Strickreiter

Strickreiter

Strickreiter (manchmal auch Strichreiter) bezeichnet etwa von Mitte des 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts Häscher, Landgendarmen, Frevler oder Gauner, besonders auch solche Personen, von denen man wünschte, dass sie am Galgen enden würden − also etwa gleichbedeutend mit Galgenvogel oder -strick.

So im Rheinischen Wörterbuch: „Strickreiter, ist ein verächtlicher unordentlicher Geselle, der den Strick am Galgen verdient“ (8.Bd. Sp.839), aber zugleich auch einer „wo mer de anern mit fängt“ (2. Bd. Sp. 284). Die Erklärung in Pierers Universal-Lexikon (1857-1865) besagt: Strickreiter ist eine Name für Gendarmen, besonders für französische, „weil sie Stricke als Achselschnüre trugen.“

Das Grimmsche Wörterbuch (Bd. 19, Sp. 1587f) führt mehrere Belege auf. Das Wort sei ohne erkennbare landschaftliche Begrenzung bezeugt. In mundartlicher Form komme es im Westfälischen, in Hessen und der Altmark als Spottname für berittene Gendarmen vor.

Der Begriff Strickreiter fand 1811 Eingang in Hebels Kalendergeschichten, ebenso 1817 in zwei Erzählungen von Clemens Brentano.

Eine einleuchtend erscheinende Definition liefert das 1816 in München erschienene Wörterbuch von Westenrieder. Danach wurden in Bayern verbotenerweise jene Soldaten Strickreiter genannt, die 1745 nach dem Erbfolgekrieg die Aufgabe übernahmen, in bestimmten Distrikten „die Strassen von Ausreissern, Landstreichern, und allem liederlichen Gesindel rein zu halten.“ Zunächst als Strichreiter bezeichnet, weil sie Distrikte durchstreiften, fürchtete man sie wegen ihres rigorosen Auftretens, dennoch nannte man sie schließlich respektlos Strickreiter.

Belege

  • Pierer’s Universal-Lexikon, 4.Aufl. Nürnberg 1857, Bd. 1, S. 927
  • Rheinisches Wörterbuch begonnen von Johannes Frank, hrsg. v. J. Müller, H. Dittmaier, R. Schützeichel, 9 Bde., Bonn & Berlin 1928-1971
  • Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, 16 Bde. (32 Teilbände), Leipzig 1854
  • Johann Peter Hebel, Die drei Diebe, Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes
  • Clemens Brentano, Das Märchen von dem Baron von Hüpfenstich
  • Clemens Brentano, Baciochi’s Erzählung vom wilden Jäger
  • Laur. de Westenrieder, Glossarium Germanico - Latinum vocum obsoletarum primi et medii aevi, Inprimis Bavaricum, Monachii (1816), S.566

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