- Tatpurusha
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Tatpurusha (तत्पुरुष tatpuruṣa) ist ein Begriff aus der Sanskrit-Grammatik, der einen bestimmten Typ von Komposita bezeichnet. In linguistischer Terminologie ist ein Tatpurusha ein endozentrisches Determinativkompositum. Hierbei wird das Schlussglied durch das Vorderglied näher bestimmt. Im engeren Sinne zählen zu den Tatpurushas nur diejenigen Komposita, bei denen eine Kasusbeziehung zwischen den beiden Bestandteilen besteht. Das Vorderglied kann dabei jeden der sechs obliquen Kasus des Sanskrit vertreten. Stehen Vorder- und Hinterglied im gleichen Kasus, spricht man von einem Karmadharaya-Kompositum.
Die Bezeichnung „Tatpurusha“ ist zugleich ein Beispiel für diesen Typ von Komposita und bedeutet „dessen Mann“. Weitere Beispiele:
- Akkusativ: स्वर्गगत svarga-gata: wörtl. „himmelgegangen“ = „in den Himmel gegangen“
- Instrumental: देवदत्त deva-datta: „gottgegeben“ = „von den Göttern gegeben“
- Dativ: कर्णसुख karṇa-sukha: wörtl. „ohrangenehm“ = „für das Ohr angenehm“
- Ablativ: स्वर्गपतित svarga-patita: wörtl. „himmelgefallen“ = „vom Himmel gefallen“
- Genitiv: राजपुत्र rāja-putra: „Königssohn“ = „Sohn des Königs“
- Lokativ: वनाश्रम van-āśrama: „Waldeinsiedelei“ = „Einsiedelei im Wald“
Wie an den Beispielen ersichtlich wird, lassen sich Tatpurushas im Deutschen oft, wenn auch nicht immer, ebenfalls durch ein Kompositum wiedergeben, da auch das Deutsche Determinativkomposita kennt. Diese werden aber nicht im selben Ausmaß wie im Sanskrit eingesetzt.
Ein Sonderfall des Tatpurusha-Kompositums ist das Upapada-Tatpurusha (उपपदतत्पुरुष upapada-tatpuruṣa), bei dem das Hinterglied aus einer Verbalwurzel besteht und die Bedeutung eines Partizips hat (z. B. सर्वज्ञ sarva-jña: „allwissend“ = „alles wissend“). Das Upapada-Tatpurusha hat keine direkte Entsprechung im Deutschen, wohl aber im Lateinischen (luci-fer: „das Licht bringend, Lichtbringer“) und Altgriechischen (αἰγίοχος aigi-ochos „die Aigis haltend“).
In seltenen Fällen (meist bei Eigennamen oder feststehenden Ausdrücken) steht das Vorderglied eines Tatpurusha-Kompositums nicht wie üblich in der Stammform, sondern in einer flektierten Kasusform (z. B. युधिष्ठिर yudhi-ṣṭhira „standhaft im Kampf“).
Siehe auch
Literatur
- A. F. Stenzler: Elementarbuch der Sanskrit-Sprache. 19., durchges. u. verb. Aufl. Berlin, New York: De Gruyter, 2003.
Kategorien:- Linguistische Morphologie
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