Studentenleben

Studentenleben

Dieser Artikel bietet einen Überblick über das Brauchtum von Studenten an Universitäten in Abgrenzung zur Jugendkultur.

Spezielle Bräuche der Studenten sind in allen Universitäten aufzufinden. Sie waren und sind am stärksten ausgeprägt, wo die Universitäten einen besonderen Lebensstil entwickeln konnten.

In der Bundesrepublik Deutschland zersetzte sich dieses Brauchtum in Folge der 1968er Studentenbewegung und öffnete sich der allgemeinen Jugendkultur. Besonders gepflegt wird es heute noch in traditionellen studentischen Verbindungen.

Bis tief in die 1960er Jahre (abgesehen von der Zeit des Nationalsozialismus) war das Studentenleben stark von dem anderer Jugendlichen ihrer Alterskohorten abgesondert – so in Studentenverbindungen mit eigenen Wappen und Zirkeln, Studentenliedern, dem Studentengefängnis (Karzer) wegen der eigenen Gerichtsbarkeit der Universitäten, Studentengemeinden, studentischem Fechten und Studentensport, Studentenheimen, studentischen Mensen, Studentenzeitungen (Studentenkurier), Studententheatern, -orchestern (Collegium Musicum Instrumentale), -chören (Collegicum Musicum Vocale) und -kabaretts. Da die Universität so umfassende studentenspezifische soziale Rollenangebote machte, hat der Soziologe Klaus Allerbeck das damalige „Student Sein“ als „totale Rolle“ charakterisiert.

Entsprechend entwickelte sich ein entfaltetes studentisches Brauchtum, das sich in zahlreichen besonderen Verhaltensweisen äußerte: In Zustimmungs- oder Ablehnungsformen (vgl. das Klopfen, Scharren, Auszischen und das Ausbringen von Vivat (lat. „er lebe [hoch]!“) bzw. Pereat (lat. „er gehe unter!“), in eigenen Anreden (Herr Kommilitone, Fräulein Kommilitonin), im öffentlichem Auftreten (Mütze und Band, sogenannter Couleur, besonderen Festen wie den Kneipen und Stiftungsfesten), Auszügen und Aufzügen, Komitat und Eingangsgeleit, Fackelzügen, „Katzenmusik“ u. v. a. m. sowie der Pflege des gesellschaftlichen Lebens, dazu gehören auch spezielle studentische Kartenspiele wie etwa Quodlibet.

Noch aus vorindustrieller Zeit stammte die soziale Schichtung vom Fuchs als „Einsteiger“, Burschen als oberstem aktiven Mitglied und Altem Herrn als „Ehemaligen“, der auch die Burse (daher „Börse“) finanziell unterstützt. Sie bekennen sich dazu durch äußere Zeichen, Couleur genannt. Mögliche, nicht immer zwingende Schritte in der Laufbahn eines sogenannten „aktiven“ Studenten (d. h. in einer Verbindung) sind Aktivmeldung, Krasser Fux, Brandung, Brandfux, nach der Zeit als Fux die Burschung, verschiedene Ämter genannt Chargen, und die Philistrierung nach bestandenem Examen.

Literatur

  • Gaudeamus Igitur. Studentisches Leben einst und jetzt. Ausstellungskatalog, Schallaburg. Wien 1992
  • Hans-Georg Kremer: Zur Geschichte des Sports an der Universität Jena. Materialien, Geschichten, Bilder. Bucha bei Jena, 2002. ISBN 3-936455-07-4

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Studentenleben — 1. Studentenleben – Seideleben. »Studentenlaben is doch a recht seiden Laben.« (Keller, 143b.) *2. Das Studentenleben steckt ihm noch im Kopfe. – Mayer, II, 122 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Friedrich-Schiller-Universität Jena — Vorlage:Infobox Hochschule/Träger fehlt Friedrich Schiller Universität Jena Gründung 1558 Ort …   Deutsch Wikipedia

  • Kneipe (Studentenverbindung) — Als Kneipe bezeichnen Studentenverbindungen einerseits eine traditionelle Art studentischer Feier, die meisten Verbindungen andererseits auch den Kneipsaal selbst, d. h. einen dafür vorgesehenen Raum in einem Korporationshaus. Auf… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto von Bismarck als Student — Bismarck als Student (1832/33), Skizze seines Corpsbruders Gustav Scharlach Die Studentenjahre Otto von Bismarcks in Göttingen und Berlin stellen einen prägenden und zeitweilig recht wilden Lebensabschnitt[1] des späteren deutschen Reichskanzlers …   Deutsch Wikipedia

  • Bierdorf (Studentenverbindung) — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Brandenburgische Technische Universität — Vorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehlt Brandenburgische Technische Universität Motto …   Deutsch Wikipedia

  • FSU-Jena — Vorlage:Infobox Hochschule/Träger fehlt Friedrich Schiller Universität Jena Gründung 1558 Ort …   Deutsch Wikipedia

  • FSU Jena — Vorlage:Infobox Hochschule/Träger fehlt Friedrich Schiller Universität Jena Gründung 1558 Ort …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich-Schiller-Universität — Vorlage:Infobox Hochschule/Träger fehlt Friedrich Schiller Universität Jena Gründung 1558 Ort …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich-Schiller Universität — Vorlage:Infobox Hochschule/Träger fehlt Friedrich Schiller Universität Jena Gründung 1558 Ort …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”