Balaleika

Balaleika
Balalaika
russisch балалайка
bild:Balalaika.jpg
Balalaika Prima
Klassifikation
Chordophon
Zupfinstrument
Tonumfang
siehe Tabelle Übersicht von Balalaiken
Verwandte Instrumente
Domra, Dombra
Musiker
Bibbs Ekkel, Michail Ignatieff

Die Balalaika (russisch балалайка, Pl. Balalaiken od. Balalaikas) ist ein lautenähnliches Zupfinstrument der russischen Musik. Sie hat drei Saiten und einen dreieckigen Resonanzkörper mit sehr kleinem Schallloch. Im Westen ist die Balalaika vor allem als charakteristisches Instrument der russischen Volksmusik bekannt, in Russland gilt sie darüber hinaus als vollwertiges Instrument der E-Musik, das ähnlich wie die Gitarre auch an Hochschulen studiert werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Varianten und Baustile

Wie alle Zupfinstrumente besteht die Balalaika aus einem Korpus, dem Hals sowie dem Kopf mit der Mechanik. Für den Korpus gibt es zwei Konstruktionsweisen:

  • Den Passierbskij-Stil, bei dem der Korpus aus sieben Segmenten besteht. Auf diese Art wurden die ersten chromatischen Balalaikas gebaut.
  • Der Nalimoff-Stil: Hier besteht der Korpus aus sechs Segmenten. Auf diese Art wird der Großteil der heutigen Balalaikas gebaut.

Darüber hinaus gibt es vor allem bei der Prim-Balalaika eine Reihe von Varianten:

  • Konzertinstrumente haben bis zu 30 Bünde, die obersten sechs aber nur für die A-Saite. Das Griffbrett wird dann bis Mitte des Schalllochs gezogen.
  • Volksinstrumente sind einfacher konstruiert: Es gibt nur 16 Bünde und dadurch einen entsprechend kleineren Tonumfang. Auch fehlt das Schlagbrett.

Prim-Balalaikas gibt es auch in einer doppelchörigen Form. Diese haben dann sechs Saiten und einen volleren Klang, die Stimmung ist aber gleich.

Kontrabass und Subkontrabass haben wegen ihrer Größe einen Stachel, auf dem sie stehen.

In der Sowjetunion wurde der Großteil der Balalaikas in zwei Fabriken gebaut: Lunatscharskij in St. Petersburg legte Wert auf hellere Klangfarben und Experimentalnaja in Moskau, die einen dunklen, volleren Klang haben. Reichhaltige Verzierungen wie Bemalung sind ein Indiz für ein Souvenir-Instrument, bei dem wenig Wert auf einen guten Klang gelegt wurde.

Stimmlagen und Tonumfang

Die moderne Balalaika gibt es in sechs Stimmlagen: Piccolo, Prim, Sekund, Alt, Bass sowie Kontrabass und Subkontrabass. Sie kommen im Balalaika-Orchester zum Einsatz, die Piccolo nur in reinen Balalaika-Ensembles.

Übersicht von Balalaiken

Balalaika Stimmung der Saiten Tonumfang Spielweise
Piccolo eingestr. h
zweigestr. e
zweigestr. a
h' bis viergestr. a Zeigefinger
Prim e', e', a' Konzertbalalaika: e bis dreigestr. h
Volksinstr. e bis zweigestr. cis
Zeigefinger
Sekund a,a,d kleines a bis zweigestr. f Daumen, Zeigefinger
Alt e,e,a kleines e bis zweigestr. c Daumen, Zeigefinger
Bass E, A, D großes E bis gis Plektron
Kontrabass
Subkontrabass
E_,A_, D Kontra E bis kleines b Plektron

Die Subkontrabassbalalaika hat die gleiche Stimmung wie die Kontrabass, erzielt aber durch einen größeren Klangkörper einen volleren Klang.

Die Saiten sind bei den drei kleinsten Formen gemischt aus Darm (heute meist Nylon) und Stahl, bei den größeren aus Stahl und umwickeltem Stahl.

Spielweise und Techniken

Eine charakteristische Technik des Balalaikaspiels besteht darin, mit dem linken Daumen die tiefen Saiten von oben zu greifen (insbesondere beim Spielen von Akkorden). Dadurch ist es möglich, bei gleich bleibendem Fingersatz sowohl die Melodiestimme als auch eine dazu harmonierende Stimme zu spielen, die der Melodie im Abstand einer Terz folgt. Wann immer der Daumen die beiden tieferen Saiten greift, können die vier übrigen Finger ganz ohne Beeinträchtigung den Melodielauf spielen. So kann man bei langsameren Passagen jeden einzelnen Melodieton harmonisieren, bei schnelleren Passagen jeden zweiten oder vierten.

Prima

Die wichtigsten Spieltechniken auf der Balalaika Prima sind:

  • Die Strichspielart: Mit der Kuppe des rechten Zeigefingers wird gleichmäßig über alle Saiten aufwärts und abwärts geschlagen
  • Das Tremolo wird ebenso, nur schneller ausgeführt
  • Pizzicato wird abwärts mit dem Daumen und aufwärts dem Zeigefinger ausgeführt

Das Vibrato, das mit der Kante der rechten Hand unterhalb des Stegs ausgeführt wird, das Pizzicato der linken Hand sowie Glissando und Flageolets ergeben ein reichhaltiges Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten[1].

Secunda und Alt

Hier wird für Einzeltöne der Daumen, für Akkorde der Zeigefinger oder ein Plektrum verwendet. Diese Größen kommen nur im Balalaikorchester für Begleitfunktionen zum Einsatz.

Bass und Kontrabass

Die größten Instrumente der Balalaikafamilie werden mit einem Plektrum aus Schuhleder gespielt. Im Orchester bilden sie die klangliche Basis, sie werden aber auch in kleinen Ensembles wie einem Trio aus Prim und Bass sowie Bayan, dem russischen Akkordeon, verwendet.

Geschichte

Vermutlich wurde die (Ur-)Balalaika von den Mongolen aus Zentralasien nach Russland gebracht. Ähnlich wie diese Instrumente, so zeigen frühe Darstellungen die Balalaika mit zwei bis sechs Saiten. Die frühen Balalaikas waren mit verschiebbaren Bünden versehen, wie es bei der Saz bis heute üblich ist. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte die Balalaika ihren charakteristischen dreieckigen Korpus und bekam einen kürzeren Hals.

Die Balalaika war jahrhundertelang ein beliebtes Instrument auf dem russischen Land, besonders bei den Skomorochi, einer Art Gaukler, die den Zar, die russische Kirche und die Gesellschaft aufs Korn nahmen. Aus diesem Grund war das Balalaikaspiel wiederholt verboten worden.

Im späten 19. Jahrhundert begann der russische Adlige Wassili Wassiliewitsch Andrejew die Balalaika für die Nutzung im Orchester zu standardisieren. Er entwickelte die verschiedenen Größen und deren Stimmungen wie sie heute verwendet werden. Andrejew brachte auch zwei weitere alte russische Instrumente wieder in Gebrauch: die Domra, ein dreisaitiges Melodieinstrument und die Gusli, ein harfenähnliches Instrument mit Klaviatur.

Einzelnachweise

  1. Michail Ignatieff, Schule des künstlerischen Balalaika-Spiels, Zimmermann-Verlag, Frankfurt. Ohne Jahresangabe.

Quellen

Weblinks


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