Ballonpost

Ballonpost
Ballonbrief
Der Ballon Le Neptune während der Belagerung von Paris 1870, Aufnahme Nadar

Ballonpost bezeichnet die Beförderung einer Postsendung (meist aus Gewichtsgründen in Form einer Postkarte) mit dem Namen des Absenders mittels eines ungelenkten, mit Wasserstoff oder Helium gefüllten Ballons. Einen konkreten Adressaten gibt es nicht, und die meisten Ballons werden nicht gefunden. In dieser Hinsicht hat Ballonpost eine große Ähnlichkeit mit der Flaschenpost.

Der unbekannte Finder wird vom Absender der Ballonpost gebeten, per normaler Post darüber zu informieren, wann und wo der Ballon gefunden wurde. Häufig werden solche Ballons nämlich im Rahmen eines Ballonflugwettbewerbes losgelassen. Gewinner ist derjenige Teilnehmer, dessen Ballon am weitesten geflogen ist.

Mit Helium gefüllte kleine Ballons können mitunter beträchtliche Entfernungen zurücklegen. So flog ein am 22. November 2008 vom Österreicher Oskar Haberlandt gestarteter Ballon von Wildon, Österreich nach Mirenki (Republik Tschuwaschien) in Russland. Das ist eine Entfernung von 2321 km. Insgesamt erreichte Haberlandt in einer Versuchsreihe seit 2003 mit seinen Ballons von Österreich aus 38 Staaten in Europa. Von den über 28.000 gestarteten Ballonpostkarten gelangten knapp vier Prozent zurück zum Absender (Stand März 2009). [1]

Daneben wurde Ballonpost auch schon wiederholt zur Verbreitung von Informations- und Propagandamaterialien, insbesondere für die Bevölkerung in Ländern mit diktatorischen Regierungen eingesetzt, da Ballonpost außerhalb des Machtbereiches dieser Regierungen gestartet werden kann und bei guter Windrichtung durchaus einige hundert Kilometer weit kommt.

Philatelistische Bedeutung als sogenannte Ganzsachen haben Ballonpostbriefe und -karten, die regulär postalisch frankiert und adressiert ein erstes Stück (meist) per bemanntem Heißluftballon transportiert worden sind und dann weiter mit der regulären Post. Solche Ballonpostflüge finden zu besonderen Anlässen statt, entsprechend gestaltete Vordrucke erhalten Sonderstempel. „25 Jahre Weihnachts-Ballonpost aus Christkindl“ ist etwa laufend nummeriert und erhielt nach der Ballonfahrt auch deren Daten eingestempelt: Freiballon D-ERGEE VI, Start: 1. Dezember 1985 12:08 Uhr, Maximalhöhe 550 m, Distanz 1,5 km, Landeort, -zeit, Piloten.

Belagerung von Paris

Während der deutschen Belagerung von Paris wurden zwischen dem 23. September 1870 und dem 28. Januar 1871 67 zumeist bemannte Postballons gestartet (jeder trug einen besonderen Namen), die Postsäcke mit speziellen Ballonpostbriefen enthielten. Dies war die einzige Möglichkeit, Briefe aus der belagerten Stadt zu bringen.

Die besonderen, vorgedruckten Ballonbriefumschläge aus dünnem Papier waren 10 cm × 7 cm klein. Sie durften gefüllt ein Gewicht von vier Gramm nicht überschreiten und waren für Frankreich (und Algerien) mit 20 Centimes oder sonst mit normalem Auslandsporto zu frankieren. Sie trugen eine Adresse, und nach der Landung des Ballons in von den Deutschen unbesetzten Gebieten (so man sie erreichte), wurden die Briefe auf normalem Postweg weiterbefördert. Zuweilen wurden aber auch Postsäcke noch während der Ballonfahrt als Ballastabgabe abgeworfen. So gelangten viele der Briefe erst spät und auf großen Umwegen an ihr Ziel. Einige Ballons beförderten auch Brieftauben, die in der Lage waren, kleine Nachrichten zurück nach Paris zu bringen.

Einzelnachweise

  1. P. Glaschke: Trajektorien von Gummiballons in Ballonwettbewerben: Theorie und Anwendung. 2011. arXiv:1103.2126.

Weblinks

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