- Strohwitwer
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Strohwitwer und Strohwitwe sind Bezeichnungen für in einer Ehe oder Beziehung lebende Partner, die zeitweilig allein leben, also „Witwer bzw. Witwe auf Zeit“ sind. Typischerweise tritt eine solche Situation bei Reisen ein, die nicht gemeinsam unternommen werden. Die Beziehung besteht dabei weiter, eine Fortsetzung des gemeinsamen Lebensalltags ist zu erwarten.
Es besteht keine Konvention darüber, wie lange man alleinstehend leben muss, um zutreffend als Strohwitwer/Strohwitwe bezeichnet werden zu können. So ist eine Trennung von lediglich einigen Minuten ebenso denkbar wie ein Zeitraum von mehreren Jahren.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsherkunft
Der Ursprung und die Entwicklung der Begriffe Strohwitwer und -witwe sind nicht eindeutig geklärt; es existieren unterschiedliche Thesen.
Zunächst ist neben Stroh auch Gras als Vorsilbe zu finden, vor allem im niederdeutschen Raum und auch in der englischen Sprache, dort als Grasswidow(er).
In Goethes Faust I wird das Bild des Strohs auf einen zurückgelassenen Gatten angewandt: Dort klagt Marthe über ihren Ehemann Er geht stracks in die Welt hinein / Und lässt mich auf dem Stroh allein. Stroh steht hier offensichtlich für Bett. So kann Strohwitwe(r) als Bezeichnung für einen zwar liierten, aber dennoch allein – statt im gemeinsamen Ehebett – nächtigenden Partner erklärt werden, der sozusagen auf dem Stroh, also im Bett, alleinstehend ist.
Einer anderen Auffassung nach entstammt der Begriff einer Analogie aus dem 14. Jahrhundert: Demnach wurde die Umschreibung „scheinbare Braut“, mhd. strôbrût, für eine ledige Mutter verwendet.
Eine weitere Auslegung sieht den Ursprung in der Landwirtschaft des 16. bis 17. Jahrhunderts. Damals reisten Truppen von jungen Bauern durch das Land, die sich im Sommer auf großen Landgütern als Hilfsarbeiter verdingten. Oft halfen sie beim Sicheln des Korns. Die Frauen dieser Männer, die in den Heimatdörfern auf die Rückkehr ihrer Männer warteten, bezeichnete man landläufig als „Strohwitwen“.
Literatur
- Lutz Mackensen Ursprung der Wörter Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache Vma-Vertriebsgesellschaft, 2004, ISBN 3-928127-47-0
- Kurt Krüger-Lorenzen Deutsche Redensarten und was dahintersteckt. Heyne, 2001, ISBN 3-453-18838-1
Siehe auch
Weblinks
Wiktionary: Strohwitwer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWiktionary: Strohwitwe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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