Thuringisch-Obersachsische Dialektgruppe

Thuringisch-Obersachsische Dialektgruppe

Thüringisch-Obersächsisch ist eine Dialektgruppe des Mitteldeutschen, deren Dialekte ursprünglich nur Thüringisch genannt wurden und heute umgangssprachlich – aber sprachwissenschaftlich falsch – auch als Sächsisch bekannt sind. Thüringisch-Obersächsisch bzw. Thüringisch wird überwiegend in den Bundesländern Sachsen und Thüringen sowie im Südteil Sachsen-Anhalts gesprochen. Außerdem ist es im südöstlichen Niedersachsen (Harz, Landkreis Osterode) und im Nordosten Hessens (Eschwege, Wanfried) beheimatet. Der niederhessische Mischdialekt um Kassel weist viele typische Elemente des Thüringisch-Obersächsischen auf. Eine allgemein anerkannte und einheitliche verschriftlichte Varietät oder konzentrierte Bemühungen um eine solche existieren nicht.

Inhaltsverzeichnis

Besonderheiten

Es gibt im thüringisch-obersächsischen Sprachraum starke regionale Unterschiede, die auf die Ausgleichssprache (Kolonialdialekt) der im Mittelalter eingewanderten Franken (überwiegend Mainfranken), Thüringer, Flamen, Baiern und Sachsen zurückgehen, deren Ostkolonisation etwa um 1100 begann. Sprachformen des „Meißner Kanzleideutsch“ und reichlich mittelhochdeutsches Wortgut war die Schriftsprache von Martin Luther, die als wesentliche Grundlage der neuhochdeutschen Sprache gilt.

Gekennzeichnet ist das Thüringisch-Obersächsische durch eine Entrundung der Vokale, weitgehende Durchführung der binnendeutschen Konsonantenschwächung (Lenisierung der Konsonanten „p“, „t“ und „k“), zum Teil auch durch eine stark differenzierte Aussprache des G-Lautes (vor allem in den sachsen-anhaltischen und nordthüringischen Gebieten) und eine regional sehr unterschiedlich ausgeprägte melodische Betonung im Satz. Die zweite deutsche Lautverschiebung kam in diesem Raum in sehr voneinander abweichenden Positionen im Hinblick auf einzelne Elemente zum Stehen. Zudem wird auch in manchen Wörtern das b wie w bzw. f und v gesprochen wie z.B. das Wort aber (also „awer“). Basilekte werden kaum noch gesprochen. Die fließend erscheinenden Übergangsstufen zwischen Dialekt und Standarddeutschem, also Formen des Mesolektes, können sich auf bis zu fünf oder sieben belaufen.

Thüringisch-Obersächsische Dialekte

Das „Linguasphere Register“ (Ausgabe 1999/2000, Seite 431-432) führt zwölf thüringisch-obersächsische Dialekte auf:

Besonderheiten, Ausnahmen, Übergangsbereiche

Das sich im östlichen Kursachsen und in der Lausitz vermischende Meißenische und Ostmitteldeutsche nahmen auch die im Land verbliebenen Slawen an; lediglich in der Lausitz wird noch eine westslawische Sprache, das Sorbische, bis in unsere Zeit gesprochen. Andererseits wanderte slawisches Wortgut ins Deutsche (zum Beispiel Grenze), so dass auch das Sorbische seinen Anteil an der Ausbildung des Thüringisch-Obersächsischen hat.

Meißenisch (Obersächsisch) und Osterländisch (nicht Sächsisch, da Sächsisch (= Niedersächsisch) die Sprache der Niedersachsen ist) findet gelegentlich Anwendung im Kabarett sowie bei Comedians. Es wird eingesetzt, um Personen aus der ehemaligen DDR darzustellen oder um die nicht wenigen kulturell-mentalen, meist politisch-historisch bedingten Differenzen zwischen dem ehemaligen Preußen (Berlin und Brandenburg) und Kursachsen (mit den kulturellen Zentren Dresden, Leipzig und Chemnitz) sketchhaft zu skizzieren. Nicht selten sind die Sprecher jedoch keine gebürtigen Sachsen und imitieren das Meißenische oder Osterländische in unterschiedlicher Qualität, dadurch wird ein falsches Bild dieses Sprachgebietes auf der Bühne und in den Medien gezeigt. Dabei galt das Thüringisch-Obersächsische – insbesondere das Anhaltische, Nordthüringische und Eichsfeldische – in den vergangenen Jahrhunderten lange Zeit als vorbildlich für die hochdeutsche Aussprache.

Westthüringisch ist vor allem in der Region zwischen der Rennsteigverlängerung über Kupfersuhl nach Vacha und der am Salzbogen verlaufenden nördlichen Grenze zum Hennebergischen ein Übergangs- und Mischdialekt aus Hennebergisch, Zentralthüringisch und vor allem Osthessisch was auch in der Rhön und ihren angrenzenden Gebieten als Rhöner Platt bezeichnet wird. Am auffälligsten ist dieser kaum noch thüringisch anmutende Dialekt im Raum Bad Salzungen.

Literatur

  • Wilfried Seibicke: Beiträge zur Mundartenkunde des Nordobersächsischen, Böhlau Verlag, Weimar 1967.
  • Horst Becker, Gunter Bergmann: Sächsische Mundartenkunde, Max Niemeyer Verlag, Halle (Saale) 1969.

Weblinks

Siehe auch

Geschichte Sachsens, Geschichte Sachsen-Anhalts, Geschichte Thüringens, Deutsche Sprache


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