Telepathie

Telepathie

Telepathie (altgr.: τῆλε (tēle) „fern, weit“ und πάθος, páthos, „Leiden“) ist eine Bezeichnung für Übertragungen von Informationen zwischen Lebewesen ohne Beteiligung bekannter Sinneskanäle beziehungsweise bekannter physikalischer Wechselwirkungen. Im deutschen Sprachgebrauch werden dafür auch die Begriffe Gedankenlesen und Gedankenübertragung verwendet.

In der Parapsychologie wird versucht, Erklärungen und Nachweise für vermutete telepathische Phänomene zu erbringen. Für die Existenz von Telepathie sind keine empirischen Belege oder allgemein anerkannte wissenschaftliche Theorien bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Wortherkunft

Telepathie ist ein Kunstwort, das durch den britischen Autor Frederic Myers im Dezember 1882 vor der Society for Psychical Research (SPR) in London[1] eingeführt wurde. Die vorher verwandte Bezeichnung „thought transference“ (dt. „Gedankenübertragung“) wurde durch die Wortschöpfung von Myers abgelöst.[2]

Wissenschaftliche Untersuchungen

Zenerkarten

Bei Untersuchungen zur Existenz von Telepathie wurden unter anderem „Zenerkarten“ verwendet. Sie gehen auf Joseph Banks Rhine zurück, der die Karten nach seinem Kollegen Karl Zener benannt haben soll. Auf den Karten waren fünf verschiedene Symbole abgebildet: Ein Kreis, ein Kreuz, drei Wellenlinien, ein Quadrat und ein fünfzackiger Stern. Ein gebräuchlicher Satz bestand aus 25 Karten (je fünf Karten von jedem Symbol). Bei einem Versuch wurden die Karten willkürlich aufgedeckt und eine Versuchsperson sollte einer anderen Person den Inhalt der Karte „telepathisch“ übertragen.

An einigen Universitäten wird an Telepathie im Rahmen der Parapsychologie als Teilgebiet der Psychologie geforscht. Von 1954 bis 1998 existierte an der Universität Freiburg die von Hans Bender geleitete Abteilung Grenzgebiete der Psychologie, deren Forschungsarbeit durch das von Bender 1950 gegründete Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg weitergeführt wird.

Telepathische Phänomene werden vielfach auf Fehleinschätzungen von Wahrnehmungen zurückgeführt. Es gibt Studien, aus denen geschlossen werden kann, dass Personen, die paranormale Phänomene für möglich halten, auch für wissenschaftlich beschreibbare Phänomene eher paranormale Erklärungen befürworten und dass der Glaube an paranormale Phänomene einhergeht mit einer erhöhten Fähigkeit zum Phantasieren, einem geringeren Maß an kritischem Denkvermögen und einer verringerten Fähigkeit zur Abschätzung von Wahrscheinlichkeiten. Bei einigen dieser Personen wurde eine erhöhte Aktivität der rechten Gehirnhälfte festgestellt, die Rückschlüsse auf Stärken im gefühlsmäßigen, kreativen Bereich und Schwächen beim Lösen von logischen Aufgaben zulässt.[3]

Cold Reading ist eine Methode, die suggerieren kann, dass eine angeblich hellsehende Person Informationen besitze, die sie nur auf übernatürlichem Wege erhalten haben kann.[4][5]

Seit 1922 werden von verschiedenen Organisationen Preisgelder für den Nachweis von parapsychologischen Fähigkeiten ausgeschrieben. Aktuell existieren weltweit mehr als 20 verschiedene Organisationen,[6] die eine Gesamtsumme von über 2,4 Millionen US-Dollar ausgeschrieben haben. Das höchste Preisgeld für den Nachweis von übersinnlichen Fähigkeiten wie Telepathie wird aktuell mit einer Million US-Dollar von der James Randi Educational Foundation ausgeschrieben. Seit 1922 war kein einziger durch diese Organisationen durchgeführter Test auf paranormale Fähigkeiten erfolgreich.

Mediale Umsetzung

Innerhalb der Science-Fiction-Literatur gibt es einige Erzählungen und Romane, die sich mit dem Thema Telepathie befassen. In seinem Roman Psi-Patt beschrieb der US-amerikanische Science Fiction-Autor Lester del Rey mit der Gabe der Telepathie verbundene psychische Gefahren und Qualen für die Betroffenen. Die Schriftstellerin Marion Zimmer Bradley (Die Nebel von Avalon) schuf in ihren Darkover-Romanen eine Welt, deren Geschichte, Kultur und Technologie weitgehend auf den vererbbaren telepathischen Fähigkeiten aristokratischer Familien basiert.

Neben literarischen Verarbeitungen gibt es eine Reihe von filmischen Umsetzungen des Themas. Eine der ältesten ist Das Dorf der Verdammten (1960, Originaltitel Village of the Damned) von Wolf Rilla. Der Film basiert auf dem Roman Kuckuckskinder (Originaltitel The Midwich Cuckoos) von John Wyndham und beschreibt am Beispiel von zwölf aus unerklärlichen Gründen geborenen Kindern, wie eine außerirdische Macht mittels telepathischer Beeinflussung versucht, Menschen zu beherrschen. Der gleichnamige Horrorfilm Das Dorf der Verdammten (1995) von John Carpenter ist eine Neuverfilmung des Films von Wolf Rilla. In dem Film Ghostbusters – Die Geisterjäger (1984) wird zu Beginn ein Experiment mit Zenerkarten durchgeführt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Telepathy. „The term telepathy - meaning distant occurrence or feeling - was coined by Frederic Myers, a founder of the Society for Psychical Research, in 1882.“ Artikel in The Guardian vom 18. September 2003.
  2. „This word, coined by F. W. H. Myers, has come into general use in place of the former term thought transference.“ Hereward Carrington: Story of Psychic Science. Kessinger, Whitefish 1997, ISBN 1-56459-259-6 (Nachdruck der Ausgabe von 1930), S. 250.
  3. Richard Wiseman, Caroline Watt: Belief in psychic ability and the misattribution hypothesis: A qualitative review. In: British Journal of Psychology. 97, 2006, S.–323–338, PMID 16848946.
  4. Eberhard Bauer: Criticism and Controversy in Parapsychology - An Overview. In: European Journal of Parapsychology. 5, 1984, S. 141–166.
  5. Ciarán O'Keeffe, Richard Wiseman: Testing alleged mediumship: Methods and results. In: British Journal of Psychology. 96, 2005, S. 165–179.
  6. List of prizes for evidence of the paranormal

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