Banco (Buch)

Banco (Buch)

Banco ist der zweite Roman des französischen Schriftstellers Henri Charrière, der wegen Mordes zu lebenslanger Zwangsarbeit in Französisch-Guayana verurteilt worden war. In dem Buch, das autobiografische Elemente, historische Fakten und Fiktion miteinander verbindet, schildert er die Zeit nach seiner Freilassung. Das Buch stellt damit die Fortsetzung seines ersten Romans Papillon dar.

Handlung

In Banco beschreibt Charrière seine Lebensgeschichte ab seiner Freilassung in Venezuela 1945 bis Anfang der 1970er Jahre. Auch in "Banco" ist Charrière nicht bereit, seine Rolle am Mord an Roland le Petit (oder eben Roland le Grand) im Pariser Milieu von Anno dazumal zu schildern. Zwar beschreibt er den Tathergang, seine Verhaftung und die darauf folgende Gerichtsverhandlung, er beschuldigt aber weder sich, noch einen seiner damaligen Freunde der Tat. Dies nennt man den Ehrenkodex im Milieu.

Das Buch beginnt dort, wo "Papillon" aufhört: bei der Entlassung aus dem Bagno von El-Dorado. Er beschreibt die herzliche Aufnahme durch die Bevölkerung von Venezuela und findet für sich und für einen gelähmten Freund, auch er ein ehemaliger Sträfling, schnell einen Platz, wo sie günstig wohnen können.

Schon beim Lesen der ersten Seiten von Banco fällt auf, dass Papillon vor allem eines kennt: die dort lebenden, ebenfalls freigelassenen Sträflinge und deren Taten, wofür diese schließlich verurteilt wurden. Sie sind ihm von Paris her allesamt bestens bekannt.

Hier versucht es Papillon zumindest mit ehrlicher Arbeit. Karl der Große (Charles le Grand), auch er ein ehemaliger Pariser Safe-Knacker, vermittelt ihm eine Stelle in einer Goldmine. Karl der Große hatte im Paris der Zwanzigerjahre besondere Aufmerksamkeit und Achtung im Milieu gefunden, weil er den Safe in einem Staatsgefängnis aufgebrochen hatte. Papillon ist in der Goldmine für die Instandhaltung der Wasserpumpen zuständig. Nach getaner Arbeit sucht er das Golddepot auf, welches, man ahnt es, auch von einem ehemaligen Strafgefangenen bewacht wird. Dieser ist wie alle ehemaligen Sträflinge rund um el Callao ebenfalls geläutert, er erinnert sich kaum mehr an seine Strafvergangenheit, hat Frau und Kinder, lebt anständig und angepasst. Bei Papillon ist das anders. Er überlegt sich,wie er sich diesen Haufen Gold unter den Nagel reißen kann. Schwarz angestrichen, scheint es ihm ein leichtes Unterfangen zu sein, den Wächter des Depots mit etwas Chloroform zu betäuben und dann die Barren zu stehlen.

Doch Papillon gibt der Versuchung, hier ein Ding zu drehen, nach. Er weiß, dass er dadurch seine ehemaligen Kumpel wieder in die Justiz zurück bringt, da sie dort als Hauptverdächtige gelten würden.

Ein alter Mann singt dieses Lied:

Déjà les vieux requins sont la -

ils ont senti le corps de l'homme -

l'un craque un bras comme une pomme

et l'autre le tronc et trallala -

c'est aux plus vif aux plus adroit -

adieu bagnard, vive le droit

Frei übersetzt bedeutet es ungefähr Folgendes:

Die Haie sind da, sie spüren, dass die Leiche eines Sträflings ins Wasser geworfen wird. Der eine Hai frisst den Arm, der andere den Körper. Alles geschwind und ohne Faxen, auf Wiedersehen Sträfling, was willst du denn, das ist unser Recht (so ist unsere Rechtsprechung, also unser Gesetz)!

Diese Geschichte beruht darauf, dass es - wie die Sträflinge behaupten - jedes Mal, wenn die Glocke der Kapelle läutet, einen Toten zu bestatten gilt, und die Haie dies als Einladung zum Mahl eines toten Sträflings wahrnehmen, wie weit sie zu diesem Zeitpunkt auch von den Inseln entfernt seien.

Das vorher beschriebene Lied hört Papillon einen alten Mann singen. Somit ist bekannt, wo er es gehört hat: im Bagno von Französisch Guayana. Der Alte ist ein ehemaliger Profiwürfler aus Paris, aus dem Quartier Belleville. Er schlägt Papillon vor, mit ihm in den Busch zu gehen, und nicht nach Caracas. Er sagt ihm, dass er ein Falschspieler sei, und dass er mit seinem Spiel die Diamantensucher um deren Steine bringt.

Papillon überlegt nicht lange: Ihn reizt das Abenteuer, und so zieht er mit dem alten Jojo in den Busch. Sie machen dort viele gefährliche Spiele und bringen sich oft in Lebensgefahr. Eines Nachts wird Jojo erschossen. Wie sich bald herausstellt bleibt auch Papillon praktisch nichts, er hat sein Leben umsonst riskiert und geht zurück nach El Callao zu Karl dem Großen. Dort will er aber auch nicht lange bleiben und verabschiedet sich von seinen Freunden.

Also macht er sich auf einem Lastwagen zusammen mit Piccolino (das ist sein gelähmter Freund) auf in die Großstadt, nach Caracas. Alle warnen ihn von den dortigen Gefahren, doch Charrière lässt sich nicht aufhalten. Er versorgt Piccolino in einem Spital und lernt schon bald, wie könnte es anders sein, einen weiteren ehemaligen Großen der französischen Verbrecherszene kennen.

Auch dieser hat Großes im Sinn. Er nimmt ihn mit auf eine mehrtägige Autoreise in einen anderen südamerikanischen Staat. Dort treffen sie in einem vorher angemieteten Haus weitere Franzosen der ehemaligen Szene. Der Anführer, genannt Paolo der Boxer, gibt nun den Sinn des Aufenthaltes in diesem Haus bekannt: Genau gegenüber befindet sich eine Bank. Der Plan ist nun, einen Tunnel zu graben und die Tresorräume der Bank zu leeren.

Nach wochenlangem Graben und kurz vor dem Ziel angelangt, wird der Tunnel durch einen schweren Lastwagen eingedrückt und von der Polizei entdeckt. Es gelingt den Franzosen jedoch in letzter Minute, sich außer Landes zu bringen.

Wieder in Caracas und um Ideen nie verlegen, zieht Papillon nun mit einem ehemaligen französischen Luftwaffenpiloten einen fliegenden Verkaufsdienst auf. Verkauft werden Textilien, die sie auf Pump erstehen. Ihre Kundinnen sind Prostituierte. Lange geht auch das nicht gut, doch Papillons Freundeskreis ist groß.

Wieder einmal trifft er jemanden, der ihm ähnlich wie beim Tunnel unter der Bank, den tollen Vorschlag macht, in kürzester Zeit zu viel Geld zu kommen.

In einem weiteren südamerikanischen Staat brechen sie zu dritt in eine Pfandleihanstalt (Versatzamt) ein und lassen dort einiges an Schmuck und Wertgegenständen mitgehen. Dummerweise werden sie verpfiffen und man bringt sie, da sie nicht gestehen wollen, in eine Fleischfabrik, wo ganze Ochsen geschlachtet und eingefroren werden. Man droht, sie ebenso wie die Ochsen einzufrieren, wenn sie die Tat im Versatzamt nicht gestehen wollen. Sie halten dicht und die Polizisten machen ernst. So wird einer seiner beiden Kumpel dort bei lebendigem Leib eingefroren. Papillon und sein anderer Kumpan werden jedoch freigelassen.

Papillon hat seine Beute am Fuß eines großen Baumes vergraben. Er verlässt das Land ohne sie. Sein Plan ist es, viel später zurückzukommen um seinen Anteil auszugraben. Das tut er dann auch, muss aber feststellen, dass dort, wo der Baum stand, eine Brücke errichtet wurde, und dass sein Geld weg ist. Er ist also genau so pleite wie zuvor.

Sein Weg führt ihn wiederum zurück nach Caracas, wo er dieses Mal sogar an einem politischen Attentat teilnimmt. Auch hier entgeht er nur um Haaresbreite der Verhaftung und wird schließlich in Frauenkleidern aus der Stadt gebracht.

Da Caracas für ihn für längere Zeit zu gefährlich ist, zieht es ihn dieses Mal nach Maracaibo. Dort arbeitet er erst als Koch für eine amerikanische Ölgesellschaft, später begleitet er die Geologen in Indianergebiete und macht so einige Expeditionen mit.

Nachdem er so viel Geld verdient hat, verlässt er das Camp und sucht sich eine Bleibe in Maracaibo. Dort findet er das Hotel Vera Cruz und darin ist sie, Rita, seine künftige Frau. Er verliebt sich in sie, gibt die Arbeit bei den Geologen auf und führt mit Rita das Hotel. Sie haben viel Erfolg und können das Hotel kaufen.

Bald wird ihnen aber die Plackerei zu viel. Sie verkaufen das Hotel und suchen sich im Busch eine neue Aufgabe. Dies misslingt und so kehren sie nach Maracaibo zurück, wo sie eine Langustenzucht aufbauen. Auch dies gelingt ihnen sehr gut. Doch bald nimmt sich Charrière einen Amerikaner als Partner und der verschwindet mit dem ganzen Geld.

Also ist Charrière mal wieder pleite und es geht zurück nach Caracas. Mit Hilfe eines Obersten der venezolanischen Volksgarde (Papillon lernte ihn im Bagno von el-Dorado kennen) schafft er es eine Bar zu eröffnen, die gut läuft. So kauft er weitere Bars hinzu und später sogar das Grand Café, das größte Restaurant von Caracas. Rita beschließt nach Frankreich zu fahren, und dort den Vater von Charrière zu suchen. Alles was sie Papillon mitteilen kann, ist, dass sein Vater gestorben ist.

Ein Erdbeben lässt die Geschäfte aber merklich schlechter gehen, und so überlegt sich Papillon, wie er seinen und den Ruhestand von Rita sichern könnte.

Er gilt als guter Erzähler und hat nicht wenig erlebt. Also kauft er sich ein Tonbandgerät und spricht dort seine Abenteuer hinein. Doch diese Bänder sind mehr als schlecht, und so gibt er das Projekt Papillon wieder auf.

Eines Abends sitzt er in seiner Bar und hat plötzlich ein ganzes Schreibheft mit Abenteuern des Papillon vollgeschrieben. Zwei Monate später hat er das ganze Buch zusammen und lässt es mit Schreibmaschine abtippen. Ein kleiner Teil des Manuskripts schickt er nach Frankreich und schon bald beginnt sein größtes Abenteuer: Papillon wird geboren.

Nun beschreibt Charrière wie sein Bestseller zustande kam, den Erfolg den er dadurch erleben konnte und schließlich auch seine Rückkehr nach Frankreich, nach Paris. Dort sucht er bald den Ort auf, wo der Mord an Roland le Petit (der auch als Roland le Grand beschrieben wird) geschehen ist. Es folgt nun seine Darstellung der Dinge, wobei er alle Schuld abstreitet. Gut möglich, dass nicht Charrière geschossen hat, er aber beim Mord zumindest dabei war und somit wusste, wer der Täter war.

Für Charrière hingegen ist eines klar: Der frühe Tod seiner Mutter rechtfertigt es für ihn, außerhalb der Gesellschaft zu leben und das Leben eines Verbrechers zu führen, der ja selber zugibt, mehrere Morde begangen zu haben (den ersten schon als Schüler, als er einen Kommilitonen mit einem Zirkel getötet hat).

Dem äußerst faszinierenden Buch "Papillon" hat "Banco" in Sachen Sprache und Spannung nichts entgegenzusetzen. Für jeden wahren Papillon-Fan ist dieses Buch trotzdem ein Muss.

Literatur

  • Henri Charriere: Banco. Die weiteren Abenteuer des Papillon. Bertelsmann Verlag, München 1989, ISBN 978-3-5700-2691-5.

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