- Tartessus
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Tartessos (griech. Τάρτησσος) war nach der klassischen Überlieferung ein Königreich bzw. eine Hafenstadt an der Südküste der iberischen Halbinsel, an der Mündung des Guadalquivir westlich der Straße von Gibraltar. Die Stadt war in der Antike für ihren sagenhaften Metallreichtum bekannt. Der Reichtum an Silber machte Tartessos zu einer Art Eldorado des Altertums. Der sagenhafte König Arganthonios soll seinen Freunden, den von den Persern bedrohten Phokaiern neue Mauern für ihre Heimatstadt geschenkt haben, berichtet Herodot (Hdt. I 163). Es gibt Spekulationen, die Tartessos mit der sagenhaften, reichen Stadt der Phaiaken – aus Homers Odyssee – verbinden. Auch eine Gleichsetzung mit dem von Platon beschriebenen Atlantis ist von popularwissenschaftlicher Seite erwogen worden.
In der modernen Geschichtsschreibung wird die endbronzezeitliche und früheisenzeitliche Kultur Südspaniens, zwischen dem Fluss Guadiana im Westen und Cabo de la Nao im Osten und der Sierra Morena im Norden, als tartessisch bezeichnet. Das Kerngebiet lag im unteren Guadalquivir-Tal. Die Entwicklung dieser Kultur ist von ostmediterranem Einfluss – dem Handel mit Phöniziern, hauptsächlich aus Tyros, der ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar ist – geprägt. Urbane Züge, d.h. strukturierte und befestigte Siedlungen, zeigten sich im 8. Jahrhundert. Im 6. bzw. frühen 5. Jahrhundert v. Chr. bricht die Kultur ab, möglicherweise wurde sie von den Karthagern zerstört, die zuvor die Kolonie Gadir (heute Cádiz) auf einer Insel vor der Guadalquivir-Mündung gegründet hatten.
Der deutsche Archäologe Adolf Schulten grub zwischen 1905 und 1911 nach Tartessos, fand dabei aber nur die Ruinen einer eigenständigen Vorgängerkultur aus dem 26. bis 13. Jahrhundert v. Chr.
Literatur
- M. Blech: Tartessos. in: M. Blech: Hispania antiqua. Dokumente der Frühzeit. Textband, Mainz 2001
- M. Blech/P. Barceló: Art. "Tartessos". in: Der Neue Pauly 12/1, Stuttgart/Weimar 2002, Spalte 39f.
- M. Koch: Tarschisch und Hispanien. Madrider Forschungen 14, Berlin 1984.
- A. Schulten: Tartessos. Hamburg 1922; 2. überarbeitete Auflage, dto. 1952
Weblinks
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