Tilesius

Tilesius
W. G. Tilesius von Tilenau. Zeichnung von G. Schlick, 1846

Wilhelm Gottlieb Tilesius von Tilenau (* 17. Juli 1769 in Mühlhausen/Thüringen; † 17. Mai 1857 in Mühlhausen/Thüringen), war Naturforscher und Arzt, Zeichner und Kupferstecher. Er war Kaiserlicher Hofrat in Sankt Petersburg, Ritter des Russischen Wladimir-Ordens und Ritter der französischen Ehrenlegion.

Leben und Wirken

Er studierte ab 1790 Naturwissenschaften und Medizin an der Universität Leipzig und nahm gleichzeitig Zeichenunterricht bei Adam Friedrich Oeser an der Kunstakademie in der Pleißenburg. Er absolvierte die Magisterprüfung der Künste 1795, promovierte 1797 zum Doktor der Philosophie, und 1801 zum Doktor der Medizin. 1795/96 begleitete er den Grafen und Naturforscher Johann Centurius von Hoffmannsegg auf eine Schiffsreise nach Portugal. Auf der Portugalreise beschäftigte er sich insbesondere mit Meerestieren. Die Ergebnisse veröffentlichte er in mehreren Abhandlungen. Sie dienten ihm später als Referenz für die Teilnahme an der Weltumsegelung. Nach vergeblichen Bewerbungen in Leipzig wurde er 1803 zum Professor an die Moskauer Universität berufen.

Er nahm als Schiffsarzt, Meereszoologe und Expeditionszeichner auf der Fregatte Nadeschda an der ersten russischen Weltumsegelung 1803–1806 unter Adam Johann von Krusenstern teil. Sein Bildband zum Expeditionsbericht erschien 1814.

Uriöll - ein Kormoran oder Seerabe. Aquarell, Pinsel, Feder, datiert 23. September 1805

Im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Alexander von Humboldt errang Tilesius nur wenig öffentliche Anerkennung. Nach ihm sind jedoch mehrere, von ihm beschriebene Tier- und Pflanzenarten benannt, u.a. drei Arten von Panzergroppen, die Rote Königskrabbe, eine Meduse, sowie ein Bergkegel an der Nordküste von Honshu. Er wurde von Krusenstern Pik Tilesius benannt. Der 1625 m hohe Berg trägt den japanischen Namen Iwaki und liegt auf 40°40'40 N und 140°11' O. Bis 1814 blieb er in den Diensten des Zaren in Sankt Petersburg und erbrachte die Druckvorlage von Krusensterns Reisebericht. In der Zeit kümmerte er sich insbesondere auch um die Umsetzung seiner Zeichnungen in Stiche. Am 12. Mai 1807 heiratete er eine junge Russin. Nach der Scheidung von seiner russischen Frau, die ihn wegen eines anderen verlassen hatte, entschied sich Tilesius für die Rückkehr in seine Heimatstadt Mühlhausen. Dort konnte er seinen Sohn Adolf in die Obhut der Großmutter geben und ihm eine angemessene Erziehung zugute kommen lassen. Er selbst führte jedoch ein Schattendasein, lebte bis 1822 von der Pension, die ihm Zar Alexander gewährt hatte. Erst ab 1822 verdiente er sich wieder als Zeichner und Buchillustrator. Nach seinem Tode im Jahre 1857 trug er in seiner Heimatstadt viel Ruhm davon und prägte den stadtbekannten Familiennamen. Auch das örtliche Gymnasium ist nach ihm Tilesius-Gymnasium benannt und zollte ihm im Jahre 2007 in einer Festwoche seinen Respekt. Erst heute jedoch wird sein Nachlass, der sich im Besitz der Universität Leipzig befindet, wieder zugänglich gemacht.

Veröffentlichungen

  • 1799: Beschreibung merkwürdiger Höhlen
  • 1800: Verzeichnis und Bestimmung merkwürdiger Seeproducte
  • 1802: Über die sogenannten Seemäuse
  • 1813: Naturhistorische Früchte der ersten russischen Weltumsegelung

Weblinks


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