Tafelloge

Tafelloge
Tafelloge um 1843

Die Tafelloge ist ein Freimaurer-Ritual, welches zu feierlichen Anlässen in Form eines Banketts abgehalten wird, z. B beim Stiftungsfest oder nach der Aufnahme eines Suchenden in den Freimaurerbund.

Zur Tafelloge gehören traditionelle Toaste, welche in festen rituellen Abläufen ausgebracht werden. Eine Tafelloge unterscheidet sich durch eine höhere Feierlichkeit vom Brudermahl.

Inhaltsverzeichnis

Durchführung

Die Durchführung der Tafelloge wird von dem Meister vom Stuhl und seinen beiden Aufsehern geleitet, die am Kopf der Tafel Platz nehmen. Der Rest der Brüder sitzt entsprechend seinem Grad fraktioniert an der Tafel.

Die Trinkgefäße und die Karaffen sind entsprechend auf der Tafel ausgerichtet. Das bedeutet, dass die Trinkgefäße auf einem blauen Band stehen, welches über die gesamte Tafel verläuft. Das blaue Band ist ein Symbol für die Einigkeit unter den Freimaurern.

Das Essen wird in mehreren Gängen gereicht. Dieser organisatorische Ablauf erlaubt es, die Rituale zwischen den Gängen zu vollführen.

Ein Ritual ist das Ausbringen eines Toasts. Bevor aber ein Toast abgehalten wird, hält ein Bruder aus der Runde eine kleine Rede auf das zu würdigende Ereignis, beispielsweise „auf das Wohl eines Bruders“ oder „auf das Vaterland. Mit einem festen Hammerschlag ruft der Meister vom Stuhl die Teilnehmer zur Ordnung und lässt seine Aufseher verkünden, das er gewillt sei, einen Toast auszubringen.

Die beiden Aufseher geben die Anweisung an die Brüder weiter, welche die Kanonen ihres Tischnachbarn füllen. Diese Geste unterstreicht symbolisch den dienenden Charakter der Brüder untereinander. Nachdem sich die Aufseher davon überzeugt haben, dass die Kanonen gefüllt sind, stehen die Teilnehmer auf, halten mit ausgestrecktem Arm die Kanone vor sich und leeren diese auf Kommando in drei Zügen (Schluck) aus. Ein anschließendes festes Aufsetzen der Trinkgefäße gilt als symbolischer Salutschuss. Der anschließende gemeinsame Ausruf „Sie leben“ unterstreicht die Zustimmung der Trinkenden zu dem Trinkspruch.

Die Trinksprüche werden üblicherweise auf:

ausgebracht.

Tafellieder

Tafellieder werden zwischenzeitlich an der Tafel gesungen, um das Gemeinschaftsgefühl der Freimaurer untereinander zu bekräftigen. Meist werden diese direkt nach dem Trinkspruch angestimmt.

Die Bedeutung der Servietten

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bildete sich der Brauch, eine Serviette über den Arm oder die Schulter zu legen. Dieser Brauch wird noch in manchen Logen gepflegt.

  • Der Lehrling nimmt die Serviette mit einem Zipfel in die linke Hand und wickelt den Rest um das Handgelenk.
  • Der Geselle schlägt die Serviette über den linken Unterarm.
  • Der Meister wirft die Serviette offen über die linke Schulter.

In einer Tafel-Instruktion von 1775 wird der Sinn dieser Symbolik wie folgt erklärt: „Ein Freimaurer müsse stets zur Ergreifung seines Degens bereit sein“. Die Serviette wird über die rechte Schulter geschlagen, damit die Degenseite frei bleibt.

Kanonen

Die Trinkgefäße werden in der Freimaurerei auch Kanonen genannt, weil mit ihnen symbolisch ein Salutschuss abgefeuert wird. Meistens sind viele der Kanonen mit Symbolen aus der Freimaurerei verziert. Der Glasboden ist verstärkt, um Glasbruch zu vermeiden.

Die weiße Tafel

In einigen Logen schließt sich nach der Tafelloge die sogenannte Weiße Tafel an. An dieser Tafel wird der Lehrstoff der vorausgegangenen Tempelarbeit nachbearbeitet und besprochen. Diese geistige Arbeit ist eine Ergänzung zum Lehrlingsunterricht.

Nachahmungen

Das freimaurerische Trinkritual wird in stark abgewandelter Form in vielen Studentenverbindungen praktiziert. Hier wird ein so genannter Salamander gerieben.

Literatur

  • Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurer Lexikon. 5. Auflage 2006, Herbig Verlag, ISBN 978-3-7766-2478-6.
  • Jens Oberheide: Logengläser: Die Gläsersammlung Bodo Nährer Im Rahmen einer kulturhistorischen Betrachtung der Entstehung und Entwicklung von Trink- und Tafelsitten. 2. Auflage 2010, Adeva Verlag, ISBN 978-3-201-01222-5.

Weblinks


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