- Orgasmus
-
Der Orgasmus (nach altgr. ὀργασμός orgasmós ‚heftige Erregung‘, zu ὀργάω orgáō ‚strotzen, glühen, heftig verlangen‘), fachsprachlich auch Klimax (nach altgr. κλῖμαξ klîmax ‚Treppe, Leiter, Steigerung‘) ist der Höhepunkt des sexuellen Lusterlebens, der üblicherweise beim Geschlechtsverkehr oder der Masturbation eintreten kann.
Kurz vor dem Orgasmus steigert sich die Durchblutung der Geschlechtsorgane bis zum Maximum, während des Höhepunkts kommt es im Genitalbereich zu rhythmischen unwillkürlichen Muskelkontraktionen, in denen sich die sexuelle Spannung entlädt. Anschließend erfolgt meist eine Entspannung des Genitalbereichs, oft auch des gesamten Körpers. Bei der Frau kann die Phase des Orgasmus von einer Ejakulation begleitet sein, beim Mann kommt es in der Regel während des Orgasmus zur Ejakulation. Neben den körperlichen Reaktionen äußert sich der Orgasmus in einem oftmals als angenehm empfundenen individuellen Erlebnis des Rausches und der Überwältigung. Die Intensität und Erlebnistiefe kann sich von Mal zu Mal und von Mensch zu Mensch unterscheiden, sie lässt sich durch mentale oder körperliche Stimuli beeinflussen. In zahlreichen Ratgebern finden sich Methoden, die dazu geeignet sein sollen, die Erlebnistiefe oder die Orgasmushäufigkeit zu steigern.
Hintergründe und anthropologische Theorien
Den Orgasmus kann man im physiologischen Sinn als einen zentralnervösen Vorgang beschreiben und somit von anderen Sexualfunktionen – etwa der Ejakulation, der Befruchtung oder dem Eisprung – deutlich abgrenzen. Gut vergleichen lassen sich die Vorgänge im Gehirn während des sexuellen Höhepunktes mit einem „neuronalen Feuerwerk“. Diese neuronale Aktivität hat ihren Ursprung im Limbischen System, beteiligt sind vor allem bestimmte Regionen des Hypothalamus und die Amygdala.
An der sexuellen Erregungssteigerung und der Auslösung des Orgasmus sind unterschiedliche Botenstoffe beteiligt, deren Zusammenspiel im einzelnen noch wenig erforscht ist: die Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin und verschiedene Hormone, besonders Androgene, endogene Opioide, aber auch andere.
Es kann bei diesen Vorgängen manchmal zu einer Art Übersprungsreaktion zwischen benachbarten Hirnarealen kommen. Dadurch lassen sich vermeintlich paradoxe sexuelle Reaktionen erklären, die etwa bei Schmerz- oder Angsterlebnissen auftreten können (vergl. Kapitel Orgasmen und orgasmusähnliche Erlebnisse außerhalb sexueller Handlungen).
Während der Luststeigerung bis zum Höhepunkt ist das Schmerzempfinden ebenso wie die Aktivität des Großhirns als wertende Instanz deutlich herabgesetzt. Es werden daher oftmals Reize als stimulierend empfunden, die im nicht-erregten Zustand als unangenehm empfunden und abgelehnt würden. Letzteres könnte erklären, wieso Praktiken des BDSM lustvoll empfunden werden.
Entwicklungsgeschichtlicher Hintergrund
Evolutionsbiologen erforschen die stammesgeschichtlichen Ursachen des Handelns. Sie gehen davon aus, dass Erlebnis- und Verhaltensweisen stets eine genetisch prägende Vorgeschichte haben, so auch die menschliche Sexualität. Evolutionäre Neuerwerbungen führen sie oftmals darauf zurück, dass durch sie die Überlebensfähigkeit und die Vermehrungsrate einer Art erhöht wird.
Aus diesem Betrachtungswinkel ist es eine sinnvolle Einrichtung, wenn sexuelle Interaktionen möglichst gern und häufig wiederholt werden. Im Laufe der Evolution sei es daher durch Selektion genetisch zu entsprechenden biologischen und neurologischen Veränderungen gekommen, aus denen die Orgasmusfähigkeit resultiere. Sexuelle Ausdrucksformen, die nicht der Vermehrung dienen, etwa die Homosexualität, werden in diesem Zusammenhang als ein „Nebenprodukt“ der im Hinblick auf die Arterhaltung selektiv bevorteilten Vorgänge betrachtet.
Siehe auch Proximate und ultimate Ursachen von Verhalten; Evolutionäre Emotionsforschung
Tiere
Es gilt als erwiesen, dass bei vielen Säugetieren ein Reflex während der Begattung den Eisprung auslöst, so vor allem bei Raubtieren, Nagetieren und Hasenartigen. Wissenschaftlich bisher nicht nachgewiesen ist hingegen, ob bei Tieren ein Orgasmus stattfinden kann. Es gibt jedoch Hinweise, die auf ein mögliches Orgasmuserleben bestimmter Tiere hindeuten.
Bekannt ist die Reaktion der Hauskatzen und der Falbkatzen, die bei einer sexuellen Stimulation oft lautstark schreien. Das Schreien ist jedoch nicht zwangsläufig ein Anzeichen eines Orgasmus, es könnte auch Schmerz ausdrücken, der durch den bedornten und mit Widerhaken besetzten Penis des Katers verursacht sein könnte. Auch bei einigen anderen Wirbeltierarten begleiten Laute den Paarungsakt. Besonders eindrucksvoll sind die Laute der Breitrandschildkröte und des Igels, die zuweilen an menschliche Schreie oder menschliches Stöhnen erinnern.
Neben Lautäußerungen wurden bei verschiedenen Tierarten weitere Vorgänge beobachtet, die auf einen Orgasmus hinweisen könnten, wie rhythmische Zuckungen des Körpers, kurzfristige Erstarrung der Mimik, nachfolgende Entspannung – so auch bei den nächsten Verwandten des Menschen, die Vertreter der Gattung Schimpansen. Insbesondere gilt dies für die Art der Bonobos, deren Raffinesse beim Liebesspiel in mancher Hinsicht mit der des Menschen vergleichbar ist. (siehe hier Bonobos: Sexuelle Interaktion). Auch bei weniger menschenähnlichen Wirbeltieren wurde Entsprechendes beobachtet, etwa bei bestimmten Vogelarten (siehe Büffelweber: Sexualität)
Neurologisch betrachtet ist das Orgasmuserleben bei bestimmten Tierarten nicht auszuschließen: Das Sexualzentrum mit dem „orgastischen Reflex“ befindet sich in den phylogenetisch älteren Teilen des Zentralnervensystems (vergl. Limbisches System, Hypothalamus, Amygdala), es ist beim Menschen wie bei sämtlichen Wirbeltierarten in ähnlicher Form vorhanden. Kommen weitere physiologische Voraussetzungen hinzu (z. B. Genitalien, die mit empfindungsreichen Nerven ausgestattet sind), ist ein Orgasmuserleben bei der entsprechenden Tierart denkbar.
Siehe auch Sexualpraktik: Sexuelle Praktiken bei Säugetieren
Frühmenschliches Paarungsverhalten
Nach Ansicht mancher Forscher lassen biologische Vorgänge beim Orgasmus Rückschlüsse auf das Sexualverhalten der Frühmenschen zu. So gibt es über die für einen Teil der Frauen erlebbaren Mehrfachorgasmen (auch bezeichnet als „multiple Orgasmen“) anthropologische Erklärungsversuche, die von der Annahme ausgehen, dass sich frühmenschliche Weibchen üblicherweise von mehreren Männchen in rascher Folge begatten ließen und lediglich die Männchen mit dem fruchtbarsten Sperma eine Befruchtung bewirken konnten.
Forschungsergebnisse aus dem Jahre 1995 von Robin Baker und Mark Bellis, Evolutionsbiologen an der Universität Manchester, scheinen diese Annahme zu stützen: Es wurde beobachtet und dokumentiert, wie sich die Samenfäden verschiedener Männer gegenseitig vernichteten. Die Spermien des Mannes wie auch verschiedener Säugetiere sind biologisch nicht alle für eine Verschmelzung mit der Eizelle ausgerüstet. Tatsächlich hat diese Ausrüstung nur ein relativ geringer Anteil der gesamten Spermienmenge des männlichen Ejakulats. Ein Teil der nicht befruchtungsfähigen Spermien soll imstande sein, durch bestimmte an der Oberfläche befindliche Substanzen fremde Spermien abzutöten, andere wiederum sollen sich durch ihre Dicke und ihre besondere Form als mechanische Barriere eignen, die als langsamere Nachhut etwaigen nachfolgenden Fremdspermien den Weg zur Eizelle erschwert (vergl. Artikel Spermienkonkurrenz). Das Forscherteam geht aufgrund seiner Beobachtungen und Analysen davon aus, dass es sich hierbei um spezifische Mechanismen zur Abwehr von Konkurrenten handelt.
Kritiker stellen diese These in Frage: Die vermeintliche Abwehrreaktion sei vermutlich eher eine irrtümlich eingeleitete Befruchtungsreaktion. Sie sind der Ansicht, dass die gegenseitige Zerstörung der Spermien vielmehr ein Hinweis darauf sein könnte, dass allein das Aufeinandertreffen mit einem fremden Gameten (hier des fremden Spermiums) ausreicht, um jeweils beim einzelnen Spermium die Befruchtungsreaktion auszulösen. Zudem spreche der äußere Aufbau der Spermien gegen einen speziell zur Abwehr von Konkurrenten angelegten Mechanismus, da er sich beim Menschen und den unterschiedlichsten spermienproduzierenden Tierarten einheitlich gestalte, sowohl bei den polygamen wie bei den vorrangig monogamen Arten.
Laut Elisabeth Lloyd (2005) bzw. Donald Symons (1979) ist der Orgasmus der Frau keine Evolutionäre Anpassung, sondern ein evolutionäres Nebenprodukt, ähnlich der männlichen Brustwarze. Dafür spreche laut Lloyd die Tatsache, dass keine Korrelation zwischen weiblichen Orgasmen und Fertilität oder Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs besteht. Keinesfalls empirisch gesichert sei die populäre „Upsuck-Hypothese“, die der Kontraktionen des weiblichen Orgasmus eine fruchtbarkeitssteigernde Wirkung zuschreiben. Auch die Aufrechterhaltung anderer Theorien sei durch empirische Erkenntnisse nicht gerechtfertigt. Umfragen zeigen, dass nur 25% der Frauen beim Geschlechtsverkehr normalerweise einen Orgasmus haben, und auch diese Frauen hierzu häufig klitorale Stimulation benötigen. Zudem haben etwa ein Drittel der Frauen selten oder nie einen Orgasmus. Diese Tatsachen ließen erhebliche Zweifel an adaptiven Theorien zu.
Eine 2011 veröffentlichte umfassende Literaturrecherche konnte die Hypothese, dass der weibliche Orgasmus den Spermientransport fördere, nicht bestätigen.[1]
Einer Zwillingsstudie (2005) zufolge liegt die Heritabilität der weiblichen Orgasmusfähigkeit bei 34 % bei Geschlechtsverkehr und 45 % bei Masturbation.[2]
Partnerschaftliche Bindung
Gemeinsame angenehme intime Erlebnisse begünstigen eine partnerschaftliche Bindung, weil sie zur Wiederholung einladen und weil sie Vertrauen und Empathie voraussetzen wie verstärken. Die mannigfaltigen Möglichkeiten, mit denen Menschen einen Orgasmus erreichen können, und die damit verbundenen Erlebnismöglichkeiten, fordern eine wichtige typisch menschliche Eigenschaft heraus: die Kreativität. Sie ermöglicht dem Menschen die Erweiterung seiner Grenzen und fordert vielfältige und intensivierte Erlebnismöglichkeiten heraus. Aus Sicht der Evolutionsbiologie ist der Orgasmus daher ein wichtiges Selektionsinstrument, durch das die Kreativität als eine empathische Leistung schon früh mit der Partnerbindung belohnt wurde.
Die Partnerbindung ihrerseits begünstigt durch die umstandslosere Möglichkeit zum wiederholten Geschlechtsverkehr die Fortpflanzung und stellte zudem eine geeignete Basis dar, um den Nachwuchs optimal zu versorgen, zu schützen und zu erziehen.
In diesem Zusammenhang betrachten Anthropologen auch die durchschnittlich längere Vorlaufzeit des Orgasmus der Frau als ein wichtiges Selektionsinstrument für die Partnerwahl: Indem sich der Partner um die sexuelle Befriedigung der Frau bemühe, zeige er wertvolle Eigenschaften wie Empathie, Leistungsbereitschaft und Geduld, die von wesentlicher Bedeutung für eine Bindung und zur gemeinsamen Aufzucht von Kindern seien.
Andererseits ermöglicht die Kreativität beim Erlangen von sexuellen Höhepunkten die Loslösung vom bloßen Akt der Vermehrung und eröffnet andere, nicht ursächlich der Fortpflanzung dienende Sexualpraktiken und alternative Formen der Partnerschaft, etwa gleichgeschlechtliche Beziehungen oder die so genannte offene Beziehung.
Geschlechtliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Männer wie Frauen haben individuelle Vorlieben hinsichtlich sexueller Stimulationen und können auf verschiedene Weisen Orgasmen erleben. Laut Angaben einiger Wissenschaftler besteht ein Zusammenhang zwischen weiblicher wie männlicher Orgasmusfähigkeit, auch der männlichen Potenz und einer gut trainierten Beckenbodenmuskulatur, insbesondere des PC-Muskels.
Studien zeigen, dass sich bei beiden Geschlechtern nach dem Orgasmus eine erhöhte Anzahl von Immunglobulinen in Blut und Speichel nachweisen lässt (möglicherweise um Fremdkeimen von einem etwaigen Partner zu begegnen), zudem führe er durch die Ausschüttung des Hormons Oxytocin zu einem tieferen Nachtschlaf und allgemein zu einer vermehrten Entspannung, was die Regeneration des Körpers erhöhe und dem Altern entgegenwirke. Deutliche Unterschiede zeigten sich jedoch hinsichtlich der Wirkung auf die körperliche Kondition: Während sich der Orgasmus bei der Frau durch eine erhöhte Testosteronausschüttung positiv auf die Fitness auswirke, drossele er beim Mann hingegen den Spiegel dieses Leistungshormons, was zu einem kurzfristigen Abfall der sportlichen Leistungsfähigkeit führe.
Der Orgasmus des Mannes
Allgemeines
Der Orgasmus des geschlechtsreifen Mannes oder Jugendlichen geht einher mit neurophysiologisch vom Sexualzentrum im Zwischenhirn ausgelösten, rhythmischen Muskelkontraktionen der Genitalgänge und der zugehörigen Organe wie Samenleiter, Samenblase und der Prostata, weiterhin der Urethra, der Muskeln des Beckenbodens, damit auch denen an der Peniswurzel, und schließlich der Kontraktionen des Penis selbst.[3] Dabei wird gewöhnlich direkt und unmittelbar eine Ejakulation ausgelöst, wobei das Sperma in die Harnröhre gelangt und durch die Öffnung in der Eichel nach außen geschleudert wird. Das in diesem Ejakulat befindliche Sperma setzt sich aus unterschiedlichen Sekreten (Seminalplasma) zusammen, die größtenteils von den so genannten akzessorischen Geschlechtsdrüsen abgegeben werden. Der spermienhaltige Sekretanteil, den Hoden und Nebenhoden beisteuern, beträgt lediglich 3–5 % (die Menge der Spermien beträgt davon noch einen weitaus geringeren Anteil). Anstatt mit einer Ejakulation kann der Höhepunkt bei manchen Männern mit der so genannten Injakulation verbunden sein, die sich als sexuelle Kunstform bereits in den altchinesischen Schriften des Taoismus findet und in unserer Zeit als Methode zum Erreichen männlicher multipler Orgasmen propagiert wird. Vor der Pubertät und der in ihrem Verlauf verbundenen Erreichung der Geschlechtsreife erleben die Mehrzahl der Jungen den so genannten trockenen Orgasmus, einen Orgasmus zwar mit rhythmischen Muskelkontraktionen der Genitalgänge, aber ohne tatsächlicher Ejakulation im Sinne von Ausscheidung eines Ergusses ohne Samen.
Wurde nach Masters und Johnson der männliche Orgasmus noch mit der Ejakulation gleichgesetzt, so gilt heute als erwiesen, dass es sich hierbei um zwei unterschiedliche neurophysiologische Vorgänge handelt, die zwar meistens, jedoch nicht immer parallel ablaufen. Ebenso sagen die Ejakulationsstärke und die Spermamenge nichts über den Orgasmus aus, entgegen der noch immer weit verbreiteten Ansicht, Männer würden durch die Ejakulation höchsten sexuellen Genuss und Befriedigung erlangen. In diesem Kontext wird die Orgasmusfähigkeit des Mannes vielfach unterschätzt und an den falschen Bedingungen gemessen.
Im Unterschied zu vielen Frauen können die meisten Männer beim Vaginalverkehr ohne explizite zusätzliche Stimulationen einen Orgasmus erleben. Männer brauchen oftmals eine längere Erholungsphase als Frauen, um die sexuelle Spannung für einen weiteren Orgasmus aufzubauen, während manche Frauen zu multiplen Orgasmen fähig sind. Durch ein gezieltes Training des PC-Muskels im Beckenbodenbereich sollen laut Anweisungen in unterschiedlichen Ratgebern auch Männer die Fähigkeit steigern oder erlangen können, mehrere Höhepunkte in kurzen Abständen hintereinander zu erleben. Die zunächst kurzen Erholungspausen würden dabei von Höhepunkt zu Höhepunkt immer länger, was beim multiplen Orgasmus der Frauen nicht zutreffen muss. Bei einem wiederholten Samenerguss verringert sich die Menge des Ejakulats (des Spermas), da die akzessorischen Geschlechtsdrüsen nur eine stetig verringerte Menge Sekret nachliefern können, auch die Hoden brauchen eine gewisse Zeit, um erneut Spermien und den dazugehörigen Sekretanteil zu produzieren. Für diese Vorgänge wird normalerweise eine gewisse Erholungsphase benötigt, die so genannte Refraktärphase.
Manche Männer können durch eine (rektale) Stimulation der Prostata einen Orgasmus erleben, der sich in der Art des Erlebens von einem Orgasmus, der durch die Reizung des Penis hervorgerufen wird, unterscheidet. Besonders unter Homosexuellen sind dahingehende Stimulationen sehr verbreitet, vgl. Analsex.
Gesundheitliche Auswirkungen
Eine regelmäßige sexuelle Befriedigung mit Ejakulation erscheint aus medizinischer Sicht für die Vorbeugung gewisser Prostatabeschwerden sinnvoll. Die Ejakulation von befruchtungsfähigem Sperma ist keine Voraussetzung für den Orgasmus, was bei einer Sterilisation von Belang ist. Die Spermien sind ein ausschließlich unter Laborbedingungen messbarer und subjektiv nicht feststellbarer Mengenanteil des Ejakulats, der individuell und je nach Situation erheblich schwanken kann.
Eine walisische Studie legte einen sehr positiven Effekt von möglichst häufigen Orgasmen beim Mann für Herz-Kreislauf-Krankheiten nahe. Bei den sexuell aktivsten Männern war die Sterbequote ungefähr halb so groß wie bei anderen Männern, die seltener einen Orgasmus erlebt hatten. Am deutlichsten zeigte sich das beim Herzinfarkt, weniger ausgeprägt auch bei allen anderen krankheitsbedingten Todesfällen.
Einer gemeinsamen Laborstudie von Schweizer und US-Forschern zufolge wird beim Orgasmus durch Geschlechtsverkehr die vierfache Menge des Hormons Prolactin ausgeschüttet als beim Orgasmus durch Masturbation. Höhere Mengen dieses Hormons besitzen eine muskellähmende Wirkung, die für die häufige postkoitale Müdigkeit nach dem Orgasmus bzw. der Ejakulation verantwortlich ist. Die männlichen Testpersonen hatten sich zunächst erotische Filme angeschaut und danach den Orgasmus herbeigeführt. Die Forscher sehen in dem auch für sie überraschenden Befund eine physiologische Bestätigung dafür, dass der Orgasmus mit einem Partner häufig als befriedigender erlebt wird als ein selbst herbeigeführter.
Der Orgasmus der Frau
Der Orgasmus der Frau geht mit einer Anzahl rhythmischer Muskelkontraktionen einher. Außerdem werden die Hormone Oxytocin und Prolaktin innersekretorisch ausgeschüttet.
Da die Scheidenwand fast keine Nerven aufweist, kommen viele Frauen nur dann zum Orgasmus, wenn bestimmte erogene Regionen stimuliert werden, etwa die Klitoris, bestimmte Regionen im Scheideninneren (vergl. G-Punkt), der A-Punkt oder andere. Die Existenz von G- und A-Punkt als klar definierte Zentren ist wissenschaftlich nicht gesichert.
In vielen allgemeinen und in einigen älteren wissenschaftlichen Publikationen wird unterschieden zwischen einem „klitoralen“ und einem „vaginalen Orgasmus“, wobei letzterer oftmals als erfüllender oder gar als höhere Stufe propagiert wird. Einige Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass in Wahrheit jeder weibliche Orgasmus von der Klitoris, dem bei der Frau nervenreichsten Zentrum sexueller Erregung, ausgeht: Nach neueren Erkenntnissen ist die Klitoris ein weitaus größeres Organ als allgemein angenommen und publiziert, tatsächlich beträgt ihre Länge zirka elf Zentimeter und ihre Nervenenden reichen bis in die Vagina und in die Schenkel hinein. Die allgemein als Klitoris erachtete außen sichtbare Klitorisspitze ist also lediglich ein Teil des Organs. Somit könne der Orgasmus durch vielfältigere Weise als bisher angenommen klitoral ausgelöst werden, etwa auch durch eine vaginale Stimulation. Die oft anzutreffende Unterscheidung in klitorale und vaginale Orgasmen beruht ihrer Ansicht nach auf der gängigen Fehleinschätzung über die Größe der Klitoris.
Tendenziell nimmt die Orgasmusfähigkeit von Frauen mit zunehmendem Alter und zunehmender sexueller Erfahrung zu. Frauen lernen oft erst mit der Zeit, durch welche Stimulationen sie am besten zum Orgasmus kommen, und gewinnen mit dem Heranwachsen und mit zunehmender Erfahrung mehr und mehr Selbstbewusstsein, was hilft, die eigenen sexuellen Wünsche zu vertreten. Mit zunehmender Erfahrung können feine Abstufungen in den Stimulationsmöglichkeiten und im Empfinden erprobt werden, was das sexuelle Erlebnispotential erweitern kann.
Über die eigene Einflussnahme hinaus unterliegt die Empfindungsfähigkeit und die Lokalisierung der Empfindungen individuellen und lebenszyklischen Schwankungen, die hormonell wie anatomisch bedingt sind. So berichten manche Frauen nach der ersten (Vaginal-)Geburt von einer Zunahme des sexuellen Genusses und intensiveren Empfindungen im Bereich der vorderen Scheidenwand, der Umgebung des G-Punkts. Einigen Angaben zufolge kann mit zunehmender Erfahrung und durch eine gezielte Reizung auch die weibliche Vorsteherdrüse (Prostata feminina oder Gräfenberg-Zone, kurz G-Punkt) aus dem umliegenden Vaginal-Gewebe stärker hervortreten, was bei der vaginalen Stimulation das sexuelle Lustempfinden steigern und leichter einen Orgasmus bescheren könne.
Vor dem und vor allem während des Orgasmus werden in der Vagina Sexualsekrete abgesondert, die beim Liebesakt die Gleitwirkung verstärken und durch ihre Eigenschaften die Befruchtung fördern können. Wenn etwa das Sperma zu dickflüssig oder dessen Menge zu klein ist, sind die bei sexueller Erregung gebildeten Vaginalsekrete ab einer gewissen Menge imstande, die verminderte Mobilität der Spermien zu verbessern. Zudem beeinflussen sie das Basen-Säuren-Verhältnis in der Vagina: Die Vaginalflora hat normalerweise einen sauren pH-Wert, während Spermien eine leicht alkalische Umgebung brauchen. Die weiblichen Sexualsekrete können für eine kurze Zeit den pH-Wert in der Vagina erhöhen – und damit wahrscheinlich die Überlebensfähigkeit der Spermien.
Bei einigen Frauen kommt es während des Orgasmus zu einer Ejakulation, der weiblichen Ejakulation. Dabei wird stoßweise ein klares Sekret aus der Paraurethraldrüse abgesondert.
Bewusste Steuerung des Orgasmus
Steigerung der Erlebnistiefe
Wie häufig und durch welche Stimulationen ein Mensch Orgasmen erleben kann, sagt wenig über seine sexuelle Genussfähigkeit aus. Sie hängt vielmehr von der Tiefe seiner Hingabe, seiner Fähigkeit zur Überwindung der Selbstkontrolle und seinem Selbstwertgefühl ab. Die Bezeichnung Liebesspiel kommt von Spiel als Tätigkeit zum Selbstzweck aus purem Genuss. Diese Einstellung beinhaltet oft eine größere sexuelle Erfüllung als die leistungsorientierte Orgasmusjagd (vergl. Kapitel: Der vorgetäuschte Orgasmus).
Die Intensität des weiblichen Orgasmus lässt sich laut unterschiedlichen Erfahrungsberichten mit der „Raffinesse“ des Liebesspiels steigern, etwa durch kurzfristige Intensitätsänderungen der Berührungen, mehrfache Stimulationen wie gleichzeitige Berührungen von Klitoris und Brüsten, Mund oder Analregion sowie einer spielerischen „Inszenierung“, etwa durch das Einnehmen einer aktiven, passiven oder imaginären Rolle oder durch Verbinden der Augen. Darauf zu warten oder sich unter Druck zu setzen wird hingegen als hinderlich beschrieben.
Die meisten Männer lernen mit zunehmender Erfahrung, wie sie ihren Orgasmus und die Ejakulation durch Selbstbeherrschung und -disziplin besser kontrollieren können. Hierbei entwickeln sie vor allem die Fähigkeit, den Orgasmus willentlich hinauszuzögern, was häufig den sexuellen Genuss erhöht und zu einem intensiveren Höhepunkt führt. Ebenso kann die Partnerin oder der Partner durch einen Intensitätswechsel der Stimulationen den Zeitpunkt des männlichen Orgasmus mit steuern. Etwa 25% der Männer erlernen diese Orgasmuskontrolle nicht – man spricht von einem vorzeitigen Orgasmus, der sich durch spezielle verhaltenstherapeutische Verfahren behandeln lässt.
Eine Verfeinerung des Liebesspiels stellt das bewusste Hinauszögern des Orgasmus durch wiederholtes Unterbrechen der Stimulation bei fortgeschrittener Erregung dar. Diese Erkenntnis begründet die Sexualtechniken des hinduistischen Tantras, wobei sich der Orgasmus hier nicht in einer explosiven Entladung der sexuellen Energie äußert, sondern mit bestimmten Atemtechniken in andere Erlebnisformen transformiert wird, die sich in einem ganzkörperlichen Talorgasmus und lang anhaltenden Zustand hoher Ekstase äußern.
Auch Teile der heute im Westen populären altindischen Schriften des Kamasutras zeugen bereits von einer frühen Auseinandersetzung mit Techniken, die eine Steigerung des sexuellen Genusses erzielen sollen, überdies setzen sie einen bemerkenswerten Kontrapunkt zum heute in Indien verbreiteten eher prüden Umgang mit der Sexualität.
In Hinduismus und Buddhismus steht jedoch nicht die Verstärkung des sexuellen Lusterlebnisses im Mittelpunkt, sie ist lediglich ein Nebenprodukt der spirituellen Handlung. Die sexuellen Techniken des Tantras bezwecken nach traditioneller hinduistischer Auffassung vielmehr, eine Nähe zu den Göttern, insbesondere der Doppelgottheit Shiva/Shakti herzustellen und durch das orgastische Erleben einer Auflösung der Ich-Grenzen selbst zu dieser zu werden, bzw. nach der Auffassung des tantrischen Buddhismus die Erfahrung der Einheit von Glückseligkeit und Leerheit. Nach Auffassung einzelner Tantriker handelt es sich bei dieser Erfahrung um ein besonderes Samadhi, das durch andere Meditationsmethoden nicht oder nur wesentlich schwieriger erreichbar ist. Die Bereitschaft zur Selbstaufgabe begünstigt hierbei vermutlich die Erlebnistiefe – und umgekehrt.
Manche fernöstliche Vorstellungen betrachten den Orgasmus als „Bad des Körpers in Qi“ (Qi lässt sich in etwa mit „Lebensenergie“ übersetzen). Diese Auffassung wird in moderner Form von Mantak Chia vertreten.
Beabsichtigte Orgasmuslosigkeit
Hier wird einem der Partner bewusst die sexuelle Befriedigung verwehrt, beispielsweise mit einem Peniskäfig oder durch das „Verbot“ der Masturbation. Die bewusste Verweigerung des Orgasmus stellt eine beliebte SM-Spielart dar.
Siehe auch: Tease and DenialKörperliche Einschränkungen
Klassifikation nach ICD-10 F52.3 Orgasmusstörung N48.8 Sonstige näher bezeichnete Krankheiten des Penis N50.8 Sonstige näher bezeichnete Krankheiten der männlichen Genitalorgane N51.8* Sonstige Krankheiten der männlichen Genitalorgane bei anderenorts klassifizierten Krankheiten N89.8 Sonstige näher bezeichnete nichtentzündliche Krankheiten der Vagina N90.8 Sonstige näher bezeichnete nichtentzündliche Krankheiten der Vulva und des Perineums N94.8 Sonstige näher bezeichnete Zustände im Zusammenhang mit den weiblichen Genitalorganen und dem Menstruationszyklus N99.8 Sonstige Krankheiten des Urogenitalsystems nach medizinischen Maßnahmen ICD-10 online (WHO-Version 2011) Orgasmusstörungen − Anorgasmie und Hyporgasmie
Als Anorgasmie, manchmal auch als „Orgasmushemmung“, wird eine Orgasmusstörung bei Frauen wie Männern bezeichnet, die durch ein oftmaliges oder andauerndes Fehlen eines sexuellen Höhepunktes bei ungestörter Erregungsphase definiert ist.
Bei der Hyporgasmie ist der Orgasmus soweit verzögert, dass es als störend empfunden wird. Eine Hyporgasmie kann das Erreichen eines Orgasmus so schwierig machen, dass sie einer Anorgasmie gleich kommt.
Hyp- bzw. Anorgasmie tritt laut empirischen Studien bei Frauen häufiger als bei Männern auf: Nur etwa ein Drittel der befragten sexuell aktiven Frauen berichtet von regelmäßigen Orgasmen. Fünf bis zehn Prozent geben an, noch niemals einen Orgasmus gehabt zu haben.
Bei Männern muss eine Anorgasmie oder Hyporgasmie von einer Ejakulationsstörung bzw. einer erektilen Dysfunktion abgegrenzt werden, da der Orgasmus nicht immer abhängig ist von einer Erektion oder der Ejakulation.
Nebenwirkungen von Arzneimitteln
Hyp- und Anorgasmie treten auch regelmäßig durch die Einnahme von modernen Antidepressiva der Typen SSRI, NRI, SNRI etc. auf. Einzige Ausnahme bildet bisher das Antidepressivum Bupropion. Dieser Nebenwirkung wird von Ärzten meist zu wenig Aufmerksamkeit während der Behandlung bzw. der Befragung des Patienten gewidmet. Dabei tritt zum schamhaften Verschweigen der Patienten die „‚souveräne Vernachlässigung‘“[4] des Themas durch den Arzt hinzu. Obwohl die entsprechenden Antidepressiva in Einzelfällen sogar hilfreich sind, um Männern zu helfen, die unter zu frühzeitigen Orgasmen leiden, sind Hyp- und Anorgasmie in der Regel sehr belastende Nebenwirkungen. Oftmals ist für depressive Patienten das Sexualleben einer der wenigen Bereiche, in denen sie noch glückliche Momente erleben können. Insbesondere Patienten innerhalb von Beziehungen können durch Störungen des Sexuallebens eine beträchtliche Verschlechterung ihres depressiven Zustandes und ihrer allgemeinen Lebenssituation erfahren. Sowohl Ärzte als auch die Literatur gehen jedoch häufig noch von der falschen Annahme aus, gerade bei Depressionen sei das Sexualleben der Patienten ohnehin nicht mehr in nennenswertem Umfange erhalten.[4][5]
Körperliche Ursachen
Neueste Studien zeigen, dass eine Orgasmuslosigkeit bei Männern und Frauen oftmals sehr ähnliche Ursachen hat. Sie reichen etwa von psychischen Faktoren (vergl. Sexualangst) über krankheits-, unfall- oder operationsbedingte Schädigungen der Nerven oder der Kapillargefäße (Risikofaktoren können hier bestimmte Erkrankungen, etwa Diabetes, Multiple Sklerose, sein) bis hin zu Durchblutungsstörungen, etwa bedingt durch eine arterielle Hypertonie (Bluthochdruck), Arteriosklerose oder Rauchen.
Neueste Diagnoseverfahren und -Geräte ermöglichen mittlerweile auch bei den Patientinnen eine präzisere Erforschung und Eingrenzung der körperlichen Ursachen. So erzeugt ein Stab, der in die Vagina eingeführt wird, der Genito-Sensory-Analyzer, unterschiedliche Temperatur- und Vibrationsreize, deren Wahrnehmung die Patientin per Knopfdruck anzeigt, wodurch Rückschlüsse auf eine etwaige Nervenschädigung ermöglicht werden. Andere Geräte messen Feuchtigkeit oder Durchblutungsintensität der Genitalien.
Während es bei der ärztlichen Behandlung von Männern mit Orgasmusproblemen üblich ist, sowohl psychische als auch physische Faktoren zu berücksichtigen, richtet sich die Ursachenforschung und Behandlung von Frauen, die unter ähnlichen Schwierigkeiten leiden, nach wie vor vorwiegend auf den psychischen Bereich. Selbst in den zahlreichen Fällen, in denen durch diese Handhabe keine Besserung eintritt, wird häufig nicht umfassender nachgeforscht, die Betroffenen finden keine adäquate Hilfe. In Wirklichkeit ist die Fachwelt häufig ratlos, da die Anatomie und die Funktionen der weiblichen Geschlechtsorgane noch immer nicht hinreichend erforscht sind. Das zeigt sich etwa darin, dass bei Operationen häufig unnötig Nerven oder Blutgefäße verletzt werden, die, wie sich oft zu spät zeigt, für das weibliche Lusterleben von Bedeutung sind. Erst im Jahr 1998 sorgte eine neue Entdeckung der Urologin Helen O’Conell in der Fachwelt für Furore: die Klitoris liegt zum größten Teil unter Gewebe verborgen und ist mehr als doppelt so groß wie bisher angenommen wurde, vergl. Kapitel Neuere Forschungsergebnisse. Aufgrund der Forschungs- und Behandlungsdefizite wurde – ebenfalls gegen Ende der 1990er Jahre – die International Society for the Study of Women’s Sexual Health gegründet, eine Organisation, die sich eingehend der Erforschung der körperlichen Ursachen der sexuellen Dysfunktion bei Frauen widmet.[6]
Ein weiteres Problem ist eine zu stark ausgeprägte oder zu enge Klitorisvorhaut, die eine direkte Stimulation der darunter liegenden Klitoris beeinträchtigt. Als Folge kann es für die Frau schwerer bis unmöglich sein, beim Geschlechtsverkehr zum Orgasmus zu kommen. Durch einen minimalen chirurgischen Eingriff lässt sich das Problem in der Regel beheben.[7] [8]
Querschnittlähmung
Menschen mit Querschnittlähmung haben in der Regel ab dem geschädigten Rückenmarksabschnitt wenig oder keine körperlichen Empfindungen. Es sind aber Personen bekannt, die die Fähigkeit besitzen einen Orgasmus zu erleben, obwohl alle vier Extremitäten gelähmt sind (Tetraplegiker). Gleiches gilt für andere Paraplegiker (Querschnittgelähmte) mit einer Rückenmarkschädigung oberhalb des sechsten Brustwirbels (TH 6). Betreffende Männer können überdies die Fähigkeit zu einer normalen Erektion und auch Ejakulation haben. Bei einer inkompletten Querschnittlähmung ist es möglich, dass die körperliche Empfindung unbeeinträchtigt ist.
Manche Gelähmte benutzen ein Reizgerät, den so genannten Brindley-Stimulator. Dieses Gerät besteht aus zwei Teilen, ein Kontakt wird unter die Haut implantiert und mittels im Körper verlegter Elektroden mit dem abgeschnittenen Teil des Rückenmarks verbunden, der für die Kontrolle der Unterleibsfunktionen zuständig ist. Das Hauptgerät kann individuell eingestellt werden und wird bei Bedarf von außen an den Kontakt gehalten. Die Stimulation äußert sich in einer starken Vibration des gesamten Unterleibes, die in der Regel Blase und Darm stimulieren soll, um die Entleerung zu fördern, aber auch als sexueller Stimulus genutzt wird, um Erektionen oder anderweitige sexuelle Reaktionen hervorzurufen. Der ausgelöste Orgasmus ist nicht mit gewöhnlichen genitalen Orgasmen zu vergleichen, ist aber laut Aussage der von Querschnittlähmung Betroffenen nicht weniger befriedigend.
In einer Studie, welche von R. Richter, dem leitenden Urologen am Zentrum für Rückenmarkverletzte in Halle[9], in einem Brief an die Arbeitsgemeinschaft Spina Bifida und Hydrocephalus e. V. (ASbH e. V.[10]) veröffentlicht worden ist, wird von querschnittgelähmten Frauen berichtet, die trotz totaler primärer Gefühllosigkeit imstande waren, Penetration wahrzunehmen. Ob dies durch eine Reizweiterleitung durch die Stimulation der Gebärmutter oder auf anderem Wege geschieht, ist nicht geklärt.
Barry R. Komisaruk, Neurowissenschaftler an der Rutgers University in New Jersey, untersuchte Fälle, in denen Frauen ohne genitale Reize einen Orgasmus erleben können. Unter anderem bezog er sich auf querschnittgelähmte Frauen, die durch die Stimulation von Nacken, Schultern oder Rücken mittels eines Vibrators einen Orgasmus erleben konnten. Das Besondere an einem solchen Orgasmus sei die Aussparung des Rückenmarks, das ansonsten für die entsprechende Reizweiterleitung an das Gehirn sorge. Stattdessen laufe die Übermittlung hier über den Vagus. Aus den Forschungsergebnissen könnten sich nach seiner Ansicht neue Wege erschließen in der Behandlung von sexuellen Empfindungsstörungen sowie anderen Störungen in der viszeralen Körperempfindung bei Personen mit Rückenmarksverletzungen.
Betrachtungswandel in der westlichen Welt
Altertum
Bei den männlichen Griechen war die Erlangung eines Orgasmus oberstes Ziel aller sexueller Betätigungen. Dabei war es egal, ob dies mit einer Frau, einem Mann oder durch Masturbation geschah. Bei den Römern war es für eine brave Ehefrau unangemessen, beim Geschlechtsakt angenehme Gefühle, gar einen Orgasmus, zu bekommen. Hilfen durch den Mann wie durch Cunnilingus waren im allgemeinen verpönt, Männer, die den Cunnilingus ausführten, galten gar als impotent. Dennoch sind bereits aus der griechischen und der römischen Geschichte wie aus den frühen Epochen vieler anderer Kulturen (etwa Ägyptens, Indiens, Chinas) spezielle meist phallusartig geformte Gegenstände bekannt, die Frauen zur Erlangung sexueller Befriedigung dienten, wobei der älteste Fund (bei Pakistan) bis ins 4. Jahrtausend vor Christus zurückreicht. Somit hat sich die teilweise festzustellende negative Einstellung zum weiblichen Orgasmus in keiner Epoche völlig durchgesetzt. In manchen Kulturen diente sogar die Erreichung orgastischer Zustände bei Frauen heiligen oder rituellen Zwecken, etwa beim Fest der Isis, einer angesehenen Göttin in der ägyptischen Mythologie.
Mittelalter bis Neuzeit
Im Laufe der Geschichte tabuisierten oftmals religiös motivierte Moralvorstellungen die Sexualität und besonders den weiblichen Orgasmus. Allgemein wurde das Empfinden sexueller Lust von Kirche und Staat lange problematisiert, es wurde nicht etwa als etwas „Natur“- oder „Gottgegebenes“ betrachtet, sondern galt als verwerflich und wurde mitunter als „Teufelswerk“ diffamiert. Noch heute sind prüde oder diskriminierende Ansichten über die menschliche Sexualität und ihre Ausdrucksformen partiell verbreitet.
Nachforschungen zeigen, dass ab dem 15. Jahrhundert die manuelle Auslösung des weiblichen Orgasmus, der damals als „hysterische Krise“ verkannt wurde (von griechisch hystera: Gebärmutter), zum ärztlichen Behandlungsrepertoire gehörte und rege Anwendung bei den in Europa weit verbreiteten „hysterischen Leiden“ fand, zu denen etwa nervöse Kopfschmerzen und „allgemeine Unleidlichkeit“ gehörten (siehe auch Kapitel Rollenklischees). Im 19. Jahrhundert starb diese Behandlungsmethode nach und nach aus, weil spezielle Geräte für die häusliche Selbstbehandlung aufkamen: Vorläufermodelle der Vibratoren, die heute in zahlreichen Varianten als Sexspielzeug dienen.
Im Widerspruch dazu belegen andere Quellen, dass der weibliche Orgasmus in der medizinischen Fachliteratur des 19. Jahrhunderts häufige Erwähnung fand und damals irrtümlich als eine Voraussetzung zur Befruchtung galt.
20. Jahrhundert
Veränderte Moralansprüche, die Erfahrungen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, der schwindende Einfluss der Kirchen und bessere wissenschaftliche Untersuchungs- und Forschungsmethoden ermöglichten es, die Sexualität, ihre Ausdrucksformen und ihre Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele enttabuisiert und rational analysieren und untersuchen zu können und somit zunehmend „Licht in das Dunkel des Orgasmus“ zu bringen:
Sigmund Freud
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Sexualität und damit der Orgasmus aufgrund der bahnbrechenden Arbeiten von Sigmund Freud zur Psychoanalyse als Gegenstände wissenschaftlicher Forschung anerkannt. Freud bezeichnete die sexuelle Triebenergie als „Libido“. Er lehrte, grob gesagt: Aus der Verdrängung der Libido resultieren die seelischen Krankheiten, aus der Sublimierung der Libido erwachsen die kulturellen Leistungen des Menschen. Der Orgasmus spielt in der Theorie der Psychoanalyse allerdings keine besondere Rolle (außer in der Theorie des unorthodoxen Psychoanalytikers Wilhelm Reich).
Wilhelm Reich
Seit Mitte der 1920er bis in die 1940er Jahre hinein beschäftigte sich insbesondere der Freud-Schüler Wilhelm Reich mit der Orgasmusfähigkeit. Er schrieb 1927 die erste Monographie zum Thema: Die Funktion des Orgasmus. Darin schlug er aufgrund therapeutischer Erfahrungen und empirischer Erhebungen vor, die „orgastische Potenz“ als entscheidendes Kriterium für psychische Gesundheit heranzuziehen. Neurotische Störungen beruhen ihm zufolge stets auf einer mehr oder minder ausgeprägten „orgastischen Impotenz“. Sei ein Mensch dauerhaft außerstande, einen „vollständigen Orgasmus“ zu erleben, bewirke dies eine Stauung der Libido, die vielerlei Störungen hervorrufe. In der Wiederherstellung der „orgastischen Potenz“ sah Reich daher das Therapieziel der psychoanalytischen Behandlung. Die orgastische Potenz zeigte sich bei dieser „psychosomatischen“ Therapie darin, dass der Patient fähig wurde, den „Orgasmusreflex“ zuzulassen. Zur Erreichung dieses Ziels entwickelte Reich die psychoanalytische Technik weiter: erst zur Widerstandsanalyse, dann zur Charakteranalyse, schließlich zu der den Körper einbeziehenden Vegetotherapie. Aus Reichs Vegetotherapie, die in den 1930er Jahren entstand, wurden seit den 1950er Jahren, oft durch Kombination mit von Reich entschieden abgelehnten Yogapraktiken,[11] zahlreiche Varianten entwickelt. Ein Beispiel dafür ist das Neotantra, das Margot Anand, eine Schülerin des Bhagwan Shree Rajneesh (Osho), entwickelte. Ein direkter Schüler Reichs indes, der Arzt Alexander Lowen, modifizierte Reichs Vegetotherapie ohne Anleihen bei exotischen Lehren und nannte seine Methode Bioenergetische Analyse. Keine dieser sich mehr oder weniger auf Reichs Lehren berufenden Therapieschulen hat jedoch die Wiederherstellung der „orgastischen Potenz“ im Sinne Reichs als Therapieziel beibehalten.
Kinsey-Report
In den Jahren 1948 bis 1953 veröffentlichte der Zoologe und Sexualforscher Alfred Charles Kinsey die „Kinsey-Reports“. Darin hat er, anonymisiert – in statistische Tabellen und textliche Zusammenfassungen und Interpretationen zu seinen Interview-Fragen über die Sexualpraktiken und -meinungen – die Antworten der US-Amerikaner ausgewertet.
Masters/Johnson-Report
In den 1960er Jahren untersuchten Masters und Johnson den menschlichen Orgasmus aus wissenschaftlicher Sicht und prägten den Begriff des sexuellen Reaktionszyklus. Zu Studienzwecken führten Versuchspersonen ihren Koitus und die Stimulation bis zum Orgasmus unter Laborbedingungen durch. Dadurch wurden allerdings primär die sexuellen Reaktionen von Menschen erfasst, die ein außergewöhnlich hohes sexuelles Interesse und eine besonders niedrige moralische Hemmschwelle hatten. Es entstand eine durchschnittliche Reaktionskurve, die nach heutigen Untersuchungsstandards eher für „sexuelle Hochleistungssportler“ als für die Durchschnittsbevölkerung repräsentativ war. Masters und Johnson gingen vom ständigen Vorhandensein eines sexuellen Triebes aus, der lediglich einer effektiven Stimulation bedürfe, um einen Orgasmus zu produzieren. Diese Ansicht wird heute nicht mehr geteilt. Spätere Sexualwissenschaftler warfen dem Forscherteam vor, die Sexualität auf das Erreichen des Orgasmus reduziert zu haben.
Hite-Report
Ende der 1970er und in den 1980er Jahren publizierte Shere Hite drei Hite-Reports, vielzitierte Bestseller, die Auswertungen von Umfragen über das Sexualverhalten von Frauen und Männern beinhalteten. Auch danach lieferte Shere Hite wertvolle Forschungsergebnisse und Denkansätze zur menschlichen Sexualität und zum „Mysterium Orgasmus“.
Neuere Forschungsergebnisse
- Einer 2004 veröffentlichten Studie des Berliner Universitätskrankenhauses Charité zufolge, in der 575 Frauen im Alter zwischen 17 und 71 via Fragebogen befragt wurden, unterschied nur ein Bruchteil der Befragten einen „vaginalen Orgasmus“ von einem „klitoralen“. Die Betreffenden beschrieben den Unterschied lediglich in der Art der Stimulation, stellten aber bezüglich des Erlebens keinen oder nur einen sehr geringen Unterschied fest: Den vereinzelten Angaben zufolge sei der „klitorale Orgasmus“ minimal intensiver. (Siehe auch Kapitel Der Orgasmus der Frau.)
- In New Scientist vom 11. Juni 2005 wurde eine Studie an insgesamt knapp 1400 eineiigen und zweieiigen weiblichen Zwillingspaaren vorgestellt. Die Frauen im Alter von 19 bis 83 Jahren wurden u. a. befragt, ob und wie häufig sie beim Masturbieren und beim Geschlechtsverkehr einen Orgasmus erlebten. Nur 14 Prozent der Befragten gaben an, beim Geschlechtsverkehr immer, 16 Prozent, dabei nie zum Höhepunkt zu gelangen und 32 Prozent erlebten beim Koitus nicht häufiger als jedes vierte Mal einen Orgasmus. Beim Masturbieren erreichten der Studie zufolge 34 Prozent der befragten Frauen immer einen Orgasmus, 14 Prozent nie. Es wurden auffällige Parallelen in den Angaben der ein- und zweieiigen Zwillingspaare festgestellt, die eine Korrelation zwischen dem sexuellem Erleben einschließlich der Orgasmusfähigkeit und dem Grad der verwandtschaftlichen Nähe zeigten. Nach Meinung der Forscher um Tim Spector (St. Thomas’ Hospital, London) sei das ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Erbanlagen einen erheblichen Einfluss auf die Orgasmusfähigkeit von Frauen hätten.
Gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung
Der Orgasmus wurde und wird in vielen Gesellschaften mit Tabus belegt, gleichzeitig war er zu allen Zeiten Gegenstand der Auseinandersetzung und der Faszination. Die Bandbreite führt von metaphorischen Umschreibungen und künstlerischen Darstellungen über gesellschaftliche sowie spirituelle Auseinandersetzungen bis hin zu geschlechtsspezifischen Konsequenzen.
Kunst und Literatur
Der Gipfel der sexuellen Lust forderte quer durch alle Kulturen und Epochen die Fantasie der Menschen heraus.
Darstellungen des sexuellen Höhepunktes finden in den unterschiedlichsten Ausdrucksformen statt. Manchmal wird er symbolisch verschleiert, dann wieder möglichst explizit dargestellt. Das Interesse der Künstler reicht vom Erfassen des biologischen Vorgangs über das innere Erleben, dessen Lüste oder Schmerzen, bis hin zu voyeuristischen Darstellungen und technischen Anleitungen.
In der heutigen Zeit ist der Markt und sind diverse Medien überschwemmt mit pornografischen Darstellungen in Worten und weit mehr noch in Bildern, die den Leser oder Betrachter allerdings oft nur oberflächlich berühren. Seltener finden sich literarische oder bildnerische Darstellungen, deren Erlebnisqualität über ein nahezu immer gleiches Schema hinaus geht. Meist wird stattdessen versucht, durch die Darstellung immer neuer sexueller Superlativen und Sensationen das Interesse zu gewinnen. Der Moment der Ekstase in seinem Zauber und seiner Einzigartigkeit wird nur selten thematisiert. Dabei können erotische Darstellungen und Beschreibungen und selbst Pornografie weitaus mehr Würze und Lebendigkeit beinhalten wie auch Subtiles zum Wirken bringen.
Auszüge aus Roman und Dichtung
- Tief durchbebe das Weib im innersten Marke die Wollust, Und es erfreue den Mann gleiches Entzücken mit ihr. (Der römische Dichter Ovid in Ars amatoria, entstanden um das Jahr 1 v. Chr.)
- Beim Orgasmus beschleunigt sich der Blutkreislauf […]. Die blutunterlaufenen Augen werden trüb […]. Die Atmung geht bei den einen keuchend und stoßweise, bei den anderen setzt sie aus […]. Die gestauten Nervenzentren übermitteln nur noch unklare Empfindungen und Willenimpulse […]. Die Gliedmaßen, von konvulsivischen Zuckungen und mitunter Krämpfen erfasst, bewegen sich nach allen Richtungen oder erschlaffen und werden hart wie Eisen; die aufeinander gepressten Kiefer lassen die Zähne knirschen, und manche Menschen erleben das erotische Delirium so stark, dass sie den Genossen ihrer Wollust vergessen und eine unvorsichtigerweise dargebotene Schulter bis aufs Blut beißen. (Aus dem Jahre 1855 von Felix Roubaud, zitiert nach Philippe Ariès und Georges Duby: Geschichte des privaten Lebens, Frankfurt 1989, Band 5, S. 310.)
- In seinem Roman Die Buddenbrooks (entstanden 1897 bis 1900) beschreibt Thomas Mann die Erlebnisse des Jungen Hanno beim Klavierspielen. Die Beschreibung der Verzückung in all ihrem Facettenreichtum assoziiert das Orgasmuserleben eines raffinierten Liebhabers, Auszug (Schlusspassage der Szene):
- […] Und es kam, es war nicht mehr aufzuhalten, die Krämpfe der Sehnsucht hätten nicht mehr verlängert werden können, es kam, gleichwie wenn ein Vorhang zerrisse, Tore aufsprängen, Dornenhecken sich erschlössen, Flammenmauern in sich zusammensänken. … Die Lösung, die Auflösung, die Erfüllung, die vollkommene Befriedigung brach herein, und mit entzücktem Aufjauchzen entwirrte sich alles zu einem Wohlklang, der in süßem und sehnsüchtigem Ritardando sogleich in einen anderen hinüber sank … es war das Motiv, das erste Motiv, was erklang! Und was nun begann, war ein Fest, ein Triumph, eine zügellose Orgie eben dieser Figur, die in allen Klangschattierungen prahlte, sich durch alle Oktaven ergoss, aufweinend im Tremolando verzitterte, sang, jubelte, schluchzte, angetan mit allem brausenden, klingenden, perlenden, schäumenden Prunk der orchestralen Ausstattung sieghaft daherkam …
- Es lag etwas Brutales und Stumpfsinniges und zugleich etwas asketisch Religiöses, etwas wie Glaube und Selbstaufgabe in dem fanatischen Kultus dieses Nichts, dieses Stücks Melodie, dieser kurzen, kindischen, harmonischen Erfindung von anderthalb Takten … etwas Lasterhaftes in der Maßlosigkeit und Unersättlichkeit, mit der sie genossen und ausgebeutet wurde, und etwas zynisch Verzweifeltes, etwas wie Wille zu Wonne und Untergang in der Gier, mit der die letzte Süßigkeit aus ihr gesogen wurde, bis zur Erschöpfung, bis zum Ekel und Überdruss, bis endlich, endlich in Ermattung nach allen Ausschweifungen ein langes, leises Arpeggio in Moll hineinrieselte, um einen Ton emporstieg, sich in Dur auflöste und mit einem wehmütigen Zögern erstarb.
- Die erotischen Gedichte der zeitgenössischen lateinamerikanischen Schriftstellerin Gioconda Belli kleiden sich in wollüstige üppige Bilder, die reichhaltige und treffsichere Assoziationen wecken. Klang und Schriftbild der Originalsprache (nicaraguanisches Spanisch) ist Teil der Wirkung ihrer Verse, aber auch in übersetzter Form lässt sich Vieles der Wirkung transportieren:
- Auszug aus dem Gedicht Liebe in zwei Tempi:
- Kastagnette Schelle Jubel
- meines Rosenhimmels aus Frauenfleisch
- mein Mann du einziger Talisman
- Zauber meiner wüstenhaften Blätter
- komm noch einmal ruf mich drück mich
- an deinen Hafen der heiseren Wellen
- Erfüll mich mit deiner weißen Zärtlichkeit
- erstille meine Schreie
- lass mich aufgelöst Frau sein.
- Die Vergleiche Orgasmus und Tod wie auch Liebesakt und Kampf sind wiederkehrende Themen in Kunst und Literatur, in unserer Zeit sind diese Parallelen sogar Gegenstand neurologischer Forschungen. In ihrem Gedicht „Gestern Nacht“ bedient sich Gioconda Belli ebenfalls dieser Bilder:
- Gestern Nacht erst
- warst Du wie ein nackter Kämpfer
- der über dunkle Felsen sprang.
- Ich auf meinem Beobachtungsposten
- in der Ebene
- sah dich eine Waffe schwingen
- und heftig in mich dringen.
- ich öffnete die Augen
- und noch immer warst du ein Schmied
- der den Funkenamboss schlug
- bis mein Geschlecht explodierte wie eine Granate
- und wir beide starben im Mondsplitterhagel
- (Gedichte zitiert aus Gioconda Belli: Zauber gegen die Kälte)
Weitere Ausdrucksformen
Das Erlebnis Orgasmus findet außer in der bildnerischen Kunst und der Literatur auch vielfältige Ausdrucksformen und Entsprechungen in der Musik und der darstellenden Kunst. Es können beim Publikum entsprechende Empfindungen und Assoziationen geweckt werden, etwa von erotischer Verzauberung, überschwänglicher Verführung oder ungezähmter Leidenschaft. Auch die Akteure selbst empfinden nicht selten Rauschzustände, die sich mitunter in sexueller Erregung bis hin zu orgasmusartigen Empfindungen äußern können.
Das Werk Bolero von Maurice Ravel weckt sehr deutliche Assoziationen zum sexuellen Höhepunkt. Das Aufwallen der Gefühle, das Mitgerissensein bis hin zum Ausbruch wird hier musikalisch erlebbar. Der Beginn leiser Erregung und ihre zunehmende Steigerung hat ihre Entsprechung in einer Steigerung der orchestralen Farbenpracht und Lautstärke. Eine Parodie auf diese Assoziation findet in Blake Edwards' Filmkomödie Zehn - Die Traumfrau statt, in dem eine Frau den Geschlechtsverkehr genau auf Ravels Bolero abgestimmt hat und bei jeder Unterbrechung die Schallplattennadel wieder auf eine bestimmte Position zurücksetzen muss, was zu einem für beider Partner unbefriedigenden Ende des Abends (und der Affäre) führt. Dieser Film steigerte seinerzeit die Verkaufszahlen für Aufnahmen von Ravels Bolero erheblich.
Gesellschaftliche und kulturelle Erwartungen
Der vorgetäuschte Orgasmus
Eine jahrhundertewährende Reglementierung und Unterdrückung der Sexualität hat sich in unserer Zeit der sexuellen Aufklärung geradezu ins Gegenteil entwickelt. Der Orgasmus wird häufig als höchstes Ziel des sexuellen Aktes betrachtet, das es unter allen Umständen zu erreichen gilt. Männer und Frauen fühlen sich daher häufig zum Orgasmus verpflichtet. Diese oft unbewusste und leistungsorientierte Haltung ist dem Erleben eines Orgasmus abträglich – es stört die natürliche Neugier, Kreativität und Freude, die das Wesen des Spiels ausmachen, das das Liebesspiel eigentlich ist. Die Angst vor dem „Versagen“ wird geschürt und genutzt durch die Vermarktung der Sexualität, etwa durch Ratgeber und Hilfsmittel, die sexuelle „Leistungsfähigkeit“ und Orgasmen der Superlative versprechen. Deshalb fühlen sich Frauen und Männer, die seltener oder noch nie einen Orgasmus erlebten, oft sexuell minderwertig und haben Angst davor, dahingehend „entlarvt“ zu werden.
Als Reaktion auf diesen Leistungsdruck haben viele Menschen beim Geschlechtsakt schon einmal oder mehrfach einen Orgasmus simuliert, manche tun es regelmäßig. Die einen spielen ihrem Partner aus Angst, möglicherweise als unvollkommen gelten zu können, einen Orgasmus vor, andere wollen das Selbstbewusstsein des Partners stärken und wiederum ihn nicht als „Versager“ dastehen lassen. Manche fühlen sich durch die leistungsbetonten Bemühungen des Partners unter Druck gesetzt und wollen mit der Täuschung eine Entspannung der anstrengenden Interaktion herbeiführen. Die Gründe sind mannigfaltig und können bis zur Furcht vor dem Verlassenwerden durch den möglicherweise enttäuschten Partner reichen. Der vorgetäuschte Orgasmus, auch „vorgespielter Orgasmus“ oder „Orgasmuslüge“ genannt, gehört deshalb in den Bereich der Notlüge.
Auch so genannte Stricher und Callboys, die sich auf homosexuellen Kontakt spezialisiert haben, können ihren Kunden einen Orgasmus vortäuschen. Bei weiblichen Prostituierten gehört das mehr oder weniger theatralische Vortäuschen eines Orgasmus zum Standardrepertoire.
Nach einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Frauenzeitschrift Marie Claire haben 20 Prozent der deutschen Frauen und 41 Prozent der deutschen Männer ihrem Partner noch nie einen Orgasmus vorgetäuscht. 54 Prozent der Interviewten fanden, dass Sex auch ohne Orgasmus befriedigend sein könne, jede zweite befragte Person meinte, dass der Orgasmus generell viel zu wichtig genommen werde. Für 28 Prozent der Frauen und 42 Prozent der Männer sei er das Schönste am Sex. In manchen Studien wird davon ausgegangen, dass unter Einberechnung der Dunkelziffer über 90 % aller Frauen einmal oder mehrmals einen Orgasmus vorgetäuscht haben.
Die Gründe der männlichen Orgasmuslüge sind oft ähnlich den weiblichen, weichen aber manchmal etwas ab. So wollen manche Männer nicht zeigen, wenn plötzlich der Wunsch nach Entspannung größer wird als der sexuelle Trieb. Durch das Orgasmus-Vortäuschen wird hier der Druck einer vermeintlichen Rechtfertigung gegenüber der Partnerin verhindert. Häufiger als bei Frauen ist für Männer die Befürchtung der Motor, der Partnerin nicht ausreichend das Gefühl geben zu können, dass sie begehrenswert ist, wenn der eigene Orgasmus ausbleibt.
Frauen hingegen täuschen manchmal einen Orgasmus vor, wenn sie den Partner zur Ejakulation animieren wollen – entweder um einen als anstrengend empfundenen Geschlechtsakt auf subtile Weise zum Abschluss zu bringen oder aber um durch die kurzfristige Zunahme der Reizung auch selbst in den Genuss eines echten Orgasmus zu kommen. Ein gelegentliches Vorspielen des Höhepunkts kann für ein Paar also in manchen Fällen bereichernd sein. Simuliert die Frau den Höhepunkt hingegen regelmäßig und erlebt nie einen echten Orgasmus, kann das zu einem großen Problem werden: Die Frau bringt ihre Bedürfnisse nicht zum Ausdruck und befindet sich in einem Teufelskreis.
Für den Partner ist es sehr schwierig, einen unechten Orgasmus zu erkennen, trotz einiger Hinweise auf einen echten Orgasmus, welche für die Frau schwierig zu kopieren sind: Muskelzuckungen im Vaginalbereich, harte Brustwarzen und manche Frauen bekommen während des Höhepunktes eine rötliche Farbe im Gesicht. Je besser sich ein Liebespaar kennt, desto schwieriger wird es für die Frau, einen vorgetäuschten Orgasmus unentdeckt zu lassen, sofern sie zwischendurch echte Orgasmen mit ihrem Partner erlebt hat und den Orgasmus nicht jedes Mal vortäuschte.
Die Tatsache, dass manche Männer kategorisch davon ausgehen, ihnen könne niemals eine Frau einen Orgasmus vortäuschen, wurde mitunter in Filmen thematisiert. In Rob Reiners Film „Harry und Sally“ demonstriert Sally (Meg Ryan) in einem Restaurant ihrem Freund Harry (Billy Crystal) das glaubhafte Vorspielen eines Orgasmus.
Rollenklischees
Die Enttäuschung, beim Sex mit dem Partner keinen Orgasmus zu erreichen, scheint laut Umfragen bei Frauen geringer zu sein als bei Männern – das legt die Vermutung nahe, dass Frauen stärker als Männer zwischen Orgasmus und sexueller Befriedigung unterscheiden. Zahlreiche Umfragen und Untersuchungen bestätigen, dass viele Frauen die häufigsten und intensivsten Orgasmen bei der Masturbation erleben, aber trotzdem angeben, mit dem Sexualleben in ihrer Partnerschaft zufrieden zu sein. Hierbei stützen sich die zugrunde liegenden Untersuchungen vorrangig auf die Aussagen von Heterosexuellen.
Möglicherweise sind die Gründe für die als selbstverständlich hingenommene Orgasmuslosigkeit der Frau in der veralteten Rollenverteilung der Geschlechter und in tradierten sexuellen Vorstellungen zu finden, die sich u. a. im Ausdruck Eheliche Pflicht widerspiegeln, der lange gebräuchlich war und sogar als Begründung für die ungleiche juristische Bewertung ehelicher und außerehelicher Vergewaltigungen diente. Lange sollten Frauen keinen Spaß an der körperlichen Liebe haben, stattdessen wurde von ihnen Fügsamkeit erwartet, was unterbewusst bis heute nachwirkt (vergl. Abschnitt weiter unten). Umfragen bei homosexuellen Frauen haben ergeben, dass sie häufiger Orgasmen erleben, und dass der Orgasmus selbstverständlicher zum Liebesspiel gehört, als bei Frauen mit heterosexuellen Partnern. Diese Ergebnisse unterstützen die These der fortbestehenden unbewussten Rollenkonformität.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Recht der Frau auf ihre eigene Sexualität von feministischen Bewegungen immer stärker vertreten und eingefordert. In den 1950er Jahren erfasste und erforschte der weltberühmte Zoologe und Sexualforscher Kinsey in seinem Buch Das geheime Leben der Frauen das Thema und machte es zum Gegenstand der öffentlichen Auseinandersetzung. Bis dahin war der weibliche Orgasmus ein Mythos, wenn nicht sogar ein Tabu. In den 1970er und 1980er Jahren machte die Sexualforscherin und Feministin Shere Hite mit den Hite-Reports Furore, in denen sie weibliche und männliche Stereotypen im sexuellen Rollenverhalten entlarvte. Mit ihren Veröffentlichungen gelang es ihr insbesondere, ein größeres allgemeines Interesse für die Sexualität der Frau und den weiblichen Orgasmus zu wecken und somit einen Beitrag zu größerem gesellschaftlichen Respekt vor der Frau zu leisten.
In vielen Kulturen wurde – und wird zum Teil noch heute – der weibliche Körper aufgrund seiner besonderen Funktionen als unheimlich betrachtet bis hin zu der Ansicht, er sei von Grunde auf pathogen, schwach oder minderwertig (vergl. Artikel Wahnsinn – körperliche Ursachen und Artikel Hysterie). Diese Betrachtungsweisen wurden etwa in vergangenen Zeiten der heutigen westlichen Industrienationen vertreten (vergl. Kapitel Geschichtliche Entwicklung – Mittelalter bis Neuzeit). Sie hatten mitunter grausame Konsequenzen: Teilweise wurde „hysterischen“ Frauen die Gebärmutter entfernt; bei manchen angeblich von Hysterie oder Masturbation betroffenen Frauen wurde eine operative Verstümmelung der Genitalien vorgenommen (vergl. Beschneidung weiblicher Genitalien – Unterdrückung der weiblichen Sexualität). Diese Tatsache und besonders, dass die Genitalverstümmelung als „medizinische Praxis“ in einigen Fällen auch im deutschsprachigen Raum Anwendung fand, ist allgemein wenig bekannt und wenig publiziert. M. Hulverscheidt (siehe Literaturliste) wies für den Zeitraum von ca. 1815 bis 1915 etwa 100 Fälle in medizinischen Publikationen nach, die tatsächliche Anzahl Betroffener könnte höher liegen.
Fernab unserer Breiten sind uns die Konsequenzen geläufiger, zu denen manche Betrachtungsweisen der weiblichen Körperfunktionen – insbesondere des weiblichen Orgasmus – und die damit verbundene Bewertung der Frau führen können:
Besonders in einigen Ländern Afrikas wird die sexuelle Lust der Frau, da sie einen Teil zur weiblichen Autonomie beiträgt, als eine Bedrohung für die in den betreffenden Kulturen patriarchisch strukturierte Gemeinschaft angesehen. Um die Frau dieses zentralen Bereichs der Selbstbestimmung zu berauben, wurde und werden dort vielerorts bereits junge Mädchen etwaiger sexueller Intentionen beraubt, indem systematisch ihre Genitalien verstümmelt werden. Weltweit kämpfen Menschenrechtsorganisationen gegen dieses Verbrechen (vergl. Artikel Beschneidung weiblicher Genitalien).
Orgasmen und orgasmusähnliche Erlebnisse außerhalb sexueller Handlungen
Hier sind die sowohl bei Männern wie Frauen gelegentlich auftretenden Orgasmen im Schlaf zu nennen, die vorwiegend während des Nachtschlafes auftreten können. Meist sind diese von sexuellen Träumen oder Empfindungen begleitet. Bei heranwachsenden männlichen Jugendlichen ab der Pubertät und erwachsenen Männern werden diese mit einer Ejakulation von Sperma verbundenen Ereignisse als Pollutionen bezeichnet. Auch weitere Situationen außerhalb sexueller Handlungen können einen Orgasmus auslösen. Laut Medienberichten aus den Jahren 2009 und 2010 sollen Fitnessübungen sowie Tanzbewegungen, die rhythmische Bewegungen der Rumpfmuskulatur beinhalten, bei Frauen zuweilen einen Orgasmus auslösen, ein Umstand, den Anbieter von Sportkursen und -geräten zu vermarkten wissen und der das Kunstwort „Coregasmus“ (engl. Core = Kern, hier: Körperzentrum) prägte.
Ein Orgasmus kann zudem in geistigen oder körperlichen Extremsituationen auftreten, verursacht etwa durch exzessives Beten oder Hungern, extreme körperliche Betätigung (vergl. Leistungssport), intensivstes Musikerleben (vergl. Trance), körperlichen Schmerz (auch außerhalb sexuell betonter BDSM-Praktiken), eine massive Angst- oder Bedrohungssituation oder durch Gewalterlebnisse bei Opfern oder Tätern.
Der Orgasmus könnte hierbei die Funktion haben, eine Überreizung des Nervensystems abzubauen und einer weiteren Überreizung durch den kurzfristigen „Ausstieg“ aus der überfordernden Situation vorzubeugen. Neurologisch könnte das Phänomen durch die unmittelbare Nachbarschaft entsprechender Hirnareale begründbar sein (vergl. Hintergründe und anthropologische Theorien). In der Folge solcher zunächst paradox erscheinenden Erlebnisse kann es zu einer Erotisierung der auslösenden Ereignisse kommen, was jedoch nicht zwangsläufig als angenehm erlebt wird und mitunter die Folge einer Traumatisierung sein kann. Aus Richard von Krafft-Ebings Psychopathia sexualis von 1912:
- „Wenn er des Nachts Pollutionen hat, so kommen sie fast stets in Verbindung mit ganz anderen Gedanken vor, als dies bei normalen Männern der Fall ist. Die betreffenden Träume des Patienten sind Rekapitulationen aus seiner Schulzeit. In dieser hatte nämlich Patient […] Samenerguss, wenn ihn eine grosse Aengstlichkeit überfiel. Wenn z. B. der Lehrer eine Extemporale diktierte und L. beim Uebersetzen nicht zu folgen vermochte, so trat öfter Ejakulation ein.“
Das Orgasmusgefühl ist eng verwandt mit anderen ekstatischen Zuständen, zu denen etwa verschiedenartige Rauschzustände sowie intensive Glückserlebnisse zählen, aber auch Amok oder Gewaltexzesse. Die ähnlichen Empfindungen könnten mit der Ausschüttung von Endorphinen zusammenhängen, die das neuroendokrine System des Zwischenhirns freisetzt.
Siehe auch: Trance, Erleuchtung, Entrückung
Parallelen zwischen Orgasmuserleben und Todesvorstellungen
Der Flug zum Himmel
Hieronymus Bosch
(um 1500)
Sinnenrausch
Franciszek Żmurko
(um 1890)Vorstellungen zu Tod oder Sterben und zum Orgasmus weisen Ähnlichkeiten auf. Nicht selten werden sie weltanschaulich oder künstlerisch miteinander in Zusammenhang gebracht. Die französische Umschreibung für den Orgasmus La petite mort, „der kleine Tod“, spiegelt die Assoziation Orgasmus und Tod sprachlich wider. Derartige Entsprechungen finden sich in philosophischen und religiösen Zusammenhängen, in der Malerei sowie in der Dichtkunst und in der Literatur, siehe auch Kapitel Auszüge aus Roman und Dichtung.
Nach Schriften des tibetischen Buddhismus durchläuft der Mensch im Orgasmus dieselben Bewusstseinsphasen wie während des Sterbens. Die im Tantra Yoga gelehrten Konzentrationstechniken basieren auf der Vorstellung von „acht Phasen der Auflösung“, die während des Orgasmus in kurzer Abfolge durchlaufen werden. Dabei geht es im Wesentlichen um die Übung, sich von dem euphorischen Erleben nicht überwältigen zu lassen, sondern bewusst zu bleiben und so das Orgasmuserleben teilweise zu steuern. Nach tantrischer Auffassung wird dadurch die Wahrscheinlichkeit erhöht, während des Sterbeprozesses ebenso bewusst bleiben zu können und sich der Befreiung vom stofflichen Körper einverständig hinzugeben. Im „Hevajra-Tantra“ wird der Orgasmus als mahâsukha (etwa: höchste Glückseligkeit) bezeichnet und mit der Erleuchtung und dem Eingang ins Nirvana identifiziert. Parallel dazu ist im tibetischen Buddhismus von mahâsukha-kâya, dem „Körper höchster Glückseligkeit“, die Rede, der noch bedeutender sei als dharmakâya, der „Körper der wahren Wirklichkeit“. Manche tibetischen und indischen Tantralehren gehen so weit, den Orgasmus als Möglichkeit zu außerkörperlichen Erfahrungen anzusehen.
Einige Forscher sehen in den neurobiologischen Vorgängen beim Orgasmus Parallelen zu Nahtod-Erlebnissen, dem Beinahe-Sterben, von dem viele Menschen ähnliche Erfahrungen berichteten, etwa sie seien auf der Schwelle zum Tod für einen kurzen Moment „aus ihrem Körper getreten“ und haben das als eindrucksvolle Glückserfahrung erlebt.
Siehe auch
Literatur
physiologische Grundlagen
- Klaus M. Beier, Hartmut A. G. Bosinski, Kurt Loewit; Klaus M. Beier (Hrsg.): Sexualmedizin. Ausgabe 2, Elsevier; Urban&Fischer, München/Jena 2005, ISBN 3-437-22850-1.
- Erwin-Josef Speckmann: Physiologie. Ausgabe 5, Elsevier; Urban&Fischer, München; Jena 2008, ISBN 978-3-437-41318-6.
- Robert F. Schmidt: Physiologie des Menschen: Mit Pathophysiologie, Ausgabe 30, Springer, Heidelberg 2007, ISBN 3-540-32908-0
- Jan Hartmann, Christian Hick, Friedrich Jockenhövel: Intensivkurs Physiologie, Ausgabe 5, Elsevier; Urban&Fischer, München; Jena 2006, ISBN 3-437-41892-0
- Michel Odent: Die Natur des Orgasmus. Über elementare Erfahrungen, aus dem Englischen übersetzt von Christof Trunk; C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60635-9
zum Kapitel „Hintergründe und anthropologische Theorien – Frühmenschliches Paarungsverhalten“
- Baker, Robin: Krieg der Spermien, Bastei Lübbe, 1999, ISBN 3-404-60465-2. (Populärwissenschaftliche Abhandlung)
- R.R. Baker, M.A. Bellis: Human Sperm Competition – Copulation, Masturbation and Infidelity, Springer Netherland, 1994, ISBN 0-412-45430-0. (Wissenschaftliches Basiswerk)
- Elisabeth Lloyd: The Case of the Female Orgasm: Bias in the Science of Evolution, Harvard University Press, 2005, ISBN 0-674-02246-7
zum Kapitel „Partnerschaftliche Bindung“
- Magazin Der Spiegel, Heft 41/10. Oktober 2005, Titel: Wozu Sex?
Neuere Untersuchungen zu einem großen Rätsel der Evolutionsbiologie; u. a. interessante Fakten zum Thema „sexuelle Stimulation als Selektionskriterium“.
zum Kapitel „Geschlechtliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede“:
- Margo Anand: Tantra oder Die Kunst der sexuellen Ekstase, Verlag Goldmann, ISBN 3-442-13847-7. (Zwar wird hier der Begriff Tantra auf den Bereich der Sexualität reduziert, jedoch regt das Werk an zu neuen Betrachtungsweisen der Themen Sex und Orgasmus und veranschaulicht allgemein verständlich die tantrischen Techniken.)
- Ashley Thirleby: Das Tantra der Liebe. Eine Einführung in die altindische Liebeskunst, Ullstein TB, 1982, ISBN 3-548-20221-7. (Enthält genaue Übungsanleitungen zur bewussten Steuerung des Orgasmus und ist wesentlich konkreter als die Bücher aus dem Osho-Umfeld.)
- Susan Crain Bakos: Sex-Geheimnisse für den ultimativen Lust-Trip, Verlag Goldmann, ISBN 3-442-16538-5. (Die Autorin hat weltweit recherchiert und trotz des reißerischen Titels und des expandierenden Schreibstils viel Wissenswertes zum Thema Sex, Sexualtechniken und zum Thema Orgasmus zusammengetragen.)
- Männersex, Broschüre der Deutschen Aidshilfe, 2002
- Sexualität im Form, Heinrich Heiden Verlag, 1998
zum Kapitel „Körperliche Einschränkungen – Orgasmuslosigkeit“:
- Magazin Der Spiegel. Heft 6/6. Februar 2006, Bericht: Schmerz und Glückseligkeit
Neuere Erkenntnisse zur Behandlung von Störungen des weiblichen Orgasmuserlebens.
zum Kapitel „Körperliche Einschränkungen – Querschnittslähmung“:
- Lothar Sandfort: Hautnah – Neue Wege der Sexualität behinderter Menschen, Ag Spak-Verlag, 2002, ISBN 3-930830-30-2
- Christiane Fürll-Riede, Ralph Hausmann, Wolfgang Schneider: Sexualität trotz(t) Handicap, Thieme, 2001, ISBN 3-13-118211-3
zum Kapitel „Geschichtliche Entwicklung – Mittelalter bis Neuzeit“:
- Rachel P. Maines: The Technology of Orgasm: Hysteria, the Vibrator, and Women's Sexual Satisfaction, Johns Hopkins University Press, ISBN 0-8018-5941-7.
- Michael Mason: The Making of Victorian Sexuality, S. 201 ff. Oxford University Press, Oxford und New York 1994, ISBN 0-19-812247-0.
zum Kapitel „Gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung – Rollenklischees“:
- Shere Hite, Philippe Barraud: Vom Stolz, eine Frau zu sein, 2003, Moderne Verlagsges. Mvg, ISBN 3-478-73092-9.
- Marion Hulverscheidt: Weibliche Genitalverstümmelung: Diskussion und Praxis in der Medizin während des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum, Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-935964-00-5
zum Kapitel „Kunst und Literatur“:
- Philippe Aries, Georges Duby: Geschichte des privaten Lebens - in fünf Bänden. Verlag S. Fischer, 1959, ISBN 3-10-033630-5
- Gioconda Belli: Zauber gegen die Kälte - Erotische Gedichte. Spanisch – Deutsch, Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal, 5. Auflage. 1992, ISBN 3-87294-474-6
Weblinks
Wiktionary: Orgasmus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWikiquote: Orgasmus – ZitateEinzelnachweise
- ↑ Roy J. Levin: Can the controversy about the putative role of the human female orgasm in sperm transport be settled with our current physiological knowledge of coitus? In: The Journal of Sexual Medicine. Nr.6, Januar 2011, doi:10.1111/j.1743-6109.2010.02162.x
- ↑ Kate M. Dunn, Lynn F. Cherkas, Tim D. Spector: Genetic influences on variation in female orgasmic function: a twin study. In: Biology Letters. Band 1 (2005), Nr. 3, S. 260-263.
- ↑ E. J. Haeberle: Die Sexualität des Menschen. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1983, S. 38.
- ↑ a b Kap. 17: Psychische Krankheit, Psychopharmaka und Sexualität. In: Asmus Finzen: Medikamentenbehandlung bei psychischen Störungen. 14. Auflage. Psychiatrie-Verlag, Bonn 2004, ISBN 3-88414-372-7.
- ↑ Kap. 24: Sexualität. In: Brigitte Woggon: Behandlung mit Psychopharmaka. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Verlag Hans Huber, Bern 1998/2005, ISBN 3-456-83538-8.
- ↑ International Society for the Study of Women's Sexual Health.
- ↑ Anatomy and Sexual Dysfunction. In: Scientific American.
- ↑ D. G. McLintock: Phimosis of the prepuce of the clitoris: indication for female circumcision. In: Journal of the Royal Society of Medicine. Band 78(3), 1985, S. 257–258. (abstract)
- ↑ www.qz-halle.de
- ↑ www.asbh.de
- ↑ Reich sah etwa Yoga-Atemübungen als Techniken zur Affektbeherrschung und somit als „das genaue Gegenteil“ zu seiner Technik an. Vgl. Wilhelm Reich: Die Funktion des Orgasmus. (1942). Kiepenheuer & Witsch, Köln 1969, S. 266, 308, auch 176, 191.
Dieser Artikel wurde am 3. Januar 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen. Kategorien:- Wikipedia:Lesenswert
- Physiologie der Fortpflanzung
Wikimedia Foundation.