Theorie der adaptiven Erwartungen

Theorie der adaptiven Erwartungen

Die Theorie der adaptiven Erwartungen ist ein Teil der Makroökonomie. Sie beschreibt, wie Erwartungen über wirtschaftliche Variablen gebildet werden, und steht im Gegensatz zur Theorie der rationalen Erwartungen.

Adaptive Erwartungen werden auf Basis von beobachteten Werten aus der Vergangenheit gebildet. Zum Beispiel: Wenn die Inflation im letzten Jahr höher war als erwartet, werden die Erwartungen über die Inflation für dieses Jahr dementsprechend nach oben korrigiert, also adaptiert.

Angenommen, \pi^e_{-1} ist die erwartete Inflationsrate für dieses Jahr und π − 1 ist die tatsächlich eingetretene heutige Inflationsrate, dann ist die erwartete Inflationsrate für das nächste Jahr:


\pi^e = \pi^e_{-1} + \lambda (\pi_{-1} - \pi^e_{-1})


wobei λ eine Zahl zwischen 0 und 1 ist. Die heutige Erwartung über die Inflation im nächsten Jahr entspricht also der Erwartung über die Inflation in diesem Jahr plus einer Fehlerkorrektur. Der Term, der die Fehlerkorrektur ausdrückt, ist die Differenz zwischen der tatsächlichen und der erwarteten heutigen Inflationsrate.

Die Theorie der adaptiven Erwartungen kann auf beliebig viele vergangene Perioden ausgedehnt werden.


\pi^e = (1 - \lambda) \sum_{j = 0}^{\infty} (\lambda^j \pi_j)


wobei πj die tatsächliche Inflationsrate j Jahre zuvor ausdrückt. Die gegenwärtige erwartete Inflation entspricht demnach dem gewichteten arithmetischen Mittelwert der Inflationsraten aller vorangegangenen Jahre.

Im AS-AD-Modell sind die adaptiven Erwartungen des Preisniveaus p und nicht die der Inflationsrate π relevant (im Gegensatz zum DAD-SAS-Modell).

Jemand, der adaptive Erwartungen bildet, kennt weder den Verlauf der Angebots- noch der Nachfragefunktion und begeht daher in seiner Erwartungsbildung ständig einen systematischen Fehler. Kritiker der Theorie der adaptiven Erwartungen, insbesondere John Muth, haben daher ein Gegenmodell der Erwartungsbildung entworfen (siehe: Rationale Erwartung).


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