- Friedrich-Schiller Universität
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Friedrich-Schiller-Universität Jena Gründung 1558 Ort Jena Bundesland Thüringen Staat Deutschland Leitung Klaus Dicke Studenten 20.890 (20. Oktober 2008)[1] Mitarbeiter 6297 (31. Dezember 2007)[2] davon Professoren 338 (31. Dezember 2007)[2] Website www.uni-jena.de Die Friedrich-Schiller-Universität Jena („alma mater jenensis“, gelegentlich auch „Salana“) liegt in der thüringischen Stadt Jena in Deutschland und hat nach Stand des Sommersemesters 2008 etwa 21.000 Studenten und 340 Professoren.
Die Hochschule gehört zu den Universitäten der Coimbra-Gruppe.
Inhaltsverzeichnis
Fakultäten
Die Friedrich-Schiller-Universität Jena besteht aus zehn Fakultäten:
- Theologische Fakultät
- Rechtswissenschaftliche Fakultät
- Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
- Philosophische Fakultät
- Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften
- Fakultät für Mathematik und Informatik
- Physikalisch-Astronomische Fakultät
- Chemisch-Geowissenschaftliche Fakultät
- Biologisch-Pharmazeutische Fakultät
- Medizinische Fakultät
Geschichte
Gründung
1547 entwickelte der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, der sich in der Haft von Kaiser Karl V. befand, den Plan, eine Universität in Jena aufzubauen, nachdem ihm die Kurwürde genommen worden war und damit einhergehend die Universität Wittenberg an den bisherigen Herzog von Sachsen, Moritz von Sachsen, verloren ging. Dieser Plan wurde von seinen drei Söhnen ausgeführt, am 19. März 1548 gründeten sie in dem Weinbauerstädtchen Jena eine „Hohe Schule“. In der Stiftungsurkunde von Kaiser Ferdinand I. wurden ihr am 15. August 1557 die Rechte einer Universität verliehen. Am 2. Februar 1558 nahm sie mit der Eröffnung ihre Lehrtätigkeit auf.[3] Das Jahr 1558 gilt als das offizielle Gründungsjahr der Universität. Mit der Existenz einer Universität sollte die Ausbildung von Juristen, Lehrern und besonders Geistlichen Augsburgischen Bekenntnisses in eigener, ernestinischer, Hand sichergestellt werden.
19. Jahrhundert
Nach Aufteilung des nunmehrigen Herzogtums Sachsen infolge von Erbteilungen (Ernestinische Herzogtümer) fungierten die einzelnen Linien gemeinsam als Nutritoren der Hochschule, die als Landesuniversität fungierte. Ein vom Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach ernannter Kurator überwachte ab 1819 als Regierungsbevollmächtigter alle wichtigen Angelegenheiten der Universität und informierte die Ministerien der Erhalterstaaten. Dies waren nach 1826 Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Gotha und Sachsen-Meiningen. Neben den Zuwendungen der Erhalter finanzierte sich die Universität durch die Ausübung von Herrschaftsrechten über die, zwischen Jena und Weimar gelegene, Stadt Apolda und später insbesondere aus beträchtlichen Zuwendungen der Carl-Zeiss-Stiftung.
Lässt man die Jahre nach 1900 außer Betracht, so zeigte sich ein Höhepunkt der Studentenzahlen im 18. Jahrhundert, als der Ruf der Universität unter Herzog Carl August, Lehrende wie Johann Gottlieb Fichte, Georg Hegel, Friedrich Schelling, Friedrich von Schlegel und Friedrich Schiller nach Jena zog. 1807 übertrug der Kurfürst die Zuständigkeit für die Universität seinem Freund und Rat Johann Wolfgang von Goethe. Dieser stellte insbesondere Weichen für den Ausbau der naturwissenschaftlichen Fakultäten, beispielsweise die Gründung des ersten Chemie-Lehrstuhles mit den Professoren Göttling und Döbereiner, einer Sternwarte, einer Mineraliensammlung und eines botanischen Gartens. Jena bekam den Beinamen „Stapelstadt des Wissens“, Novalis, Hölderlin, Brentano, Arndt studierten in dieser Zeit, später Karl Marx, Ernst Abbe, Otto Schott und Carl Zeiß. 1884 wurde von Otto Schott ein „Glastechnisches Laboratorium“ gegründet und damit der Grundstein für die Vorreiterrolle für Gläser und Mikroskopie (Zeiss-Werke) gelegt.
Die Universität entwickelte sich auch zu einem Vorreiter des politischen Radikalismus unter den deutschen Universitäten. Stärker als an jeder anderen Universität war in Jena das Gedankentum, welches man häufig unter dem Begriff des studentischen Lebens - nämlich das Duellieren (vgl. auch Mensur) und das Streben nach Freiheit - zusammenfasst, verbreitet. Das Ende des 18. und der Anfang des 19. Jahrhunderts brachten die Gründung neuer Universitäten und die Verdächtigungen verschiedener Regierungen gegenüber den in Jena bekundeten demokratischen Ideen. Jena gilt als Gründungsort der ersten deutschen Burschenschaft.
20. Jahrhundert
Im Jahre 1934 wurde die Universität zu Ehren Friedrich Schillers nach diesem benannt. Der Vorschlag für die Benennung der Universität kam von dem Thüringer NS-Gauleiter Fritz Sauckel. Im Dritten Reich hatten überzeugte Nationalsozialisten wie der Rasseforscher Karl Astel das Rektorat der Universität inne, Jena wurde eine „nationalsozialistischen Musteruniversität“. Wichtiges Ereignis für die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Zeit war die Untersuchung der Vorwürfe gegen den Kinderarzt Jussuf Ibrahim. Eine Senatskommission stellte die Beteiligung des Arztes an den „Euthanasie“-Morden an geistig oder körperlich behinderten Kindern fest.
Nach kurzer Schließung nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Universität am 15. Oktober 1945 ihren Betrieb als erste Hochschule in der Sowjetischen Besatzungszone unter dem Rektorat Friedrich Zuckers wieder auf. Neben dem Neubau der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek gelten die Sternwarte und der botanische Garten als Aushängeschilder der Universität; der Karzer mit Graffiti des Schweizer Karikaturisten Martin Disteli ist nicht öffentlich zugänglich. Jena gilt als führend in den Fächern Biologie, Physik und Psychologie und verfügt über ein gut ausgestattetes Universitätsklinikum.
Im 20. Jahrhundert wurde die Universität durch die Kooperation mit den Zeiss-Werken gefördert und entwickelte sich dadurch auch zu einer Massenuniversität. Gab es 1905 noch 1.100 Studenten und 112 Hochschullehrer, so hat sich diese Zahl seither fast verzwanzigfacht. Die Landesuniversität ist die älteste Hochschule Thüringens sowie die einzige Volluniversität des Freistaats. Zusammen mit der Universität Leipzig und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bildet die Friedrich-Schiller-Universität den Mitteldeutschen Universitätsverbund. Rektor ist der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Dicke. Der 317. Rektor der Universität löste am 1. September 2004 den Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Karl-Ulrich Meyn ab. Kanzler der Universität ist zurzeit Dr. Klaus Bartholmé.
Bauten der Universität
Das Universitätshauptgebäude (UHG) wurde 1908 durch den Architekten Theodor Fischer in den Grundformen des niedergelegten Großherzoglichen Schlosses errichtet, mit den Fakultätsfiguren von Adolf Brütt und reicher Kunstausstattung u.a. der Auszug der Deutschen Studenten in den Freiheitskrieg 1813 von Ferdinand Hodler und Griechenland und die Vertreibung der Türken von der Athenischen Burg von Charles Crodel (1925).
Eine Besonderheit sind heute die weit über das gesamte Stadtgebiet verteilten Gebäude der Universität, was vor allem auf Entwicklungen nach dem zweiten Weltkrieg zurück geht, als viele Lehrstühle in enteignete Villen, einem umgebauten Gerichtsgebäude sowie zahlreiche Bürgerhäuser angesiedelt wurden, die heute noch oft in Wohngegenden liegen. Diese Besonderheit macht die Universität allgegenwärtig und mit der städtebaulichen Architektur verflochten. Daneben entstanden nach dem Krieg mehrere Viertel, in dem eigene Universitätsbauten für die Fakultäten angelegt wurden. Nach der politischen Wende erfolgten umfangreiche Neubauten und Restaurierungen, wobei an dem Konzept der weit gestreuten Ansiedlung fest gehalten wurde. Ein eigentliches Hauptgebäude, in dem der überwiegende Teil der Studenten aller Fakultäten Lesungen besuchen kann, gibt es nicht.
Forschung
Die Friedrich-Schiller-Universität hat als einzige im gesamten Bundesgebiet einen Lehrstuhl für Gravitationstheorie und ist zentral am Sonderforschungsbereich/Transregio 7 'Gravitationswellenastronomie' beteiligt. Zudem ist die FSU an folgenden Sonderforschungsbereichen beteiligt:
- SFB 630 „Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten“
- SFB/TR 18 „Relativistische Laser-Plasma-Dynamik“
- SFB 604 „Multifunktionelle Signalproteine“
- SFB 580 „Gesellschaftliche Entwicklung nach dem Systemumbruch. Diskontinuität, Tradition und Strukturenbildung“
- SFB 482 „Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800“
- SFB 436 „Metallvermittelte Reaktionen nach dem Vorbild der Natur“ (ausgelaufen)
2006 konnte das „Jena Center - Geschichte des 20. Jahrhunderts“ eröffnet werden. Seit Ende 2007 wird die Graduiertenschule 214 „Jena School for Microbial Communication“ im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert. Seit 2008 beherbergt das interfakultäre "Zentrum für Molekulare Biomedizin" (CMB) mehrere Institute, die sich mit der Forschung an der Signaltransduktion in Nervenzellen und Tumoren beschäftigen.
Museen und Sammlungen
- Akademisches Münzkabinett
- Botanischer Garten Jena
- Ernst-Haeckel-Haus
- Handschriften- und Inkunabelnsammlung
- Herbarium Haussknecht
- Inspektorhaus mit Goethe- Gedenkstätte
- Griesbachsches Gartenhaus
- Kustodie
- Medizinhistorische Sammlung
- Mineralogische Sammlung
- Paläobotanische Sammlung
- Pilz- und Referenz-Zentrum
- Phyletisches Museum
- (altorientalische) Hilprecht-Sammlung
- Sammlung Antiker Kleinkunst
- Sammlungen des Lehrstuhls für Klassische Archäologie
- Sammlung früher Orient- Photographie
- Orientalisches Münzkabinett
- Schillers Gartenhaus
- Ur- und frühgeschichtliche Sammlung
Campus und Studentenleben
Studentengemeinden
In Jena sind eine Evangelische und die Katholische Studentengemeinde „Petrus Canisius“ angesiedelt. Ferner existieren die überkonfessionellen christlichen Hochschulgruppen Studentenmission in Deutschland (SMD), Studenten für Christus (SfC) und Connexxion.
Studentenverbindungen
In Jena haben Studentenverbindungen im allgemeinen und Burschenschaften im besonderen eine lange Tradition, da sich in Jena bereits im Jahre 1815 die Urburschenschaft konstituierte. Von mehr als 30 Verbindungen vor dem 2. Weltkrieg sind heute noch 13 aktiv, darunter zwei Penalverbindungen. Heute aktive Studentenverbindungen:
- Burschenschaften: Armina, Germania, Teutonia und Normannia
- Konfessionelle Verbindungen: Jenenser Wingolf, interkonfessionell, K.D.St.V. Saarland (Saarbrücken) Jena, katholisch und K.D.St.V. Salana Jenensis, katholisch
- Landsmannschaft: Landsmannschaft Rhenania zu Jena und Marburg
- Kösener Corps: Corps Saxonia Jena und Corps Thuringia Jena
- Sängerschaft: zu St. Pauli in Jena
- Damenverbindungen: Akademische Damenverbindung Amazonia Jena und Akademischer Bund Jenaer Hochschülerinnen
Studentenclubs
Studentenclub Rosenkeller e.V. an der Friedrich-Schiller-Universität
Der „Studentenclub Rosenkeller“ wurde am 3. Mai 1966 in Jena eröffnet und gehört seither zu den wichtigsten jugendkulturellen Zentren der Innenstadt. Neben Live- und Discomusik finden dort auch Vorträge, Lesungen und Gesprächsrunden statt.
Med-Club
Unter dem Motto „Von Studenten für Studenten“ organisieren die Vereinsmitglieder, also die Studenten und die Ehemaligen, Veranstaltungen unterschiedlichster Art in verschiedenen Locations. Dazu gehören Partys, Akustik- und Unplugged-Konzerte, Filmabende, Lesungen, Diskussionen und vieles mehr.
Siehe auch
- Liste deutscher Hochschulen
- Liste bekannter Persönlichkeiten der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Literatur
- Joachim Bauer, Andreas Klinger, Alexander Schmidt, Georg Schmidt (Hrsg.): Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8253-5525-8
- Uwe Hoßfeld, Tobias Kaiser und Heinz Mestrup (Hrsg.): Hochschule im Sozialismus. Studien zur Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena (1945-1990). 2 Bde. (Köln u.a. 2007), ISBN 978-3-412-34505-1
- Michael Eckardt: Gesamtbibliographie der „Wissenschaftlichen Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena“ (GS-Reihe) 1951-1990. (Jena 2006). ISBN 3-935850-39-5.
- Einst und Jetzt Band 53 (2008) (mit dem Schwerpunktthema der Universitäts- und Studentengeschichte der Universität Jena), Neustadt an der Aisch. ISBN 978-3-87707-717-7
- Die Friedrich-Schiller-Universität Jena: Erinnerungen in Fotografien / Walther, Helmut G. [u. a.]. Erfurt 2006.
- Uwe Hoßfeld, Jürgen John, Oliver Lehmuth und Rüdiger Stutz (Hrsg.): „Im Dienst an Volk und Vaterland“. Die Jenaer Universität in der NS-Zeit (Köln u.a. 2005).
- Universitätserfahrung Ost. DDR-Hochschullehrer im Gespräch. Hrsg. von Matthias Steinbach unter Mitarbeit von Michael Ploenus. Jena 2005.
- Uwe Hoßfeld, Jürgen John, Oliver Lehmuth und Rüdiger Stutz (Hrsg.), „Kämpferische Wissenschaft“. Studien zur Universität Jena im Nationalsozialismus (Köln u.a. 2003), ISBN 978-3-412-04102-1.
- (Angelika Geyer Hrsg.:) Verena Paul-Zinserling: Die Terrakotten der Sammlung Antiker Kleinkunst der Friedrich-Schiller-Universität Jena. (Jena 2002) ISBN 3-931743-41-1
- Hans-Georg Kremer: Zur Geschichte des Sports an der Universität Jena. Materialien, Geschichten, Bilder. (Bucha bei Jena 2002). ISBN 3-936455-07-4
- Helmut G. Walther (Hrsg.): Aufbrüche. 450 Jahre Hohe Schule Jena (Jena 1998).
- Thomas Pester (1996): Im Schutze der Minerva. Kleine illustrierte Geschichte der Universität Jena. Jena (Schriftenreihe zur Stadt-, Universitäts- und Studentengeschichte Jenas; 7).
- Jena soll leben. Beiträge zum historischen Studentenleben an der Universität Jena. Jena 1991 (Jenaer Reden und Schriften). ISBN 3-86-007-057-6
- Günter Steiger: „Ich würde doch nach Jena gehn“. Geschichte und Geschichten, Bilder, Denkmale und Dokumente aus vier Jahrhunderten Universität Jena. Vierte, durchgesehene und erweiterte Auflage. (Weimar 1989). ISBN 3-7400-0057-0
- Friedrich-Schiller-Universität Jena (Hrsg.), Das Spezifikum universitärer Bildung. Jena 2007, ISBN 978-3-938203-56-9
- Stammbuch des Johann Bernhard Wilhelm Sternberger aus Meiningen, seit 1773 Student der Rechte in Jena. Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Stb. 90. Faksimile. Friedrich-Schiller-Universität Jena 2008. - Stammbuch des Johann Bernhard Wilhelm Sternberger aus Meiningen, seit 1773 Student der Rechte in Jena. Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Stb. 90. Kommentar [zum Faksimile] Joachim Ott. Friedrich-Schiller-Universität Jena 2008.
Einzelnachweise
- ↑ uni-protokolle.de: Studierendenzahlen für die FSU Jena
- ↑ a b Daten, Fakten, Zahlen zur Friedrich-Schiller-Universität Jena - Personal
- ↑ http://www.focus-campus.de/771.html
Weblinks
- www.uni-jena.de Offizielle Website der Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Internetseite der Coimbra-Gruppe (englisch)
- www.zellbiologie.uni-jena.de Webseite des Zentrum für Molekulare Biomedizin (CMB)
Universitäten: Universität Erfurt | Technische Universität Ilmenau | Friedrich-Schiller-Universität Jena | Bauhaus-Universität Weimar
Fachhochschulen: Fachhochschule Erfurt | Fachhochschule Jena | Fachhochschule Nordhausen | Fachhochschule Schmalkalden | Thüringer Fachhochschule für öffentliche Verwaltung | Fachhochschule für Forstwirtschaft | Adam-Ries-Fachhochschule | SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera
50.92833333333311.582222222222Koordinaten: 50° 55′ 42″ N, 11° 34′ 56″ O
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