenden Ausgaben insbesondere für die Eingliederungshilfe für eine wachsende Anzahl an Menschen mit Handicap.[5]

Mitglieder

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat folgende 18 Kreise und 9 kreisfreie Städte als Mitglieder:

Kreise

Kreisfreie Städte

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Landschaftsverband Westfalen-Lippe: Land und Leute
  2. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Amtliche Bevölkerungszahlen. Summe der Bevölkerungszahlen der Regierungsbezirke Detmold, Münster und Arnsberg zum 31. Dezember 2007.
  3. [1]
  4. [2] Interview mit dem LWL Kämmerer Dr. Fritz Baur
  5. [3]

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