Zupfmusik

Zupfmusik

Zupfmusik ist Musik, die auf Zupfinstrumenten gespielt wird. Zupfinstrumente sind Saiteninstrumente, bei denen über einem flachen, gewölbten oder bogenförmigen, oft hölzernen Klangkörper Saiten gespannt sind, die mit den Fingern, einer Feder oder einem Plektrum gezupft werden. Zupfmusik ist fast überall auf der Welt bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Zupfinstrumente sind die Stabzithern, bei denen eine Saite an zwei Enden eines hölzernen Bogens befestigt waren. Wurde der Stab durch die Saitenspannung gebogen, so ergab dies einen Musikbogen. Bei der Saite handelte es sich um Pflanzenfasern, Haare, Seide, Tiersehnen und Tierdärme. Früheste Funde von Musikbögen stammen bereits aus der Altsteinzeit. Aus dieser Zeit stammen auch Höhlenmalereien, in denen die Verwendung von Schießbögen als Musikbögen dargestellt ist. Zupfinstrumente gehören bereits zum Urbesitz an Musikinstrumenten.

Aus dem Zupfbogen entwickelten sich die mehrsaitigen Instrumente wie die Leier und die Harfe sowie Instrumente, bei denen die Saiten über einem flachen oder gewölbten Resonanzkörper gespannt sind, wie bei der Zither, der Laute oder der chinesischen Qin.

Zupfinstrumente dienten wie auch die anderen Instrumente zunächst magischen und kultischen Zwecken. So waren Instrumente oft symbolisch verziert, wie beispielsweise die sumerische Standleier, deren Klangkörper einem Stier nachgebildet war. Erst spät zum Ende der Antike wurden Musikinstrumente zum ästhetischen Ausdruck eingesetzt. Zupfinstrumente ab dieser Zeit dienten häufig der Liedbegleitung.

Zupfinstrumente waren in den verschiedenen antiken Hochkulturen bekannt. daraus entwickelten sich weltweit verschiedene Zupfinstrumente. Bekannte Instrumente sind neben der Zither und der Laute beispielsweise die Gitarre, die Mandoline, die Balaleika, die Domra, die Konzertharfe, das Spinett oder das in Afrika und Amerika verbreitete Banjo und die chinesische Wölbbrettzither Guzheng.

Mesopotamien

In Mesopotamien kannte man bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. die Leier, die als sumerisches Nationalinstrument gilt. Zunächst handelt es sich bei der sumerischen Leier um ein Standinstrument. In der babylonischen Zeit entwickelt sich daraus die kleinere Handleier, von der die früheste Abbildung aus der Zeit um 1800 v. Chr. stammt. Weitere Instrumente der mesopotamischen Hochkultur sind die Harfe, hier insbesondere die sumerische Bogenharfe und die assyrische Winkelharfe. Ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. ist in Mesopotamien außerdem die Laute bekannt, die aus einem fellbespannten Resonanzkörper aus einem kleinen halben Kürbis und einem langen Griffbrett besteht, über dem zwei bis drei Saiten gespannt sind.

Ägypten

Im alten Ägypten im 3. Jahrtausend v. Chr. war die Harfe bekannt. Dabei handelt es sich um eine große Bogenharfe, bei der die sechs bis acht Saiten ähnlich wie beim Musikbogen zwischen den Enden eines bogenförmigen Resonanzkörpers gespannt waren. Im neuen ägyptischen Reich im 2. Jahrtausend v. Chr. kamen zu den großen Standharfen auch Schulterharfen, die der Harfenist zum Spielen auf der Schulter auflegte, Handharfen und weitere. Harfen wurden zur Liedbegleitung eingesetzt, aber auch in Instrumentalgruppen mit mehreren Harfen oder zusammen mit Flöten. Durch kulturellen Austausch kommen in dieser Zeit auch die Lyra und die Laute nach Ägypten.

Palästina

In Palästina waren Zupfinstrumente sowohl bei den Phönikern als auch bei den Hebräern bekannt. Die Phöniker prägten die Instrumentalkombination aus einem Blasinstrument, einem Saiteninstrument wie der Lyra, und einem Schlaginstrument. Phönikischen Ursprungs ist auch die Asor, ein zitherähnliches Instrument. Über die hebräische Musik weiß man vor allem aus schriftlichen Dokumenten wie der Bibel. So wird Jubal in der Bibel (1. Mose, 4, 21) als der erste Musiker bezeichnet, auf den die Kinnor, eine fünf- bis neunsaitige Tragleier, zurückgeht. Die Kinnor wurde während der Königszeit in Palästina häufig als Begleitinstrument zum Gesang im Tempel eingesetzt.

Indien

Aus der Vedischen Zeit sind die Vinas bekannt, Bogenharfen, Stabzithern und einfache Lauteninstrumente, die der Begleitung der vokalen vedischen Kultmusik dienten.

Myanmar

Die frühe indische Bogenharfe hat sich in Myanmar als einzigem asiatischen Land als Saung gauk erhalten.

China

In China waren in der Shang-Dynastie in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. Zithern bekannt. In der Chou-Dynastie im ersten Jahrtausend v. Chr. ordnete man die chinesischen Instrumente systematisch nach Material. Die mit Saiten aus Seide bespannte K'in, eine Wölbbrettzither, ist dabei in die Kategorie Seide eingeteilt, und steht symbolisch für den Sommer und den Süden. Wahrscheinlich gab es bereits zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. erste K'in-Instrumente. Etwa seit der Zeitenwende wird in China auch die Pipa, eine lautenähnliches Instrument, gespielt.

Griechenland

In Griechenland waren Zupfinstrumente weit verbreitet. Das älteste griechische Zupfinstrument ist die Phorminx, eine Leier mit einem halbrunden Schallkörper und zuerst vier oder fünf und ab dem 7. Jh. v. Chr. mit sieben Saiten. Aus der Phorminx entwickelte sich die Kithara, die mit einem Schulterband getragen und mit der Hand oder einem Plektron gezupft wird. Die Lyra hat einen Resonanzkörper aus einem Schildkrötenpanzer an dem Ziegenhörner befestigt sind. Die sieben Saiten sind über dem Resonanzkörper und zwischen den Hörnern gespannt. Lyra und Kithara gehören zum Apollokult. Das Barbiton aus dem Dionysoskult ähnelt der Lyra, ist jedoch schlanker und länger. Es wird vornehmlich zur Gesangsbegleitung genutzt. Die Harfe und die Pandura, eine schmale Laute, sind in Griechenland ab dem 5. Jh. v. Chr. bekannt.

Römisches Reich

Im Römischen Reich spielt die Zupfmusik eine eher untergeordnete Rolle. Bekannt sind wie in Griechenland die Lyra, die Kithara, die Laute und die Harfe als Begleitinstrumente für Sologesang. Die Kithara allerdings war sowohl bei Virtuosen als auch bei Dilettanten verbreitet. Ein bekannter Kitharist ist Kaiser Nero.

Mittelalter

Im späten Mittelalter gewinnt die Liedbegleitung durch Zupfinstrumente im gesamten europäischen Raum an Bedeutung, etwa bei den französischen Trobadoren oder den Minnesängern. Im Mittelalter bekannte Musikinstrumente sind die Harfe, die Leier und das Psalterium als mit dem Hackbrett verwandte Vorform der Zither.

Zupfmusik heute

Auch heute werden Zupfinstrumente häufig zur Liedbegleitung eingesetzt. So nutzen Liedermacher wie Reinhard Mey oder Gerhard Schöne zur Begleitung ihrer Lieder häufig eine Gitarre. Auch in der Populärmusik spielt die Gitarre eine große Rolle, hier neben der akustischen Gitarre insbesondere die E-Gitarre und die elektrische Bassgitarre. Auch die Mandoline und vor allem in der Bluesmusik auch das Banjo kommen in der Populärmusik zum Einsatz.

Daneben stehen heute verschiedenartige Orchesterformen wie die Zupforchester im europäischen Raum und in Australien, Balaleikaorchester im osteuropäischen Raum oder Bluegrassorchester in Amerika. Auch in Sinfonieorchestern und der Oper werden Zupfinstrumente eingesetzt, neben der Konzertharfe und dem Cembalo gelegentlich auch die Mandoline und diverse andere.

Zupfmusik in Deutschland

In Deutschland ist die Zupfmusik im Bund deutscher Zupfmusiker (BDZ) organisiert. Regelmäßig finden nationale und internationale Wettbewerbe für unterschiedliche Besetzungen vom Orchester bis zum solistischen Vortrag statt. Zupfmusikinstrumentalisten beteiligen sich auch an Wettbewerben wie Jugend musiziert. Unterricht zum Erlernen eines Zupfinstrumentes wird in Musikschulen, Vereinen und von freiberuflichen und privaten Lehrern angeboten.

Literatur

  • dtv-Atlas Musik. Band 1. 21. Auflage. Deutscher Taschenbuchverlag, München 2005, ISBN 3-423-03022-4

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