- Synagoge Atzgersdorf
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Die Synagoge Atzgersdorf befand sich im niederösterreichischen Ort Atzgersdorf im Süden von Wien. Heute ist der Ort Teil des südwestlichsten Wiener Gemeindebezirkes Liesing. Die Synagoge wurde vom im Jahr 1886 gegründeten Bethausverein Minjan unter dem damaligen Vereinsvorstand Doktor Adolf Ettinger im Jahr 1900 in der damaligen Karlsgasse 390 (heute Dirmhirngasse 112 und 114) Dirmhirngasse errichtet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In den Jahren 1867 bis 1876 befand sich für die jüdische Gemeinde ein Betsaal in der Liesinger Gasse 11 (heute Fröhlichgasse 12), ab 1876 befand er sich in der Karlsgasse.
Auf diesem Grundstück wurde das Bauwerk vom Architekten Richard Esriel aus Wien geplant, mit dem Bau wurde der Stadtbaumeister Leonhard Bauer beauftragt. Die Fassade war im römischen Stil ausgeführt, an beiden Seiten befand sich je ein kleiner Turm mit Kuppeldach. In der Mitte der Fassade war die Widmungstafel mit der Inschrift: „Zur Ehre Gottes erbaut im Jahre 1900 zur Feier des 70. Geburtsfestes unseres Allergnädigsten Kaisers Franz Joseph I.“ angebracht. Die Synagoge bot Platz für 120 Männer im Erdgeschoß und für ebenso viele Frauen im ersten Stock. Weiters gab es je eine Wohnung für den Religionslehrer und den Hausmeister sowie einen Sitzungssaal, in dem auch der Unterricht abgehalten wurde.
1922 wurde die Synagoge umgebaut und erweitert, wobei fast alle straßenseitigen Fenster verschlossen wurden.
Den Novemberpogromen 1938, welche nur der in einen Wohnblock integrierte Stadttempel im 1. Bezirk überstand, fiel auch die Atzgersdorfer Synagoge zum Opfer. Am 9. November 1938 wurde sie in Brand gesteckt. Der Amtsstelle der Bezirkshauptmannschaft Mödling zufolge wurde das Feuer von unbekannten Tätern gelegt. Da „kein Besitzer erreichbar“ (gemeint war die Israelitische Kultusgemeinde Mödling) war, erging am 24. November 1938 ein Bescheid an die Israelitische Kultusgemeinde Wien, die Brandruine der ehemaligen Synagoge in der Karlsgasse (die heutige Dirmhirngasse) sofort abbrechen zu lassen. 1942 wurden durch einen Baumeister aus Liesing auf dem Fundament der Synagoge Notwohnungen errichtet.
Geplante Bauarbeiten und Diskussionen um den Text verzögerten die Aufstellung einer Gedenktafel in der Dirmhirngasse 112. Schließlich wurde auf dem heute benachbarten städtischen Grundstück Dirmhirngasse 114, das vor der Teilung ebenfalls zum ursprünglichen Grundstück der Synagoge in der damaligen Karlsgasse 390 gehörte, am 17. März 2005 eine Gedenktafel enthüllt.
Siehe auch
Literatur
- Franziska Graber: Die virtuelle Rekonstruktion der Synagoge Atzgersdorf. Diplomarbeit TU-Wien. Wien 2010.
- Gerald Netzl: Der 9. November 1938 in Liesing. Eine lokalhistorische Rekonstruktion. Hrsg.: Bezirksvorstehung Liesing, Wien 2005.
- Bob Martens, Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Stadtspaziergänge. Mandelbaum Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85476-313-0.
- Primo Calvi: Darstellung des politischen Bezirkes Hietzing Umgebung durch umfassende Beschreibung aller Dörfer, Ortschaften, Kirchen, Schulen, Schlösser, Anstalten und bemerkenswerten Objecte etc. etc. Selbstverlag, Wien 1901, S. 93–94.
Weblinks
- Heide Liebhart: Die Synagoge Atzgersdorf/Liesing. In: Kulturzeitschrift David Nr. 46, September 2000
- Pierre Geneé, Bob Martens und Barbara Schedl: Jüdische Andachtsstätten in Wien vor dem Jahre 1938 In: Kulturzeitschrift David Nr. 59, Dezember 2003
- Gerald Netzl: Verfolgt – Vertrieben – Ermordet: Gedenktafel Synagoge Atzgersdorf In: Kulturzeitschrift David Nr. 65, Juni 2005
48.13888888888916.284166666667Koordinaten: 48° 8′ 20″ N, 16° 17′ 3″ OKategorien:- Ehemalige Synagoge in Wien
- Liesing
- Erbaut in den 1900er Jahren
- Zerstört in den 1930er Jahren
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