Limburgisch

Limburgisch
Limburgisch

Gesprochen in

NiederlandeNiederlande Niederlande

BelgienBelgien Belgien DeutschlandDeutschland Deutschland

Sprecher ca. 1,6 Millionen
Linguistische
Klassifikation

Indogermanische Sprachen

Sprachcodes
ISO 639-1:

li

ISO 639-2:

lim

ISO 639-3:

lim

Limburgischer Sprachraum einschließlich dem Noord-Limburgs mit Venlo und dem Ostbergischen, welches hier dieser Dialektgruppe zugeordnet wurde

Limburgisch (Limburgs, Lèmbörgs, Limburgsj, Plat) ist eine Varietät der niederfränkischen Dialektgruppe und gehört zum kontinantalen westgermanischen Dialektkontinuum. In der Germanistik wird es auch als Südniederfränkisch bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Weitere Sprachbezeichnungen

Die limburgische Sprache, das Limburgische, hat in seinem zusammenhängenden Verbreitungsgebiet in Belgien, Deutschland und den Niederlanden verschiedene Bezeichnungen:

Niederlande

In den Niederlanden herrschen heute die Namen Noord-Limburgs (für die Dialekte des nördlichen Teils der niederländischen Provinz Limburg ab Venlo) und Zuid-Limburgs für die Dialekte der südlichen Provinzteile bis Maastricht vor.

Belgien

In Belgien wird das Limburgische in Wes-Limburgs (Westlimburgisch) für die limburgischen Dialekte in Belgien, Centraal-Limburgs (Zentrallimburgisch) für die belgisch-niederländischen Übergangsgebiete und Oas-Limburgs (Ostlimburgisch) für die Sprachgebiete der Niederlande eingeteilt.

Deutschland

In Deutschland teilte man früher die limburgischen Dialekte wie folgt ein: West-Limburgisch umfasste die Gebiete Belgiens; Mittel-Limburgisch wurde demnach in den angrenzenden Niederlanden gesprochen und Ost-Limburgisch im angrenzenden Deutschland. Wenig verbreitet war die Sprachbezeichung Westplatt. Die heutige germanistische Sprachwissenschaft bezeichnet das limburgische Sprachgebiet als Südniederfränkisch, wobei dieser Term nur auf Deutschland beschränkt ist.

Verbreitung

Die Subdialekte des Limburgischen einschließlich des Ostbergischen, das dieser Dialektgruppe zugeordnet wurde

Das Limburgische wird heute in den Niederlanden (Niederländisch-Limburg), Belgien (Belgisch-Limburg) und im angrenzenden Deutschland (Nordrhein-Westfalen) gesprochen.

Aus rein politischen Gründen werden alle Dialekte der Provinz Limburg heute zum Limburgischen gerechnet. So wird auch das brabantisch-südgeldersche Übergangsgebiet von Venlo als Noord-Limburgs zum Limburgischen gezählt. Daneben existieren einige kleine, dem Aachener Platt ähnliche Dialekte. In der Provinz Limburg fallen sie sprachlich gesehen eher aus dem Rahmen. Dort werden sie Zuidoost-Limburgs genannt, während deutsche Linguisten sie dem Mittelfränkischen zurechnen, das sonst in den Niederlanden nicht vorkommt.

Das Limburgische stellt eine überwiegend einheitliche Sprachform innerhalb des Dialektkontinuums dar. Die limburgischen Teildialekte im Nordosten Belgiens, im Südosten der Niederlanden und in Westdeutschland werden in einer staatlichen Zuordnung auch als belgisch-limburgische, niederländisch-limburgische und deutsch-limburgische Dialekte bezeichnet. Die sprachliche Nähe der Limburgischen Teil-Dialekte zur hochdeutschen Standardsprache war letztendlich der Grund dafür, dass 1839 das Herzogtum Limburg als Provinz, anstelle des an Belgien abgetretenen Welsch-Luxemburg (dem überwiegend wallonisch-sprachigen Landesteil Luxemburgs) dem Deutschen Bund eingegliedert wurde.

Sprecherzahl

Das Limburgische in all seinen Varianten hat heute noch eine Sprecherzahl von ca. 1,6 Millionen Menschen. Es ist heute nach der Charta des Europarats in der Provinz Limburg in den Niederlanden als eigene Regionalsprache anerkannt. Manche Linguisten sehen diese Entscheidung jedoch sehr kritisch, da sie die Grundlage zur Klassifizierung als eigenständige Sprache als nicht gegeben ansehen.

Geschichte

Das heutige Limburgische entwickelte sich überwiegend aus den östlichen Dialekten des Altniederfränkischen. Auf dieses hatte seit dem 8. Jahrhundert das Althochdeutsche unter den Merowingern und Karolingern einen starken Einfluss auf diese Sprachvarianten. Besonders die Städte Aachen, Lüttich und Köln waren die Zentren, von denen der Einfluss ausging.

Im 12. Jahrhundert endete dieser sprachliche Einfluss, da die betreffende Region begann, sich nach Westen zu orientieren. Nun nahmen Städte wie Gent, Brügge und Ypern jene Position ein, die vorher Aachen, Lüttich und Köln innehatten.

1288 fiel das Herzogtum Limburg nach der Schlacht von Worringen an das benachbarte Herzogtum Brabant. So übernahm das Limburgische wie die meisten anderen niederfränkischen Varianten viele Kennzeichen der brabantischen Dialekte. Man spricht hier von der sogenannten Brabanter Expansion. Dieses Wechselspiel des sprachlichen Einflusses zwischen dem Rheinland und Brabant sollte sich im Limburgischen öfters wiederholen.

Nieder- oder mitteldeutsche Dialektgruppe?

Die limburgische Dialektgruppe besitzt also Spracheigenschaften, die sie zum einen mit der niederdeutschen und zum anderen mit der mitteldeutschen Sprachgruppe teilt. (Einen genaueren Überblick auf die Spracheigenschaften bietet der nächste Abschnitt.)

Aufgrund dessen wird das Limburgische unterschiedlich klassifiziert:

  1. Die Vertreter der „niederdeutschen Theorie“ stellen das Limburgische zu den niederdeutschen Dialekten, da es sich – mit Ausnahme des Umlandes von Kerkrade – nördlich der Benrather Linie befindet. Das heißt, dass das Wort machen auch im Limburgischen als maken ausgesprochen wird.
  2. Dagegen stehen die Vertreter der „mitteldeutschen Theorie“, die feststellen, dass das Limburgische sich südlich der Uerdinger Linie befindet. Das heißt, auch im Limburgischen wird das Wort ich als iech bzw. als hochdeutsches ich ausgesprochen. Teilweise wurde auch die mich-Linie als Grenze genommen, die das Venloer Platt dem mitteldeutschen Bereich zuschlägt.

Die Uerdinger Linie gilt im Allgemeinen als Trennlinie des Limburgischen von den kleverländischen Mundarten. Das heute als Südniederfränkisch bezeichnete Sprachgebiet in Deutschland weist dagegen die ich-Nebenform ech auf, während es in dem ostbergischen Übergangsgebiet, dem Gebiet zwischen dem eigentlichen Südniederfränkisch und dem Kleverländischen sowie des Westfälischen, bereits ek (ik-Nebenform) heißt; eine Eigenschaft, die das Ostbergische mit dem Kleverländischen teilt. Einzig und allein der Dialekt von Kerkrade wurde von allen als „ripuarisch-deutscher Dialekt“ anerkannt und eindeutig als „mitteldeutscher Dialekt“ eingestuft.

Theodor Frings stellte in seinen Studien die Theorie auf, dass das ostlimburgisch-ripuarische Übergangsgebiet ein spezielles Dialektkontinuum darstelle, das er in seinen Schriften als Ostlimburgisch-Ripuarisches Übergangsgebiet bezeichnete. Diese Theorie wurde von anderen Germanisten weiterentwickelt, und diese bezeichnen das limburgische Dialektgebiet heute als Südniederfränkisch, ohne eine explizite Einstufung in das nieder- oder mitteldeutsche Dialektgebiet. Für die limburigschen Sprachstufen des Mittelalters wird heute überwiegend die neutrale Bezeichnung Rhein-Maasländisch verwendet, um diese Sprachstufen nicht als „niederländisch“ oder „deutsch“ einstufen zu müssen.[1] Das trägt der Tatsache Rechnung, dass die limburgische Sprache in diesem Übergangsgebiet viele Übereinstimmungen mit beiden benachbarten Hochsprachen hat. Mit der Zusammenfassung des gesamten Niederrhein-Maasgebietes zum „Rhein-Maasländischen“ wurde auch das Kleverländische mit einbezogen, das aber zu den Dialekten Brabants gehört.

Spracheigenschaften

So wie einige anderen Indo-Europäischen Sprachen - Serbokroatisch, Slowenisch, Norwegisch, Schwedisch und Luxemburgisch - hat das Limburgische einen sehr melodisch anmutenden Klang. Es hat zwei Töne, den sogenannten Stoßton (stoottoon) und den Schleifton (sleeptoon). Beide Töne beginnen hoch und fallen dann ab. Der Schleifton endet aber mit einem erneuten Anstieg, während der Stoßton tief bleibt. Es gibt zwei zie geschriebene Wörter; die Bedeutung mit Stoßton ausgesprochen ist „Seite“, mit dem Schleifton aber „Frau“. (Siehe auch Tonakzent).

Zum Limburgischen zählen heute folgende Dialekte:

Diese Einteilung basiert v. a. auf dem Vorkommen des Postalveolars „sch“, ein Phonem das im Westlimburgischen, wie im Standard-Niederländischen, unbekannt ist, also nur in Fremdwörtern auftaucht, im Ostlimburgischen dagegen wie im Deutschen vor den Konsonanten l, m, n, p, t vorkommt und teilweise, bei Eupen und Kerkrade im Osten, auch vor „w“. Damit steht der limburgische Dialekt linguistisch als Übergang zwischen dem Kleverländischen und dem Ripuarischen. In Deutschland, wo es am mittleren und südlichen Niederrhein, in Düsseldorf und in Teilen des Bergischen Landes gesprochen wird, wird das „Limburgische“ häufig gemeinsam mit dem Ostbergischen und dem Kleverländischen als „Niederrheinische“ oder „Niederfränkische Sprache“ zusammengefasst.

In den Niederlanden und in Belgien wird die Grenze des Betonungsgebiets als Grenze des Limburgischen angenommen. Innerhalb dieses Gebiets unterscheidet man zwei unterschiedliche Weisen, auf die man eine lange Silbe aussprechen kann.

Jüngere Publikationen bezeichnen die Sprache Limburgisch als den „kulturellen Kitt“ der EUREGIO um Hasselt, Aachen, Venlo und Mönchengladbach. Sie entwickelte sich in der Zeit des Mittelniederländischen, also etwa seit 1350, als die Jahrhunderte später erfolgte Trennung zwischen Deutsch und Niederländisch in der heutigen Form noch nicht existierte. Ihre weitere Bildung wird unter anderem auf den Einfluss der altkölschen Sprache zurückgeführt, der von Trier bzw. Koblenz bis Xanten wirkte.

Siehe auch

Literatur

  • Adam Wrede: Altkölnischer Sprachschatz, Greven, Köln.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Irmgard Hantsche: Atlas zur Geschichte des Niederrheins, S. 66; erschienen in der Schriftenreihe der Niederrhein-Akademie, Band 4 (ISBN 3-89355-200-6)
  2. Anmerkung 1: Dieses ursprünglich südgeldersche Dialektgebiet liegt nördlich der Uerdinger Linie und verwendet für das Wort „ich“ die Bezeichnung ik. Daneben wurde aber das entsprechende Wort „mik“ (was hier zu erwarten wäre) zu mich verschoben. Diese ik/mich-Kombination teilt das Venloer Platt auch mit den Dialekten von Straelen, Geldern und Moers. Einst gehörte auch das Krefelder Platt in diese Gruppe. Doch heute liegt diese Stadt im ech-Gebiet wie auch die Wenkerbögen des 19. Jahrhunderts es eindeutig belegen.
    Einige Germanisten des 19. und 20. Jahrhunderts wie weiteten den Geltungsbereich des als „Mitteldeutsch“ bezeichneten Dialektraumes auf das mich-Quartier aus, so dass Venlo beispielsweise dann diesem Dialektraum angehörte. Bei der allgemein üblichen Zuordnung des Venloer Platts zu einem der großen Dialekträumen des Kontinentalwestgermanischen Dialektkontinuums wird dieses der „niederdeutschen Gruppe“ zugerechnet.
  3. Anmerkung 2: Dieses Dialektgebiet gehört im engeren Sinn zu den ripuarisch-mittelfränkischen Dialekten und gehört als einziger limburgischer Dialekt eindeutig zum mitteldeutschen Sprachraum. In der Zeit zwischen dem 19. Jahrhundert und 1945 war in Kerkrade neben dem Niederländischen auch das Hochdeutsche als Verwaltungs- und Schulsprache zugelassen.

Weblinks


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