Templum Pacis

Templum Pacis

Der Friedenstempel (lat. Templum Pacis) war ein Tempel im antiken Rom; er stand auf dem Friedensforum (Forum Pacis), nördlich der Basilika Aemilia. Dort kreuzen sich heute die Via Alessandrina und die Via dei Pozzi. Er wurde von Vespasian nach der Eroberung Jerusalems im Jahr 71 unserer Zeit begonnen und 75 eingeweiht. Im Tempel befand sich die Bibliothek des Friedens (Bibliotheca Pacis), die viele Beutestücke des Vespasian aus Jerusalem und berühmte Werke griechischer Künstler enthielt. Plinius bezeichnet diesen Tempel, die Basilika Aemilia und das Augustusforum als die drei schönsten Bauten Roms. Kurz vor dem Tod des Commodus wurde der Tempel im Jahr 191 durch ein Feuer zerstört. Er wurde jedoch durch Septimius Severus wieder aufgebaut. Zu Zeiten des Septimius Severus befand sich im Tempel vermutlich das Grundbuchamt der Stadt Rom. Dieses war mit einer gigantischen Stadtkarte Roms dekoriert, der „Forma Urbis Romae“.

In den Jahrhunderten nach der Wiedererrichtung bezeichnete man den Tempel wieder als eines der schönsten Gebäude Roms. Er gab dem vierten Bezirk der Stadt seinen Namen. Es ist nicht ganz klar, wann der Tempel zerstört wurde. Im Jahr 408 gab es seismische Erschütterungen an sieben aufeinanderfolgenden Tagen am Friedensforum, und möglicherweise ist das Gebäude hierdurch geschwächt worden oder eingestürzt. Prokop schrieb im 6. Jahrhundert, dass der Tempel schon vor langer Zeit durch Blitzschlag zerstört worden sei. Es waren jedoch weiterhin viele Kunstwerke in seiner Umgebung aufgestellt.

In der Umgebung des Tempels entstanden später nordöstlich das Forum Transitorium (auch Nerva-Forum genannt) und südöstlich die Basilika des Maxentius (oder des Konstantin). Der Tempelplatz war rechteckig und ebenso ausgerichtet wie die angrenzenden kaiserlichen Foren (Nerva-Forum, Augustusforum und Trajansforum). Die Länge des Platzes war 145 m und die Breite ca. 100 m. Die Umfassungsmauer bestand aus Peperino-Tuff, der mit Marmor gesäumt war und mehrere Durchgänge besaß. Die Blöcke aus Peperino haben Aussparungen im Beton der Maxentiusbasilika hinterlassen, deren Nordwestseite angrenzte. An der südöstlichen Ecke war der Zugang von der Via Sacra durch eine monumentale Passage, die nach einigen baulichen Veränderungen heute die Kirche Santi Cosma e Damiano ist.

Inhaltsverzeichnis

Forma Urbis Romae

Zu Zeiten des Septimius Severus wurde eine Wand des Friedenstempel mit der „Forma Urbis Romae“ ausgestattet. Dies war eine gigantische, detailgetreue Karte der Stadt Rom im Maßstab 1:240. In 150 Marmorplatten als Untergrund waren die Mauern sämtlicher Gebäude der Stadt Rom eingeritzt. Die Gebäudeflächen waren rot ausgemalt und hoben sich dadurch besser vom weißen Untergrund ab. Die Karte maß 18,10 m in der Breite und 13 m in der Höhe. Jedes architektonische Detail der Stadt, seien es kleine Geschäfte, Räume oder sogar Treppen, waren darauf abgebildet. Die Türen waren als Aussparungen dargestellt, Arkaden als gestrichelte Linien, Säulenreihen als Linien von Punkten. Es wurden jedoch keine geographischen (Flüsse, Berge) oder politischen Details (z.B. Grundstücksgrenzen) eingetragen. Der Fluss Tiber erscheint nur als Aussparung. Möglicherweise war er aber mit Farbe dargestellt. Auch die heilige Grenze Roms, das Pomerium, fehlt.

Die Karte ist in Bruchstücken als gigantisches Puzzle erhalten, allerdings nur zu 10 bis 15 %. Jahrhundertelang haben sich Gelehrte bemüht, sie wieder zusammenzufügen. Dies war ein schwieriges Unterfangen, denn die Bruchstücke sind teilweise schwer, unhandlich und auch nicht für jeden ohne weiteres zugänglich. Derzeit arbeiten Archäologen und Computerexperten mit digitaler Technik daran, das Puzzle zusammenzufügen. Insgesamt sind 1186 Teile bekannt.

Bedeutung der Karte

Es sind keine schriftlichen zeitgenössischen Berichte zur Funktion der Karte überliefert. Man glaubt, dass die Aula des Friedenstempels mit der Karte zu Zeiten des Septimius Severus das Büro des städtischen Präfekten beherbergte, der für das Katasterwesen zuständig war. Die Karte könnte als Lageplan oder Grundbuch gedient haben. Diese Annahme gründet sich darin, dass die Karte in unglaublicher Detailtreue dargestellt ist, die auf tatsächlichen Vermessungsarbeiten beruht haben muss. Auch ist der verwendete Maßstab 1:240 derselbe, der von römischen Kartographen gewöhnlich verwendet wurde.

Hiergegen werden jedoch plausible Einwände erhoben. Für einen Lageplan war die Karte zu groß. Die obersten Kartenbereiche befanden sich in 13 m Höhe. Vom Boden aus konnte man sie kaum ausmachen. Auch waren nur ein geringer Teil der Details beschriftet. Auch fehlten die sonst in Karten üblichen Maßzahlen. Gegen die Nutzung als Grundbuch spricht, dass die Wände nur durch eine Linie dargestellt sind, und nicht wie sonst in römischen Grundbüchern üblich mit zwei Linien, um die Grenzen anzuzeigen. Auch fehlen Besitzerangaben. Trotz des erstaunlichen Detailreichtums gibt es teilweise beträchtliche Fehler bei den bekanntesten öffentlichen Gebäuden.

Es scheint sich bei der Karte also vor allem um eine repräsentative Darstellung gehandelt haben, die den Betrachter beeindrucken sollte. Der Friedenstempel als Grundbuchamt soll auf Papyrus erstellte Karten enthalten haben, die dann im gleichen Maßstab auf die Marmorplatten geritzt wurden. Demnach hätten sich im Friedenstempel zwei Ausgaben der Forma Urbis Romae befunden, eine auf Papyrus und eine auf Marmor.

Siehe auch

Portal:Rom, Themenliste Rom

Weblinks

41.89262222222212.4876111111117Koordinaten: 41° 53′ 33″ N, 12° 29′ 15″ O


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