Sütterlinschrift

Sütterlinschrift
Schulheft von 1929 mit Schreibübungen in deutscher Sütterlinschrift

Die Sütterlinschriften, meist auch einfach Sütterlin genannt, sind zwei 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelte Ausgangsschriften.

Neben der bekannteren deutschen Sütterlinschrift, die eine spezielle Form der deutschen Kurrentschrift ist, entwickelte Ludwig Sütterlin auch eine weniger bekannte, stilistisch vergleichbare lateinische Sütterlinschrift.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Es war im 19. Jahrhundert in England Mode geworden, mit der neu entwickelten stählernen Spitzfeder zu schreiben. Die sehr schräge englische Schreibschrift mit ihren großen Unter- und Oberlängen und ihrem veränderlichen Strich (Schwellzug) ist sehr dekorativ, aber technisch schwer zu schreiben. In Deutschland schrieb man damals ähnliche Schriften mit deutschen Buchstabenformen.

Um den Kindern das Schreibenlernen zu erleichtern, vereinfachte Sütterlin die Buchstabenformen, verringerte die Ober- und Unterlängen (Lineatur im Verhältnis 1:1:1), stellte die relativ breiten Buchstaben aufrecht und ließ sie im Gleichzug mit einer Kugelspitzfeder schreiben. In allen diesen Merkmalen ist sie den heute verbreiteten Antiqua-basierten Schulschriften sehr ähnlich.

Außenwerbung in Sütterlinschrift („Drogerie Lütjens“)

Die deutsche Sütterlinschrift wurde ab 1915 in Preußen eingeführt. Sie begann in den 1920er Jahren die deutsche Kurrentschrift abzulösen und wurde 1935 in einer abgewandelten Form (leichte Schräglage, weniger Rundformen) als Deutsche Volksschrift Teil des offiziellen Lehrplans. In der Folge des Schrifterlasses wurde allerdings auch sie mit einem Rundschreiben vom 1. September 1941 verboten, nachdem bereits mit Rundschreiben von Martin Bormann (Kanzleichef der NSDAP) vom 3. Januar 1941 die Verwendung gebrochener Druckschriften (Frakturtypen) untersagt worden war. Als Ausgangsschrift wurde nach dem Verbot der deutschen Schrift ab 1942 in den Schulen die lateinische Schrift verbindlich in einer Variante, die Deutsche Normalschrift genannt wurde (Proportionen 2:3:2, Schrägstellung, Ovalformen). An westdeutschen Schulen wurde nach 1945 außer der lateinischen Ausgangsschrift die deutsche Schreibschrift teilweise bis in die 1970er Jahre zusätzlich gelehrt.

Einzelbuchstaben

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

A a
A a

B b
B b

C c
C c

D d
D d

E e
E e

F f
F f

G g
G g

H h
H h

I i
I i

J j
J j

K k
K k

L l
L l

M m
M m

N n
N n

O o
O o

P p
P p

Q q
Q q

R r
R r

S s
S ſ s

ß
ß

T t
T t

U u
U u

V v
V v

W w
W w

X x
X x

Y y
Y y

Z z
Z z

Ä ä
Ä ä

Ö ö
Ö ö

Ü ü
Ü ü


Siehe auch

Literatur

  • Ludwig Sütterlin: Neuer Leitfaden für den Schreibunterricht. Berlin 1926.
  • Horst Bartnitzky: Welche Schreibschrift passt am besten zum Grundschulunterricht heute? In: Grundschule aktuell, Heft 91, 2005, S. 3–12, PDF (664 kB).

Weblinks

 Commons: Sütterlin – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Sütterlinschrift – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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