- Tell el-Mutesellim
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Der Tell el-Mutesellim ist mit dem antiken Megiddo im Norden des heutigen Israels identifiziert worden.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Siedlungsarchäologie des Tells. Der Artikel Megiddo beschäftigt sich mit der Geschichte.
Der Tell
Die Oberstadt auf dem Tell umfasst 6 ha, das Gesamtareal mit Unterstadt 10 ha. Der Ort beherrscht den nordöstlichen Ausgang des Wādī ΄Āra durch den die Via Maris, von Ägypten nach Syrien verlaufend, führt. Diese verkehrsgünstige Lage verleiht Megiddo eine strategische Schlüsselposition.
Da Megiddo die einzige Stadt in Palästina ist, die flächenmäßig über alle Straten der Bronzezeit freigelegt ist, bietet sich nur hier die Möglichkeit eines Vergleichs sukzessiver Siedlungsschichten an.
Seit Juli 2005 gehört Megiddo gemeinsam mit Hazor und Beersheba zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Tell el-Mutesellim in der Bronzezeit
Die erste ummauerte Siedlung auf dem Tell in Stratum XVIII B war lediglich 2 ha groß und wächst bis zum Stratum XVIII A auf 6 ha an. In Stratum XIII wird die Stadt zu Beginn der Mittelbronzezeit II neu gegründet und befestigt. In dieser Epoche wächst der Tell einschließlich Unterstadt auf 10 ha an. Der Kultbezirk um den Tempel 4040 aus Stratum XIV A wird beibehalten und mit einer Mauer umschlossen. Im Vergleich dazu wird die Stadt aus Stratum XII völlig neu geplant. Im Kultbezirk wird ein kleines von Stelen umgebenes Gebäude errichtet, mit dem ein erster Schritt zum Kultbau vollzogen wird. Westlich davon befindet sich ein großer Palast mit mehreren Höfen. Zwischen ihm und dem Temenos liegen die Verwaltungsgebäude. Östlich und südlich des Temenos stehen Häuser vom Typus des Hofhauses. Der Zugang zur Stadt erfolgt durch ein einfaches Tor an der Nordseite.
Die Stadt ist planvoll angelegt. Die Stelle des Kultbezirkes wird durch die Tradition vorgegeben. Der Rest war so angelegt, dass alle wichtigen Gebäude vom Tor her gut zu erreichen sind. Diese Plangrundlage wird im wesentlichen das ganze 2. Jahrtausend v.Chr. über beibehalten, doch werden einzelne Teilbereiche stark verändert oder völlig neu gestaltet, wie bereits im Stratum X der Mittelbronzezeit II B zu erkennen ist. Innerhalb des Kultbezirkes wird ein Tempel in Form eines Langhauses mit Vorhalle errichtet. Die Temenosmauer wird aufgegeben, die Abgrenzung erfolgt durch Nebengebäude im Norden und Osten, so dass vor dem Tempel ein freier Platz entsteht. Der Palast wird an der alten Stelle neu errichtet. Dabei sind Tempel und Palast von einem nach Norden hin spitz anlaufenden Platz getrennt. Wohnhäuser werden in Form einer „Insula“ errichtet, die zu Wohnblöcken zusammengefasst und durch Straßen getrennt sind.
Die spätbronzezeitliche Stadt zeigt im Stratum VIII einige wesentliche Veränderungen zu Stratum X. Der Tempel bleibt an seiner alten Stelle, wird aber statt der Vorhalle durch zwei flankierende Türme umgestaltet. Zudem wird der Tempelbezirk durch eine Mauer vom Wohnbezirk abgegrenzt. Der Palast westlich des Tempels wird anscheinend nicht wieder genutzt. Dagegen werden im Norden der Stadt nahe dem Tor zwei neue Paläste errichtet. Palast 2041 befindet sich südwestlich und Palast 5020 östlich des Tores. Beide weisen die für diese Epoche typischen offenen Höfe auf. Vermutlich dient ein Palast als Sitz des Lokalfürsten und der zweite als Sitz des Abgesandten des Pharao, da Megiddo in dieser Zeit Ägypten tributpflichtig ist. Das Tor ist ein Zangentor mit drei Zangenpaaren ohne angrenzende Türme. Eine Stadtmauer ist nicht nachgewiesen, die Außenmauern von Palast 2041 reichen aber als starke Befestigung in dieser Zeit aus. Dennoch zeigt die Stadt von Stratum XIII dieselben Ordnungsprinzipien wie Stratum X. Der Tempel steht abgegrenzt in einem eigenen kultischen Bezirk. Die Palastanlagen nehmen große Flächen ein und liegen verkehrsgünstig. Sie bilden dabei aber nicht das Zentrum der Stadt.
In dieser Form existiert die Stadt bis Stratum VII A , bis sie um 1150 v.Chr. zerstört wird. Ausgrabungen haben die Zeit des Niedergangs sichtbar gemacht: Die Tempel sind weniger massiv gebaut, der Palast 5020 existiert nicht mehr und der Palast 2041 wird stark verkleinert. Die Bebauung im Süden ist unregelmäßig und lässt eine klare Straßenführung vermissen.
Im Gegensatz zur Siedlungsstruktur von Stratum XII bis VII A, in der es planerisch kaum zu Veränderungen kam, setzt ab Stratum VI A ein neues Konzept ein. Die Tempel und Paläste sind verschwunden und das Tor ist zu einem kleinen Tor mit zwei Kammern geschrumpft, welche den Durchgang flankieren. Auf beiden Seiten des Tores befinden sich zwar größere Gebäude, der Rest der Stadt ist aber unregelmäßig bebaut und lässt nun auch eine klare Planung vermissen. Es gibt in Stratum VI A keine durchgehenden Straßen und zusammenhängende Wohnblöcke mehr. Das Fehlen der planerischen Gestaltung der Stadt spiegelt somit die fehlende politische Ordnung wider, die in der Mitte des 12. Jahrhundert v. Chr. auftritt.
Literatur
- William Foxwell Albright: Archäologie in Palästina. Einsiedeln 1962.
- Volkmar Fritz: Die Stadt im alten Israel. C.H.Beck, München 1990. ISBN 3406345786
- Volkmar Fritz: Einführung in die biblische Archäologie. Darmstadt 1985, 1993. ISBN 3-534-09065-9
- Kathleen Kenyon: Archäologie im Heiligen Land. Neukirchen-Vluyn 1967.
- Miriam Feinberg Vamosh: Megiddo. Armageddon, Jerusalem 1997.
- Helga Weippert: Palästina in vorhellenistischer Zeit. Handbuch der Archäologie. Vorderasien II, Band I. C.H.Beck, München 1988. ISBN 3-406-32198-4
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