Strombichides

Strombichides

Strombichides (griechisch Στρομβιχίδης), Sohn des Diotimos, war ein Admiral und Politiker der Stadt Athen zur Zeit des Peloponnesischen Krieges (431 v. Chr. – 404 v. Chr.). Er starb 404 v. Chr. im reifen Mannesalter, könnte also um 450 v. Chr. geboren worden sein.

Wie der Geschichtsschreiber Thukydides berichtet wurde er 412 v. Chr. zum Kommandanten einer Flotte von acht Schiffen ernannt, die auf die Nachricht von einer Revolte auf der verbündeten Insel Chios hin von Athen an die kleinasiatische Küste entsandt wurde. Bei seiner Ankunft in Samos nahm er eine samische Trireme in seinen Verband auf und segelte dann nach Teos, eine auf dem Festland in der Nähe von Chios gelegene Stadt, um sich ein Bild vom Umfang des Aufstandes zu machen. Als bald darauf eine zahlenmäßig überlegene spartanische Flotte in der Nähe auftauchte, war er gezwungen, Samos zu räumen, woraufhin die Rebellion auch in Teos offen ausbrach.

Anschließend blockierte Strombichides eine Flotte der Chier in Milet. Ob er auch an der folgenden Schlacht von Milet teilnahm, ist nicht klar, da er möglicherweise abgelöst wurde und nach Athen zurückkehrte. Später im selben Jahr wird er wiederum als einer der drei Kommandanten erwähnt, die mit 35 Schiffen der in Samos stationierten athenischen Flotte zur Verstärkung gesandt wurden, wodurch die Gesamtzahl der dort befindlichen Schiffe auf 104 stieg. Diese Flottenmacht wurde jetzt geteilt, wobei der größere Teil weiterhin in Samos verblieb, um die Seeherrschaft zu sichern und Krieg gegen Milet zu führen, während Strombichides und zwei andere Kommandanten mit 35 Schiffen nach Chios abgeschickt wurden. Auf ihrer Fahrt verloren sie drei Schiffe in einem Unwetter, aber mit den restlichen Schiffen gelangten sie nach Lesbos. Dort begannen sie mit den Vorbereitungen für eine Belagerung von Chios. Nachdem sie auf die Insel übergesetzt hatten, errichteten sie dort einen befestigten Stützpunkt, der Delphinion genannt wurde, und setzten die Chier von dort aus unter Druck.

411 v. Chr. rebellierten die Städte Abydos und Lampsakos am Hellespont, und Strombichides musste mit 24 Schiffen von Chios aus heranrücken. Es gelang ihm, die Revolte in Lampsakos zu unterdrücken, er war jedoch weder mit guten Worten noch mit Gewalt in der Lage, Abydos zu einer Rückkehr in das Bündnis mit Athen zu bewegen. Deshalb setzte er nach Sestos über und errichtete dort eine Garnison, um den gesamten Hellespont unter seine Kontrolle zu bekommen. Von dort wurde er bald herbeigerufen, um die Athener auf Samos zu unterstützen, die zuvor nicht in der Lage waren, den spartanischen Streitkräften unter Astyochos standzuhalten.

Der Rhetor Lysias bezeichnet Strombichides in seiner Rede "Gegen Nikomachos" als einen „vornehmen Bürger“ und berichtet, dass er einer jener Freunde der Demokratie war, die mit Empörung auf die Friedensbedingungen reagierten, die 404 v. Chr. der oligarchische Politiker Theramenes und seine Delegation nach Verhandlungen aus Sparta nach Athen brachten. Da Strombichides durch diese Haltung der oligarchischen Klique in Athen und ihren Umsturzplänen im Wege stand, wurde er mit anderen prominenten Vertretern der demokratischen Partei auf der Grundlage von Anschuldigungen durch den Denunzianten Agoratos der „Verschwörung gegen den Frieden“ angeklagt und ins Gefängnis geworfen. Mitschuldig daran war u.a. der Stadtschreiber Nikomachos, der systematisch Gesetzestexte verfälschte und es dadurch ermöglichte, dass unter den Dreißig Tyrannen (404 v. Chr. – 403 v. Chr.) die Volksversammlung über Gerichtsurteile abstimmen konnte. In dieser Periode wurde Strombichides (nach einem von den Dreißig Tyrannen gesteuerten Scheinprozess) hingerichtet.

Quellen

  • Lysias: Rede "Gegen Agoratos", pp. 130—133.
  • Thukydides: "Geschichte des Peloponnesischen Krieges". (Buch VIII. 15, 16, 17, 30, 34, 38, 40, 55, 60, 61, 62, 79)
  • Xenophon: "Hellenika". Buch VI. 3. § 2.

Literatur

  • Herbert Heftner: Der oligarchische Umsturz des Jahres 411 v. Chr. und die Herrschaft der Vierhundert in Athen. Quellenkundliche und historische Untersuchungen. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 2001.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Biografien/Str — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht von Milet — Teil von: Peloponnesischer Krieg …   Deutsch Wikipedia

  • Autocles — (in Greek Aυτοκλης; lived 4th century BC), son of Strombichides, was one of the Athenian envoys empowered to negotiate peace with Sparta in 371 BC.rf|1|xen 6.3 diod 15.38 Xenophon reports a somewhat injudicious speech of his, which was delivered… …   Wikipedia

  • 404 v. Chr. — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 6. Jahrhundert v. Chr. | 5. Jahrhundert v. Chr. | 4. Jahrhundert v. Chr. | ► ◄ | 420er v. Chr. | 410er v. Chr. | 400er v. Chr. | 390er v. Chr. |… …   Deutsch Wikipedia

  • Hippias von Thasos — lebte gegen Ende des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.) in Athen. Er stammte von Thasos, einer Insel in der Ägäis, etwa acht Kilometer von der thrakisch makedonischen Küste entfernt, südwestlich von Abdera, mit gleichnamiger Hauptstadt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Menestratos — war ein attischer Bürger zur Zeit des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.) und ein Denunziant zur Zeit der Dreißig Tyrannen. Er stammte aus dem Demos Amphitrope, der zur Phyle Antiochis gehörte und nordöstlich von Thrikos lag. Menestratos… …   Deutsch Wikipedia

  • Nikomachos (Staatsschreiber) — Nikomachos (griechisch Νικόμαχος) war der Sohn eines Sklaven, der im klassischen Athen gegen Ende des Peloponnesischen Krieges (431 – 404 v. Chr.) vom einfachen Textkopisten zum Staatsschreiber und Athener Bürger aufgestiegen war und durch… …   Deutsch Wikipedia

  • Onomakles — war ein Politiker und Feldherr im klassischen Athen zur Zeit des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.). Seine genauen Lebensdaten sind nicht bekannt. Der Geschichtsschreiber Thukydides erwähnt Onomakles zuerst 412 v. Chr., als er als Admiral …   Deutsch Wikipedia

  • Xenophon von Ikaria — Xenophon von Ikaria, wie er in der älteren Literatur bezeichnet wird, lebte in Athen zur Zeit des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.) und gehörte zu den Personen, die der Herrschaft der Dreißig Tyrannen im Jahre 404 v. Chr. Widerstand… …   Deutsch Wikipedia

  • Lampsaque — (grc) Λάμψακος Localisation Pays …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”