- Studium der Chemie
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Als Chemiestudium wird die Ausbildung zum Diplom-Chemiker oder Lehramtskandidaten an einer Universität oder Hochschule bezeichnet. Zudem gibt es neue Bachelor- und Masterstudiengänge in der Chemie als weitere Ausbildungsmöglichkeit.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtliches zum Chemiestudium
Das reine wissenschaftliche Chemiestudium entwickelte sich erst unter den Lehrern Justus Liebig (Theoretiker der Düngelehre) und Karl Wilhelm Gottlob Kastner um 1844 aus gewerblich-handwerklichen Disziplinen bzw. aus chemischen Unterbereichen des Medizinstudiums zu einem reinem Chemiestudium mit Laboratoriumsunterricht an Universitäten. [1]
Zwischen 1848–1854 traten schwere Missernten in der Landwirtschaft in Deutschland auf; die Regierungen meinten, dass die revolutionären Stimmungen, die in der Revolution von 1848 zum Ausdruck kamen, in der Bevölkerung durch die Verschlechterung der landwirtschaftlichen Erträge mit ausgelöst worden seien. Darauf erfolgte eine stetige Unterstützung der Hochschulchemie nach den Ideen von Justus Liebig.[2]
Für die ersten Hochschullehrer war der innere Drang zur Wahrheitsfindung für eine Befähigung zu einem Chemiestudium ausschlaggebend. Eine nutzenfeindliche Einstellung, die auf wissenschaftlichem Arbeiten und Beobachten sowie logischem Ableiten und Hypothesenbildungen basierte, war Grundvoraussetzung für den Zugang zum Chemiestudium.
So kritisierte Liebig die Gedanken von Francis Bacon, die Wissenschaft nur als nutzorientiert, zum wirtschaftlichen Vorteil zu betrachten:
„Der Grundsatz, der nach Zwecken der Nützlichkeit fragt, ist der offene Feind der Wissenschaft, welche die Wahrheit und nach Gründen sucht, und wir wissen mit Bestimmtheit, welche Stufe der Civilisation ein sonst begabtes Volk erreichen kann, welches die praktischen Ziele höher, als die der Wissenschaft gestellt hat. … Selbst ein Schuhmacher, sei er noch so geschickt, wird, wenn er einen schlechten Charakter besitzt seinen Kunden schlechte Schuhe machen, weil es sehr viel schwerer ist gute als schlechte Schuhe zu machen, denn für gute Schuhe muß er gutes Leder wählen, und mit Sorgfalt auf die Arbeiten sehen, und so wird er stets nur nach seinem Nutzen fragen; sein Talent und seine Geschicklichkeit werden sich gegen uns wenden, die ihm vertrauen schenken, und er wird es vorziehen, wo er kann, den schlechten Schuhen das Aussehen guter zu geben, und uns im Stoff und in der Arbeit betrügen.“
– Justus Liebig: [3]
Andere Chemiker wie beispielsweise Friedrich Bergius hatten jedoch durchaus eine nutzenorientierte Sicht zur Chemie und Wissenschaft.
Der Physikochemiker Paul Günther schrieb 1963: „Erkennen gilt als der edelste und menschlichste Akt, sofern dabei Gehalte erfaßt werden, in denen sich der Mensch entfaltet und an denen er sich innerlich bereichert.“[4]
Bis zum heutigen Tage schult das anorganisch-analytische Praktikum logisches Denken und exaktes wissenschaftliches Arbeiten und ist damit der erste große praktische Befähigungsnachweis für ein Chemiestudium.
In der Frühphase der Chemie (nach 1872) waren die Berufsaussichten für Chemiker noch keineswegs günstig, viele ausgebildete Chemiker lagen auf der Straße und das Fach war als Wissenschaft noch keineswegs anerkannt. So lebte Friedrich August Kekulé als Privatdozent bei Bunsen in Heidelberg völlig vom eigenen Geld und bezahlte seine Forschungen und die Miete für das Labor aus eigener Tasche.[5] Ab 1888–1914 stieg die Zahl der Chemiestudenten drastisch an. Die Chemiestudenten kamen fast ausnahmslos aus dem Bürgertum, Söhne aus dem Adel oder der Arbeiterschaft gab es kaum. Ein zehnsemestriges Studium kostete 1913 mit Prüfungsgebühren etwa 10.000 Mark. Im Jahr 1888 gab es in Deutschland 20 Universitäten mit einem Chemiefachbereich und 9 Technische Hochschulen. Zwischen den mehr wissenschaftlich orientierten Hochschulen und den stärker praxisorientierten Technischen Hochschulen – insbesondere bei der Einführung des Lehrfaches Technische Chemie – entzündete sich damals ein Disput über die Vorzüge der Hochschultypen.[6]An den Technischen Hochschulen wurde zusätzlich auch Maschinenlehre, Baukonstruktion und Maschinenzeichnen unterrichtet.
Schon um 1900 umfasste das Chemiestudium die klassische Laborarbeit mit qualitativen und quantitativen anorganischen Analysen und organisch-präparativen Praktika. Auch Physik, Biologie, Mathematik und später auch verstärkt physikalische Chemie wurden gelehrt. Nach durchschnittlich zwei Jahren wurde das mündliche Vordiplom absolviert, nach einem oder zwei weiteren Jahren wurde die Diplomarbeit abgeschlossen. Abschluss des Chemiestudiums war die Promotion zum Doctor philosophiae (Dr. phil.) oder zum Doctor rerum naturalium (Dr. rer. nat.) wozu man 8–10 Semester benötigte.
Im Jahr 1913 waren 3240 Chemiestudenten an den deutschen Universitäten immatrikuliert. Jährlich verließen etwa 320 Chemiker die Universitäten. Nach dem Rückgang der Chemiestudenten im Ersten Weltkrieg stieg die Zahl der Chemiestudenten schnell an und erreichte im Jahr 1922 mit 7325 Studenten und 1923 mit 1000 Chemieabsolventen einen Höhepunkt. 1927 verdüsterten sich die Aussichten für junge Chemiker, 2000 Chemiker waren arbeitslos – auch wenn Industriechemiker wie Carl Bosch betonten, dass Chemiker auch in schlechten Wirtschaftsjahren eingestellt und sie mitunter für eine Weile „auf Eis gelegt“ würden.
Von 1950 bis 1985 war die Arbeitslosigkeit bei Chemikern sehr gering. 1969 gab es in den alten Bundesländern über 8800 Chemiker, die eine Anstellung in der Chemieindustrie gefunden hatten, weitere 8000 hatten eine Anstellung an den Universitäten im Bereich Forschung und Lehre. Auch in anderen Bereichen der Wirtschaft sowie in staatlichen und kommunalen Untersuchungsämtern fanden Chemiker Beschäftigung. Die Gesamtzahl der Chemiker lag damals – in den alten Bundesländern – bei 20.000.[7]
In den alten Bundesländern studierten mehr Männer als Frauen, auch in der Chemieindustrie wurden aufgrund der nötigen Anforderungen im Beruf männliche Bewerber bevorzugt. In den sechziger und siebziger Jahren lag der prozentuale Anteil der Chemiestudentinnen bei nur ca. 10 %. Noch im Jahr 1989 gab es nur 17,5 % Doktorandinnen in Chemie. In der DDR (bzw. den neuen Bundesländern) war die Zahl der männlichen Studenten (1325) und weiblichen Studentinnen (1350) in der Chemie im Jahr 1990 ausgeglichen; die Studentenzahl war jedoch planerisch festgelegt worden. In den alten Bundesländern lag die Zahl der Chemiestudenten im gleichen Jahr 1990 – auch bedingt durch die geburtenstarken Jahrgänge - bereits bei 36.400 (etwa ein Faktor 15 im Vergleich zu den neuen Bundesländern).
Seit Mitte der achtziger Jahre hatten sich die Arbeitsmarktchancen für Chemiker in den alten Bundesländern verschlechtert. 1983 lag die Zahl der Promotionen noch um 1000 pro Jahr, 1992 schon bei über 2200 pro Jahr. Anfang der neunziger Jahre blieben über 20 % der bei der GDCh gemeldeten Chemieabsolventen stellungssuchend.[8] Die exakte Zahl war vermutlich noch höher – wie dies auch die Arbeitslosenquoten der Bundesanstalt für Arbeit zeigten –, da nicht alle Absolventen Mitglieder der GDCh waren, bzw. eine Untererfassung beim Arbeitsmarktzugang von 200–300 Absolventen auftrat. Im Jahr 2005 lag die Arbeitslosigkeit für Chemiker in den alten Bundesländern bei 9,1 %, in den neuen jedoch bei 24,3 %.
Im Jahr 1993, der schwersten Arbeitsmarktkrise für Deutschlands Chemiker seit 1929, gab es eine Diskussionsrunde bei der GDCh über „Berufsperspektiven und Studienanfänger“[9]. Der Tenor der Diskussion war, dass die Neueinstellungen der Chemieindustrie auf 50 % gesenkt werden müssten, neue Tätigkeitsfelder für Chemiker erschlossen werden sollten (z.B. bei Banken und Versicherungen), vorab eine stärkere Selektion und der „Mut zum Studienwechsel“ für weniger talentierte Chemiestudenten gestärkt werden sollte.
Fraglich bleibt, ob sich die deutsche Chemieindustrie mit diesen neuen Werten zur Zukunftsfähigkeit des Chemiestudiums richtig positioniert hat. Die zukünftigen Fragestellungen um Problemkreise wie Treibhausgase, Rohstoffe, Entropie, Düngung, Hunger und Überbevölkerung sind sicherlich nur mit chemischem Sachverstand lösbar.
Allgemeines
Voraussetzungen
Alle hier beschriebenen Studiengänge stellen hohe Anforderungen sowohl an die mathematisch-physikalischen Fähigkeiten, sowie auch an die Fähigkeit, viel Faktenwissen in kurzer Zeit aufzunehmen. Auch sollte der zukünftige Student keine besondere Empfindlichkeit gegenüber gängigen Laborchemikalien besitzen und dazu in der Lage sein, mehrere Stunden im Stehen zu arbeiten.
Bei Studiengang Biochemie kann es sein, dass im Grund- oder Hauptstudium Zoologische Übungen vorgesehen sind, was unter Umständen die Sektion (fast immer) und Tötung (sehr selten) von Versuchstieren beinhaltet. Der Student sollte dagegen keine Vorbehalte haben.
Zeitaufwand
Der Studiengang Chemie ist bekannt für den hohen Zeitaufwand, der vor allem durch die verschiedenen Laborpraktika bedingt ist. Die Arbeitstage umfassen oft die Zeit von 8 Uhr bis 18 Uhr. Häufig schließt sich daran noch die Bearbeitung von Übungsaufgaben an; daneben fordern regelmäßig durchgeführte Klausuren weiteren Lernaufwand. Die Gesamtstudiumsdauer ist länger als die anderer Studiengänge, da eine Promotion in dem Fach Chemie von 90 % bis 95 % der Chemieabsolventen zum Titel Dr. rer. nat. angestrebt wird.
Zulassungsbeschränkungen
Bundesweite Zulassungsbeschränkungen existieren nicht. Das Chemiestudium (Diplom, Staatsexamen, Bachelor) ist auch in den letzten 10 Jahren nicht durch Numeri Clausi belegt gewesen. Lebensmittelchemie ist an einigen Hochschulen zugangsbeschränkt. Jedoch wird hier auch ein Großteil der Bewerber zugelassen.
Studienrichtungen wie Biochemie oder auch Wirtschaftschemie haben häufig lokale, d. h. von der Hochschule festgelegte, Zulassungsbeschränkungen. Informationen hierzu sind von der Wunschhochschule (Chemiefakultät, Studienberatung) zu erfahren.
Studiengang Diplom-Chemie
Der Studiengang Chemie existiert in Deutschland an Universitäten und Fachhochschulen. Üblicherweise wird er mit dem Titel Diplom-Chemiker oder neuerdings mit dem Bachelor/Master of Science abgeschlossen. Daneben kann man Chemie meist auch als Nebenfach in einem Magisterstudium belegen. Besonders bei Technischen Hochschulen/Universitäten ist auch der Abschluss Diplom-Ingenieur Chemie (in der Regel in Verbindung mit Pflichtvorlesungen und einer Diplomprüfung in Technischer Chemie) möglich. Neben Vorlesungen und Übungen sind die chemischen Praktika wesentlicher Bestandteil des Chemiestudiums. Durch eine Vielzahl von Klausuren (je Fach etwa zwei), mündlichen Zwischenprüfungen, erfolgreich bestandenen Praktika, wird der Chemiestudent in seinen Leistungen von Hochschulprofessoren bewertet. Viele Jungstudenten haben Schwierigkeiten bei den chemischen Praktika. Insbesondere die komplexen Vollanalysen, durch die der Student lernt, sorgfältig und gewissenhaft zu arbeiten und die Beobachtungen detailliert zu analysieren und Hypothesen zu stellen, sind eine gewisse Hürde für einige Chemiestudenten. In den Semesterferien bereiten sich Chemiestudenten intensiv auf die mündlichen Hauptprüfungen in Anorganischer Chemie, Organischer Chemie, Physikalischer Chemie, Experimentalphysik, Analytischer Chemie, Biochemie vor. Bei jeder dieser Prüfungen muss der Student die Kenntnisse des gesamten jeweiligen Fachspektrums (etwa ein Lehrbuch mit 300-400 Seiten) nachweisen können. Das Grundstudium schließt mit der Diplomvorprüfung, nach der der Student ein Diplomzeugnis erhält, ab. Üblicherweise ist die Reihenfolge der Lehrveranstaltungen im Grundstudium größtenteils festgelegt. Das Vordiplom dauert normalerweise vier Semester.
Mit Abschluss des Vordiploms erhält der Student ein Vordiplomzeugnis. Anschließend folgt das Hauptdiplom, welches ebenfalls normalerweise vier Semester dauert. Im Hauptdiplom kann sich der Student auf ein Fachgebiet spezialisieren und dort seine Diplomarbeit anfertigen. In der Diplomarbeit muss der Student innerhalb von neun Monaten seine wissenschaftlichen Fähigkeiten in der Chemie nachweisen.
Im Jahr 2005 wurde die Studienzeit von neun Semestern von vielen Studenten überschritten. Besonders lange Durchschnittsstudienzeiten (teilweise über 12 Semester) weisen beispielsweise die Chemiefakultäten der Universitäten von Essen, Frankfurt, TU-Berlin, Duisburg auf. Einige weniger leistungsstarke Studenten brauchen für ihre Studien mehr Zeit.
Gute Abschlussnoten und ein schnelles Chemiestudium sind Voraussetzungen für einen günstigen Start ins Berufsleben.
Studienfächer
Die Inhalte im Grund- und Hauptstudium variieren je nach Hochschulort etwas. Manches was unter Grundstudium wiedergegeben wird, ist an einem anderen Hochschulort Stoff des Hauptstudiums und umgekehrt.
Außerdem sind die Pflichtfächer im Hauptstudium unterschiedlich festgestlegt. An einigen Universitäten ist in der Regel Technische Chemie ein Pflichtfach oder es gibt besondere fachübergreifende Synthesepraktika. Außerdem ist an manchen Universitäten Theoretische Chemie in die Physikalische Chemie integriert, an anderen ist es eigenständiges (Pflicht)fach. Ferner gibt es eine große Fülle an Wahlpflichtfächern, das Angebot an den einzelnen Hochschulorten variiert jedoch sehr stark in Abhängigkeit von den sonst gelehrten Fächern.
- Im Grundstudium:
- Allgemeine Chemie - allgemeine Grundlagen der Chemie
- Physikalische Chemie - Chemische Thermodynamik, Elektrochemie, Reaktionskinetik, Einführung in die Quantenmechanik
- Anorganische Chemie - Anorganisch-Qualitative Analytische Chemie, Eigenschaften der Metalle und Nichtmetalle (sog. Stoffchemie)
- Organische Chemie - Stoffklassen und Funktionelle Gruppen, Reaktionsmechanismen
- Analytische Chemie - Quantitative Analyse, Strukturanalytik
- (Experimental-)Physik - allgemeinen Grundlagen der Experimentalphysik (Grundzüge aus Mechanik, Elektrizitätslehre, Magnetismus, Optik, Wärmelehre, Spezieller Relativitätstheorie, Atomphysik)
- Mathematik - Analysis, Analytische Geometrie, Lineare Algebra, Statistik (besonders in der Mathematik variiert die Tiefe und der Umfang des Stoffes abhängig vom Hochschulort sehr stark)
Allgemeine und Anorganische Chemie wird in der Regel zusammen gelehrt und nicht als getrennte Fächer.
- Im Hauptstudium: Weitere vertiefende Vorlesungen in
- Physikalische Chemie: Quantenmechanik, Transportprozesse, statistische Thermodynamik,Theorie der kondensierten Materie
- Anorganische Chemie: Metallorganische Chemie, Bioanorganische Chemie, Festkörperchemie
- Organische Chemie: Vertiefung der Reaktionsmechanismen, Naturstoffe, Retrosynthese und Syntheseplanung, Vertiefung der Kenntnisse in den Stoffklassen
- Analytische Chemie: Instrumentelle Analytik, Sensorik
- Je nach Ausrichtung der im Fachbereich vorhandenen Professuren werden wahlweise zusätzlich vermittelt:
In der Regel kommen noch Rechtsgebiete für Chemiker und Toxikologie hinzu. Damit wird die Sachkunde nach der Chemikalien-Verbotsverordnung erworben, wenn die Vorlesungen von der zuständigen Landesbehörde anerkannt sind und der Besuch im Vor- oder Hauptdiplomzeugnis vermerkt wird.
Studiengang Biochemie
Diplom-Studiengang
Grundstudium
Das Grundstudium im Diplom-Studiengang Biochemie ähnelt dem Grundstudium Chemie (Diplom) sehr.
Es sind folgende Fächer durch Lehrveranstaltungen enthalten.
- Allgemeine Chemie
- Anorganische Chemie
- Organische Chemie
- Physikalische und Theoretische Chemie
- Biochemie
- Experimentalphysik mit Mathematischen Grundlagen
- Biologie
Der Umfang der Physik und der Theoretischen und Physikalischen Chemie ist hierbei gegenüber dem Diplomstudiengang Chemie etwas reduziert, Biochemie und Grundlagen der Biologie kommen dafür hinzu.
Hauptstudium
Im Hauptstudium sind enthalten
- Anorganische Chemie
- Organische Chemie
- Biochemie
- Vertiefungen
Die Diplomarbeit dauert 6 Monate.
Bachelorstudium
Im Bachelor of Science sind ebenfalls die klassischen Elemente des Grundstudiums enthalten:
- Allgemeine und Analytische Chemie
- Anorganische Chemie
- Organische Chemie
- Physikalische und Theoretische Chemie
- Makromolekulare Chemie
- Experimentalphysik mit Mathematischen Übungen
- Grundlagen der Biologie
- Biochemie (Grundlagen)
Masterstudium
Die Curricula der Masterstudiengänge Biochemie sind alle sehr forschungsorientiert und spiegeln so die örtlichen Gegebenheiten wider. Eine vertiefende Ausbildung in Biochemie ist dabei die einzige Konstante. Die anderen Schwerpunkte in den Pflicht- und Wahlmodulen weisen dann eine Vielfalt auf, wie sie den Biowissenschaften entspricht, die vor Ort vertreten sind. Entsprechend gibt es mittlerweile auch viele Masterstudiengänge, deren Namengebung auf die entsprechenden Schwerpunkte hinweist. So ist es für Bachelorabsolventen, die einen für sie passenden Masterstudiengang suchen, schwierig, das ganze Angebot zu überblicken. Deshalb pflegt der Arbeitskreis „Studium Molekularer Biowissenschaften“ der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie eine Liste entsprechender Studiengänge (siehe Links).
Studiengang Lebensmittelchemie
Der Studiengang ist dem Diplom-Studiengang sehr eng verwandt. An Universitäten an welchen Diplom- und Lebensmittelchemiker ausgebildet werden, werden Praktika im Grundstudium oft gemeinsam durchgeführt.
Der Studiengang endet mit einer staatlichen Prüfung, der Abschluss ist "staatlich geprüfter Lebensmittelchemiker". Die meisten Hochschulen vergeben zusätzlich noch den Grad "Diplom-Lebensmittelchemiker", da außer der mündlichen Prüfung auch eine praktische Abschlussarbeit angefertigt werden muss. Diese wird dann einer Diplomarbeit gleich gestellt.
Studienfächer
- Grundstudium
- Anorganische, Allgemeine und Analytische Chemie
- Organische Chemie
- Physikalische Chemie
- Physik
- Biologie (Schwerpunkt Botanik)
- Mathematik
- spezielle Rechtsgebiete für Chemiker
- Hauptstudium
- Chemie der Lebensmittel
- Chemie der Bedarfsgegenstände
- Technologie der Lebensmittel und Bedarfsgegenstände (entspricht zu großen Teilen der Technischen Chemie)
- Biochemie
- Ernährungslehre
- Mikrobiologie und Hygiene
- Toxikologie und Umweltchemie
Die Prüfung ist ein Staatsexamen. Auf dieser Seite findet man auch Näheres zum Ablauf der Prüfungen und zu den Prüfungsfächern.
Sind die Fächer Rechtskunde und Toxikologie von der zuständigen Landesbehörde als Prüfung im Sinne der Chemikalien-Verbotsverordnung anerkannt und wird dies im Abschlusszeugnis vermerkt, so wird Sachkunde zum Handel mit Gefahrstoffen erworben.
Studiengang Wirtschaftschemie
Studiengänge in Wirtschaftschemie tragen der Tatsache Rechnung, dass in Unternehmen der Chemischen Industrie neben der Qualifikation für chemische Forschung und Produktion zunehmend auch Kompetenzen an der Schnittstelle zwischen Chemie und Betriebswirtschaftslehre gesucht werden, etwa im Vertrieb und im Controlling.
Master-Studiengänge
Auch gibt es einen Masterstudiengang in Wirtschaftschemie. Man kann ihn an fünf Hochschulen studieren: An der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (Westfalen), an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, Kaiserslautern, Kiel und Ulm. Zugangsvoraussetzung ist ein Bachelor of Science in Chemie oder ein äquivalenter Abschluss. In diesem Master wird ein Schwerpunkt in einem aktuellen Chemie-Forschungszweig (z.B. Nanochemie) mit starken Anwendungsbezug gesetzt (es werden mehrere angeboten). Daneben wird ein Schwerpunkt im insbesondere den Bereich der Chemie betreffenden interdisziplinären betriebswirtschaftlichen Schwerpunkt gesetzt, der um Rechtswissenschaftliche Aspekte ergänzt wird. Die Masterarbeit beinhaltet ein integriertes Problem der Wirtschaftschemie. Das Masterprogramm bereitet auf Top-Management-Positionen oder Positionen in Unternehmensberatungen und Banken vor. Weiter ist eine Promotion im Bereich Wirtschaftschemie, Chemie oder Betriebswirtschaftslehre möglich (PhD oder Doktor).
Diplom- und konsekutive Bachelor-Master-Studiengänge
Den Studiengang Wirtschaftschemie gibt es zusätzlich zum normalen Chemiestudiengang an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (Westfalen) und an der Universität Ulm. Erst im Hauptstudium unterscheidet er sich durch die zusätzliche Integration von betriebswirtschaftlichen und Chemiewirtschaftlichen Inhalten vom reinem Chemiestudium. Abschlussarbeiten behandeln ein integriertes Problem der Wirtschaftschemie. Nach Abschluss des Studiums ist eine Promotion im Bereich Chemie (Dr. rer. nat.), eine im Bereich Betriebswirtschaftslehre (Dr. rer. pol.) oder im Bereich Wirtschaftschemie (Dr. rer.pol.) möglich.
An der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ist das Studium der Wirtschaftschemie hingegen von vornherein auf die Integration betriebswirtschaftlicher und chemischer Inhalte hin ausgerichtet, d.h., es werden vom ersten Semester an nahezu gleichgewichtig Lehrveranstaltungen in beiden Fächern besucht. Dadurch ergeben sich das Einfinden in die unterschiedlichen Kulturen der Fächer, in ihre Arbeitsweisen und Denkstrukturen und die Entwicklung der Fähigkeit, an der Schnittstelle der Fächer zu arbeiten wie von selbst. Das Lehrangebot wird gemeinsam von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät getragen. Promotionsmöglichkeiten bestehen für Absolventen der Wirtschaftschemie an beiden Fakultäten; ebenso kann die Bachelor-, Master- oder Diplomarbeit an beiden Fakultäten angefertigt werden. Der Studiengang wird vom auslaufenden Diplomstudium auf das Bachelor-Master-System umgestellt. Ab dem Wintersemester 2007/08 wird ein siebensemestriger Studiengang zum "Bachelor of Science Wirtschaftschemie" angeboten, an den ein dreisemestriger, konsekutiver Studiengang zum "Master of Science Wirtschaftschemie" angeschlossen werden kann. Dieser Studiengang wird auch Bewerbern mit ähnlichen Bachelor-Abschlüssen anderer Hochschulen offen stehen. Auch an der Technischen Universität Kaiserslautern, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie der Universität Ulm werden Studiengänge in Wirtschaftschemie angeboten.An der Universität Zürich wurde ein integrierter Bachelor- und Masterstudiengang im Fach Wirtschaftschemie etabliert. Hier sind chemisch-naturwissenschaftliche und wirtschaftswissenschaftliche Lehrinhalte bereits vom ersten Semester an Bestandteil des Studienplans. Besonders zu erwähnen sind zwei Lehrmodule "Wirtschaftschemie I + II" im Masterstudium, die explizit chemie-industrierelevante Themen gemeinsam mit Dozenten aus der Industrie beinhalten.
Lehramtsstudium
Das Lehramtsstudium ist in Deutschland durch Landesrecht geregelt und kann daher von Land zu Land sehr unterschiedlich sein.
Lehramt an Gymnasien
Das Lehramtsstudium schließt in Deutschland mit dem 2. Staatsexamen ab und dauert 9 Semester, es existieren zudem Modellversuche mit Bachelor und Masterstudiengängen, z.B. in Bochum. Das Lehramtsstudium für das Lehramt an Gymnasien weist bundesweit noch eine gewisse Ähnlichkeit auf und gliedert sich in ein 4-semstriges Grundstudium und ein 5-semestriges Hauptstudium. Hierbei müssen beide Fächer zu je 40 % und Erziehungswissenschaften zu 20 % studiert werden.
In Österreich ist das Chemie-Lehramtsstudium ein Magisterstudium.
Chemie ist in der Regel (nicht alle Länder) frei kombinierbar, zumeist wird es jedoch in Kombination mit Mathematik, Biologie oder Physik belegt.
Bestandteile des Studiums im Grund- und Hauptstudium sind:
- Allgemeine und Anorganische Chemie: Grundlagen, Elektrochemie, Analytische Chemie,…
- Organische Chemie
- Physikalische und Theoretische Chemie: Reaktionskinetik, Grundzüge der Quantenmechanik und Quantenchemie, Grundzüge der Thermodynamik
- Biochemie
- Chemiedidaktik
Daneben werden noch Grundlagen in Höherer Mathematik und Experimentalphysik vermittelt, jedoch in deutlich komprimierterer Form als im Diplomstudiengang.
Das Chemiestudium zeichnet sich durch eine Vielzahl sehr intensiver Praktika aus und eigent sich nur für Studierende, die auch 10 und mehr Stunden hintereinander im Labor stehen können. Zudem sollten keine Allergien vorliegen.
Sonstige Lehrämter
In der Grundschule (Primarstufe) existieren kein eigenes Fach Chemie (alle Länder), sondern lediglich der Sachunterricht mit naturwissenschaftlicher Ausprägung, wobei jedoch biologische und physikalische Aspekte dominieren.
In der Sekundarstufe I (Hauptschulen, Realschulen, Unter- und Mittelstufe der Gesamtschulen, Regelschulen, Mittelschulen,…) existiert Chemie als eigenes Unterrichtsfach.
Das Studium findet in Baden-Württemberg und in Österreich (alle Länder) an Pädagogischen Hochschulen statt, in den übrigen deutschen Ländern an Universitäten.
Inhalte des Studium sind ebenfalls
- Allgemeine und Anorganische Chemie
- Organische Chemie
- Physikalische Chemie
- Chemiedidaktik
Die Ausgestaltung und Tiefe des Studiums ist dabei stark landesabhängig und nicht vergleichbar. In einigen Ländern, z.B. Schleswig-Holstein, existieren zudem Überlegungen zu einem fusioniertem Fach Naturwissenschaften. Dies stößt jedoch bei Fachverbänden auf Kritik.
Weblinks
- Chemie im Fokus
- Möglichkeiten für ein Studium der Biochemie und verwandter Studiengänge in Deutschland
Einzelnachweise
- ↑ Otto Krätz: Der Chemiker im Wandel der Zeiten. Verlag Chemie, 1972, S. 263, ISBN 3-527-25518-4
- ↑ Otto Krätz: Der Chemiker im Wandel der Zeiten. Verlag Chemie, 1972, S. 264, ISBN 3-527-25518-4
- ↑ Hans-Werner Schütt: Der Chemiker im Wandel der Zeiten. Verlag Chemie, 1972, S. 285, ISBN 3-527-25518-4
- ↑ Hans-Werner Schütt: „Der Chemiker im Wandel der Zeiten“, Verlag Chemie, 1972, S.308, ISBN 3-527-25518-4
- ↑ Otto Krätz: Der Chemiker im Wandel der Zeiten. Verlag Chemie, 1972, S. 264, ISBN 3-527-25518-4
- ↑ Hans-Werner Schütt: Der Chemiker im Wandel der Zeiten. Verlag Chemie, 1972, S. 288, ISBN 3-527-25518-4
- ↑ Hans-Wolfgang Fritzsche: Der Chemiker im Wandel der Zeiten. Verlag Chemie, 1972, S. 334–336, ISBN 3-527-25518-4
- ↑ Homepage GDCh: „Chemiestudiengänge in Deutschland“, Statistische Daten 2006, S.11
- ↑ “Summa cum laude und keine Chance“, Nachrichten aus Chemie Technik und Laboratorium, Band41, 1993, S. 728–729
- Im Grundstudium:
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