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Tegelen (ausgesprochen: „Teechelen“ mit weichem „ch“ an der Grenze zum „j“) ist ein Stadtbezirk der niederländischen Stadt Venlo mit 20.156 Einwohnern (Stand 1. Januar 2006). Zum Stadtbezirk Tegelen gehört das bekannte Klosterdorf Steyl. Bis 2001 war Tegelen eine Stadt und selbstständige Gemeinde in der Provinz Limburg.
Inhaltsverzeichnis
Name
Der Name Tegelen ist vom lateinischen Wort tegula abgeleitet, das „Ziegel“ bzw. „Dachziegel/Dachpfanne“ bedeutet. Der Name wurde geprägt aufgrund der umfangreichen Tonvorkommen in der Gegend, die zu Ziegelbrennerei und Töpferei genutzt wurden.
Nach der Stadt Tegelen wurde in der niederländischen Sprache eine erdgeschichtliche Epoche benannt, das Tiglien, vor 2,4 bis 1,8 Millionen Jahren (die deutsche Einteilung benutzt offenbar andere Begriffe, die Periode entspricht in etwa dem Gelasium). Die Benennung geht auf umfangreiche archäologische Funde von Fossilien dieser Periode in den Tegeler Tongruben zurück.
Geschichte
Tegelen war bereits zur Römerzeit besiedelt. Bei Ausgrabungen sind mehrere römische Töpferei- und Ziegelei-Öfen gefunden worden.
Die Tegelener Sankt-Martin-Kirche wurde um das Jahr 800 in Kirchen- und Klosterarchiven verzeichnet. Aufgrund der strategischen Lage an der Maas sind bereits frühzeitig befestigte Bauernhöfe und Burgen errichtet worden. Die wichtigsten sind die Burg alte Munt (niederländisch: Oude Munt) und die Burg Holtmühle (Kasteel Holtmühle), beide aus dem 17. Jahrhundert.
In dem Landstrich gab es im Mittelalter und in der frühen Neuzeit viele militärische Auseinandersetzungen, vor allem wegen der Nähe der bedeutenden Festungsstadt Venlo. Im Laufe der Zeit wurde in Venlo eine Kaserne eingerichtet, im nahen Blerick (heute ebenfalls Stadtteil von Venlo) ein Fort. Aus diesen Befestigungen zogen vor allem im 16. und 18. Jahrhundert häufig plündernde Truppen durch Tegelen. Tegelen gehörte über lange Zeit zum Herzogtum Jülich, während Venlo Teil des Herzogtums Geldern war. Durch den Hafen bei Steyl bildete Tegelen gegenüber der niederländischen Republik den nördlichsten Vorposten des Heiligen Römischen Reichs am rechten Maasufer, der allerdings politisch-strategisch nie von Belang war. 1815 wird Tegelen aufgrund der Bestimmungen des Wiener Kongresses Teil des Vereinigten Königreichs der Niederlande. Als Kompensation für Gebiete des Großherzogtums Luxemburg wird die neugegründete niederländische Provinz Limburg (ohne die Städte Maastricht und Venlo) als Herzogtum 1839 dem Deutschen Bund zugesprochen und führt gemeinsam mit Luxemburg im Plenum eine Stimme. Daher kann sich der Autor des Deutschlandliedes, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1841 auch zu Recht auf die Maas als westliche Grenze des Deutschen Bundes berufen. Mit der Auflösung des Deutschen Bundes 1866 scheidet das Herzogtum Limburg aus dem deutschen Staatenbund aus und bleibt fortan ausschließlich niederländische Provinz.
Auch wenn man das engere Maastal als durchgehend niederländisch geprägt betrachten kann, war Venlo - nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen territorialen Bezüge - für die Tegelener jahrhundertelang nicht selten feindliches Ausland. Bis heute ist der Dialekt in Tegelen deutlich verschieden von dem in Venlo; das Tegels wird von der Sprachwissenschaft zu den limburgischen Dialekten gezählt, das Venloos zu den südgelderschen. 1997 hat die niederländische Politik zur Minderung lokaler Rivalitäten alle in der Provinz Limburg gesprochenen Dialekte zu Limburgs erklärt. Bis heute existieren, gerade aufgrund der Sprachunterschiede, rivalisierende Gefühle zwischen einem Teil der Venloer und Tegeler, so dass die Eingemeindung 2001 in Tegelen wenig populär war.
Nach der Zuordnung der gesamten Region zum 1815 gegründeten Königreich der Niederlande entwickelte sich Tegelen zu einem regionalen Industriezentrum. Vor allem Töpfereien und Ziegeleien wurden in industriellem Maßstab aufgezogen. Später im Jahrhundert kamen Stahl- und Tabakfabriken hinzu, nach 1900 der Gartenbau. Das wirtschaftliche und soziale Leben dieser Periode wurde von einer kleinen Gruppe von Industriellenfamilien beherrscht. Während der deutschen Wirtschaftsblockade im Ersten Weltkrieg gaben die Industriellen vor, kurz vor dem Ruin zu stehen, und setzten durch diese Behauptung drastische Lohnsenkungen gegen die Arbeiter bis unter das Existenzminimum durch. Nach dem Krieg stellte sich heraus, dass die Unternehmensinhaber durch die erzwungenen Lohnsenkungen in diesen Jahren exorbitante Gewinne gemacht hatten. Die prunkvollen Fabrikantenvillen aus dieser Zeit sind noch heute in Tegelen zu besichtigen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Zahl der Fabriken deutlich ab. Die Eisengießereien und Backsteinfabriken sind vollständig verschwunden, in der Tonindustrie existieren noch drei Unternehmen. In der Region sind heute vor allem Gartenbau und Logistikunternehmen stark vertreten.
Kulturelles
Seit 1931 werden in Tegelen alle fünf Jahre die Passionsspiele im überdachten Freilufttheater "De Doolhof" aufgeführt. Es ist das bedeutendste Kulturereignis der Gemeinde. Im Jahr 2010 fanden die Passionsspiele zum 19. Mal statt. Die Darsteller stammen überwiegend aus Tegelen. Sie stellen die Leidensgeschichte Christi dar: den Einzug nach Jerusalem, das letzte Abendmahl, seine Verurteilung, seinen Kreuzweg und seinen Tod am Kreuz auf dem Kalvarienberg.[1] Zum lokalen Brauchtum gehören auch ein Palmsonntagsumzug sowie die Feiern zu St. Martin und Karneval.
In Tegelen befindet sich der 1939 eröffnete Spielpark Klein Zwitserland.
Einzelnachweise
51.3427777777786.1361111111111Koordinaten: 51° 21′ N, 6° 8′ OKategorien:- Ort in der Provinz Limburg (Niederlande)
- Venlo
- Ehemalige Gemeinde in der Provinz Limburg (Niederlande)
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