- Südukraine
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Neurussland (russ. Новоро́ссия, Noworossija) ist ein historisches Gebiet, das vor allem den Süden der heutigen Ukraine mit dem historischen Gebiet Bessarabien, teilweise auch die Ostukraine sowie Teile Südrusslands umfasst, die am Asowschen und am Schwarzen Meer liegen.
Der Name leitet sich von der russischen Provinz Neurussland ab, welche von 1765 bis 1789 bestand. Die Hauptstadt war zunächst Krementschuk, wobei aber das neu gegründete Jekaterinoslaw letztendlich das Verwaltungszentrum werden sollte. Vor der Eingliederung des Gebietes ins Russische Reich war es lange Zeit unter Polen-Litauen, dem Osmanischen Reich und dem Russischen Reich umstritten gewesen. Dies und die regelmäßigen Überfälle der Tataren der Nogaier-Horde, sowie der Krimtataren hatten zur Folge, dass insbesondere die südlichen Steppengebiete nur gering besiedelt wurden ("Wildes Feld"). Der nordwestliche Teil der Provinz war dagegen bereits seit dem 16. Jh. wieder von Ukrainern besiedelt gewesen, die dort kurzfristig auch einen Kosakenstaat errichteten. Von dort überfielen und verwüsteten sie ihrerseits das Hinterland der osmanisch-tatarischen Küstenstädte. Gegen sie war das Vilayet Silistra eingerichtet worden, dem auch ukrainische Gebiete angehörten, die später als Neurussland an Russland fielen.
Die Kolonisierung Neurusslands erfolgte unter der Führung von Fürst Potjomkin, der von der Zarin Katharina der Großen beinahe unbeschränkte Kompetenzen erhielt. Das Land wurde an russische Grundbesitzer verteilt, die Bauern aus Zentralrussland mitbrachten. Es wurden viele neue Städte gegründet, darunter Odessa, Noworossijsk am Schwarzen Meer, Sewastopol, Jekaterinoslaw (heute: Dnipropetrowsk), Mykolajiw, Cherson und andere.
Eine besondere Rolle fiel auch dem Aufbau der Hafenstädte zu, weil Russland auf seinem Drang zu den Meerengen, eine leistungsfähige Flotte im Schwaren Meer brauchte, um die Osmanen weiter zurückzudrängen. Bei der Erschaffung der Ukrainischen SSR wurde ihr der Großteil des ehemaligen Neurusslands angeschlossen. 1954 wurde der Ukraine auch die Halbinsel Krim übergeben, die bis dahin unter der Verwaltung der Russischen SFSR stand.
Ausländische Siedler
Die Vormundschaftskanzlei für ausländische Ansiedler in Sankt Petersburg war bis ins Jahr 1766 für die Verwaltung der nichtrussischen Ansiedler zuständig. Danach entstand das Saratower Fürsorgekontor für ausländische Ansiedler in Saratow. Dieser Ansatz bewährte sich und so entstand 1799 das Neurussland-Fürsorgekontor für ausländische Ansiedler und 1803 ein Kontor unter der Leitung des Herzog von Richelieu für die Siedler im Gebiet von Odessa. 1804 übernahm er zusätzlich noch die Leitung des Neurussland Fürsorgekontor. Im Jahr 1818 beaufsichtigte das Neurussland Fürsorgekontor 84 Kolonien mit 17 000 Bewohnern und das Kontor in Odessa 44 Kolonien mit 15 500 Bewohnern.
1818 wurde die Verwaltung der Siedler reorganisiert und das Fürsorgekomitee für ausländische Ansiedler in Südrussland in Cherson gegründet, welches drei Niederlassungen in den Gebieten: Jekaterinoslaw (heute: Dnipropetrowsk), Odessa und Bessarabien hatte, welche jeweils die wirtschaftlichen und rechtlichen Probleme in ihrem Gebiet regelten. Das Komitee bestand bis 1871.
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