- Tatra KT4D
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Tatra KT4 Anzahl: 1.767 Triebwagen Hersteller: Tatra, ČKD Baujahr(e): 1974–1997 Länge: 18.110 mm Höhe: 3.100 mm Breite: 2.200 mm Drehzapfenabstand: 8.900 mm Drehgestellachsstand: 1.900 mm Leermasse: 20,3 t Höchstgeschwindigkeit: 55–65 km/h (je nach Ausführung) Stundenleistung: 4×40 kW = 160 kW Steuerungsart: Accelerator/Thyristor-Steuerung TV3 Motorentyp: TE 022H Betriebsart: Einrichtungs-Gelenktriebfahrzeug Sitzplätze: 26-38 (je nach Ausführung) Stehplätze: 83-105 (je nach Ausführung) KT4 ist eine Typenbezeichnung für Fahrzeuge der Straßenbahnhersteller ČKD und Tatra.
Inhaltsverzeichnis
Typen
Zwischen 1975 und 1997 wurden insgesamt 1.767 Fahrzeuge von Tatra gebaut, wobei die ehemaligen Ostblockstaaten nur bis 1990 Wagen kauften. KT4 steht für kloubová tramvaj (Gelenkstraßenbahn) mit vier Achsen. Gemäß der ab Mitte der 70er Jahre gültigen Typen-Nomenklatur des Herstellers CKD lautet die vollständige Typenbezeichnung eigentlich KT4A2D, da es vom Obertyp KT4 jedoch keinerlei Bauartvarianten wie etwa beim späteren T6 gab, wurde die Spezifizierung „A2“ im Regelfall weggelassen. Die technische Ausstattung entsprach entweder der überarbeiteten Version des Typs T4 (Beschleuniger) oder der des Typs T6 (Thyristorsteuerung). Die beiden 1972 Prototypen wurden anfangs in Prag und ab 1974 in Potsdam erprobt, in Potsdam wurden sie 1975 bis 1989 im Liniendienst eingesetzt. Einer von ihnen ist heute noch bei den ViP (Verkehrsbetriebe in Potsdam) als historischer Triebwagen erhalten.
KT4D
Unter der Bezeichnung KT4D wurden Wagen nach Potsdam, Cottbus, Erfurt, Frankfurt (Oder), Gera, Görlitz, Gotha, Brandenburg an der Havel, Leipzig, Plauen und Zwickau sowie Berlin geliefert. Obwohl der KT4D konstruktiv für kurvenreiche und bergige Strecken gedacht war, erhielt Berlin die größten Stückzahlen. Hier bestand ein hoher Bedarf an neuen Fahrzeugen, da Berlin nicht am Beschaffungsprogramm für den Typ T4D/B4D teilgenommen hatte.
Die KT4-Fahrzeuge können als Solowagen, Doppel- oder gar Dreifachtraktion eingesetzt werden. Dreifachtraktionen im Planbetrieb gibt es jedoch nur in Erfurt und gab es für wenige Monate (Herbst 1989 - Frühjahr 1990) in Cottbus. Bis auf Berlin, welches 99 Triebwagen mit Thyristorsteuerung (TV3) erhielt, hatten alle Wagen von Werk aus die herkömmliche Beschleunigersteuerung und ähneln damit rein technisch gesehen dem Typ T4D (abgesehen von der anderen Getriebeübersetzung und der nicht vorhandenen Möglichkeit zum Beiwagenbetrieb). Die Wagen für Plauen und Zwickau erhielten eine geänderte Getriebeübersetzung, um die dortigen extremen Steigungen bewältigen zu können; ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt daher nur 55 km/h. Sonst beträgt diese 65 km/h gemäß Herstellerangaben, obwohl nachweislich auch höhere Geschwindigkeiten erreicht wurden. Beispielsweise wurden auf der Sternstrecke in Potsdam mit ihren eisenbahntypisch überhöhten Kurven Geschwindigkeiten von fast 80 km/h erzielt.
Die Bahnen befinden sich heute noch in fast allen Städten, in die die Bahnen geliefert wurden, im aktiven Planeinsatz. Einzige Ausnahme ist Leipzig, wo man sämtliche Wagen bereits 1984 an Berlin abgab. Grund dafür war die zu geringen Kapazitäten von Doppeltraktionen im Vergleich zu T4D-Großzügen (Dreifachtraktion von KT4D konnten wegen zu gering dimensionierter Stromversorgung nicht erfolgen), weswegen man von weiteren Beschaffungen dieses Typs absah und für die lediglich acht vorhandenen keine gesonderte Wartungslinie aufrechterhalten wollte. Mittlerweile ist aber wieder einer dieser Triebwagen als historisches Fahrzeug nach Leipzig zurückgekehrt, dort allerdings nicht im Linieneinsatz. Bei allen Betrieben wurden die Bahnen nach der Wende jedoch mehr oder minder stark modernisiert, teilweise mit Niederfluranteil erweitert. Während sie vor allem bei kleineren Betrieben auch längerfristig zum Alltag gehören werden, sind sie bei den größeren Städten teilweise durch Niederflurfahrzeuge ersetzt worden und werden in den nächsten Jahren aus dem Dienst ausscheiden.
Nach der politischen Wende in der DDR 1990 wurde ein Großteil der Fahrzeuge modernisiert, um einerseits die Attraktivität der Fahrzeuge zu verbessern und andererseits die nun geltenden Bestimmungen erfüllen zu können. Meist wurde die Modernisierung verbunden mit einem Umbau der Steuerung auf Thyristor- bzw. Choppersteuerung, teilweise sogar mit Bremsstromrückspeisung. Teilweise wurden die Wagen durch das Einfügen eines niederflurigen Mittelteils behindertenfreundlicher hergerichtet (KTNF6 oder KTNF8). Oftmals wurden die Fahrgasträume komplett verändert, aber auch technisch wurden viele KT4D auf den neuesten Stand gebracht (sowohl wagenbaulich als auch elektrisch). Viele der ausgemusterten Fahrzeuge, teilweise modernisiert, teilweise unmodernisiert, haben in Osteuropa eine zweite Heimat gefunden und werden dort sicherlich noch länger das Stadtbild prägen.
KTNF6 und KTNF8
Einige der in Cottbus, Brandenburg und Gera modernisierten KT4D-Einheiten wurden neben den technischen Bauteilen auch zusätzlich mit einem Niederflurteil versehen, welches zwischen den beiden Wagenhälften eingebaut wurde. Tallin ließ ebenfalls einige Bahnen mit Niederflurmittelteil versehen. Da alle Bahnen um etwa acht Meter erweitert und dadurch etwa 10 t schwerer sind, wurden bei allen Bahnen die Anker der Fahrmotore neu gewickelt (höhere Wicklungszahl bei geringerem Querschnitt), sodass sie nun 50 bis 54 kW je Motor leisten.
Je nach Anzahl der Achsen wurden die Umbauten als KTNF6 (Cottbus, Brandenburg a.d.H. und Tallinn) beziehungsweise als KTNF8 (Gera) bezeichnet. Der Vorteil der Fahrzeuge besteht darin, dass zum einen die zum damaligen Zeitpunkt noch nicht veralteten Fahrzeuge weiterverwendet sowie die Attraktivität durch das Niederflurmittelteil verbessert werden konnte. Eine noch teurere Neuanschaffung von Niederflurwagen konnte damit unterbleiben.
Das Mittelteil des KTNF6 besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff, einer Entwicklung von Schindler-Waggon. Die gelenkten U-förmig gekröpfen Achsen mit Losrädern sind eine Entwicklung der FIAT-SIG. Das Mittelteil weist 17 Sitzplätze und genügend Platz für Rollstühle, Kinderwagen, Fahrräder und Gepäck auf.
Modernisierung in Gotha
Die in Gotha (und auf der Thüringerwaldbahn) eingesetzten Tatras Typ KT4D von 1981 und 1982 wurden allesamt zwischen 1997 und 2000 modernisiert, es wurde nahezu die gesamte elektrische Ausrüstung ausgetauscht. Seitdem wird für diese Fahrzeuge die Bezeichnung KT4D mod (mod für modernisiert) verwendet.
KT4SU
Auf Grund des Erfolges der KT4 in Deutschland bestellte die Sowjetunion ab 1980 auch diesen Wagentyp. Zuvor fuhren mehrere Jahre zwei Prototypen in der heute ukrainischen Stadt Lwow. Obwohl kein Unterschied zu den KT4D bestand, wurden die an die UdSSR gelieferten Fahrzeuge als KT4SU bezeichnet. Insgesamt wurden hiervon 415 Einheiten ausgeliefert.
Bei der Straßenbahn in Tallinn wurden 12 Wagen analog Cottbus und Brandenburg mit 2-achsigen Niederflurmittelteilen aus dem Mittenwalder Gerätebau ausgerüstet.
KT4YU
Als jugoslawische Baureihe wurden die KT4YU in den Betrieben von Belgrad und Zagreb eingesetzt. Während in Belgrad der komplette Bestand gegen die KT4YU ersetzt wurde, verkehrten die Wagen in Zagreb neben älteren Wagen der Bauart T4YU.
KT4K
Im Jahr 1991 wurden insgesamt 50 Wagen als KT4K an die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang aus chinesischer Produktion geliefert, die sich im Aussehen etwas von den tschechischen Originalprodukten unterschieden. Ob Lizenzen der Tatrawerke vorlagen, ist nicht bekannt. Nach einigen Einsatzjahren wurden diese Gelenkwagen allerdings umgebaut, wobei das Gelenk entfernt wurde. Es entstanden sehr lange Vierachser; die Bezeichnung KT4 würde heute daher bei diesem Typ zu Irritationen führen. Mit ihrer Fenster- und Türanordnung gleichen sie eher sowjetischen Straßenbahnwagen.
Weblinks
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