Take-or-Pay-Verträge

Take-or-Pay-Verträge

Take-or-Pay-Verträge, kurz ToP-Verträge, sind Verträge zwischen Produzenten und Großabnehmern in der Gaswirtschaft mit langen Laufzeiten von bis zu 25 Jahren. Die Inhalte sind meist nur grob bekannt.

In den Verträgen verpflichtet sich der Produzent, Gas bis zu einer bestimmten jährlichen Menge zu liefern. Der Käufer verpflichtet sich, eine festgelegte Menge zu zahlen, unabhängig davon, ob er diese Menge auch tatsächlich nachfragt. Aufgrund der sehr langen Laufzeiten werden in der Regel keine fest determinierten Preise vereinbart. Stattdessen werden Preisanpassungen vorgenommen oder Bedingungen für Nachverhandlungen spezifiziert. Die Bestimmung des Preises erfolgt dabei häufig durch eine sogenannte Netback-Rechnung. Der Netback-Marktwert für eine spezifische Kundengruppe errechnet sich am Importpunkt durch den niedrigsten Preis eines konkurrierenden Energieträgers (z. B. den Preisen für Rohöl, Heizöl, Kohle) abzüglich der Kosten für Transport, Speicherung, Messung, Steuern etc. Der Entwicklung des gewichteten, durchschnittlichen Netback-Wertes aller Gaskundengruppen ergibt die Preisgleitklausel des Gasimportvertrages.

Durch diese Art der Preisgestaltung, die sich an den Preisen konkurrierender Energieträger orientiert, ist eine möglichst hohe Auslastung der Pipelineinfrastruktur sichergestellt. Zudem führt diese Preisgestaltung zu einer speziellen Risikoallokation zwischen Produzenten und Importeuren. Dabei liegen die Risiken der Gaswirtschaft zum einen in der Entwicklung der Preise von Konkurrenzenergieträgern und zum anderen in einem allgemeinen Marktrisiko, das durch unvorhergesehene Konjunkturschwankungen, Veränderungen der Präferenzen sowie durch technische Entwicklungen und durch die Konkurrenzsituation zwischen den Unternehmen der Gaswirtschaft entsteht.

Durch die Weitergabe von Preisschwankungen der konkurrierenden Energieträger an die Produzenten tragen diese das Preisrisiko, während die Importeure das Mengenrisiko durch veränderte Marktbedingungen tragen. Dieses Mengenrisiko konnte in der Vergangenheit noch zusätzlich reduziert werden, indem der Zugang zu den Transport- und Verteilungsnetzen in einem bestimmten Versorgungsgebiet immer nur einer bestimmten Unternehmung offen stand und Dritten völlig verwehrt werden konnte. Die Importeure konnten so die langfristig anfallende Nachfrage relativ sicher prognostizieren und ihr Mengenrisiko reduzieren. Durch die Einführung eines Gas-zu-Gas-Wettbewerbs oder eines sog. Third Party Access (d. h. der Öffnung des Zugang zu den Transportnetzen für Dritte) entfällt diese Möglichkeit jedoch (zumindest teilweise), da Dritten der Zugang dann zu einem Versorgungsgebiet offen steht. Die Existenz von ToP-Verträgen scheint dadurch in Frage gestellt.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Take-or-Pay-Vertrag — Take or Pay Verträge, kurz ToP Verträge, sind Verträge zwischen Produzenten und Großabnehmern in der Gaswirtschaft mit langen Laufzeiten von bis zu 25 Jahren. Die Inhalte sind meist nur grob bekannt. In den Verträgen verpflichtet sich der… …   Deutsch Wikipedia

  • ToP-Vertrag — Take or Pay Verträge, kurz ToP Verträge, sind Verträge zwischen Produzenten und Großabnehmern in der Gaswirtschaft mit langen Laufzeiten von bis zu 25 Jahren. Die Inhalte sind meist nur grob bekannt. In den Verträgen verpflichtet sich der… …   Deutsch Wikipedia

  • Gaspreis — Die Ölpreisbindung bezeichnet die Koppelung des Preises für Erdgas an die Ölpreise in Deutschland. Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Referenzpreis, 6/1/3 Regelung 2.1 Beispiel 2.2 Weitere Entwicklung auf dem Gasmarkt …   Deutsch Wikipedia

  • Gaspreisbindung — Die Ölpreisbindung bezeichnet die Koppelung des Preises für Erdgas an die Ölpreise in Deutschland. Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Referenzpreis, 6/1/3 Regelung 2.1 Beispiel 2.2 Weitere Entwicklung auf dem Gasmarkt …   Deutsch Wikipedia

  • Ölpreisbindung — Die Ölpreisbindung bezeichnet die Koppelung des Preises für Erdgas an die Ölpreise in Deutschland. Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1.1 Wärmemarkt 1.2 Zweck 1.3 Kritik …   Deutsch Wikipedia

  • Netback — Die Netback Rechnung ist ein Begriff aus dem Erdgas Management. Sie ermittelt für die Preisbildung des Produkts den auf verschiedenen Märkten „angelegten“ Marktpreis von Erdgas gegenüber den jeweiligen Konkurrenzprodukten. Diese… …   Deutsch Wikipedia

  • Babylonian law — Archaeological material for the study of Babylonian law is singularly extensive. So called contracts exist in the thousands, including a great variety of deeds, conveyances, bonds, receipts, accounts, and most important of all, actual legal… …   Wikipedia

  • Oryx Quest — (im Vorbereitungsstadium zunächst Oryx Cup[1]) war eine Segelregatta, die im Jahr 2005 auf Yachten der G Class unbegrenzt großen Mehrrumpfbooten, d. h. Maxi Katamaranen und Trimaranen einmal non stop um die Welt führte. Sie war die erste… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Nepomuk Mälzel — Metronom von Johann Nepomuk Mälzel, Paris 1815 Johann Nepomuk Mälzel (* 15. August 1772 in Regensburg; † 21. Juli 1838 im Hafen von La Guaira, Venezuela) war Erfinder und Mechaniker, sowie Konstrukteur mechanischer Musikinstrumente …   Deutsch Wikipedia

  • States of the Church — • Consists of the civil territory which for over 1000 years (754 1870) acknowledged the pope as temporal ruler Catholic Encyclopedia. Kevin Knight. 2006. States of the Church     States of the Church …   Catholic encyclopedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”