Tausendundein Tag

Tausendundein Tag

Tausendundein Tag oder haẓār-o-yek rûz, ist eine umfangreiche Sammlung von persischen Märchen.

Entstehungsgeschichte

Von François Pétis de la Croix nach Europa gebrachte Märchensammlung, die angeblich von seinem persischen Freund aus Isphahan, einem Derwisch namens Mokles aufgeschrieben worden ist. Dieser selbst nahm sich aber die indische Komödiensammlung Al farag ba’dasch-schidda (Die Freude nach dem Kummer) zum Vorbild und wandelte die dort enthaltenen Geschichten in persische Erzählungen um. Als Pétis de la Croix die Sammlung zu lesen bekam, war er davon so begeistert, dass er Mokles gegen 1675 bat, ihm das Manuskript zu borgen. Gleichzeitig erhielt er die Erlaubnis, den Text abzuschreiben. Nach seiner Rückkehr nach Paris, begann Pétis de la Croix damit, das Manuskript zu übersetzen, wobei er nur etwa ein Viertel der Sammlung für wertvoll genug hielt, veröffentlicht zu werden. Diese Märchensammlung sollte unter dem Titel Les mille et un jours erscheinen. Weil sich Pétis de la Croix einen Großteil seines Lebens in Persien aufgehalten hatte, war er sich seiner Muttersprache nicht mehr ganz sicher und gab seine Übersetzung zu einer nochmaligen Durchsicht weiter. Die daraus resultierende Bearbeitung war allerdings so gründlich, dass, wie man später erkannte, ein stellenweise völlig neues Werk entstanden war. So stellte man z.B. fest, dass zwischen den einzelnen Geschichten nicht selten hunderte von Tagen übersprungen wurden. Die Übersetzer rechtfertigten sich damit, dass man jene Geschichten weggelassen habe, die über aberwitzige und völlig verrückte Wunder von Mohammed berichteten oder deren Handlung so verzwickt war, dass sie einem europäischen Durchschnittleser nicht zuzumuten wären. Viele der Geschichten waren so aufgebaut, dass sie in ihrem dramatischen Aufbau von europäischen Autoren als Anregungen für eigene Werke benutzten werden konnten, was um so leichter war, als auch das indische Original aus Vorlagen diverser Autoren zusammengestellt worden war.

Die erste Ausgabe in gedruckter Form erschien dann endlich von 1710 bis 1712 in 5 Bänden.

Rahmenerzählung

Wie schon das offensichtliche Vorbild Tausendundeine Nacht ist auch die Sammlung von Tausendundein Tag in eine Rahmenhandlung eingebunden. Berichtet wird die Geschichte um die Prinzessin Farrukhnaz, die schöne Tochter des Königs Togrul-Bei aus Kaschmir. Die Handlung beginnt mit einem Traum der Prinzessin, in dem sie sieht, wie ein Hirsch in eine Schlinge gerät. Eine kurz darauf erscheinende Hindin kann ihn befreien, gerät dabei aber selber in die Schlinge. Anstatt ihr nun zu helfen, wie sie es getan hat, überlässt der Hirsch sie ihrem Schicksal. Nach dem Erwachen ist Farrukhnaz fest davon überzeugt, dass ihr der Gott Kesaja den Traum geschickt hat, um sie vor der allgemeinen Treulosigkeit der Männer zu warnen. Fortan weigert sie sich, die an sie gerichteten Heiratsanträge, die ihr von den mächtigsten Fürsten gemacht werden, auch nur anzuhören. Ihr Vater, der glaubt, sie wäre hochmütig geworden, sieht sie mit stetig wachsender Sorge an. Er befürchtet, dass die gekränkten Fürsten auf Rache sinnen und seinem Reich Unglück bringen könnten. Daraufhin beauftragt er die treue Amme Sutlemema damit, alles zu versuchen, um die Prinzessin wieder zur Vernunft zu bringen. Die Amme versucht dies mit einer Reihe von Erzählungen, die immer bessere und schlagendere Beweise für die Treue der Männer liefern sollen. Zum Schluss wird die Prinzessin zwar bekehrt, doch das geschieht nicht infolge der Geschichten. Der genaue Grund wird allerdings nicht ganz klar, da schon Pétis de la Croix die Rahmenhandlung nur bruchstückhaft übernahm und von dem persischen Original nur einige wenige, stark fragmentarische Abschriften vorhanden sind.

Im Gegensatz zu den Geschichten aus Tausendundeine Nacht, erreichten die Geschichten aus Tausendundein Tag in Europa nicht annähernd die gleiche Popularität und sind darum heute nur noch wenig bekannt.

Literatur


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