- Stradella-Bass
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Unter dem Stradella-Bass-System versteht man im Akkordeonbau die Anordnung der Basstöne in Quinten in vertikaler Richtung mit den am häufigsten gebrauchten Dur-, Moll- und Septakkorden in horizontaler Anordnung. Der Tonumfang ist hier auf eine Oktave beschränkt, wobei jedoch, je nach Bauart und Register, bei den Basstönen bis zu fünf Oktaven gleichzeitig und bei den Akkorden bis zu drei Oktaven gleichzeitig ertönen.
Das Stradella-Bass-System verwendet Tastenreihen, die im Abstand gemäß dem Quintenzirkel angeordnet sind. So ist jeder Ton (als Tonika interpretiert) benachbart mit seiner Dominante und seiner Subdominante. Die erste vertikale Reihe ist die große Terz zum Grundton (Terzbass), die zweite Reihe der Grundton selbst (Grundbass). In den folgenden Reihen erklingen dann die Akkorde: Zuerst der Dur-Akkord, dann der Moll-Akkord, gefolgt vom Sept-Akkord und vom verminderten Sept-Akkord. Beim fortgeschrittenen Spiel ist es üblich, mit dem vorhandenen Material an Grundtönen und Akkorden neue, nicht direkt implementierte Akkorde zu kombinieren.
In Abhängigkeit vom Preis können manche Reihen unter Umständen nicht ausgeführt oder mit anderen gekoppelt sein.
Inhaltsverzeichnis
Notation
Da mit dem Stradella-Bass in aller Regel keine Melodien gespielt werden können, ist in der Pädagogik und auch im professionellen Bereich eine Konvention zur Notation nötig. Hier bedient man sich eines separaten Systems mit Bassschlüssel (F). Im europäischen Raum wird der Basston meist in der großen Oktave notiert, der Akkord ist vollständig in der kleinen Oktave ausgeschrieben. Der einfacheren Lesbarkeit wegen sind die Noten zusätzlich mit alphabetischen Akkordbezeichnungen versehen. Der Grundton wird in Großbuchstaben, der Terzton in unterstrichenen Großbuchstaben und der Akkord gemäß der Akkordsymbolik, allerdings in kleinen Buchstaben, notiert.
Übliche Ausführungen
- 12-Bass: 6x2 Tasten, Grundbass-Noten von B bis A (die dritte bis achte Spalte der beschriebenen Tastenreihen ist nur ausgeführt) und der Grundbass kann nur mit Dur-Akkorden begleitet werden.
- 24-Bass: 8x3 Noten von Es bis E, es gibt Grundbass, Dur- und Moll-Akkorde.
- 32-Bass: 8x4 Noten von Es bis E, es gibt Grundbass, Dur-, Moll-, und Septimenakkorde.
- 40-Bass: 8x5 Noten von Es bis E, es gibt Grundbass, Terzbass, Dur-, Moll-, und Septimenakkorde.
- 48-Bass: 8x6 Noten von Es bis E, es gibt alle oben beschriebenen Tasten.
- 60-Bass: 12x5 Noten von Des bis Fis, es gibt Grundbass, Terzbass, Dur-, Moll-, und Septimenakkorde.
- 72-Bass: 12x6 Noten von Des bis Fis, es gibt alle oben beschriebenen Tasten.
- 80-Bass: 16x5 Noten von Ces bis Gis, es gibt Grundbass, Terzbass, Dur-, Moll-, und Septimenakkorde.
- 96-Bass: 16x6 Noten von Ces bis Gis, es gibt alle oben beschriebenen Tasten.
- 120-Bass: 20x6 Noten von A bis Ais — das ergibt 20 Tastenspalten — es gibt alle oben beschriebenen Tasten.
Für einige Länder typisch sind Ausführungen, bei denen die Dominantseptakkorde weggelassen werden und die quintfreien verminderten Akkorde um eine Reihe verschoben sind, womit Gdim in der C-Reihe funktionell als C7 (ohne Grundton) einsetzbar ist. Speziell in Frankreich ist das 3+3-System, bei dem die solchermaßen eingesparte Akkordreihe durch eine dritte Grundbaßreihe (wiederum im Terzabstand über dem Terzbaß) ersetzt wurde, üblich. In Russland werden die Dominantseptakkorde ebenfalls meist weggelassen; die meisten Instrumente haben nur fünf Baßreihen. Wo das nicht der Fall ist (etwa bei Konvertern), liegt Gdim im russischen System dennoch in der C-Reihe.
Seltene Ausführungen
Es sind auch vereinzelt Varianten im Gebrauch, die eine etwas veränderte Anordnung der Tasten besitzen; zum Beispiel hat die Fa. Soprani in Castelfidaro Modelle auf den Markt gebracht, die im Bezirk Marche angeblich heute noch verbreitet sind. Diese Tastenanordnung wird teilweise auch als belgisches System bezeichnet.
Oben ... f fm f7 f° B A F c cm c7 c° A E C g gm g7 g° L B G d dm d7 d° G F# D ...
Mechanik
Eine verbreitete Ausführung ist z.B. eine 4-Chörige Bass-Seite. Diese ist unterteilt in 2 Basschöre und 2 Akkordchöre mit jeweils 12 Tönen von C bis H welche aber alle in verschiedenen Oktaven liegen. Die Töne der 2 Basschöre werden immer synchron geöffnet, die 2 Akkordchöre ebenso. Sind Register auf der Bassseite des Akkordeons vorhanden, können verschiedene Chöre stumm geschaltet werden.
Mit diesen 48 Tönen (4×12) werden in der Stradella-Mechanik bis zu 120 Bass- & Akkordknöpfe belegt.
- Die Akkord-Chöre sind an die jeweils tongleichen Basschöre angehängt.
- Die Dur-Akkorde werden gebildet durch: Grundton + große Terz + Quinte
- Die Moll-Akkorde werden gebildet durch: Grundton + kleine Terz + Quinte
- Die Sept-Akkorde werden gebildet durch: Grundton + große Terz + kleine Septime
- Die Verminderten-Akkorde werden gebildet durch: Grundton + kleine Terz + große Sexte
- ⇒ Bässe werden immer mit 4 Klängen gebildet. (Bei vollem Register)
- ⇒ Akkorde werden immer mit 2×3 Klängen gebildet. (Bei vollem Register)
Die folgende Tabelle stellt die Zusammenhänge zwischen den Einzeltönen der Chöre und den Spiel-Knöpfen dar:
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