Balgstädt (Königshof)

Balgstädt (Königshof)

Der Königshof Balgstädt war in Balgstädt bereits am Anfang des ostfränkischen Königtums in königlichem Besitz.

Das Hersfelder Zehntverzeichnis führte ihn unter den zehntpflichtigen Ortschaften auf. Im dritten Abschnitte, der 830 - 850 niedergeschrieben ist, heißt es: „Folgende Orte sind im Besitze des Kaisers: Wennige, Balgstat, Spiliberg usw.“

Möglicherweise hatte der Vorgänger der ostfränkischen Könige, der fränkische König Karl der Große, Balgstädt als Sühne für einen Aufstandsversuch der Thüringer einziehen lassen.

Wegen der anmutigen Lage und der wildreichen Waldungen auf den Höhen entstand nun in Balgstedt ein Königshof (curtis regia) oder eine Kaiserpfalz (palatium), d.h. ein mit Turm und Mauerwerk befestigtes Landgut, auf welchem die Kaiser sich vorübergehend aufhielten, um sich zu erholen und in den benachbarten Wäldern mit Jagdspieß und Armbrust dem edlen Waidwerk zu obliegen.

Besonders die sächsischen Kaiser haben nicht bloß in Memleben, sondern auch in Balgstedt mit ihrem Gefolge gern gerastet, um von ihren Kriegszügen auszuruhen und auf Eber und Hirsche, Wölfe und Bären zu jagen. So kehrte Otto der Große im Frühjahr 943 auf seinem Königshofe "Balgesteti" ein und ließ am 24. Mai durch seinen Kanzler Brun eine Urkunde anfertigen, durch welche er dem Abt Hadamar für sein Kloster Fulda Immunität und Schutz versprach.

Sein Sohn Kaiser Otto der II. weilte im Sommer 975 auf seiner Pfalz „Balgestete“; denn am 9. August ließ er dort durch seinen Kanzler Folgmarus eine Urkunde ausfertigen, in welcher er beurkundete, dass er seiner Schwester Mathilde, Äbtissin in Quedlinburg, eine Hufe in Glusa und den darauf sitzenden Hörigen Macil nebst Familie geschenkt und nun auf deren Bitten dem Bistum in Merseburg zugeeignet habe.

Ebenso weilte König Heinrich II. im Herbst 1013 zu „Balgerstedi“; denn er ließ dort am 22. September durch seinen Kanzler Günther eine Urkunde ausfertigen, durch welche er dem Bistum Merseburg auf Bitten des Bischofs Dietmar das Erblehen des Bebo und seines Sohnes Walech in Oßmanstedt schenkt. Das Jahr 1032 brachte für Balgstedt einen bedeutsamen Besitzwechsel, als Kaiser Konrad II. dem neuen Bischofssitz Naumburg (Saale) den Königshof schenkte. (Otto der Große hatte 968 einen Bischofssitz in Zeitz errichtet, um das Christentum unter den slawischen Wenden fester zu begründen. 1029 war der Bischofssitz von Zeitz nach Naumburg (Saale) verlegt worden.) Die Bischöfe von Naumburg gaben dann den ehemaligen Königshof in Balgstedt nebst Zubehör an die Familie von Balgstedt zu Lehn aus.

Literatur

  • Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. „Provinz Sachsen/Anhalt“. Stuttgart 1987. Stichwort „Balgstädt“, S. 28.
  • Günther Binding: Deutsche Königspfalzen, Von Karl dem Großen bis Friedrich II. (765–1240). Darmstadt 1996, ISBN 3534125487.
  • Alexander Thon: Barbarossaburg, Kaiserpfalz, Königspfalz oder Casimirschloss? Studien zu Relevanz und Gültigkeit des Begriffes „Pfalz“ im Hochmittelalter anhand des Beispiels (Kaisers-)Lautern. in: Kaiserslauterer Jahrbuch für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Kaiserslautern 1.2001, ISSN 1619-7283, S. 109-144.
  • Alexander Thon: ... ut nostrum regale palatium infra civitatem vel in burgo eorum non hedificent. Studien zu Relevanz und Gültigkeit des Begriffes „Pfalz“ für die Erforschung von Burgen des 12. und 13. Jahrhunderts. in: Burgenbau im 13. Jahrhundert. Hrsg. v. d. Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern in Verb. mit dem Germanischen Nationalmuseum. Forschungen zu Burgen und Schlössern. Band 7. Deutscher Kunstverlag, München 2002, ISBN 3422063617, S. 45-72.

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